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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Neubau Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits‐ und Veterinärwesen Sachsen (LUA) in Bischofswerda

ein 3. Preis

huber staudt architekten bda

Architektur

Brullet - De Luna Arquitectes

Architektur

peil und partner ingenieure GmbH

TGA-Fachplanung

Modellbau Alexander Hammes

Modellbau

Erläuterungstext

Leitidee: Offenheit und Transparenz nach außen und innen
Der Neubau der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits‐ und Veterinärwesen Sachsen, LUA zeigt sich als offenes und nachhaltiges Verwaltungs- und Laborgebäude. Es bezieht den unmittelbar angrenzenden Landschaftsraum in die Gebäudestruktur ein und fügt sich in seiner Höhenentwicklung und mit einer feingliedrigen Holzfassade in den weichen Südhang des Butterbergs von Bischofswerda ein. Offene, von Tageslicht durchflutete Innenräume mit weiten Blickbeziehungen in die malerische Landschaft ermöglichen zeitgemäße Arbeitsplätze in einem nachhaltigen Holz-Beton-Hybridbau.

Das LUA im Gewerbegebiet Nord 2, „Waldeck“ in Bischofswerda
Der Neubau des LUA bildet den Auftakt für die Entwicklung des neuen Gewerbegebiets an der Bautzener Straße im Norden von Bischofwerda. Die Ringstraße (Planstraße A und B) in Verlängerung der Geislingerstraße erschließt die differenzierten Zugangssituationen zum Forschungsgebäude. Seine kompakte Form lässt viel Raum für eine zukünftige Erweiterung im Inneren des Rings. Nördlich schließt das eigentliche Erweiterungsbaufeld 2 des LUA an und westlich jenseits der gemeinsamen Rigole das Baufeld 3 für zukünftige Gewerbeansiedlungen. Östlich der Ringstraße entsteht das Plangebiet 4, welches zukünftig an die Planstraße A angebunden werden kann, sowie das bestehende Lager und Logistikzentrum auf dem Baufeld 4, dem Gelände der ehemaligen Trainkaserne von Bischofswerda, zu der auch der historische Gasthof „Zum Goldenen Löwen“ gehört. Das kompakte, möglichst dicht bebaute Gewerbegebiet, ist u-förmig im Norden, Westen und Süden von landwirtschaftlichen Nutzflächen umgeben, während im Osten ein dichter Wald angrenzt. Die Rigole als linearer Park mit Aufenthaltsqualitäten bildet einen beliebten Treffpunkt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LUA sowie der westlichen angrenzenden Gewerbeflächen. Die Attikahöhe des Gebäudes bezogen auf den tiefsten Punkt des Geländes an der Ecke Geislinger Straße mit den Planstraßen A und B liegt bei 16,9 m oder 328,40 m ü. NHN. Die Höhe des Gebäudes ist deutlich niedriger als 22,0 m, der im B-Plan angegebenen maximalen Gebäudehöhe. Aus diesem Grund erscheint der Neubau, von den Ausläufern des Butterbergs im Nordwesten schauend, lediglich 2-3-geschossig, während sich das Gebäude von der gegenüberliegenden Ankunftsseite im Südosten 4-geschossig präsentiert und somit einen angemessenen Auftakt zu dem hier entstehenden neuen Gewerbegebiet bildet.

