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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Sanierung und Neubau Eugen-Bolz-Gymnasium und Freianlagen in Rottenburg am Neckar

Parspektive Außenraum

Parspektive Außenraum

Anerkennung

Preisgeld: 21.000 EUR

ATELIER 30 Architekten GmbH

Architektur

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee und städtebauliche Einbindung / Maßstäblichkeit und Körnigkeit
Das bestehende Schulareal ist in ein baulich heterogenes Umfeld implementiert.
Im unmittelbaren Umfeld finden sich zweigeschossige Gebäudestrukturen wieder, welche einen historischen Hintergrund haben, bzw. neueren Datums sind. Vor diesem besonderen Umstand wird das Gebäudevolumen des Neubaus durch gesetzte Rücksprünge entlang der Eberhardstraße gegliedert, um im Kontext der Bestandsbebauungen eine angemessene Maßstäblichkeit und Körnigkeit zu erzeugen.
Der Rücksprung des Dachgeschosses wird vom bestehenden Schulgebäude übernommen und konsequent auf den Neubau übertragen. Die Abstaffelung unterstützt die Proportion und das Verhältnis zu seinen historischen Nachbarn im Straßenraum. – Siehe Außenraumskizze.
Zusätzlich entsteht durch den Rücksprung des Gebäudes an der Eberhardstraße eine, dem Ort entsprechende Einladung/Wegebeziehung hin zum Schulareal.
Zum Schulhof hin bildet der Neubau einen orthogonalen Abschluss, um den entstehenden Platzbereich hier mit einer klaren Kante zu definieren, und diesem einen städtebaulichen Abschluss zu geben. Über die überdachten Pausenbereiche entsteht eine räumlich spannende Wegebeziehung zwischen dem Eingang Eberhardstraße und dem neuen Schulhof mit seinem Zugang von der Mechthildstraße. Über diese städtebauliche Wegebeziehung hinaus wird hier ein reizvolles Gegenüber der beiden Foren für Fachbereiche und Klassenräume erzeugt. Aufgrund der bestehenden Situation des nördlichen Grundstückverlaufs entsteht eine spannende interne Verbindungsdiagonale zwischen den beiden Häusern, in welcher die Wegebeziehungen einen fließenden Übergang erfahren.
So beschäftigt sich die Struktur des Neubaus einerseits intensiv mit den städtebaulichen Parametern des Bestandes, andererseits werden diese innerhalb des Gebäudes weiterentwickelt und münden in einer abwechslungsreichen Verbindung zwischen den Strukturen.
Im Forum des Neubaus wird das neue Herz der Schullandschaft platziert. Der zentrale, mit einer Galerie umfasste Raum bietet viele Nutzungsmöglichkeiten für die Schulgemeinde.

Innere und äußere Erschließung, räumliche Organisation
Das multifunktional nutzbare Forum wird vom Schulhof, in direkter Nähe zum bisherigen Haupteingang, erschlossen.
Neben einer mobilen Bühne im Bereich der Galerie können hier Musiksaal und Aula flexibel bei Veranstaltungen zusammengeschaltet werden. Neben einem weiteren Musikraum und entsprechenden Nebenräumen befindet sich im Erdgeschoss ebenfalls ein Kursstufenraum, der sich über eine Glaswand hin zum Schulhof öffnen lässt und als eine Art temporäre Bühne hin zum Schulhof genutzt werden kann. Eine zentrale Treppenanlage mit Aufzug führt vom Forum aus in die Obergeschosse des Neubaus.
Im 1.OG des Gebäudes wird die Schulverwaltung vorgeschlagen. Über die multifunktional nutzbaren Flurzonen besteht über die Galerieebene der direkte Blick in das Forum. Bei Bedarf kann dieser Bereich als eine Art Empore bei Veranstaltungen mitgenutzt werden.
Aber auch im alltäglichen Betrieb erscheint ein direkter Sichtkontakt der Lehrerebene in das Forum nicht nur aus Sicherheitsaspekten sinnvoll. Über den neuen kommunikativen Verbindungsgang hin zum allgemeinen Unterrichtsbereich ergeben sich spannende Blickbeziehungen auf die Schulhofbereiche.
Das neue Fluchttreppenhaus in diesem Verbindungsbereich befindet sich zum einen funktional sehr gut an diesem Gelenkpunkt, zum anderen besteht hierdurch im Bestand die Chance, einen hellen Lichthof im Kontext des Flures und der Unterrichtsräume anzuordnen. Die clusterartig bespielbaren Lernlandschaften erhalten dadurch eine Belichtung mit natürlichem Tageslicht, was die räumliche Qualität dieses Bereiches sehr verbessert.
Im 2.OG des Neubaus befinden sich die Fachräume für Physik und NWT im Dachgeschoss die Bereiche Biologie und Chemie. Die gestalteten Flurzonen dienen auch in diesen Bereichen als Kommunikations- und Lernzonen. Zu bemerken wäre noch, dass der Bestand leicht umstrukturiert wurde. In diesem befanden sich einige Fachräume. Diese wurden im Neubau dargestellt, so dass im Altbau /Ergänzungsbau die Unterrichtsbereiche/Lerncluster verortet sind. Über die vorgeschlagene brückenartige Gebäudeverbindung werden alle Geschosse auf kurzem Weg an den Neubau angeschlossen.

