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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023

Neubau Sporthalle in Rottweil

Das Foyer öffnet sich zur Campusmitte

Das Foyer öffnet sich zur Campusmitte

Anerkennung

Kamm Architekten BDA, Kalliopi Gkeka, Stefan Kamm

Architektur

HELBER+RUFF

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Die neue Sporthalle stärkt die Campusidee über eine kräftige Mittelachse: Hier finden sich die Eingänge für Schüler:innen und Besucher:innen aus allen Richtungen kommend und das Foyer mit zentralem Treffpunkt.
Die „Längsrichtung“ der Halle setzt den Baukörper neutral zu allen Schulen. Das hat zwei große Vorteile: Erstens wird die Idee des Schulcampus als Fortführung des Parks nicht abgeschnitten, vielmehr kann der Park im Norden um das Haus fortgeführt werden. Zweitens nimmt die Sporthalle mit bodentiefer Verglasung die Natur mit in das Gebäude und ist von Innen transparent nach außen. Vor der Sporthalle eröffnet sich eine grüne Freifläche für Außensport Aktivitäten

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Städtebauliche Disposition des Entwurfs wird durch eine Ost-West Ausrichtung der Sporthalle bestimmt. Die Anlehnung an die Orthogonalität des Albert Magnus Gymnasiums ergibt zur Realschule hin einen polygonalen, dynamischen, aber auch großzügig dimensionierten Freiraum. Dieser attraktive Freiraum wird zum einen als Schulhof genutzt und dient zum andern als Hauptzugang für die Sporthalle.

Mit der städtebaulichen Setzung und der Anordnung des Haupteingangs baut der neue Baukörper einen starken Bezug zur Realschule auf. Auf Schulhofebene entsteht ein großer Freiraum, der die wichtigen Wegebeziehungen abbilden kann und auch als Schulhoffläche gut vorstellbar ist. Die stufenlose Wegeführung Richtung Mensa scheint umständlich und uneindeutig. Bei der, dem westlichen Sportlereingang vorgelagerten Zugangsfläche, scheint die Topografie noch nicht schlüssig bearbeitet.

Die Sitzstufenanlagen südlich und westlich des Sportplatzes lösen zwar die zu bewältigenden Höhendifferenzen der verschiedenen Freiraumebenen, wirken aber sehr technisch und nüchtern - und ohne natürliche Beschattung problematisch.

Der bauliche Annex des Albert-Magnus-Gymnasiums mit Garagen wertet den Bereich des Ankommens von der nördlichen Lorenz-Bock-Straße her leider ab.

Der Baukörper selbst gliedert sich in einen niedrigeren Teil für die öffentlichen Räume am Haupteingang und einen hohen Teil für die Sporthalle. Die Turnhalle ist als niedrigerer Baustein im Westen im wahrsten Sinne des Wortes angebaut. Diese Entwurfsentscheidung wird ambivalent beurteilt. Zum einen wirkt der Baukörper an der Stelle unruhig und die entstehende Außenecke verunklart das Zusammenspiel zwischen Gebäude und Freiraum. Zum anderen lässt sich die Turnhalle im Falle einer späteren Realisierung leichter anfügen.

Die architektonische Qualität wird von einem Ausdruck kubischer Einfachheit geprägt. Wobei einzelne Fügungen und Auskragungen weder durch das Tragwerk noch durch die Baukonstruktion hinterlegt sind. Ein schönes Detail ist die Inszenierung eines Ausblicks aus den Sporthallen in den Stadtpark.

Die funktionalen Zusammenhänge sind gut geordnet. Besonders gefällt das Eingangsgeschoss in dem zum einen Gastronomie und Tribüne als Sondernutzung harmonisieren und vom Alltagsbetrieb abgetrennt werden können und zum anderen die Umkleiden direkt über einen Sportlereingang erschlossen werden können und der Weg zu den Sporteinrichtungen über Treppe und Aufzugsanlage direkt in die untere Ebene führt. Die funktionale Ausprägung auf der Ebene der Sportflächen ist problematisch, wenn auch Zugänge der Sporthalle und Anordnung der Geräteräume, eingeschränkt durch ihre periphere Anordnung ordentlich funktionieren, so ist die Erschließung der Turnhalle als „gefangener Raum“ nicht gesichert. Im Falle einer möglichen weiteren Bearbeitung des Entwurfs müssten hier zwingend alternative Lösungen gefunden werden, die vermutlich zu einer Vergrößerung des Grundrisses führen würden.

Das Raumprogramm selbst wird in Bezug auf die Raumgrößen präzise erfüllt.

Die für das Dachtragwerk der Sporthalle gewählte Holzbaukonstruktion unter Verwendung von Vollwandträger aus Brettschichtholz im (engen) Raster von 1.25 m, stellt mit nur einer 50 mm dicken Dachschalung aus Furnierschichtholz eine sehr effiziente und damit wirtschaftliche Tragstruktur sicher. Beindruckend haben die Verfasser hier bereits eine Vorelementierung der Dachkonstruktion dargestellt.

Für die Flachdachkonstruktion der Nebenräume werden Brettstapeldecken (mit einer Dicke vom 200 mm) vorgeschlagen. Hier bleibt es jedoch unklar, wie die auskragenden Dachflächen bewältigt werden.

Die Nachhaltigkeit des Entwurfs wird durch eine knappe Auslegung von Flächen und Volumina positiv beeinflusst. Der im Vergleich zu den anderen Arbeiten niedrige Energiebedarf wird durch eine ebenfalls knappe Hüllfläche begünstigt.

Die Holzbauweise und lediglich zweiseitige Stahlbetonstützwände gegen Erdreich begünstigten den geringen Verbrauch an grauer Energie und die geringe Freisetzung von CO2.

Allerdings muss einschränkend festgestellt werden, dass Sporthalle und Turnhalle nur eine sehr geringe Tageslichtversorgung aufweisen können, somit Solargewinne in den Wintermonaten nahezu ausfallen und große Teile der Betriebszeiten mit Kunstlicht unterstützt werden müssen.

Die Wirtschaftlichkeit der Arbeit liegt im Vergleich der eingereichten Wettbewerbsbeiträge im mittleren Bereich.

Im Falle einer Ausführung der Turnhalle in einem 2. Bauabschnitt wird die Wirtschaftlichkeit kritisch gesehen, da die Anordnung der Turnhalle im Westen zwar eine gute Zugänglichkeit der Baustelle ermöglicht, aber umfassende Erdbewegungen mit sich bringen würde.

Insgesamt gefällt die Arbeit durch ihre einfache und unprätentiöse Haltung. Die Sporthalle und Turnhalle erzeugen im städtebaulichen Kontext den Eindruck einer guten Verträglichkeit. Leider wird diese Qualität durch deutliche funktionale Mängel im Zusammenhang mit der Turnhalle konterkariert. Das Preisgericht ist sich diese Ambivalenz bewusst und würdigt dessen ungeachtet, den einfachen und sympathischen Entwurfsansatz.
Campus

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Bezug zum Park

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