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Einladungswettbewerb | 11/2023

Wohnquartier Eduard-Schloemann-Straße in Düsseldorf

Vogelperspektive

Vogelperspektive

3. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

bjp | bläser jansen partner GbR

Stadtplanung / Städtebau

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Leitidee
Das Areal an der Eduard-Schloemann-Straße ist von einer heterogenen, teilweise sehr dichten Bebauung mit heterogener Maßstäblichkeit geprägt. Das neue Quartier muss demnach auf zahlreiche unterschiedliche städtebauliche Situation reagieren und diese harmonisieren. Die Leitidee basiert daher auf der Schaffung einer neuen urbanen Nachbarschaft, die verdichtetes städtisches Wohnen mit unterschiedlichen Wohnformen, Kita, einem Nachbarschaftstreff und einem Co-Working Space verbindet und so einen Ort des Zusammenlebens schafft. So zeigt das neue Quartier einen starken Fokus auf Gemeinschaft und Gemeinwohl.

Städtebauliches Konzept
Das Städtebauliche Konzept reagiert auf die vielseitigen räumlichen Maßstäbe und Nutzungen im Umfeld. Drei aufgelockerte Wohnblöcke prägen das Gebiet. Zusammen mit der Quartiersgarage und dem Sonderbaustein, bestehend Kindertagesstätte und Mehrgenerationenwohnen, bilden sie die bestimmende Form. Durch ihre Anordnung entstehen zwei Freiraumachsen, die mit kleineren Wegeverbindungen die Vernetzung im Gebiet sicherstellen. Im Gebiet finden sich unterschiedliche Wohnformen. Neben frei finanzierten Wohnungen gibt es auch öffentlich geförderten und preisgedämpften Wohnungsbau. Darüber hinaus wird das Wohnungsangebot durch Mehrgenerationenwohnen ergänzt. Eine Besonderheit stellen die Dächer dar, die vielfältig genutzt werden können. Neben Dachterrassen sind auch Dachgärten vorgesehen, die eine vielfältige und gemeinschaftliche Nutzung ermöglichen. Mit Hochbeeten, Gewächshäusern und Bienenweiden werden die Dachflächen zusammen mit den Sonnenterrassen für die Bewohner*innen nutzbar gemacht. Weitere Dachflächen werden mit Photovoltaikanlagen oder Gründächern ausgestattet.

Von zentraler Bedeutung ist der Quartiersplatz im Nordwesten des Quartiers. Durch die angrenzenden Nutzungen wie eine Kindertagesstätte und die gemischt genutzte Erdgeschosszone entsteht hier ein neuer Treffpunkt. Sitzmöglichkeiten, Nebeldüsen und weitere Elemente tragen zur Belebung des Platzes bei. Entlang der Freiraumachsen finden sich immer wieder kleinere Aufenthaltsbereiche, die als Treffpunkte und nachbarschaftliche Kommunikationszonen fungieren. Aber auch innerhalb der Blöcke bieten die gemeinschaftlich genutzten Blockhöfe den Bewohner*innen einen Ort des gemeinschaftlichen Lebens.

Eine Besonderheit stellt das Café im Osten des Quartiers dar. Es dient als weiterer Treffpunkt für die Anwohner*innen. Durch die Nähe zur nördlichen Düssel gewinnt es zusätzlich an Attraktivität und dient der Adressbildung zur Otto-Petersen-Straße.