Äußere Erschließung, Eingangsplatz und Wirtschaftshöfe, Freiräume
Der Haupteingang des LUA befindet sich an der Südseite des Neubaus, dem zentralen Parkplatz mit 223 PKW Stellplätzen gegenüberliegend. Mitarbeiter und Besucherinnen erreichen ihn über die Planstraße A und den daran angrenzenden gut proportionierten, nach Süden ausgerichteten Vorplatz. Von hier aus öffnen sich weite Blicke in Richtung Ortsmitte von Bischofswerda. Die Bushaltestelle befindet sich östlich an den Vorplatz angrenzend, während die geforderten 7 Behindertenstellplätze westlich angeordnet sind. Die zum Teil überdachten Fahrradstellplätze für 115 Fahrräder liegen eingebettet in den an den Vorplatz angrenzenden, geschützten Vorgarten des LUA. Die Einbindung der bestehenden Topografie in die äußere Erschließung ermöglicht die Anordnung der wesentlichen Zugänge zum Gebäude auf unterschiedlichen Höhenkoten. Die Andienung an das Gebäude erfolgt über den Wirtschaftshof, an der Südostecke, der tiefsten Stelle des Wettbewerbsgeländes. Größere Lieferfahrzeuge nutzen die Ringstraße und die Halteflächen an der Planstraße B und fahren von Osten kommend den Wirtschaftshof an. Kleinere Lieferfahrzeuge erreichen den Anlieferhof zeitsparend direkt über die Planstraße A. Die Ein- bzw. Ausfahrten werden mit Schranken gesichert. Die Anlieferung von Proben, sowie die Ver- und Entsorgung des LUA erfolgt wettergeschützt unmittelbar in die -1 Ebene des Neubaus. Hier sind die Probenannahme, sowie die großen Lagerflächen des LUA angeordnet. Stellplätze für Lieferfahrzeuge befinden sich im Bereich des Wirtschaftshofs. Die separate Zufahrt zur 2-geschossigen Sektionshalle mit einem vorgelagerten separaten Erschließungshof mit integrierter Wanne zur Desinfektion der Lieferfahrzeuge erfolgt ebenfalls über die Planstraße B von Osten. Sowohl der Wirtschaftshof als auch der Sektionshof sind in großzügige Vorgärten eingebettet und haben einen angemessenen Abstand zu den angrenzenden Straßen. Der auf der mittleren Ebene gelegene repräsentativen Vorplatz verweist deutlich sichtbar auf den Haupteingang, während der tieferliegende Wirtschaftshof bzw. Sektionshof als dienende Erschließungsflächen wahrgenommen werden. Zusätzliche Zuwegungen nach Norden und Westen dienen der Erschließung der großzügigen Gärten mit darin angeordneten Erholungs- und Spielflächen für die Betreuung von Kindern sowie Treffpunkten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des neuen LUA. Die westlich angeordnete Regenmulde wird als linearer Park interpretiert. Kleine Brücken verbinden die Gärten und schaffen eine Verbindung zur Planstraße B und dem Baufeld 3 im Westen.

Gebäudeidee, 3 U´s
Drei gegeneinander versetzt angeordnete U-förmige Baukörper bilden klar definierte Außenräume. Nach Süden orientiert sich der Eingangsbereich des LUA, nach Westen offene Gartenhöfe, nach Norden offene Wiesenbereiche mit Streuobstbäumen, nach Osten die Erschließung des Sektionshofs, sowie der Wirtschaftshof im Südosten. Die nach Westen ausgerichteten 2 - 3- geschossigen U-Baukörper markieren zur angrenzenden Regenmulde eine „weiche Linie“. Wie bei einem Gebäudekamm verzahnen sich die offenen Höfe des Forschungsgebäudes mit dem angrenzenden Landschaftsraum. Der nach Osten orientierte 4 geschossige Baukörper ist in den unteren, an die Straße angrenzenden Ebenen geschlossen, während die darüber angeordneten Forschungsebenen ein nach Osten geöffnetes U bilden. Den Mittelpunkt der Gebäudestruktur bildet ein nach Süden geöffneter zentraler Innenhof. Dieser orientiert das ringförmig angeordnete Erschließungssystem mit 3 wesentlichen Erschließungskernen für die „notwendigen“ Treppen und einer zusätzlichen leicht auffindbaren den Innenhof begleitenden Freitreppe. Die großzügige grüne Seele des LUA ermöglicht direkte Blickbeziehungen in die 4 Ebenen des Neubaus. Insgesamt 6 parallel versetzt angeordnete, ost-west orientierte Gebäuderiegel von 22,20 m x 54,60 m sind funktional gleich aufgebaut. Die horizontale Erschließung bildet ein Zweiflursystem, wobei die Laborbereiche aus energetischen Gründen nach Norden und die Büros nach Süden ausgerichtet sind. Der Mittelbereich wird von dienenden Funktionen, wie zentralen Schächten, Serverräumen, Teeküchen und Treppenhäusern belegt.

