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Offener Wettbewerb | 11/2023

Bayerische Landesgartenschau Günzburg 2029

Donaufenster

Donaufenster

Anerkennung

Preisgeld: 10.850 EUR

plancontext gmbh landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Günzburg bewegt

„Günzburgs Schicksal und seine Geschichte liegen am Wege“, so charakterisierte der Schriftsteller Alexander Heilmeyer (1872-1940) seine Heimatstadt Günzburg. Waren es früher die überregionalen Verkehrswege, die der Stadt Ansehen und Bedeutung verliehen haben, so werden es zukünftig die „Grünen Wege“ entlang der Flüsse sein, die wertvolle innerstädtischen Freiräume verbinden und die Lebensqualität der Stadt entscheidend prägen werden.
Die Gartenschau ist ein ideales Mittel, die Chancen der Verknüpfung der städtischen Teilräume untereinander und mit der Umgebung zu ergreifen. Die bisherige Isolation der Stadtteile wird durch ein engmaschiges Netz aus Fuß- und Radwegen und Grünverbindungen aufgehoben. Gleichzeitig wird Günzburg wieder stärker mit seinen Flüssen Donau, Nau und Günz verknüpft. Die Ufer der drei Flüsse werden renaturiert und für die Naherholung zugänglich gemacht. So entstehen kurze und attraktive Wege die eine stadtnahe Erholung, Sport und Spiel ermöglichen. Artenvielfalt und Klimaresilienz werden nachhaltig gestärkt und das Denkmodell einer vernetzten Stadt in den Köpfen verankert.

Donaupark und Gartenstadt Auweg:
Die Gartenstadt Auweg wird ein vielfältiges und kompaktes Quartier, in dem Wohnen, Arbeiten und Erholung möglich sind. Zusammen mit dem neuen Donaupark gelingt ein starker Brückenschlag Günzburgs an die Donau. Die Barrierewirkung der Bahnanlagen wird durch den Durchstich der Bahnunterführung spürbar verringert. Der nördliche Bahnhofsplatz bildet als gekippte, baumüberstandene Rasenfläche das Entree zur Gartenstadt. Zur Bahn hin bildet eine begrünte Lärmschutzwand einen vertikalen Garten. Ein zentraler Quartiersplatz bildet zur Gartenschau den Eingang und später eine lebendige Mitte mit kleinen Läden und gastronomischen Angeboten. Daran schließt sich ein Retentionsteich an, der das Oberflächenwasser des gesamten Quartiers sammelt und filtert. Nach Möglichkeit wird der Teich zusätzlich vom verrohrten Erlenbach gespeist.
Um den Teich spannt sich eine Wegespange, die Richtung Norden zum neuen Donausteg führt. Er stellt eine Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zum nördlichen Donauufer und seinen Freizeiteinrichtungen dar, insbesondere dem Freibad und dem Sportpark. Die Nutzer des Donauradwegs erhalten eine attraktive direkte Verbindung in die Innenstadt. Richtung Westen verbindet der neue Günzsteg den Donaupark mit dem südlichen Donauuferweg und der in die Innenstadt führenden der Günzpromenade.
Der Donaupark schafft einen flussübergreifenden, attraktiven und naturnahen Erholungsraum. Durch eine verspringenden Uferlinie und die wechselnde Höhensituation entstehen Parkschollen, die beidseitig der Donau spannungsvolle Räume bilden. Gleichzeitig bilden sie strukturreiche Ufer mit hohem ökologischem Wert. Im Zentrum des südlichen Donauparks liegt eine großzügige Ufertreppe aus Natursteinblöcken. Über eine Rampenanlage ist der Wasserzugang barrierefrei erschlossen. Ein begehbares schwimmendes Deck erinnert an die früheren Flussbäder. In den Sommermonaten kann es als Bühne für kleinere Aufführungen genutzt werden.
Die beiden zentralen Parkschollen können für Veranstaltungen wie dem jährlichen Volksfest genutzt werden. Dazu werden die Wiesen regelmäßig gemäht. Im Umfeld prägen Blumenwiesen und Hochstaudenfluren die offenen Flächen und Lichtungen.
Auf einer baumüberstandenen erhöhten Scholle im östlichen Übergang zum Auwald liegt ein Naturspielplatz mit einem Kletterwald. Naturmaterialien, Pflanzen und die Topografie werden hier zum zentralen Spielthema. Auf der südlichen Parkscholle fungiert ein Neubau mit Restaurant und Biergarten als Torhaus und Scharnier zwischen Donau- und Günzsteg.
Der nördliche Donaupark erhält zwischen der bereits renaturierten Naumündung und dem neuen östlichen Eingang zum Freibad eine Uferabsenkung, die als Liegewiese genutzt werden kann. Die Donau erhält hier eine kleine Bucht, die als Wasserzugang dient.
Die Außenanlagen des Freibades und der bestehende westliche Eingangsbereich werden aktuell umgestaltet. Das vorhandene Radlerhotel wird durch Baumhaushotels an der Donau ergänzt.
Am neuen östlichen Zugang zum Freibad entsteht ein Aufenthaltsbereich mit Ausblick auf die Donau und die Altstadtsilhouette Günzburgs. Durch einen Pop-up-Biergarten und einen Fahrradparkplatz entsteht gleichzeitig einen Rastpunkt am Donauradweg.
Die an die Parkschollen angrenzenden Auwälder werden zu strukturreichen, gemischten und damit klimaresilienten Beständen umgebaut.