Architektursprache, Fassadengestaltung, Konstruktion
Zurückhaltend und dennoch klar ablesbar wird der Erweiterungsbau für die Fachklassen mit seiner, zur Eberhardstraße hin, gegliederten Kubatur und Materialität in den städtebaulichen Kontext implementiert.
Aufgrund der Dichte der Bebauung sind brandschutzrelevante Bauteilübergänge und konstruktive Gebäudeanbindungen an den Bestand zu lösen. Diesen Rahmenbedingungen folgend, wird der Neubau konsequent als Massivbau vorgeschlagen. Das Mauerwerk der Außenwände ist mit hochgedämmten Ziegeln (U-Wert 0,16 / entsprechend KFW40/EEG-Standard) ohne zusätzliche Wärmedämmung geplant.
Dem städtebaulichen Umfeld entsprechend wird eine Putzfassade vorgeschlagen, welche mittels Besenstrich ein feines Relief erhält. Die Fensteröffnungen entsprechen in ihrer Größe dem Maßstab der Fachklassen und verweisen auf die Schulnutzung. Sie werden präzise in die Kubatur eingesetzt und sind mit einer umlaufend abgeschrägten, blechverkleideten Lichtvoute eingefasst. Die Fassade ist farblich hell gefasst, die Fenster aus recycling-Aluminium und die Champagner-farbige Blecheinfassung setzen sich dezent von den Wandflächen ab.
Alle Fenster erhalten einen außenliegenden Sonnenschutz und einen Innenliegenden Blendschutz. Die Fenster sind zur Lüftung und Reinigung zu öffnen.

Die Sanierung des Gebäudebestands erfolgt unter Berücksichtigung der vorhandenen Konstruktion und Infrastruktur.
Mit der Anordnung der neuen Haupterschließung an der Westfassade des Bestandsgebäudes, im Übergang zwischen Bestand und Erweiterung, wird die Erschließung des Schulgebäudes klar und übersichtlich und die Verbindung zum Neubau hergestellt.
Die Neuordnung der Klassenräume im Bestand ermöglicht die Ausbildung von offenen Lernlandschaften. Mit der geänderten Anordnung der Erschließungs- und Rettungswege entsteht die Möglichkeit im Bereich der ehemaligen, zentralen Treppe einen Lichthof zu integrieren, der der Belichtung und Belüftung der neu gestalteten Lernlandschaften dient. Der in den Geschossebenen versetzte Gebäudetrakt über der Sporthalle wird, mittels eines Aufzugs als Durchlader, barrierefrei erschlossen.