Innere Erschließung, Barrierefreiheit
Wege der Besucherinnen und Besucher:
Die Verwaltung, sowie die zentralen Flächen des LUA befinden sich im Erdgeschoss, unmittelbar an das Foyer angrenzend. Hier öffnen sich der Empfang, die zentralen Besprechungsräume, die mit dem Speiseraum zusammenschaltbar sind, und die Küche. 2 Terrassen im Innenhof und auf dem Vorplatz laden in den Sommermonaten zum Verweilen ein. Im nördlichen Gebäudeteil liegen die Bibliothek sowie die Schulungsräume. Die großzügige Freitreppe führt die Besucher in die Obergeschosse, bzw. bei Bedarf in die -1 Ebene. Die Bereiche um den Innenhof sind im Wesentlichen öffentlich zugänglich. Alle Ebenen und Bereiche des neuen LUA sind über Aufzüge barrierefrei zugänglich.

Wege der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Die Verwaltung sowie die zentralen Dienste können vom Foyer im EG aus unmittelbar erreicht werden. Die Forscherinnen und Forscher in den S2 bzw. S3 Laboren wählen die Freitreppe oder den Erschließungskern 1, um im UG die zentralen Umkleiden zu erreichen. Hier findet die schwarz / weiß Trennung der Wäsche zum Beginn bzw. zum Ende des Arbeitstages für alle an zentraler Stelle statt. Von der zentralen Umkleide in der -1 Ebene aus, können wesentliche Laborbereiche der Veterinärmedizin, wie die Sektionshalle, auf kurzem Weg erreicht werden. Das zentral gelegene Treppenhaus 2 ermöglicht die vertikale Erschließung aller Ebenen des Forschungsgebäudes als Teil des geforderten S2 Hygieneregimes. Die an das Treppenhaus 2 angrenzenden Flure setzen die sterile, dem S2 Status entsprechende horizontale Erschließung hin zu allen wesentlichen Laborbereichen fort. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können somit ihren Arbeitsplatz erreichen, ohne sich jeweils in den S2 Bereich ein- und ausschleusen zu müssen. Lediglich die S3 Labore erhalten dezentrale, den jeweiligen Laboren direkt zugeordnete Schleusen. Nur zu den Pausen müssen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über eine Kittelschleuse ein- bzw. ausschleusen. Die unterschiedlichen Fachabteilungen Humanmedizin, Lebensmitteluntersuchung und Veterinärmedizin sind großzügig, störungsfrei und zusammenhängend auf den insgesamt 4 Ebenen des LUA verteilt angeordnet.

Wege der Proben, Waren und zu sektionierenden Tiere
Über den großzügigen Wirtschaftshof können Proben wettergeschützt an der hier angeordneten Probenannahme abgegeben werden. Die LUA übergeordneten Laborbereiche zur Probennahme und Analyse befinden sich unmittelbar angrenzend im UG. Von hier aus können die Proben im Haus verteilt und erforscht werden. Die Sektionshalle erhält einen eigene Vorhof mit separater Erschließung über ein Außentor in der -1 Ebene. Die Tierkadaver werden unmittelbar in die Halle geliefert, sektioniert und anschließend erforscht. Fahrzeuge werden bei Bedarf in der vorgelagerten Durchfahrwanne desinfiziert. Waren, die für das Zentrallager im LUA bestimmt sind, werden direkt vom Wirtschaftshof in der -1 Ebene angeliefert und erreichen die Lager auf kurzem Weg. Dem Wunsch der LUA, die Wege der Proben im Haus, der jeweiligen Fachabteilung entsprechend, farblich zu markieren, kann entsprochen werden.