Freiraumkonzept
Das neue Wohnquartier an der Eduard-Schloemann-Straße wird durch zwei Freiraumachsen gegliedert. Von Nord-West nach Süd-Ost wird die übergeordnete Rad- und Fußwege Verbindung aus dem neuen Wohnquartier Düsseltal nach Süden in die Angrenzenden Quartiere als belebte, urbane Promenade fortgeführt. Ein baumbestandener Quartiersplatz mit Nebeldüsen und besonderen Sitzelementen schafft dabei einen beliebten Treffpunk. Durch die Kita, die Quartiersgarage und die gemischt genutzte EG-Zone der neuen Gebäude wird der Platz zusätzlich belebt.
Vom Platz aus entwickelt sich die zweite Achse als grüne Wohnstraße zum Freiraumsystem der Nördlichen Düssel. Hier entstehen vor den Häusern und an den Eingangssituationen pflegearme Präriestaudenpflanzungen und Retentionsmulden für das anfallende Regenwasser der Belagsflächen. Entlang der Wohnstraßen finden sich hier und da kleine Verweilorte mit Sitzmöbeln als nachbarschaftliche Treffpunkte und Kommunikationsbereiche.
Da die neuen Wohnhäuser alle von außen erschlossen werden entstehen im Wohnquartier drei Wohnhöfe. Hier erhalten die Erdgeschosswohnungen ihren privaten Gartenbereich. Im Zentrum der Höfe werden zudem gemeinschaftliche Freiraumangebote geschaffen. Um die Höfe als attraktive Treffpunkte für die neuen Bewohner von Anfang an zu stärken, werden alle Obstgehölze der heutigen Kleingartenanlage geborgen und nach dem Bau der Häuser wieder eingepflanzt. So erhält man nicht nur ein Teil des Ortes, man hat auch sofort eine üppige Vegetation in den neuen Wohnhöfen. Weitere Freiraum und Freizeitangebote entstehen auf den vielfältig gestalteten Dachflächen. Hier finden sich Nachbarschaftsgärten mit Hochbeeten und Gewächshäusern, ein Spiel- und Sportplatz, Bienenweiden und Dachgärten mit Sonnenterrassen für die neuen Bewohner.
Das gesamte Wohnquartier wird von einem Grün-Blauem-Saum gefasst. Das bedeutet, dass die Baumreihe der großen Bestandsbäume entlang der Eduard-Schloemann-Straße erhalten und an der Otto-Petersen- und Willi-Aengevelt-Straße fortgeführt wird. Zudem entsteht ein Muldensystem, welches das Regenwasser aufnimmt, speichert und mit der Topografie gedrosselt abführt. Dies dient auch der Hochwasserprävention.

Mobilitäts- und Erschließungskonzept
Das neue Quartier wird als weitestgehend autofreies Quartier geplant, bei dem sämtliche private PKW in einer zentralen Quartiersgarage untergebracht werden. Die Positionierung an der Eduard-Schloemann-Straße erlaubt eine direkte Abwicklung des Verkehrs und hält das gesamte Quartier vom Autoverkehr frei. Die Quartiersgarage wird ebenso mit einem Gründach und einer aktiven Sport- und Spielfläche ausgestattet und durch Photovoltaik-Elemente ergänzt. So kann dieser Baustein einerseits zur Verbesserung des Mikroklimas beitragen, andererseits auch Energie für Elektromobilität und die ergänzenden Nutzungen (Quartierstreff, Fahrradwerkstatt) generieren. Ebenso beinhaltet die Quartiersgarage einen Energiespeicher, der bei Bedarf auch für die Wohngebäude des Quartiers versorgen kann. Die Quartiergarage bietet neben 221 Stellplätzen für PKW auch ca. 120 Stellplätze für Fahrräder und 20 Stellplätze für Lastenfahrräder. Ebenso ist eine ausreichende Ladeinfrastruktur für E-Mobilität vorgesehen.
Das Quartier legt einen großen Wert auf die Priorisierung von Fuß- und Radverkehr. Hierzu werden zahlreiche kleinteilige Wegeverbindungen vorgesehen, die das Quartier intern als auch in seinen Kontext hinein vernetzen. Für Menschen mit Behinderungen sind ebenso ausreichend Stellplätze vorgesehen.

Regenwasser- und Starkregenmanagement
Der verantwortungsvolle Umgang mit Regenwasser ist ein wesentlicher Bestandteil der Quartierskonzeption. So wurde auf eine besonders flächensparende Planung geachtet. Viele Gebäude sind mit Gründächern ausgestattet. Dort, wo befestigte Flächen erforderlich sind, werden diese als wassergebundene Decken und Sickerpflaster ausgeführt. Die Wohnhöfe verfügen über ein Zisternensystem, mit dem Regenwasser gesammelt und genutzt werden kann.
Der Grüne Saum wird umlaufend von einem Muldensystem begleitet, das Regenwasser aufnimmt, speichert und mit der Topografie gedrosselt abführt. Auch innerhalb des Quartiers wird das anfallende Regenwasser über Retentionsmulden aufgenommen. Dies dient auch dem vorbeugenden Hochwasserschutz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Leitidee der Schaffung eines urbanen Stadtquartiers, das verdichtetes urbanes Wohnen mit unterschiedlichen Wohnformen ermöglicht, entwickeln die EntwurfsverfasserInnen ein städtebauliches Konzept aus drei aufgelockerten Wohnblöcken. Im Übergang zum westlichen Max-Planck-Institut werden die ergänzenden Nutzungen, wie die Quartiersgarage und die KiTa als Solitäre positioniert. Mit der Quartiersgarage ist der notwendige Lärmschutz gewährleistet. Im Bereich der KiTa werden zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen erforderlich sein.

