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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2019

Fassadengestaltung von Leistungszentrum und Funktionsgebäude des 1. FC Köln

Perspektive Eingang

Perspektive Eingang

1. Preis

HUPE FLATAU PARTNER

Architektur

Erläuterungstext

„Sport im Landschaftspark“

Das neue FC-Leistungszentrum liegt gemeinsam mit den bereits bestehenden Bauten des Sportparks mitten im Landschaftspark des Äußeren Grüngürtels. Dem Entwurf liegt die Überzeugung zu Grunde, dass sich die campusartig, luftig gestreut angeordneten Einzelbauten des Sportparks nachvollziehbar und selbstverständlich in die gestaltete Vegetation aus Lichtungen und Waldinseln einordnen und mit dieser gleichzeitig auch in eine Wechselwirkung treten sollen. Jeder hochbauliche Eingriff in den Landschaftspark ist auch bewusster Ausdruck der künstlichen Gestaltung dieses Naturraums. Das neue Gebäude wird Teil dieser Komposition und als eine bereichernde Facette sowohl Natur als auch soziale Funktion des Parks verstärken.

Hochleistungs-Fußballgebäude und Pavillon

Das neue Gebäude steht damit in der Tradition von Pavillonbauten (z.B. in englischen Landschaftsparks des 18.Jhd), die zum einen Bestandteil von perspektivischen Kompositionen waren, zum anderen aber auch den menschlichen Maßstab und den Mensch an sich als Teil des Naturraums manifestierten.

Der Entwurf für das neue Leistungszentrum zieht Kraft aus den zwei Eigenschaften des Gebäudes als ‚Hochleistungs-Fußballgebäude‘ und als ‚Pavillon‘. Es ist damit sowohl als ‚architektonisches Artefakt‘ als auch dynamisch-funktional gerasterter Sportbau zu lesen.

Kraftzentrum und Schatulle

Das neue Leistungszentrum wird auf allen Seiten von zweigeschossigen Lamellen umhüllt. Sie verbinden den Baukörper über die Geschossigkeit hinaus und unterstreichen die Wahrnehmung als einheitlicher Korpus: ähnlich einer Schatulle. Die Lamellen sind im engmaschigen Büroraster angeordnet, reagieren aber durch Auslassung auch auf funktionale Notwendigkeiten und Orientierungen. Zum Beispiel wird im Bereich des südlichen Haupteingangs auf diese Weise selbstverständlich die Zugänglichkeit deklariert.

Die Lamellenzwischenräume erhalten entweder eine transparent Füllung oder aber eine geschlossene Verkleidung, je nach Nutzungsnotwendigkeit. Die, für die dahinter liegende Funktion ideale Fassadenausbildung wird so umgesetzt und in der Fassade ablesbar. Durch das unterschiedliche Verhältnis von geschlossenen und transparenten Flächen zwischen den Lamellen, erinnert das Fassadenbild an einen Equalizer oder ein Leistungsdiagramm als bewusste Unterstreichung der sportlichen Nutzung. Damit trägt der Korpus seine Funktion als sportliches Kraftzentrum des 1.FC Köln sprichwörtlich ‚zur Schau‘.

Der Haupteingang, die Kabinenzugänge und die Fassadenfelder zum Stadion können mittels rotfarbiger Einbaustrahler, auf technisch einfache Art, zurückhaltend akzentuiert werden. Vornehm und angemessen schmückt sich die weiße Schatulle mit den Vereinsfarben des FC.

Landschaft und Landschaftsbild

Der Baukörper wird nur von zwei Materialien bekleidet: durch weiße Keramikelemente (für Lamellen und geschlossene Elemente) und spiegelndes Glas (für transluzente Bereiche).