Nachhaltigkeit, Tragwerk, Farb- und Materialkonzept
Der Neubau der Landesuntersuchungsanstalt stellt typologisch ein Hanghaus dar. Ein Teil des Gebäudes, insbesondere die dienenden Bereiche ohne direktes Tageslicht, wie Zentrallager, zentrale Umkleide und Technik werden in der -1 Ebene unmittelbar in den Hang hineingebaut. Aus diesem Grund werden die unteren beiden Ebenen, -1 und Erdgeschoss als Skelettbau in klassischen Stahlbeton auf einem Achsraser von 7,20 x 7,20 m errichtet. Die Sohle sowie die Außenwände, die unmittelbar gegen das Erdreich angrenzen, werden als „weiße Wanne“ mit einer Frischbetonfolie als Abdichtungssystem gegen drückendes Hangwasser ausgebildet. Oberhalb des Stahlbeton-Skelettbaus entsteht vom 1. OG bis zum 2. OG ein Holz-Stahlbeton-Hybridbau auf einem Konstruktionsraster von 3,6 m. Die Mittelzone, insbesondere die zentralen Versorgungsschächte der TGA der gleich aufgebauten insgesamt 6 Labormodule kann für Aussteifungskerne aus Stahlbeton genutzt werden. Diese Konstruktion ist besonders nachhaltig, da mit Holz ein nachwachsender Rohstoff zum Einsatz kommt. Die Fassade wird aus stabförmigen hinterlüfteten Holzlamellen aus vorbewitterter Weißtanne, die von etwa 200 mm tiefen Pfosten und Riegeln aus gleichem Material eingerahmt. Die über 2 Geschosse aufgespannten Rahmen gliedern das Gebäude in die beiden unteren Ebenen, die Hanggeschosse, sowie die beiden darüber angeordneten Ebenen, die beiden Luftgeschosse. Die horizontal überstehenden Holzflächen werden mit Blechabdeckungen vor direkter Bewitterung geschützt. Das Grundraster der Fassade von 1,20 m entspricht dem Ausbauraster der Forschungslabore. Die Fenster haben eine Brüstungshöhe von etwa 0,8 m. Die Brüstungen im Bereich der Büros und Labore sind geschlossen, während im Foyer und den zentralen Erschließungsflächen eine bodentiefe Verglasung zum Einsatz kommt. Außenliegende eloxierte Aluminium Raffstore mit einer Tageslichtlenkung gewährleisten den sommerlichen Wärmeschutz.
Die Innenräume des Forschungs- und Verwaltungsgebäudes entstehen auf einem Ausbauraster von 1,20 m x 1,20 m. Die Labore sind in Forschungs- und Auswertungszonen am Fenster gegliedert. Zur Gewährleistung der Hygieneanforderungen müssen insbesondere die Innenseiten der S3 Labore mit einem abwaschbaren Material ausgekleidet werden. Alle Fenster in den Labor- und Bürobereichen sind aus Metall gefertigt, um den hygienischen Anforderungen zu entsprechen. Die Farben der Oberflächen in den Innenräumen entsprechen weitgehend den natürlichen Farben der Materialien. Im Foyer und in den Erschließungsflächen kommen Holzuntersichten mit schallabsorbierenden Oberflächen und ein Fußbodenbelag aus hellem Werkstein zum Einsatz. Einzelne Farbakzente betonen die Erschließungskerne und helfen bei der Orientierung im Gebäude.

