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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Neubau Laborgebäude und Gewächshäuser am Thünen-Institut für Forstgenetik in Großhansdorf

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Preisgeld: 45.000 EUR

Gerber Architekten GmbH

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch ihre weitgehende eingeschossige Bauweise des Laborgebäudes aus. Der Baukörper bildet zusammen mit den Gewächshäusern eine winklige Konfiguration im äußersten Nord-Westen des Grundstücks mit großer Freifläche zum Aboretum. Diese beiden Entwurfsaspekte – Eingeschossigkeit und Orientierung zum Park – bilden den Kern, aus dem sich die Kraft der Arbeit speist. Auf eine selbstverständliche und überzeugende Art und Weise vermag sie den Geist des Ortes aufzuspüren und gestärkt fortzuführen. Die Antwort eines flach liegenden, pavillonartigen Gebäudes in einfacher Geometrie hilft eine wohltuende Klarheit und Einfachheit zu erzeugen ohne zu dominieren. Die Dominante bleibt stets der Baum. Die Aneignung des Ortes entsteht vielmehr über eine Architektur, die es schafft eine große Nähe zwischen Mensch und Raum herzustellen. Die Erlebbarkeit des Außen wird durch die umlaufende Verglasung, Eingeschossigkeit und im Innern durch einen Lichthof hergestellt. Verkehrswege verlaufen stets mit dem Blick in den naturhaften Außenraum.

Dem weit auskragenden Vordach kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Seine Bedeutung ist vielschichtig. Technisch stellt es den Sonnenschutz bzw. die Verhinderung von Überhitzung sicher und verringert die Wärmeverluste über das Glas. Die architektonische und nicht technische Lösung erscheint besonders lobenswert. Sie stellt einen kontinuierlich unversperrten Außenblick und die Präsenz des Ortes sicher. Die dadurch entstandene große Kontaktfläche zwischen Innen und Außen, sowie Raum und Mensch, baut ein außergewöhnliches Maß der Verbundenheit und emotionalen Beziehung auf.

Darüber hinaus wirkt es als essentieller Vermittler zwischen den Räumen und bildet einen eigenen kleinen vorgelagerten Außenraum mit Aufenthaltsqualität. Die genannte Maxime wird jedoch mit einer großen Transmissionsfläche erkauft, die, bei unzureichender Kompensation, zu energetischen Nachteilen reichen kann.

Die gewählten Materialitäten sind positiv zu bewerten und stützen den Entwurfsgedanken. Die mehr als ausreichende Raumhöhe verspricht Optionen zur Umnutzung. Diese bereitgestellte Flexibilität bildet einen wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekt ab.
Im Untergeschoss werden Stellplätze nachgewiesen, die von der Sieker Landstrasse erschlossen werden. Ihre Anzahl reicht derzeit nicht aus und sollte auf das geforderte Maß erhöht werden.

Der Raumeindruck kommt dem einer in der Auslobung unerwünschten Tiefgarage nahe und sollte entschärft werden. Ein Aufzug bindet von hier an das eigentliche Erdgeschoss an; Barrierefreiheit ist vorbildhaft gegeben.

Mit Ausnahme der Schwächen eines ungünstigen A/V Verhältnisse bzw. großen Fußabdrucks und einer begrenzten Anzuchtfläche, vermag der Entwurf städtebaulich, gestalterisch, funktional und atmosphärisch zu überzeugen. Eine große sinn- und identitätsstiftende Wirkung scheint gewährleistet.

Freiraum
Der fließende Übergang zum Gesamtensemble der Parkanlage und die zurückhaltende Erscheinung durch die Höhenentwicklung des Gebäudes ist eine herausragende Stärke des Entwurfes.

Die Idee, die Pflanzen und Forschung in direkter Beziehung zu platzieren, überzeugt aus freiraumplanerischer und funktionaler Sicht, wobei Aufenthaltsflächen für die Nutzer:innen noch vermisst werden.

Die Platzierung des Eingangs ist für Fussgänger:Innen von der Einfahrt aus nur über einen Umweg zu erreichen. Liefer- und Wirtschaftsverkehre weisen noch Defizite auf. Insgesamt überzeugt die Arbeit durch das Zusammenspiel aus Gebäude, neuen Freiflächen und der historischer Parkanlage.
Lageplan

Lageplan

Ensemble

Ensemble