Natürliche Vegetation im Allgemeinen und der malerische Wald im Äußeren Grüngürtel im Besonderen, zeichnen sich durch eine Vielschichtigkeit mit reichhaltigen räumlichen Impressionen aus. Hohe Bäume, mittleres Zwischengeäst und buschartige Bodendecker wirken wie hintereinander angeordnete und manchmal auch in sich verschränkte Kulissen. Durch die Bewegung des Betrachters durch den Park wird ihm diese Schichtung räumlich bewusst.

Das Leistungszentrum fügt eine weitere Schicht in dieses Spiel hinzu. Durch die Verwendung von Sonnenschutzgläsern mit einer erhöhten Reflexionsfähigkeit verliert der Baukörper in der Spiegelung der umgebenden Parklandschaft in den Glasfeldern seine Hermetik und löst sich auf. Spannungsvoll kontrastiert diese vollkommene Aufgelöstheit nun mit der omnipräsenten Rasterung der Keramik-Lamellen und den geschlossenen Keramik-Fassadenfeldern. Dadurch wird die Künstlichkeit dieser Bildschicht im Spiegelglas nie verborgen oder geleugnet. ‚Bild der Landschaft‘ und ‚Landschaft‘ selbst überlagern sich für den Betrachter. Architektur und Naturraum verbinden sich. Der Betrachter begegnet sich im Wald – durch sein Spiegelbild – selbst. Der Entwurf macht sich damit Phänomene zu Eigen, die unter anderem in Arbeiten von Olafur Eliasson und Dan Graham thematisiert wurden.

Im Nachtbild wird die Spiegelung der Natur als zusätzliches Bild durch eine, mittels innenliegender Vorhänge diffus gehaltene, Wahrnehmung der inneren Funktion abgelöst. Die Reduktion der Einsehbarkeit über die Lamellen (Schrägsicht) und die geschlossenen Fassadenelemente, reduzieren die Lichtemission in den Park und erhöhen gleichzeitig die Privatesse der einzelnen Nutzungsbereiche.

Funktionalität im Vordergrund


Die Fassadenkonzeption ermöglicht, dass auf jede der unterschiedlichen Nutzungen des Leistungszentrums entsprechend maßgeschneidert reagiert werden kann. Den gewünschten zeitgemäßen professionellen Rahmenbedingungen kann damit für Profis und Nachwuchsmannschaften ideal auch in den Fassaden Rechnung getragen werden. So erhalten zum Beispiel die Hotelzimmer schmale bodentiefe Verglasungen mit dahinterliegenden Vorhängen für eine wohnliche und private Atmosphäre, während den Arbeitsplätzen ein größtmöglicher Ausblick in den Park ermöglicht wird. Die Fitnessbereiche erhalten wunschgemäß Möglichkeiten zum Austritt über bodentiefe Öffnungsflügel. Duschen und Umkleiden werden mittels opaker Fassadenelemente vor Einblicken geschützt und trotzdem natürlich belichtet.

Der Grundriss bleibt in seinen funktionalen Anforderungen und den abgestimmten Raumbeziehungen unverändert. Es wird lediglich die Umsetzung eines einheitlichen Rohbaurasters im Zuge der Ausführungsplanung empfohlen.

Materialien und Konstruktion

Die Fassadenkonstruktion und die Bauteilabmessungen greifen auf Standardprodukte zurück und sind elementierbar gehalten, um eine kostengünstige Ausführung und ein breites Angebotsspektrum zu ermöglichen.

Die verglasten Fassadenteile sind als herkömmliche Aluminium-Pfosten-Riegelkonstruktion konzipiert. Die Verwendung von Sonnenschutzverglasung mit einem erhöhten Reflexionsgrad ist gestalterisch gewollt und ermöglicht an allen Fassaden den Entfall eines zusätzlichen außenliegenden Sonnenschutzes. Das führt zu einer Reduktion der Bau- und Instandhaltungskosten. Für die Innenseite ist ein textiler Blendschutz geplant, der die notwendigen Vorgaben z.B. für Bildschirmarbeitsplätze auch auf diese Weise sicherstellt. Außenliegender Blendschutz könnte theoretisch in Form von ausfahrbaren, flächenbündigen Textil-Screens mit dunklem oder hellem Textil, an allen Fassadenfeldern aufgesetzt werden. Alle Fenster besitzen Brüstungen und öffnen nach innen. Sie ermöglichen so die gewünschte natürliche Belüftung und eine einfache Reinigung.

