modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
2. Rang 3 / 3

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Sanierung und Erweiterung Turnhalle Ausserdorf in Winterthur (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 12.000 CHF

Kooperative E45, Bettina Satzl

Architektur

Westpol Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Eitel & Partner GmbH

Tragwerksplanung

bt-consult ag

TGA-Fachplanung

Gruner AG

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Beitrag liegt eine umfassende Analyse der Umgebung zugrunde. Dem Massstabssprung der Siedlung Gartenhof vis-à-vis soll ein angemessenes Volumen gegenübergestellt werden. Selbstbewusst tritt der Neubau hier dreigeschossig in Erscheinung. Aus den Geometrien der Wieshofstrasse, der Wolfbühlstrasse und dem orthogonalen System der bestehenden Schulanlage wird eine Gebäudestruktur synthetisiert. Das Gebäude orientiert sich somit nicht nur an der inselhaften, hundertjährigen Setzung der Schulanlage, sondern vermittelt auch zum sich wandelnden Ort Wülflingen. Eine Begründung für den Verzicht auf einen Einbezug des bestehenden Wohnbaus wird vermisst.

Basierend auf einer intensiven Auseinandersetzung mit den bestehenden Aussenräumen, überzeugt die Freiraumgestaltung in vielerlei Hinsicht. Es werden klare Typologien gebildet, die vielseitig genutzt werden können und auch die gewünschte Tiefe der Ausgestaltung aufweisen. Die Umgestaltung des «Wieshof-Platzes» wird als richtig angesehen und sehr begrüsst. Es muss jedoch eine Lösung für die fehlende Parkierung gefunden werden, da die vorgeschlagene Doppelnutzung als Aufenthaltsbereich und temporäre Parkierung an diesem Ort nicht funktioniert. Fraglich ist, wieso die Baumreihe an der Wieshofstrasse nicht fortgeführt wird. Der Neubau ist sehr präzise in die Umgebung gesetzt. Er spannt mit der vom Anbau des Geräteraums befreiten Turnhalle einen Aussenraum in exakt den gleichen Dimensionen der Turnhalle auf. Mit einem einspringenden Knick in der nördlichen Fassade wird der Vorplatz zum Eingang selbstverständlich markiert. Das Gebäude tritt hier dreigeschossig auf und ist vom Knotenpunkt aller Wegverbindungen an der Wieshofstrasse gut erkennbar. Mit einer mehrschichtigen und intensiv begrünten Fassade werden Hof und Neubau eng verbunden. Der unmittelbare Bezug zur Natur wird somit Teil des Unterrichts und der Betreuung. Gegenüber der Turnhalle tritt das Volumen durch das rückspringende Attikageschoss nur zweigeschossig auf und nimmt Bezug auf die Traufhöhe des Bestandsbaus.

Der Rücken des Neubaus an der Wieshofstrasse nimmt die dienenden Räume auf, der ausgedrehte Flügel gegenüber der Turnhalle beherbergt die Aufenthaltsräume. An den gut markierten Eingang schliesst funktional richtig eine grosszügige Garderobe an. Das Treppenhaus bildet das Scharnier zwischen den Flügeln. Das Attikageschoss wird infrage gestellt, einerseits volumetrisch, da das Gebäude im Modell recht massig wirkt, zudem wird der Nutzen einer Terrasse für den Betrieb hinterfragt. Auch die rigide Trennung der Gebäudeflügel in dienende und Hauptnutzräume wird hier aufgehoben, was grundsätzlich möglich ist und eher die Funktionstrennung auf den unteren Geschossen infrage stellt. Es wären auch mehr Querbeziehungen über das Treppenhaus denkbar, wie sie im Erdgeschoss bei der Essensausgabe auch betrieblich nötig sind.

Der hohe Neubau überragt die Traufe des Altbaus wie auch der umliegenden Gebäude deutlich und beeinträchtigt aus denkmalpflegerischer Sicht die Gebäudeerscheinung. Der Geräteraumanbau wird entfernt und die Nordfassade wiederhergestellt bis auf die Einbringung einer neuen Tür direkt in die Turnhalle. Zwei Zugänge von Norden werden über Terrainanpassungen und reduzierte Aussenstufen in den inneren Treppenabsatz neu bewerkstelligt. Der barrierefreie Zugang zum Turnhallengebäude wird nicht gelöst. Die neuen Vordächer bei den Haupteingängen der Südfassade sind im Vergleich zu den bisherigen stark verkleinert. Insgesamt kann von einer Verbesserung der Fassadenerscheinung im denkmalpflegerischen Sinne gesprochen werden. Ein begrünter Hofraum und eine berankte Fassade bilden ein differenziertes Gegenüber von Alt und Neu. Die Binnenstruktur und wertvolle Ausstattung des Turnhallengebäudes werden bei den baulichen Eingriffen berücksichtigt, die ursprünglichen Fensternischen in beiden Flügeln werden mitsamt Sitzbänken wiederhergestellt, die Treppen in die Obergeschosse ohne störende Brandabschottung offen gehalten.

Konstruktiv ist der Neubau als Holzbau mit einem kleinen Betonliftkern vorgesehen. Durch die Fassadenbegrünung, welche Verschattung und Kühlung bringen soll, kann die Gebäudetechnik unterstützt werden. Sinnvoller wäre hierfür jedoch die Anordnung der Pflanzen im Erdgeschoss gewesen, dies wäre im Unterhalt begrüsst worden. Im Gebäude der Turnhalle wird der Geräteraum in eine bisherige Garderobe im Nordflügel verschoben. Die zweite Garderobe wird ins Obergeschoss verlegt, das Handarbeitszimmer wiederum von dort in den Neubau. Im Neubau entsteht hier die Chance für eine Mehrfachnutzung von Schule und Betreuung. Auch der zusammenlegbare grosse Raum im Erdgeschoss wird vom Betrieb geschätzt. Durch die Raumrochade muss im Neubau die Fläche der Lerninsel angeboten werden. Die Erstellung der zusätzlichen Flächen spiegelt sich in den Kennwerten wider, das Projekt weist das grösste Volumen auf und ist damit auch das teuerste der engeren Wahl.

Die Arbeit ist ein sorgfältig ausgearbeiteter Beitrag, der durch eine präzise Setzung und die vielschichtige Fassade zu überzeugen vermag. Durch das Verschieben von Nutzungen von der Turnhalle in den Neubau erreicht dieser ein Gebäudevolumen, das städtebaulich nur noch knapp erträglich ist. Mit der rigiden Teilung durch das Treppenhaus verpasst das Projekt Chancen für eine räumliche Vielfalt.
2. Rang 3 / 3