Blau-Grünes Band Günz:
Die Günz und ihre Seitenarme verbinden als Blau-Grünes Band alle wertvollen innerstädtischen Freiräume. Als grüner Korridor durchzieht sie die Stadt, schafft wichtige ökologische Rückzugs- und soziale Erholungsräume und verbindet sie miteinander. Durchgängige Uferwege sind nicht überall möglich. Lücken werden wo möglich geschlossen und private Uferflächen angekauft, ökologisch aufgewertet und vernetzt.
Im Bereich Butzengünz entsteht ein grün geprägter Anger Am Gries. Der vorhandene Rundweg zu den Mühlen und der Wasserkraft wird gestärkt. Gegenüber der Hasenmühle entsteht ein Uferweg.
Entlang des Blau-Grünen Bandes reihen sich attraktive Spiel-, Bewegungs- und Aufenthaltsflächen. Auch die Ansiedlung gastronomischer Angebote, Ateliers oder Werkstätten - beispielsweise in den noch vorhandenen Mühlen – werden gezielt gefördert.
Im Bereich Kappenzipfel wird ein ökologisches Musterwohnquartier errichtet. Die Bauweise aus Holz, Dachbegrünungen und innovative Maßnahmen zur Energie- und Wassereinsparung ermögliche einen naturverbundenen Lebensstil. Zur Bahn hin liegen dreistöckige, lang gezogene Baukörper mit integriertem Lärmschutz. Mittig werden um einen zentralen Anger eingestreute zweistöckige „Woodcubes“ vorgeschlagen.
Eine Halle der heutigen Gewerbeansiedlung unmittelbar am Günzufer bleibt erhalten und wird zur Umweltstation umgebaut, die über die Gartenschau hinaus erhalten bleibt. Sie wird für Informationsveranstaltungen, naturpädagogischen Angebote oder Ausstellungen genutzt. Im Sommer bilden der Günzstrand und ein Sommercafé einen Anziehungspunkt an der Günzpromenade.

Grüner Altstadtring:
Der die Altstadt umgebende grüne Ring auf der früheren Wallanlage wird gestärkt. Im Süden wird im Anschluss an den bereits umgestalteten Turniergarten eine Parkplatzfläche zum „Geschichtsgarten“ umgestaltet. Er erweitert das benachbarte Heimatmuseum um eine Ausstellungsfläche im Freien.
Im Norden entsteht mit den Günzterrassen eine Verknüpfung der Altstadt mit der namensgebenden Günz. Von einem Aussichtspunkt am Kuhturm erschließen Treppen und barrierefreie Rampen die intensiv gestalteten Obst- und Staudengärten. Geplante Parkdecks an der Schlachthofstraße fügen sich später nahtlos als begrünte und begehbare Terrassen in die Gartenanlage ein. Nördlich der Schlachthofstraße führen die Terrassengärten bis hinunter zu einem Wasserzugang an der Günz. Der barrierefrei gestaltete neue Günzsteg schafft eine Verbindung zur Günzpromenade.
Der Klostergarten wird zu einer künstlerisch gestalteten, grünen Oase. Ein klassisches Wegekreuz und eine Brunnenanlage werden gekippt und schaffen eine inspirierende, surreal wirkende Atmosphäre.