Brandschutz
Allgemein: Jeder der 3 U-förmigen Baukörper erhält eine Feuerwehrzufahrt mit Aufstellfläche, eine Umfahrt ist daher nicht erforderlich, die Treppenhäuser können unmittelbar für den Feuerwehrangriff genutzt werden. Es handelt sich um einen Sonderbau Gebäudeklasse 5, tragende Bauteile entstehen in fb-Bauweise, vertikale Schächte werden in F 90 ausgeführt, BSK in den horizontalen Ausfädelungen angeordnet.
Rettungswege: Alle Raumgruppen des LUA sind an zwei bauliche Rettungswege angebunden. Die meisten Bereiche werden aus funktionalen Gründen in Nutzungseinheiten von ca. 550 m² gegliedert, dadurch entfallen notwendige Flure. Fluchtwege in angrenzende Funktionsbereiche mit anderen Sicherheitsanforderungen können vermieden werden. Alle Treppen / Rettungswege führen im Erdgeschoss bzw. auf Ebene -1 auf kürzestem Weg ins Freie. Eine offene Treppe führt vom Foyer an der Fassade über alle Ebenen, der Bereich erhält als Kompensationsmaßnahme am höchsten Punkt Öffnungen zur Rauchableitung mit 5 % der Grundfläche. Die notwendigen Treppen verlaufen in einem eigenständigen Treppenraum mit Türen zu den Fluren rauchdicht und selbstschließend, an oberster Stelle mit Öffnungen zur Rauchableitung. Rauchabschnittstüren in den Fluren sind als IBO-Türen ausgebildet, um für die verschiedenen Nutzergruppen keine Hindernisse in der Bewegungsfreiheit zu erzeugen. Brandgase können in den Nutzungseinheiten über Fenster in den Außenwänden abgeleitet werden, die Anzahl innenliegender Räume ist minimiert.
Abschnittsbildung: Aufgrund der Ausdehnung ist eine Brandabschnittsbildung mit fünf Brandabschnitten erforderlich, da die Geschoßfläche größer als 1.600 m² ist. Die Abschnittsbildung erfolgt entlang der Grenzen der Nutzungseinheiten unter Berücksichtigung des Brandüberschlags.
Anlagentechnische Maßnahmen: Eine Brandmeldeanlage der Kategorie 1 mit automatischen / nichtautomatischen Brandmeldern zur Kompensation von Nutzungseinheiten größer 400 m² garantiert den Schutz der Nutzer. Selbsttätige Löschanlagen sind nicht erforderlich. Die Notwendigkeit von trockenen Steigleitungen für die Treppenräume ist mit der Feuerwehr abzustimmen. Es erfolgt eine Ausrüstung mit Feuerlöschern für die unterschiedlichen Anforderungen. Eine Sicherheitsbeleuchtung ist für die Rettungswege (Treppenräume, interne Flure und die Halle) berücksichtigt.
Eine Blitzschutzanlage ist erforderlich. Neben der Alarmierung der Nutzer durch die Brandmeldeanlage ist auch eine Alarmierung in anderen Gefahrenfällen vorgesehen. Eine Sicherheitsstromversorgung für elektrische sicherheits- und nutzungsrelevante Anlagen ist geplant.

