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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2023

Campusmitte Lichtwiese an der Technischen Universität Darmstadt

Perspektive Campusmitte

Perspektive Campusmitte

Anerkennung

Preisgeld: 8.000 EUR

häfner jiménez betcke jarosch landschaftsarchitektur gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Orthogonales Grundraster
Ausgehend von der bestehenden städtebaulichen Struktur und der ursprünglichen landschaftsarchitektonischen Idee aus orthogonalen und landschaftlichen freien Elementen, wird ein orthogonales Ordnungssystem entwickelt.
Die strenge Ordnung soll vor allem für Orientierung sorgen, Adressen und Orte ablesbar machen und eine große Freiheit in der Nutzung herstellen.
 
Felder und Baumvolumen
Das orthogonale Raster wird räumlich aus grünen Felder und Baumvolumen gebildet. Diese beiden Systeme überlagern sich zum Teil, bleiben aber immer am Raster orientiert.
 
Der Boulevard
Für die gesamte Campusmitte wird eine einfache Raumtypologie entwickelt.
Ein linearer Freiraum verbindet alle angrenzenden Platz- und Grünräume, die zentralen Gebäude der Campusmitte.
Der Boulevard wird das identitätstiftendes Rückgrat der neuen Campusmitte. 
Er ist nicht nur Erschließungsraum und schafft Orientierung sondern öffentlicher sozialer Raum: Sehen und gesehen werden, flanieren, Aufenthalt am Wasser, Präsentation verschiedener Institute entlang dieser Freiraumachse.
 
Eine Wasserlinie gegliedert den Boulevard.
Des Thema Klimaanpassung wird so im Freiraum als zentrales Gestaltungselement sichtbar. Die Aspekte Wasserrückhalt, Kühlung, Biodiversität werden so nachvollziehbar in die Gestaltung der Campusmitte integriert. Die Wasserlinien ist nicht nur reines Gestaltungselement. Hier wird anfallendes Regewasser gesammelt, gereinigt, verdunstet und weitergeleitet. Es werden in artifizieller Form Mikrobiotope etabliert, aber auch Aufenthaltsbereich am Wasser geschaffen, die die  Campusmitte als grünes, lebendiges und identitätsstiftendes Zentrum des Universitätsstandorts definieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser beschreiben als Entwurfsziel eine »einfache Struktur für die künftige Ordnung von qualitativ hochwertigen und atmosphärisch dichten Freiräumen«. Die freiräumliche Verbindung der neuen Campusmitte mit den bestehenden Freiräumen, dem Gebäudeensemble und den umgebenden Landschaftsräumen soll dabei einen Schwerpunkt bilden.

Als zentrales Entwurfselement wird ein Boulevard als Ost-West-Achse als identitätstiftendes Rückgrat der neuen Campusmitte formuliert. Dieser reicht bewusst vom südlichen Zugang zum Innenhof des Fachbereichs Architektur bis unmittelbar an das Institutsgebäude des Fachbereichs Maschinenbau. Der Boulevard ist von einer sogenannten »Wasserlinie« durchzogen, in der anfallendes Regenwasser gesammelt, gereinigt, verdunstet und weitergeleitet werden soll. Holzdecks, die in die Wasserlinie hineinragen, bilden kleine Aufenthaltsorte und Treffpunkte zum Sitzen, Lesen und Lernen. Der Grundgedanke, die Promenade durch ein ökofunktionales Element zu einem kommunikativen Ort zu machen, wird anerkannt. In ihrer konkreten Ausformulierung und vor dem Hintergrund des eher geringer Wasseranfalles wird die »Wasserlinie« jedoch kritisch beurteilt. Der Mensa vorgelagert ist eine Terrasse mit Baumhain als formal gestalteter Bereich für Außengastronomie. Südlich davor erweitert sich der Boulevard bis zur Terrasse und bildet so einen großzügigen befestigten Platzbereich, der für flexible und informelle Nutzungen geeignet wäre.

Zwischen Mensa und Hörsaal- und Medienzentrum wird ebenfalls eine großzügige Pflasterfläche vorgeschlagen, die eine Vor- und Verbindungszone beider Gebäude mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten bietet. Dies wird einerseits als positiv eingeschätzt. Andererseits wird der Anteil an versiegelten Flächen als zu hoch kritisiert, insbesondere, weil er dem Ziel einer Entsiegelung der Campusmitte entgegensteht. Der östliche, zum Haltestellenbereich orientierte Mensazugang verbleibt als Nebeneingang und ist von einem großen Fahrradabstellbereich umgeben.

Die Freiräume nördlich des Boulevards werden durch orthogonale, unterschiedlich große und zueinander versetzte »Baumpakete« gegliedert. Diese werden durch die Jury als angenehme und gut platzierte Gestaltungslemente gewürdigt. Das mögliche Baufeld westlich der Mensa wird als Beachball-Anlage gestaltet.

Die Aussagen zur Nachhaltigkeit in Bezug auf das Wassermanagement und die Bepflanzung mit Baumdächern werden als überzeugend und gut durchdacht eingeschätzt. Die durch den Verfasser benannten Realisierungskosten liegen innerhalb des geplanten Budgets, im Feld der Arbeiten jedoch eher im höheren Bereich.

Insgesamt bewertet die Jury den Entwurf als pragmatischen Vorschlag, der in seinen Grundaussagen viele richtige Ansätze enthält, in der Ausarbeitung jedoch als zu urban erscheint und in den Details einige Schwächen aufweist. Neben dem hohen Versiegelungsgrad sind dies u. a. die Wahl der kleinteiligen, unterschiedlich gerichteten Pflasterstrukturen. Auch die angestrebten Verbindungen mit den umgebenden Landschaftsräumen gelingen nicht überzeugend.
Perspektive Mensabereich

Perspektive Mensabereich

Campusmitte

Campusmitte

Campusumfeld

Campusumfeld