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Einladungswettbewerb | 12/2023

Carl Bechstein Campus in Berlin

ein 3. Preis

Preisgeld: 35.000 EUR

Staab Architekten

Architektur

Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Winkels + Pudlik

TGA-Fachplanung, Energieplanung

ifb frohloff staffa kühl ecker

Tragwerksplanung

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Akustikplanung

Erläuterungstext

Mit dem Bechstein-Quartier verwirklicht das Berliner Traditionshaus einen breitenwirksamen städtebaulichen Anziehungspunkt, der die neu entstandene Europacity durch seine Verbindung von Vergangenheit und Moderne bereichert. Der Entwurf übersetzt die Besonderheit der Aufgabe in eine prägnante Gestaltung und macht die zeitlose Qualität, die mit dem Namen Bechstein verbunden wird, auf allen Ebenen zum Thema.
Städtebaulich schreibt das neue Quartier zwar die vorhandene Blockstruktur fort, bricht deren Gleichförmigkeit jedoch mit einem strahlenden Konzertbaukörper und differenziert gestaffelten, öffentlichen Stadträumen auf, die dem besonderen Angebot des Bechstein-Campus gerecht werden. Ein breiter Vorplatz am Konzerthauseingang geht in einen tiefen Stadtplatz über, der einen attraktiven, von Verkehr geschützten und von Läden und Gastronomie gesäumten Aufenthaltsort bietet. Der Platz wird vom historischen H-Gebäude begrenzt, das die Veranstaltungsräume der Academy und das Carl-Bechstein-Museum beherbergt und eine Passage zum Grünzug im Westen und zu den Proberäumen der Academy und den Wohnungen der Stipendiaten gewährt. Begrünte Innenhöfe und Terrassen bieten privatere Außenräume.
Das stadträumliche Angebot wird von den einheitlich gestalteten Klinkergebäuden des Campus gefasst, die den zeitlosen Charakter des Bechstein-Quartiers prägen und das Thema der Industriegeschichte der Manufaktur und des Ortes aufgreifen. Die klare Architektursprache verbindet sich bruchlos mit der Klinker-Putz-Fassade des über einhundert Jahre alten Bestandbaus und den angrenzenden Blockrandgebäuden. Bögen öffnen die Erdgeschosszone zum Stadtraum. An den Eingängen zu den Konzertsälen weiten sie sich auf und zeigen das verglaste Eingangsfoyer, das die Besucher ins Obergeschoss führt. Der Konzertbau zeichnet sich über dem verklinkerten Sockel als Glaskörper ab, welcher von einer über drei Etagen reichenden Foyerzone gebildet wird. Ihre Ebenen und offene Treppen gleichen einer Bühne, die sowohl in den Stadtraum als auch nach innen wirkt. 
Die Campus-Nutzungen wurden entsprechend ihrer Bedeutung und ihrem Bedarf an Öffentlichkeit und Ruhe angeordnet. Am Vorplatz an der Heidestraße liegen prominent der Instrumentenverkauf und der Konzertbau des Carl-Bechstein-Hauses. Das bestehende H-Gebäude mit den Veranstaltungsräumen der Academy und dem Instrumentenmuseum bildet den prägnanten Abschluss des Stadtplatzes. Die übrigen Erdgeschosszonen werden von Laden- und Gastronomieangeboten belebt. Die Büroflächen liegen mit guten Adressen an der Heidestraße, dem Stadtplatz oder dem Grünzug, während Probenräume und Stipendiatenwohnungen schallgeschützt am Academy-Hof und am Grünzug angeordnet sind.

Beurteilung durch das Preisgericht

Sehr unterschiedliche Anforderungen prägen die Aufgabe einen neuen Carl Bechstein Campus an der Heidestraße zu planen. Die Signéwirkung in den Stadtraum, das Erschaffen einer gebauten Corporate Identity in einem Quartier, das kaum zentrale, identitätsstiftende Bauten vor- zuweisen hat und das kluge Zusammenspiel von Konzertbetrieb, Akademie, Museum und Verkaufsflächen sind alles Aspekte, die es zu erfüllen gilt. Den Verfassenden gelingt es mit einer klaren Setzung des leichten, sehr transparenten Konzertbaus über einem steinernen Sockel auch dem flüchtig passierenden Autofahrenden in einem Blick die Besonderheit des Ortes zu signalisieren.

Die Materialität und die Skulpturalität des Konzertbaus wurde sehr kontrovers diskutiert, besonders die Langlebigkeit der Lochblechfassaden konnte einen Teil des Preisgerichts nicht über- zeugen.

Der Konzertbaukörper rückt aus der Straßenflucht und bildet so eine Vorzone an der Heidestraße, die in den Bechstein Verkaufsraum sowie in das Foyer der Konzertsäle mündet. Die etwas beliebigen Parabelbögen der Erdgeschossfassade scheinen willkürlich den Straßenverlauf zu begleiten. Links von der Plaza liegen folgerichtig die verschiedenen Läden, aber auf der rechten Seite der Plaza prägen die Garderoben die Erdgeschoßzone, was als nicht so attraktiv gewertet wird. In der Tiefe des Raumes folgen der Zugang der Academy, vom Grünzug aus zugänglich sind die externen Büros und die Stipendiatenwohnungen. Die fehlende Möglichkeit einer Durchwegung wird moniert. Die Überäume und die Wohnungen sind bei geschlossenem Academy-Eingang nur von hinten erschlossen. Die Organisation der Stipendiatenwohnungen sind aus Sicht des Bebauungsplans sehr schlüssig geplant. Betritt der Konzertbesucher das Foyer, muss er über 9 m Höhe überwinden. Das Erklimmen der langen, einläufigen Treppe bedarf einer gewissen Sportlichkeit. Alle anderen Besuchenden müssen über die 4 Aufzüge nach oben gelangen. Das Foyer liegt um die Säle herum und ist lebendig gestaltet. Die Bar ganz oben scheint etwas abseitig gelegen und muss gezielt angesteuert werden. Das Restaurant ist zu klein und die dahinter liegende Küche nur durch ein Fluchttreppenhaus erreichbar. Auch ist eine separate Vermietung erschließungstechnisch an- gelegt.

Insgesamt handelt es sich um eine kluge Arbeit, die den Wunsch des Bauherrn nach Sichtbarkeit der Marke im Stadtraum auf feine Art und Weise gerecht wird, wiewohl der Werkstattcharakter des Konzertbaus bei nicht allen Preisrichtern auf Gegenliebe stößt. Der weithin sicht- bare, angehobene Konzertsaal trägt an der Heidestraße die Corporate Identity von Bechstein in den Stadtraum