Kulturlandschaftspark Hagenweide:
Die Hagenweide stellt bereits heute einen wertvollen Freiraum dar, der zu einem Kulturlandschaftspark entwickelt wird. Besuchern jeden Alters werden die regionale, nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung nähergebracht. Auf den Wiesen und einer Waldweide lassen sich Nutztiere beobachten. Im Süden existiert ein Musterhof mit einem Hofladen und vielfältigen landwirtschaftlichen Kulturen. Eine Obstwiese mit regionalen, zukunftsfähigen Sorten steht zukünftig den Bürgern zur Verfügung.
Aktuell fehlen dem Park Orientierung und Freizeitangebote. Das bestehende Wegenetz wird daher mittig zu einem zentralen Rundweg ergänzt. Die Trassenführung erfolgt bestandsnah, um wertvolle Gehölzbestände zu schonen. Der Rundweg umschließt den Huthewald und eine große offene Park- und Picknickwiese mit Waldlichtungscharakter. Der vorhandene Spielplatz am Kinderhaus wird durch einen Motorikpark mit Bewegungsangeboten für alle Generationen ergänzt. Ein Waldgarten und Wasserzugang zur Günz und ein blühender Waldsaum, der gleichzeitig als Biotopschutzstreifen fungiert, bilden weitere Anziehungspunkte. Die Anbindung an die umliegenden Quartiere wird verbessert.

Jugendpark „Bleiche“:
Im Umfeld des vorhandenen Skaterparks und als Ergänzung zu den Schulsportanlagen entsteht eine Freifläche für Kinder und Jugendliche mit Aktionsbereichen, beispielsweise für Outdoor-Fitness, Freestyle oder Streetball. Die Fläche soll unter aktiver Beteiligung und Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen entwickelt werden. Nach Möglichkeit soll die Schulsportanlage außerhalb der Schulzeiten geöffnet werden.

Bürgerpark Städtische Anlagen:
Der Bürgerpark wird gemäß des vorliegenden Parkpflegewerkes denkmalgerecht entwickelt. Die sinnliche Naturerfahrung steht hier im Vordergrund.
Der vorhandene Spielplatz wird zum „Märchenspielplatz“ umgestaltet und erzählt spielerisch eine Geschichte um die Flussgöttin Guntia und den Donaugott Danubius. Im Waldbereich werden einige lauschige, poetische Orte inszeniert, die eine bewusste Naturerfahrung und Naturverbundenheit fördern. Besucher können verschiedene Ausdrucksformen und Spielarten der Landart entdecken, wie künstlerische Interventionen und pflanzliche Kompositionen.
Die Märchenwiese kann auch über die Gartenschau hinaus für kleinere Veranstaltungen genutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser orientieren sich bezüglich der Eingriffsintensität an der Wertigkeit der Bestandssituation. Während am Donauufer umfassende Gestaltungsvorschläge für die streng gefassten Flussufer angeboten werden, reduziert sich der Eingriff in der malerischen Kulturlandschaft Hagenweide auf ein erforderliches Minimum.

Im Donau-Au-Park schafft die vorgeschlagene Modellierung des Flussufers auf der gesamten Parklänge eine attraktive Zugangszone zum Fluss. Die Anlage korrespondiert mit einer naturnahen Aufweitung auf dem gegenüberliegenden Nordufer. Beides wird sehr positiv gesehen. Auch der Umgang mit der Hagenweide im Süden überzeugt mit einer sensiblen Grundhaltung, die sich in der weitgehenden Beibehaltung der Bestandswege zeigt und den Gehölzbestand schont.
In der formalen Ausgestaltung zeichnen sich jedoch in allen Teilbereichen Schwachstellen ab. So wirkt die Direttissima vom Bahnhofsplatz zum Radweg am Nordufer in ihrer Dimension übermächtig, vor allem aber kollidiert sie mit dem geplanten Städtebau der Gartenstadt. Dies führt dazu, dass Quartiersplatz und Neubau keine stimmige räumliche Situation schaffen können. Das Schollenthema auf dem Volksfestplatz in der Auer wirkt fremd.

Am Hanggarten wird für eine neue Flächenorganisation der Verlust des gesamten Baumbestandes in Kauf genommen, ohne dass dabei eine barrierefreie Erschließung entsteht.

Die vorgeschlagene Bebauung am Kappenzipfel wirkt unstrukturiert.

Insgesamt weist der Entwurf einige interessante Grundgedanken auf, wirkt im Detail jedoch wenig überzeugend.
Donaupark und Gartenstadt Auweg

Donaupark und Gartenstadt Auweg

Altstadtring und Hagenweide

Altstadtring und Hagenweide

Donaupark und Hagenweide

Donaupark und Hagenweide