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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Neubau Bundesministerium und Wohnungen Postblockareal Süd in Berlin

Perspektive Eingang Ministerium

Perspektive Eingang Ministerium

1. Preis

Preisgeld: 180.000 EUR

Schenker Salvi Weber ZT GmbH

Architektur

Franz&Sue

Architektur

bbz landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

CES clean energy solutions GesmbH

TGA-Fachplanung

brandschutz plus GmbH

Brandschutzplanung

Ingenieurbüro Seidel

Bauphysik

Werner Sobek AG

Fassadenplanung

BAL Bauplanungs und Steuerungs GmbH

sonstige Fachplanung

PICHLER Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Die ARGE Schenker Salvi Weber und Franz&Sue hat ihr zweites Projekt in der deutschen Bundeshauptstadt gewonnen. Am Südkreuz entwickeln die Architekturbüros für die Berliner Stadtreinigungsbetriebe ihr neues Quartier. Nun das zweite Projekt im Auftrag des Staates ganz im Zentrum: In Mitte, zwischen ehemaliger Berliner Mauer und Checkpoint Charlie, entsteht als letzter Stadtbaustein ein neues Bundesministerium in Verbindung mit einem Wohnbau für 111 Wohneinheiten. Das Ministerium ist als Holzskelettbau geplant, für den Wohnbau wurde ein innovatives Konzept aus vorgefertigten Holzmodulboxen entwickelt – nachhaltig, zeitsparend und effizient.

Rücken an Rücken
Ein Ministerium und ein großer Wohnbau mitten im Zentrum von Berlin, das ist durchaus ein Statement: Dem Staat ist Wohnen im Herzen der Bundeshauptstadt ein besonders wichtiges Anliegen! In klassischer Berliner Manier treffen im Entwurf zwei Blöcke Rücken an Rücken aufeinander. Der Wohnbau bildet eine solide Kante im Süden, das Ministerium orientiert sich nach Norden. So wird eine klare Linie zwischen den beiden Bauteilen gezogen und eine räumliche und sicherheitstechnische Trennung geschaffen.

Berliner Höfe
Ebenfalls typisch Berlin: Beide Blöcke erhalten Innenhöfe als grüne Lungen. Die Gestaltung der Freibereiche wurde in enger Zusammenarbeit mit BBZ Landschaftsarchitekten entwickelt. Der Wohnbau ist mit Laubengängen zum gemeinschaftlich genutzten Wohngarten orientiert. Die Arbeitsplätze im Ministerium wiederum werden von den Höfen mit viel Tageslicht versorgt und bieten den MitarbeiterInnen gesicherte Außenräume. Durch die ringförmige Anordnung der zwei Baukörper lassen sich die Freiflächen in die umgebenden Freiräume einbinden, öffentliche Wegbeziehungen entstehen.

Kommunikative Mittelzone
Entlang der Brandwand zwischen Ministerium und Wohnen entsteht eine offene, kommunikative Erschließungsachse für das Ministerium – ein Bereich für Ankunft, Treffen, Arbeit sowie Kommunikation und Vernetzung und als vertikaler Verteiler für die Geschoße. In der Mitte sind Café, Bibliothek und Konferenzräume prominent positioniert. Statt einer Gebäuderückseite gibt es hier einen vielseitig benutz- und erlebbaren Raum.

Holz und Beton in innovativem Verbund
Die Büros des Ministeriums wurde als Holzskelettkonstruktion mit Holz-Beton-Verbunddecken konzipiert, Eingangsbereich und Erdgeschoß bilden als Stahlbetonskelett das Rückgrat. Durch die Mischbauweise wird CO2 eingespart und eine solide, langlebige und dennoch flexible Struktur geschaffen.
Für den Wohnbau entschieden sich die Architekturbüros für eine Holzmodulbauweise. Die Modulboxen aus Brettsperrholz (XLAM) werden in der Fabrik vorfabriziert und im Ganzen per LKW zur Baustelle geliefert. Eine effiziente Konstruktionsmethode, die die Bauzeit stark reduziert und eine wirtschaftliche Umsetzung ermöglicht – noch dazu mit einem nachhaltigen Baumaterial.

Beurteilung durch das Preisgericht

Drei in ihrer Höhe gestaffelte und direkt miteinander verwobene Volumen schaffen einen neuen Stadtbaustein. Im Süden der um einen Innenhof organisierte Wohnblock, nördlich davon die zwei ineinander verschränkten Baukörper des Ministeriums. Der mittlere verbindende Riegel ist aufgeständert und schafft so im Erdgeschoss eine visuelle und auch funktionale Verbindung zwischen den zwei Innenhöfen des Ministeriums. Der in seiner Größe und Form angemessen erscheinende Haupteingang liegt in Blockmitte an der Wilhelmstraße. Hier betritt man das Gebäude durch eine Sicherheitsschleuse. Im Inneren des Gebäudes scheint die Situation zunächst beengt, es fehlt das räumliche Entree für solch ein großes und wichtiges Gebäude. Passiert man die Kontrolle des Eingangs, so öffnet sich die Situation und man betritt den großzügigen Vorbereich, der den Blick in die interessanten Innenbereiche des hier gemeinsamen Hofes zulässt. In der Verlängerung des Eingangs liegen sogenannte Kommunikationszonen. Hier sind auch die Fahrstühle angeordnet. In den Obergeschossen sind in dieser Ost-West Spange Lufträume und großzügige einläufige Treppen angeordnet. Diese „Erschließungszone“ an der südlichen Abgrenzung zum Wohnbereich wirkt räumlich beengt.