Haustechnik, Energetisches Konzept
Der Neubau LUA erfüllt die Anforderungen der Novelle zum Gebäude Energie Gesetz (GEG) vom Juli 2022. Zur Minimierung des CO2-Fußabdrucks und der Grauenergiebilanz werden grundsätzlich nachhaltige Baustoffe eingesetzt. Die kompakte Bauweise mit minimierter Hülloberfläche ist ein zentraler Baustein für das Erreichen der gesteckten Ziele.
Die Grundidee für ein energetisch optimiertes Gebäude besteht darin, die benötigte Wärme und Kälte durch elektrisch betriebene Wärmepumpen zu erzeugen, durch Pufferspeicher die Anlagengröße zu optimieren und die benötigte elektrische Energie möglichst vollständig mittels Photovoltaik zu erzeugen. Ein Erdgas-Hausanschluss, der für technologische Zwecke sowieso erforderlich ist, wird für die Spitzenlastabdeckung und die Betriebssicherheit des Gebäudes geplant.
Regenwasser: Anfallendes Regenwasser wird gesammelt und zur Bewässerung der Freiflächen genutzt. Das Speicherbauwerk erhält einen Überlauf in die angrenzenden Rigolen und ggf. an die öffentliche Kanalisation. Das Speicherbauwerk ist ebenfalls als Löschwasserspeicher geeignet.
Schmutzwasser: Alle Sanitärobjekte werden an das häusliche Abwassersystem angeschlossen und im Freispiegelgefälle der öffentlichen Kanalisation im Trennsystem zugeführt.
Das Abwasser (AbW) aus den Laborbereichen wird getrennt in das KG geführt, um ggf. vor Einleitung in den öffentlichen Kanal Behandlungsstufen einbinden zu können. Das kontaminierte AbW aus den S3-Bereichen wird über ein separates Leitungssystem zur Behandlungsanlage mit thermischer Dekontamination geführt. Das AbW aus den Sektionsbereichen wird ebenso separat geführt und den vorgeschriebenen Behandlungsanlagen zugeführt. Alle Objekte, die ggf. unter der Rückstauebene liegen, werden mittels Hebeanlage über die Rückstauebene gehoben und abgeführt.
Die Fallstränge werden in vorgesehenen Installationschächten geführt und über Sammelleitungen der Abwasserkanalisation zugeleitet. Anlagenteile, Fall- und Entlüftungsstränge der Entwässerungsanlage werden über Dach entlüftet.
Trinkwasser: Die Netze werden nach Nutzungsbereichen aufgeteilt. Zur Einhaltung der Trinkwasserhygiene werden entsprechende Maßnahmen, wie z. B. Strömungsteiler, automatische Spüleinrichtungen, die entsprechende Dämmung und Schachtausbildung vorgesehen. Die Warm- und Kaltwasserleitungen werden in getrennten Schächten geführt. Alle Sanitärobjekte werden an das Trinkwassersystem kalt angeschlossen. Warmes Wasser wird nur dort zur Verfügung gestellt, wo dies betriebstechnisch zwingend erforderlich ist. Die Erzeugung erfolgt dezentral über Durchlauferhitzer.
Wärmeversorgung: Die Wärmeerzeugung erfolgt hybrid mittels Erdwärmepumpe und Spitzenlastkesselanlage. Die Anlage wird redundant ausgeführt. Die Wärmeeinbringung in die Räume erfolgt weitestgehend über Flächenheizungen im Fußboden. Die Heizzentrale befindet sich im UG.
Kälteversorgung: Die Kälteerzeugung erfolgt mittels Kompressionskältemaschinen, unter Berücksichtigung der Möglichkeit von freier Kühlung. Außerhalb der Heizperiode können die vorhandenen Erdsonden in Verbindung mit der Wärmepumpe zur Kälteerzeugung genutzt werden. Die Kälteversorgung erfolgt aus Gründen der Ausfallsicherheit über redundant ausgeführte Wärmepumpen. Ein Teil der Kühllasten wird über Betonkerntemperierung abgedeckt. Einzelräume mit besonderen Anforderungen erhalten zusätzliche Umluft-Kühlgeräte gemäß Hygienestandard.