Als autofreies Quartier wird das Quartier über ein Wegenetz aus Rad- und Fußwegen erschlossen. Die vorhandenen Wegebezüge werden auf sinnfällige Weise aufgenommen, führen in das Quartier und vernetzen das neue Quartier auf selbstverständliche Weise mit dem Umfeld. Der im Norden ausgeformte neue Quartiersplatz ist zugleich Anfahrt und Bindeglied zur nördlich angrenzenden Wohnbebauung. Richtigerweise sind am Quartiersplatz die Sondernutzungen KiTa, Mehrgenerationenwohnen, Mobilitätsstation mit Fahrradwerkstatt angeordnet, wobei die Lage der KiTa im Hinblick auf die PKW-Anfahrbarkeit kontrovers diskutiert wird. Die in Richtung Nord-Süd ansteigende Geschossigkeit vermittelt zur Maßstäblichkeit der angrenzenden Bebauung und lässt die Bebauung zu einem selbstverständlichen Stadtquartier werden.

Mit dem Konzept der aufgelockerten Wohnblöcke gelingt eine gute Adressierung und eindeutige Zonierung von öffentlichen, halböffentlichen und privaten Freiräumen. Auch die Proportion der Höfe und Dimensionierung der Wohnbebauung in Höhe und Gebäudetiefen bilden eine solide Grundlage für die Entwicklung unterschiedlicher qualitätsvoller Wohnungen. Gleichwohl wird die Dichte des Konzeptes – hinsichtlich Dimensionierung der internen Erschließungsachsen sowie Blockstruktur – kritisch diskutiert, dies auch vor dem Hintergrund fehlender Fußwege an der Willi-Aengevelt-Straße und nicht ausreichender Abstände zu den Bestandsbäumen in der Eduard-Schloemann-Straße. Als Mobilitätsstation verfügt die Quartiersgarage über die erforderlichen Stellplätze, ergänzende Nutzungen wie Fahrrad-Stellplätze, Werkstatt und Car-Sharing. Die bespielte Dachfläche mit Sport- und Spielplätzen wird positiv bewertet. Eine Überarbeitung des Konzeptes zu Feuerwehrzufahrten und Aufstellflächen wäre notwendig.

Die Arbeit sieht einen vielfältigen Freiraum vor, der sowohl in den Erdgeschosszonen als auch auf den Dachflächen qualitativ hochwertig gestaltet ist. Dabei kann die klare Gliederung und Aufteilung von öffentlichen, halb-öffentlichen und privaten Freiräumen überzeugen.

Die Lage und Ausrichtung des baumgesäumten Quartiersplatzes schafft einen guten und harmonischen Übergang zur Nachbarschaft und bildet in Kombination mit den vorgeschlagenen öffentlichen Nutzungen wie der KiTa und dem Co-Working Space einen angemessenen und attraktiven Auftakt ins Quartier. Von dort aus gelangt man über eine zentrale fußläufige Wegeverbindung zur Düssel. Die großen Dachflächen der Quartiersgarage mit bewegungsintensiven Sport- und Freizeitaktivitäten zu belegen, wird positiv bewertet, wobei unklar bleibt, wie die Dachfläche erschlossen wird.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen zum Regenwassermanagement wirken schlüssig und lassen sich harmonisch in das Freiraumkonzept integrieren. Die Grünräume entlang der Willi-Aengevelt-Straße und der Eduard-Schloemann-Straße wirken zu klein dimensioniert und weisen Konflikte zwischen den abgesenkten Mulden und Baumpflanzungen auf. Der geforderte Gehweg entlang der Willi-Aengevelt-Straße fehlt in Gänze.

Insgesamt liefert das Konzept einen unprätentiösen und soliden Beitrag im Verfahren. Jedoch ist fraglich, ob unter Berücksichtigung der zu berücksichtigenden Aspekte und Anforderungen die aufgezeigten Qualitäten des Konzeptes gesichert werden können.
Lageplan

Lageplan

Isometrie

Isometrie

Quartiersplatz

Quartiersplatz

Modell

Modell

Nutzungsverteilung

Nutzungsverteilung

Mobilitätskonzept

Mobilitätskonzept

Freiraumkonzept

Freiraumkonzept