Im Inneren sind die Schulräume durch einen Materialwechsel aus hell lasierten Holzflächen und Glas geprägt. Im Zusammenspiel mit hellen Bodenbelägen und einem abgestimmten Farb-Materialkonzept entstehen lichtdurchflutete Räume, die sowohl offen für das Arbeiten in Gruppen, aber auch abgeschirmt für konzentrierte Einzelarbeit konzeptioniert sind und einen angenehmen Lern- und Lebensort schaffen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Wie groß darf die Kubatur des Schulneubaus sein, damit es von Beginn an ein freundliches Verhältnis mit der unmittelbaren, kleinteiligen Bebauung entlang der Eberhardstraße entwickeln kann? Welche Höhe darf das neue Gebäude aufbauen, damit es auf der einen Seite die innenräumlichen Bedürfnisse erfüllt und zugleich das gesamte Quartier im positiven Sinne ergänzt?

Für diese und ähnliche Fragen finden die Verfasser eine städtebaulich nachvollziehbare Lösung. Der Neubau, an der Eberhardstraße positioniert, zeigt ein differenziertes Volumen, das auf den Gebäude- und Freiraumrhythmus der Straße reagiert und durch ein Zurückspringringen im oberen Geschoss in der lateralen Wahrnehmung dem Maßstab des direkten Umfeldes auf überzeugende Weise begegnet.

Entsprechend der Logik der Baukörper erhalten der Neubau und der Bestand jeweils einen Zugang vom zentralen Pausenhof. Die Gleichbehandlung dieser Zugänge ist in der baukörperlichen Fügung nachvollziehbar, sie wird im Preisgericht jedoch intensiv und kontrovers diskutiert. Ein Teil des Preisgerichts sieht in der getrennten Zugänglichkeit eine vertane Chance für die Ausbildung einer eindeutigen Adresse der Schule mit einem gemeinsamen inneren Auftakt.

Die innere Organisation des Neubaus und des Bestandes ist leistungsfähig. Besonders gewürdigt wird die neue Treppe im Hauptgebäude, die auf Grund ihrer Lage und Größe eindeutig auffindbar ist und einladend wirkt. Den Verfassern gelingt eine gute innere Verknüpfung der einzelnen Bereiche, die Raumqualität der Erschließung wird hingegen kritisiert. Insgesamt zeigt der Beitrag mit die höchsten Neben- und Verkehrsflächen der eingereichten Arbeiten auf, ohne dass dadurch besondere Orte entwickelt worden wären.

In der Erfüllung des Raumprogramms zeigt die Arbeit zahlreiche Defizite auf. Die Räume unterschreiten oder überschreiten die vorgegebenen Größen zum Teil beträchtlich. Einige funktionale Bedürfnisse werden nicht erfüllt, so bei der Zuschaltbarkeit des Musikraumes mit der Aula, der Anordnung und Organisation der Sammlungsräume etc.

Die vorgeschlagene Lösung für die barrierefreie Erschließung von Hauptgebäude und Ergänzungsbau über einen Durchladeraufzug wird kritisch gesehen.

Einerseits würdig das Preisgericht den Vorschlag, das Gebäude in massiver Bauweise aus Mauerwerk zu erstellen und mit einer Putzoberfläche zu versehen. Damit wird der Bezug zur typischen Bauweise der Stadt hergestellt. Die angenommene Haltung bei der Fassadengestaltung kann diese Absicht jedoch nicht einlösen und konterkariert zugleich die subtile Einfügung des Baukörpers. Die großen Fensteröffnungen sind groß geraten, sie werden eine Betonkonstruktion erfordern.

Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen auf Grund der hohen Flächenanteilen der Bruttogrundflächen im Neubau über dem Durchschnitt. Bei Aspekten der Nachhaltigkeit und der Energie werden übliche Aussagen getroffen.

Ein durchgehender Pflasterbelag zieht die verschiedenen Freibereiche gut zusammen. Die Verbindung zwischen großem und kleinem Pausenhof wird positiv bewertet. Bauminseln mit Chill- und Lerndecks lösen geschickt die Höhensituation im Schulhof.

Alles in allem würdigt das Preisgericht die städtebauliche Qualität des Beitrags. Die architektonische Umsetzung bezogen auf Gestalt, Funktionalität und innenräumliche Qualität wird in einigen Bereichen kritisch bewertet.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Grundriss 2.OG

Grundriss 2.OG

Grundriss 3.OG

Grundriss 3.OG

Perspektive Innenraum

Perspektive Innenraum

Modellfoto

Modellfoto