Raumlufttechnische Anlagen: Die raumlufttechnischen Zentralgeräte für die Nutzflächen werden redundant in den Technikzentralen auf dem Dach vorgehalten. Hier wird auch die Außenluft angesaugt. Die Fortluft wird, um Kurzschlüsse zu vermeiden, auf der gegenüberliegenden Seite ausgeblasen. Die Anlagen erhalten hochenergieeffiziente Filter und Wärmerückgewinnungssysteme. Dabei werden die Wirkungsgrade der ErP-Richtlinie berücksichtigt. Durch die Redundanz und die klare Trennung der Technikgeschosse von den Nutzgeschossen kann die Wartung der Anlagentechnik annähernd ohne Beeinträchtigung des laufenden Betriebs erfolgen. Im S 3 Bereich wird durch diese Bauweise die Betriebsunterbrechung bei Wartungsarbeiten ausgeschlossen (z.B. bei Filterwechsel).
Die Labore und Seminarräume werden mit Präsenzschaltern ausgerüstet, so dass die Raumlufttechnischen Anlagen bedarfsgerecht betrieben werden. Drehzahlgeregelte Ventilatoren in Kombination mit variablen Volumenstromreglern ermöglichen, das Gebäude bei unterschiedlichen Lastfällen effizient zu betreiben. Sicherheitsschränke (belastet/unbelastet) erhalten separate Abluft über Dach. Die Entrauchung von Räumen und Nutzungsbereichen erfolgt gemäß Brandschutzkonzept – wenn erforderlich auch mittels auf dem Dach zu platzierenden Entrauchungsventilatoren.
S3-Labore: Die S3 Labore werden unter ständigem durch Alarmgeber kontrollierbaren Unterdruck gehalten, um die klimatischen Bedingungen (Feuchte und Temperatur) durchgängig zu erfüllen. Dies gilt z. B. auch für die Abluft von Autoklaven, Pumpen oder Bioreaktoren. Die Abluft wird über Hochleistungsschwebstofffilter (HEPA14) geführt. Es darf keine Rückführung von kontaminierter Abluft zurück in die Arbeitsbereiche erfolgen. Die Luftwechselrate der Labore beläuft sich auf mindestens 25 m³/m²/h. Im Brandfall muss eine Rauchabfuhr gewährleistet sein. Fenster und Türen sind immer geschlossen zu halten. Die Fenster dürfen zu keinem Zeitpunkt geöffnet werden.
Die Zu- und Abluft werden mit je zwei Lüftungsgeräten redundant versorgt und müssen über die Notstromversorgung abgesichert sein. Die Wartung der Geräte (z.B. Filterwechsel) ist so geplant, dass eine Infektion des Wartungspersonals ausgeschlossen ist. Die Filter müssen sterilisierbar sein.
S2-Labor: Alle weiteren Laborflächen werden über zwei Zentrale Anlagen be- und entlüftet. Kontaminierte Prozessabluft, die in den Arbeitsbereich gegeben wird, wird durch geeignete Verfahren wie Filterung oder thermische Nachbehandlung gereinigt. Dies gilt z. B. auch für die Abluft von Autoklaven, Pumpen oder Bioreaktoren. Fenster und Türen sind während der Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen stets geschlossen zu halten. Vor Tätigkeitsbeginn bzw. nach Abschluss der Tätigkeiten und erfolgreicher Desinfektion können die Fenster zum Lüften geöffnet werden.
Starkstromanlagen: Für den Fall, dass die für das Bauvorhaben vorgesehene Stromversorgung nicht ausreichen sollte, werden im Untergeschoss die Mittelspannungsschaltanlage (MS-Schaltanlage) und zwei ergänzende Transformatoren untergebracht. Die in benachbarten Räumen angeordneten Niederspannungsschaltanlagen versorgen das Gebäude aus dem Untergeschoss mit Allgemeinstrom (AV), Sicherheitsstrom (SV) und Ersatzstrom (EV). Alle Geschosse werden durch separate Etagenverteilungen mit Strom versorgt. Die zentrale Sicherheitsstromversorgung (SV) wird durch ein Netzersatzaggregat im Untergeschoss gespeist. Wichtige nutzungsspezifische Anlagen und Geräte werden zusätzlich durch unterbrechungsfreie Stromversorgungsanlagen (USV) versorgt. Die Sicherheitsbeleuchtung erhält ebenfalls im Untergeschoss einen separaten Raum. Von hier aus erfolgt die Versorgung der jeweiligen Ebenen. Auf dem Dach des Gebäudes wird eine eigenverbrauchsoptimierte Photovoltaikanlage vorgesehen. Die dafür benötigten Geräteanschlusskästen (GAK) und Wechselrichter befinden sich ebenfalls auf dem Dach. Die PV-Stromeinspeisung in das Stromnetz des Gebäudes erfolgt im Untergeschoss.