Die Bürogeschosse sind ab dem ersten Obergeschoss als klare Zweibundanlagen organisiert, die aufgrund ihrer Tiefe als Kombizonen, Großräume oder andere neue Arbeitslayouts genutzt werden können. Im östlichen siebengeschossigen Gebäudeteil sind auf der obersten Etage die Büros der Ministerin verortet. Der Entwurf scheint mit einem Untergeschoss auszukommen. Der Hof des Wohnblocks ist nicht unterkellert und schafft so neben Sickerflächen auch Raum für Bepflanzungen. Das Untergeschoss wird über Rampen vom Buchhändlerweg angefahren. Hier liegt neben der Fahrzeugrampe auch eine Fahrradrampe.

Der südlich des Ministeriums gelegene Wohnblock weist im Erdgeschoss, zwischen den Gewerbeeinheiten nach Süden zur Zimmerstraße und im Osten zu Charlie Living hin, große Öffnungen im Blockrand aus. Hier im Süden, im Bereich des Wohnhauses, wird die östliche Öffnung ob ihrer Größe kritisch hinterfragt, sie erscheint funktional und auch architektonisch in dieser Größe nicht notwendig. Auch sollte in diesem Bereich die Anlieferung evtl. nochmals überprüft werden. Auch der überdimensionierte Zugang zum Wohnhaus über den Hof konnte nicht in Gänze überzeugen. Eine gewünschte Individualisierung der Zugangssituationen über mehrere Eingänge von der Zimmerstraße aus wurde erörtert, ebenso die Gliederung der Straßenfront und die Reduktion der Größe der erdgeschossigen Öffnung. Generell wurde eine differenzierte Adressbildung an der Zimmerstraße als wünschenswert gesehen.

Der Entwurf bietet mehr Wohnungen als gefordert an. Der Innenhof selbst verspricht gutes, innerstädtisches Wohnen. Die Wohnungen sind alle über Laubengänge erschlossen, im Norden an der Brandwand zum Ministerium hin als zweigeschossige Maisonnette Typen mit Balkonen. Generell wurde die durchgängige Laubengangerschließung bezüglich ihrer daraus erfolgenden einseitigen Ausrichtung der privaten Wohnräume im Preisgericht kontrovers diskutiert. Die Wohnungsgrundrisse selbst konnten überzeugen.

Die Brandmauer zwischen Ministerium und Wohnen wird kontrovers diskutiert, weniger aus architektonischen, denn aus verfahrenstechnischen Gründen. Auch die architektonische Ausbildung des Versatzes an der Wilhelmstrasse konnte in der vorgeschlagenen Form nicht überzeugen. Auch wenn der Versatz an sich mit seiner Orientierung an dem südlich gelegenen Wohnungsbau nachvollziehbar scheint.

Die keramikverkleideten Fassaden im Ministerium haben großzügige Glasflächen für eine gute Tagesbelichtung mit außenliegendem beweglichen Sonnenschutz. Beim Wohnbau kommen ähnliche Materialien zur Ausführung. Hier ist die Fassade auch durch regelmäßig angeordnete Loggien gegliedert. Die gemeinsame Materialität wurde begrüßt, die Ausbildung der Wohnungsbaufassade teils kritisch gesehen.

Das Klima und Belüftungskonzept für das Gebäude scheint schlüssig. In den Ministerien wird von einer mechanischen Be-und Entlüftung ausgegangen.

Das Tragwerk wird über dem Erdgeschoss als Holz-Beton Hybridkonstruktion vorgesehen. Im EG des Ministeriums ist Beton geplant. Der Wohnbau in Schottenbauweise. Hier scheint die Lastabtragung im Erdgeschoss unklar.

Der Entwurf scheint in dieser Situation städtebaulich und funktional stimmig und bietet eine gute Grundlage für die weiteren Schritte. Grundsätzlich sind die beiden Stadtschlitze, dem B-Plan folgend, klarer auszuformulieren, die räumlichen Situationen enger zu fassen. Durch eine bessere Ausnutzung des B Planes kann der Entwurf noch gewinnen, da dann eine bessere Verzahnung mit den Strukturen der Umgebung gegeben wäre.
Blick Nordost

Blick Nordost

Innenperspektive Ministerium

Innenperspektive Ministerium