Im Rahmen der Landesgartenschau 2022 ergab sich für die Gemeinde Neuenburg am Rhein die Gelegenheit, innerstädtische Flächen neu zu ordnen. Dabei spielte das zwischen Stadtkern und dem für die Gartenschau umgestalteten ‚Stadtpark am Wuhrloch’ gelegene Areal ‚Am Kronenrain’ eine ganz wesentliche Rolle. Bisher bot sich an dieser Stelle eine unbefriedigende stadträumliche Situation mit kaum nutzbarer Restfläche, geprägt von einem Höhenunterschied von etwas mehr als neun Metern.
Entstanden ist ein markantes Ensemble aus Parkhaus, Stadtbalkon, Brücke und Turm, das die Lücke schließt und als Bindeglied zwischen Grünanlage und Stadtkern dient. Gleichzeitig wurde ein prägnanter Stadteingang geschaffen: Der Turm kündigt sich schon von Weitem an und bildet mit dem gegenüberliegenden Parkhaus einen spannungsvollen Dialog. Im Zusammenspiel mit dem verbindenden Brückenbauwerk entsteht ein eindeutiges Wiedererkennungszeichen. Die hinter dem Parkhaus aufgefüllten Flächen bilden den Sockel für den neuen Stadtbalkon – den Münsterplatz. Von hier aus gelangt man über die Zähringerbrücke zum Bertholdturm und über die vertikale Erschließung weiter nach unten zum Wuhrlochpark sowie zum Rhein. Neben dem Zugang zum Park bietet der Turm eine Aussichtsplattform mit Blick auf die malerische Landschaft.
Das Parkgebäude ist als dreigeschossige Großgarage mit 231 Stellplätzen ausgebildet. Der ausgewogene Öffnungsanteil der Fassade versorgt das Innere mit Tageslicht und ermöglicht ein natürliches Lüftungskonzept. Dank der zentralen Lage können die innerstädtischen Flächen vom Autoverkehr entlastet werden. Auf dem Parkhausdach wurde der Münsterplatz angelegt, auf dem die bisher unvermittelt abbrechenden Straßenführungen in einer wohlproportionierten Platzsituation münden. Durch die neue westliche Kante findet der Stadtgrundriss einen harmonischen Abschluss. Hier ist zu einem späteren Zeitpunkt zudem die Nachverdichtung mit kleinteiliger Parzellierung und Mischnutzung geplant.
Der rund 36 Meter hohe Turm steht auf einem nahezu quadratischen Grundriss. Der im Kern verlaufende Aufzug endet mit einem letzten Halt unterhalb der Aussichtsplattform. Über die Treppe gelangt man schließlich nach ganz oben. Von hier aus erschließen sich den Besucher*innen die räumlichen Bezüge in einem 360° Panoramablick. In Zukunft soll die Zähringerbrücke als Rampe bis auf das Niveau des Parks nach unten geführt werden, womit zusätzlich zum Aufzug – der auch für Fahrräder dimensioniert ist – eine weitere barrierefreie Anbindung geschaffen wird.
Der Einsatz von langlebigen, robusten Materialien wie Stampfbeton und Cortenstahl schafft alle Voraussetzungen für ein Ensemble, das für die Zukunft angelegt ist. Prägendes Element sind die perforierten Fassaden, die – inspiriert von dem in dieser Gegend traditionell verwendeten roten Sandstein und der ehemals an dieser Stelle verlaufenden Uferkante des Rheins – einheitlich aus sedimentären Schichten in Rot eingefärbtem Stampfbeton hergestellt wurden. Hierbei handelt es sich um eine urtümliche, handwerklich geprägte Bauweise, bei der ein erdfeuchtes Gemisch lagenweise verdichtet wird. Ähnlich wie bei der Entstehung von natürlichen Sedimentschichten entsteht so ein vielschichtiges Fassadenbild, das den schlichten, robusten Charakter der Bauwerke betont.