Beleuchtungsanlagen: Ausführung der gesamten Beleuchtung erfolgt in LED-Technologie. Die Steuerung erfolgt energieeffizient über ein Bus-System.
Sicherheitsbeleuchtung: Die Sicherheitsbeleuchtung übernimmt bei Stromausfall die Ausleuchtung der Flucht- und Rettungswege. Es wird eine Zentralbatterieanlage eingesetzt.
Blitzschutz- und Erdungsanlagen: Der Neubau erhält eine Blitzschutzanlage gem. DIN VDE 0185.
Fernmelde- und informationstechnische Anlagen: Zentrale fernmelde- und informationstechnische Anlagen werden möglichst sternförmig installiert. Dabei wird die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) berücksichtigt und die Planung wird EMV-optimiert erstellt. Der zentrale Serverraum befindet sich im EG. In den Etagen sind EDV-Verteilerräume vorgesehen. Nach Möglichkeit werden Lichtwellenleiter (LWL) eingesetzt. Das Gebäude erhält ferner eine Brandmelde-, Telekomunikations-, Zutrittskontroll- und eine Sprach-Alarmierungsanlage. Die sicherheitsrelevanten Anlagen (BMA/RWA) werden gemäß LAR in E30/E90- verkabelt. Die Anbindung der BMA erfolgt an eine ständig besetzte Stelle. Eine Einbruchmeldeanlage, eine Zutrittskontrollanlage (auch für Bereiche innerhalb des Gebäudes) sowie eine Videoüberwachung sorgen dafür, das Gebäude und seine Nutzer vor Sabotage und Einbruch zu schützen.
Aufzugs- und Förderanlagen: Insgesamt sind sechs Aufzüge als Lasten- und Personenaufzug mit einer Tragkraft von 1.600 kg nach TRA 200 vorgesehen, als Seilaufzug ohne Maschinenraum, sanft anfahrend, Steuerung, Notruf, behindertengerecht nach EN 12183/ 12184. Ein zusätzlicher Aufzug dient der Versorgung der Küche zwischen Ebene -1 und EG mit einer Tragkraft von 1.000kg.
Im Bereich Sektion wird ein Hängekran mit 1.000 kg Tragkraft an der Decke montiert.
Nutzungsspezifische und verfahrenstechnische Anlagen:
Enthärtungsanlage: Aufgrund der örtlichen Wasserhärte ist eine Enthärtungsanlage vorzusehen.
Abwasserbehandlungsanlagen: Siehe Abschnitt Schmutzwasser.
Neutralisationsanlage: Siehe Abschnitt Schmutzwasser.
Medienversorgungsanlagen: Für die Planung und Ausführung der medizinischen und labortechnischen Versorgungsanlagen gelten die hierfür gültigen Verordnungen, Normen und Richtlinien.
VE-Anlage: Eine Anlage zur Erzeugung von Rein- und Reinstwasser ist geplant.
Druckluft: Für die Erzeugung der DL ist die Druckluft-Kompressoranlage im Untergeschoss geplant. Die Druckluftqualität entspricht ISO 8373-1.
Medizin- und Labortechnische Anlagen: Im geplanten Gebäude ist ein multifunktionales Spektrum an Laboren und Lagern zu berücksichtigen:
- Chemische Labore
- Biologische Labore
- BSL3 Labor-Bereich
- Veterinärmedizinischer Bereich
Der Planung der Labore liegen die zutreffenden Gesetze, Verordnungen und Richtlinien zu Grunde. Die fest mit dem Baukörper verbundenen Laboreinrichtungen inkl. der notwendigen sicherheitstechnischen Raumausstattung der Labore wurden gemäß der vorliegenden Informationen berücksichtigt. Die individuelle Laborausstattung erfolgt gemäß Nutzeranforderungen nach DIN EN 14175 für Autoklaven, Digestorien, Säure-/Laugen/-Gasflaschen-Schränke mit Absaugung, Körper-/Augenduschen. Für die labortechnischen Einrichtungen sind die baulichen und technischen Voraussetzungen für den Betrieb zu ermitteln und in der weiteren Raumausplanung gewerkeübergreifend zu berücksichtigen.