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Einladungswettbewerb | 12/2023

Neubau katholischer Kindergarten St. Maria in Bad Schönborn

Collage außen

Collage außen

1. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

ap88 Architekten Partnerschaft mbB Bellm / Löffel / Lubs / Trager Freie Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Situation
Die begrenzte Grundstücksgröße, die Ausrichtung nach Norden und die heterogene Umgebungsbebauung bewogen uns den neuen katholischen Kindergarten, für den Ort nicht ganz unüblich, als Riegel direkt an der Gehweghinterkante zu positionieren.
Die Lage in der ruhigen Nebenstraße lässt dies zu!
Der Riegel erfährt zwei Volumenreduktionen: Zum einen am „Weihergäßel“ zur Definition des Eingangs und um einen kleinen Vorbereich anzubieten. Die zweite Volumenreduktion dient dem Erhalt und der Inszenierung des großen Bestandbaums.

Körnung
Die im Vergleich zu den umgebenen Wohnbauten deutlich größere Korngröße unterstreicht die öffentliche Nutzung, die Gliederung durch die vier flachen Satteldächer wiederum vermittelt zwischen den unterschiedlichen Maßstäben.

Grundstück + Baukörper
Die Lage des zweigeschossigen Baukörpers erhält im Norden die maximal möglichen Außenflächen zur Umsetzung des Freiraumbereichs und den Erhalt verschiedener Großbäume.
Im Westen, Süden und Osten wird der Baukörper mit einem „Mantel“, einer Holzfassade, eingefasst nach Norden öffnet sich das Gebäude zum Freiraum. Der eigene Garten und die Gärten der Nachbargrundstücke, die alten Krautgärten werden hier als Einheit betrachtet und dienen als aktive und passive Kulisse.
Die Gebäudetypologie, die Orientierung und Ausbildung im Detail sind darum bemüht, dass die Tiefe des Grünraums als Bühnenbild Teil des Innenraums wird und sich mit der umgesetzten inneren Durchlässigkeit mit dem Licht des Südens im Gebäude vereint!

Der alte Baum
Die alte Eiche im Westen bildet einen Hauptanker und wird im Inneren und im Außenraum thematisiert.
Das direkte Umfeld bleibt unberührt, um den Baum noch ein langes Leben zu bescheren. Die tiefere heutige Höhenlage wird genutzt, um die Teilunterkellerung hier an den Außenraum anzubinden.

Nutzung
Die U-3 Gruppe wird im Erdgeschoss im Osten angeordnet und erhält seinen eigen direkt angelagerten Außenraum, der an der Morgensonne partizipiert.
Die drei Ü-3 Gruppen befinden sich im Obergeschoss
und haben einen vorgelagerten dem Garten zugewandten überdachten Laubengang. Über ihn und den Garderoben und Umkleidebereich im Westen erreicht man den Gartenbereich per Treppe oder Rutsche.
Im Erdgeschoss sind westlich des durchbindenden Eingangsbereichs die Kindergartenleitung und der Personalbereich angeordnet. Ganz im Westen befindet mit eigenem Außenzugang der Essbereich mit der Verteilküche und den notwendigen Lagerflächen.
Alle ergänzenden Nutzungen und Nebenräume befinden sich im EG wie OG in einer schmalen Spange Richtung Süden.

Konstruktion
Die strenge Gliederung ist Grundprinzip eines sinnvoll umgesetzten konstruktiven Holzbaus und bildet die DNA des Entwurfs.
Die Raumabfolge, Nutzungsgliederung bis zum äußeren Erscheinungsbild der vier Satteldächer ist kongruenter Entwurfsgedanke.
Untergeschoss und Boden des Erdgeschosses sind in Stahlbeton erstellt, alle anderen Bauteile sind in einer Holzständerbauweise errichtet. Das Dach und die Decke über dem EG sind in Brettsperrholz errichtet.
Die Fassade, der „Mantel“ besteht aus unbehandelter Weißtanne. Das gesamte Gebäude basiert in seinen Details und seiner Fügung auf einem konstruktiven Holz- und Wetterschutz.

