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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023

Entwicklungsperspektive für den Biotechnologie-Standort Mainz

Vogelperspektive natuRNAh

Vogelperspektive natuRNAh

Anerkennung

Preisgeld: 12.000 EUR

Albert Wimmer ZT GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Knollconsult Umweltplanung ZT GmbH

Landschaftsarchitektur

Delta Pods Architects ZT GmbH

Architektur

Rosinak & Partner ZT GmbH

Verkehrsplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

TGA-Fachplanung

Weatherpark GmbH Ingenieurbüro für Meteorologie

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

natuRNAh -
Das anpassungsfähige Stadtlabor

Leitidee
Der ca. 50ha große neue Biotechnologiestandort im Westen von Mainz ist als anpassungsfähiges Stadtlabor konzipiert. Im Sinne eines klimaresilienten und zukunftsfähigen Areals, soll es als „natuRNAhes“ Wissens- und Forschungszentrum den sich wandelnden Bedürfnissen der Nutzer: innen an Arbeits-, Wohn- und Naturräume gerecht werden.
Die räumliche Struktur des Biotechnologieclusters entsteht aus dem vorhandenen Gefüge der landwirtschaftlichen Felder und Flure. Zusammen mit der zentralen natuRNAhen grünen Mitte sowie nord-süd verlaufenden Grünkorridoren, wird die Vernetzung mit der Umgebung hergestellt und ein stabiles Grundgerüst aus Raumkanten gebildet. Inmitten des Parks verläuft als Rückgrat der eingewobenen Wegeverbindungen der namensgebende „RNA-Strang“.

Durch das markante Grundgerüst wird auf formaler Ebene ein ikonografischer Masterplan kreiert, der gleichzeitig auf inhaltlicher Ebene anpassungsfähig und flexibel bleibt, um den Anforderungen in Bezug auf Maßstäblichkeit und technische Aspekte gerecht zu werden. Das vorgegebene Grundgerüst ermöglicht eine vielfältige Zusammensetzung der Baufelder, die in Anzahl und Größe je nach Nutzungsanforderungen oder Erkenntnisstand variieren können – ganz im Sinne einer „lernenden Stadt“.

Städtebauliches Konzept
Die städtebauliche Struktur basiert auf einem orthogonalen Grid mit klarer Orientierung. Verknüpfendes Element ist der Grünraum, sowohl in West-Ost, als auch Nord-Süd Richtung, wo er in den freien Landschaftsraum bzw. an die Naherholungsgebiete Gonsbach bzw. Botanischer Garten anbindet. Die Lebendigkeit des Areals ist durch eine feinmaschige Durchwegung und Abfolge von Plätzen an der Forschungsmeile sichergestellt.

Das Konzept der Grünverbindungen wird durch eine verkehrsberuhigte Forschungsmeile, welche die Quartiere vernetzt, ergänzt. Hier wird ein lebendiges und urbanes Gegenstück zur ruhigen grünen Mitte geboten, wobei an neuralgischen Punkten unterschiedliche Platzsituationen entstehen, um die sich so genannte „Points-of-Interest“ wie zum Beispiel Nahversorgung, Gastronomie und Kunst- bzw. Kulturflächen ansiedeln. Ergänzt werden diese Nutzungsbausteine durch Forschungs- bzw. Gewerbe- „Schaufenster“, die entlang der Forschungsmeile die überhöhten Erdgeschosszonen beleben und somit die Wissenschaft- und Forschung für Passanten erlebbar und einsichtig machen.
Hochpunkte und Akzentbebauungen an den Plätzen schaffen Orientierung und lassen den Biotechnologiecampus auch aus der Ferne erkennbar werden. Die Höhen- und Dichteentwicklung der Bebauung nimmt von Nord (sieben bis acht Geschosse) nach Süd ab (meist vier bis sechs Geschosse, außer am südlichen Ende – hier nur zwei Geschosse). Damit wird im Norden zum einen der Schalleintrag in das Quartier minimiert und zum anderen mit den Gebäudehöhen ein fließender Übergang in die landwirtschaftlich geprägten Flächen und den Lebensraum der Tiere (Offenlandarten) geschaffen.