Die weiße Keramik ist aufgrund Ihrer wahrnehmbar handwerklichen Herstellung und Ihres natürlichen Ausgangsmaterials (Ton) das ideale Fassadenmaterial, um diesen Pavillon im Landschaftspark zu bekleiden. Eine weiße Glasierung der Keramikelemente lässt den Bau als Teil der Gebäude des 1.FC Köln eindeutig erkennen und unterstreicht die sportliche Bedeutung und Hochwertigkeit des neuen Leistungszentrums. Sie gewährleistet auch die gebotene Durabilität gegen Verwitterung und Bemoosen. Dies wirkt sich ebenfalls positiv auf die Wartungskosten aus.

Konzept zur Fassadenbegrünung und Pflege


Für die Funktionsgebäude wird eine Kombination aus zwei Fassadentypen vorgeschlagen, um eine bestmögliche Einbettung in den Äußeren Grüngürtel zu erzielen. An jeweils zwei Gebäudeseiten werden hochspiegelnde Verglasungen verbaut, die neben der gewünschten Belichtung auch die Zugänglichkeit zum Innern ermöglichen. Die Nebengebäude setzen somit das, in der Gestaltung des Leistungssportzentrums begonnene architektonische Thema fort und nutzen ebenfalls die Spiegelung der Landschaft, um sich mit dieser zu verzahnen. Die beiden anderen Fassadenseiten erhalten das bereits bei den Technikaufbauten verwendete grobmaschige Streckmetall mit weißer Beschichtung in Vorlage. Auf dieses ‚Mesh‘ wird wilder Wein gezogen, der über sein tiefes Grün im Sommer und sein strahlend rotes Laub im Herbst eine spannungsvolle florale Aktivierung der Funktionsgebäude ermöglicht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leistungszentrum
Der Entwurf wirkt mit seiner reduzierten Formensprache sehr bescheiden. Das Gebäude des Leistungszentrums entwickelt seine Strahlkraft aus der Zugehörigkeit zum Ensemble aus Geißbockheim und Franz-Kremer-Stadion. Die Fassadenkonzeption passt gut an den Ort und bildet eine gelungene Einheit mit dem Bestand. Auch die Materialität und der Duktus vermögen zu überzeugen. Die Ausfachung der Felder mit Keramikelementen wird als nachvollziehbarer und belebender Bestandteil der Fassade begrüßt, der einen Sichtschutz herstellt ohne die Bedeutung der schmalen Pfeiler zu konterkarieren. Im Hinblick auf die atmosphärische Wirkung wird der Entwurf kontrovers diskutiert. Die vertikal nach oben strebende Fassade bildet – je nach Auffassung - eine klare Konkurrenz zum Baumbestand des Äußeren Grüngürtels oder eine Verstärkung dessen. Die im Entwurf vorgesehene Beleuchtung der Fassade mit farbigem Licht wird kritisch gesehen. Bezüglich der Materialität wird das verspiegelte Glas vor dem Hintergrund von möglichem Vogelschlag kritisch hinterfragt. Auch die helle Farbigkeit der weißen Keramikelemente der Fassade kann noch nicht in Gänze überzeugen.

Funktionsgebäude
Die schlichte Rankhilfe aus Streckmetall, das auch auf dem Leistungszentrum zur Kaschierung der Haustechnik zum Einsatz kommt, wird begrüßt. Weniger überzeugend sind die spiegelnden Glaselemente, die aus Sicht der Jury hinsichtlich der Bedeutung des Gebäudes überinszeniert sind.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Perspektive Spielfeld

Perspektive Spielfeld