Gartenhof und Baum
Um den Großbaum und den dadurch definierten Gartenhof versammeln sich die großen gemeinschaftlich genutzten Räume (Funktionsraum, Bewegungsraum, Kinderbistro mit Küche, Pausenraum Personal, Garderobe). Der Großbaum wird mit unterschiedlichen Blickwinkeln von den Wurzeln über den Stamm bis in die Baumkrone erlebbar. Spielerisch erfahrbar und räumlich inszeniert wird dies durch die Rutsche, welche am Laubengang andockt und sich großzügig aus der Baumkrone um den Stamm nach unten windet. Eine Baumschaukel lässt den Baum darüber hinaus Teil des alltäglichen Erlebnisses werden.

„Gruppenbox“
Die Gruppenräume sind im Obergeschoss wie eingestellte Boxen ablesbar, Spielflur, Intensivräume und Laubengang ergeben eine große zusammenhängende Fläche, auf der die Gruppenräume eingestellt sind. Der Laubengang bildet für die Gruppenräume an warmen Tagen eine räumliche Erweiterung in den Außenraum - die Aufweitungen des Spielflurs vor Gruppen- und Intensivraum wiederum eine räumliche Erweiterung nach Innen. Dieser Bereich wird über Lichtkamine akzentuiert und mit Tageslicht aufgehellt. Im EG wird die Aufweitung am Ende des Flures zum Essbereich, welcher seine räumliche Erweiterung in einem geschützten eigenen Außenraum findet.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch die klare städtebauliche Setzung des Gebäudes: Ein straßenbegleitender Riegel wird durch eine Faltung des Volumens so strukturiert, dass vier einzelne Häuser entstehen. Die geneigten Dachflächen nehmen Bezug auf die Nachbarschaft und dennoch wird durch die markante Lochfassade in Richtung Süden die Funktion als öffentlicher Bau intuitiv verstanden.

Das Gebäude ist zur besseren Ausnutzung des Freiraums weit an die Straßenkante gerückt. Ein leichter Versatz markiert den Eingang. Die Eingangszone ist großzügig und öffnet den Blick bereits beim Betreten des Gebäudes in den Gartenbereich. Diese Foyerfläche verspricht eine multifunktionale Nutzung im täglichen Betrieb. Die Verwaltungsflächen sind richtig in Eingangsnähe positioniert, wobei die Verortung der einzelnen Verwaltungsräume noch optimiert werden könnte. Das Kinderbistro ist im Westen angeordnet und die Nebenräume, wie Küche und Lager, erhalten einen separaten Eingang, der stimmig auf die anspruchsvollen Höhensituation angepasst ist. Dies gilt übrigens auch für den Ausgang des Treppenhauses ins Freie – in diesen Details zeigt sich die sorgfältige Durcharbeitung des Entwurfs.

Im Obergeschoss sind die drei Ü 3 Gruppen logisch aufgereiht und öffnen sich über großzügige Glasfronten zum Garten. Die Nordorientierung wird ausdrücklich begrüßt – so wird das unerwünschte Aufheizen vermieden. Hier überzeugt vor allem die Nachbarschaft von Gruppen- und Intensivraum. Die Nebenraumspange ist folgerichtig zur Straße orientiert. Am Westende des Volumens sind die großzügigen Garderobenflächen verortet. Hier sollte eine konsequente Trennung in Matsch- und Straßenkleidung möglich sein. Der Ausgang über die Außentreppe in den Garten ist gut gelöst, diese fungiert gleichzeitig als zweiter baulicher Flucht- und Rettungsweg.

Der Bewegungsraum ist im Untergeschoss vorgesehen. Hier wird gewürdigt, dass durch das leichte Anheben des Erdgeschosses die Belichtungssituation verbessert wird. Im Preisgericht wird diskutiert, ob eine Anordnung in den Obergeschossen dennoch zu bevorzugen wäre.

Aufgrund des kompakten Baukörpers ist eine Umsetzung im wirtschaftlich vertretbaren Bereich zu erwarten, trotz der etwas oberhalb des Durchschnitts liegenden Kubatur.

Zusammenfassend stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag zur gestellten Aufgabe auf dem beengten Grundstück dar. Es ist gelungen, trotz dieser herausfordernden Situierung eine maßvolle Großzügigkeit zu erzielen, die der Jury zukunftsfähig erscheint.
Collage vernetzte Außenräume

Collage vernetzte Außenräume

Nutzungsverteilung

Nutzungsverteilung

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Collage innen

Collage innen

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Nord

Ansicht Nord