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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023

Quartiersentwicklung Reichenhalden in Empfingen

3. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

Lohrberg Stadtlandschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das neue Quartier entwickelt sich entlang eines zentralen, nahezu höhengleichen Rückgrates, das eine barrierefreie Erschließung von angelagerten Wohnhöfen und einer Straßenbebauung ermöglicht. Diese Straße ist durch leichte Versätze in verschiedene maßvolle Abschnitte gegliedert. Plätze verschiedener Kategorie sind dabei Dreh- und Angelpunkt, erlauben eine gute Orientierung, die Verknüpfung zum benachbarten Quartier und eine hohe Aufenthaltsqualität.

Der zentrale Quartiersplatz ist gleichzeitig von einer diagonalen Öffnung in die angrenzende Landschaft durchzogen und bettet sich damit sinnfällig in den übergeordneten Landschaftsraum ein. Das Landschaftsfenster wird begleitet von einem Fußweg Richtung Bushaltestelle und Empfingen, der auf die notwendige Fortsetzung des öffentlichen Bürgersteigs in Dorf hinweist, grundsätzlich wird die angebotene Durchwegung des Quartiers nicht nur an dieser Stelle positiv bewertet. Die Dimension des Platzes, die räumliche Fassung, seine funktionale Belegung im Erdgeschoss und die mittige Platzierung eines Mobilitätshubs sind eine gute Voraussetzung für einen zukünftig lebendigen und zukunftsorientierten Quartiersmittelpunkt.

Die Festlegung, den Platz von Überfahrungen frei zu halten führt allerdings zu einer folgeschweren Entscheidung für die Verkehrserschließung. Die Anfahrbarkeit des Quartiers wird zweigeteilt: Die Gewerbebereiche werden von der Haigerlocher Straße befahren, der Großteil des Wohnquartiers dagegen wird über das Einfamilienhausgebiet im Nordosten zu steil erschlossen, dieses damit über Gebühr belastet. Die Parkierung ist den einzelnen Baustrukturen zugewiesen, jeder Wohnhof, jedes Paket an Straßenrandbebauung verfügt über eine eigene Tiefgarage. Die Hofzufahrten bilden geschosshohe Barrieren, die im Hang eingefügten Garagen entkoppeln die Erschließung der Höfe von der Straße. Eine barrierefreie Erschließung der nördlichen Bauten der Höfe ist damit umwegig, die Wohnhöfe sind dadurch aber als ebene gemeinschaftsorientierte Flächen gut nutzbar. Die Tiefgaragen der Bauten im Süden zeichnen sich als eine hohe und von der Haigerlocher Straße unschön sichtbare Kante im Hang ab. Prinzipiell grundsätzlich werden ergänzende Vorschläge zu einer alternativen Parkierung (Quartiersgarage) vermisst.

Die Vielfalt unterschiedlicher Gebäudegrößen und Wohntypologien wird positiv bewertet. Die Zuschnitte und Positionierung verschiedener Wohnhöfe reagieren sinnvoll auf Topographie und den Bewuchs. Sie bieten in ihrer kleinteiligen Baustruktur ein zukunftsfähiges, robustes und vielfältiges Korsett für unterschiedliche Akteure, Wohn- und Lebensformen und damit auch ein Umfeld für verschiedene Generationen. Auch die Dimension und Position der Gewerbebauten ist maßvoll: ein Baukörper orientiert sich mit einem Entreeplatz zur Haigerlocher Straße und bildet damit Adresse, der Schallschutz nach Osten wird durch Gewerbebauten geschaffen, die nicht das verfügbare Baufeld nutzen und damit Distanz einerseits und grünen Sichtpuffer andererseits erlauben.

Das Projekt reagiert räumlich feinfühlig und angemessen auf die vorgefundenen Begabungen und Grenzen des Ortes. Die bauliche Einfügung in den prägenden Landschaftsraum, die Akzentuierung der Schnittstellen zur Landschaft, zum Zugang und zum Nachbarquartier sind gut gesetzt. Allerdings wird sowohl die verkehrliche Erschließung als auch die Maßstäblichkeit an einigen Stellen in Bezug auf Höhe oder Dichte in Frage gestellt.