Grün- und Freiraum
RNA ist Funktionsträger, RNA ist Leben. RNA ist Inspirationsquelle für den Grün und Freiraum.
Ausgehend von einer in der Mitte des Planungsgebietes liegenden „Parkhelix“ (Rad- und Fußweg) erstrecken sich in Nord- und Südrichtung die „RNA-Basen“ in Form von Gehölzbändern/ Baumbasen. Diese bilden eine klar lesbare Matrix aus Bäumen in welcher sich, ganz nach dem Prinzip - Landscape First, Funktionen ansiedeln. Ergänzt werden die „Baumbasen“ durch sogenannte „Frischluftbasen“. Diese setzten sich aus Retentionsflächen, Gehölzen und extensiven Stauden und Wiesen zusammen und formen zusammen eine Landschaft die Frischluft produziert und transportiert. Des Weiteren bieten sie ein Angebot an Sport- und Spielflächen. Im Norden entwickeln sich die „Basen“ zu einem dichten Gehölzband welches die Funktion eines Staub- und Lärmschutzes übernimmt. Im Süden gehen die „Baum- und Frischluftbasen“ in Ackerfelder und Blühstreifen über.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser:innen bieten mit insgesamt sieben, um eine grüne Mitte gruppierten Baufeldern ein flexibles Raumgerüst für den Biotechnologiecampus an, das in einer phasenweisen Entwicklung denkbar ist. Es entsteht die Anmutung eines mit grünen Feldern und Fäden durchwebten Bebauungsteppichs mit der höchsten BGF im gesamten Wettbewerbsverfahren. Die Ausrichtung der Baufelder ist schlüssig aus der östlich angrenzenden Bebauung und den landwirtschaftlichen Feldstrukturen abgeleitet. Die Idee einer von Norden nach Süden abfallenden Höhenstaffelung mit einzelnen Hochpunkten ist im Grundsatz überzeugend und bietet Raum für unterschiedliche Bau- und Nutzungstypologien. Auch in der Überarbeitung überzeugen die dargestellten Typologien in ihrer Maßstäblichkeit und Dichte für die geforderten Nutzungen jedoch nur zum Teil. Das Heranrücken der Bebauung im Norden an die Saarstraße begrüßt die Jury, während die weit in den Süden verspringenden, für die Anforderungen eines Biotechnologiecampus teils zu kleinmaßstäblichen Strukturen, insbesondere die Wohnangebote, äußerst kritisch gesehen werden. Die Ausbildung eines qualitätvoll gestalteten Übergangs in den Landschaftsraum im Westen und Süden ist nicht gelungen und die Pflanzung von Gehölzreihen am südlichen Ortsrand erscheint für die Anforderungen des Artenschutzes in diesem Bereich nicht als geeignet.

Der zentrale, verspringende Grünzug in West-Ost-Richtung wird durch geradlinige schmälere Grünkorridore zwischen den Baufeldern in Nord-Süd-Richtung ergänzt, die die Durchlüftung des Campus gewährleisten und die gewünschte Wegeverbindung durch das Quartier zwischen Gonsenheim und dem Stadion herstellen. Die in der ersten Bearbeitungsphase allzu schematisch wirkenden, schmalen Grünkorridore haben die Verfasser:innen in der Überarbeitung nun differenzierter ausgebildet. Der zentrale Grünzug mit dem Motiv der RNA-Doppelhelix jedoch erscheint dem Preisgericht auch nach der Überarbeitung in seiner Gestaltung formal überzogen und überausgestattet. Kritisiert werden hier insbesondere die sich mehrfach überkreuzende Straßenbahnführung, Verkehrserschließung und Hauptradwegeverbindung. Diese durchschneiden die Freifläche in erheblichem Maß und beeinträchtigen damit die Attraktivität und gefahrlose Nutzung der grünen Mitte. In ihrer Gestaltung beliebig wirken auch die schmäleren Grünkorridore, die zusammen mit den kleinteiligen Freiflächen entlang der bügelförmigen Verkehrserschließung dem Quartier einen gleichförmigen Eindruck verleihen. Die Erschließung der Baufelder erscheint gerade für die Andienung als zu klein dimensioniert und ist insbesondere in den südlichen Quartiersteilen noch nicht überall gelöst. Während der Regionalbahnhalt im Westen ein angemessenes Vorfeld erhält, wurde im Osten keine einladende Eingangssituation in das Quartier geschaffen. Das Preisgericht würdigt den Ansatz der Verfasser:innen, das Grundstück mit einer robusten und flexiblen Struktur und einer hohen Flächenausnutzung zu gestalten. Die vorgeschlagene hohe Bebauungsdichte, gepaart mit einer gewissen räumlichen Beliebigkeit, führen bei dieser Arbeit jedoch zu Qualitätseinbußen.
Konzeptidee natuRNAh

Konzeptidee natuRNAh

Axonometrie natuRNAh

Axonometrie natuRNAh

Entréeplatz Ost natuRNAh

Entréeplatz Ost natuRNAh

Freiraumkonzept natuRNAh

Freiraumkonzept natuRNAh

Lageplan natuRNAh

Lageplan natuRNAh

Lageplan Ausschnitt natuRNAh

Lageplan Ausschnitt natuRNAh

natuRNAhe Mitte

natuRNAhe Mitte