modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Planungskonkurrenz | 09/2023

Umbau und Neugestaltung Lindenplatz in Bad Wimpfen

Perspektive FußgĂ€nger

Perspektive FußgĂ€nger

1. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

Zoll Architekten Stadtplaner GmbH

Stadtplanung / StÀdtebau, Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

ENTWURFSIDEE
Der Lindenplatz im Stadtteil Bad Wimpfen im Tal ist ein historischer Ort mit jahrtausender alter Geschichte. Er war Standort einer römischen Siedlung mit Kastell. Im Mittelalter wurde hier die Ritterstiftskirche St. Peter im Tal auf dem Areal des römischen Kastells errichtet. Auf dem Vorplatz hat sich hier aufgrund der Wegekreuzung wichtiger mittelalterlicher Handelswege einer der Àltesten MÀrkte im deutschsprachigen Raum entwickelt.
Um diese historische Bedeutung lebendig zu halten wird ein gestalterischer Ansatz gewĂ€hlt, der die historischen Schichtungen und Überformungen aufzeigt.
Folgende Schichtungen werden identifiziert:

RÖMISCHES KASTELL
Unter Teilen der PlatzflĂ€che befand sich das ehemalige römische Kastell. Aus historischen GrabungsplĂ€nen ist ersichtlich, dass der Verlauf der westlichen Kastellmauer quer ĂŒber den Platz verlĂ€uft. Idee ist nun diesen Verlauf im Belag nachzuzeichnen und den östlichen Bereich bis zum Stiftsbereich als reprĂ€sentative VorplatzflĂ€che neuzugestalten. Die PlatzflĂ€che im Bereich innerhalb des ehemaligen Kastells wird symbolhaft mit einem schachbrettartigen Raster gegliedert, das an römische Stadtgrundrisse erinnert. Unterstrichen wird der historische Bezug bis ins Detail durch Platten / PflasterbelĂ€ge im römischen Verband.

KLOSTERAREAL UND RITTERSTIFTSKIRCHE ST.PETER
Die auf einem „grĂŒnen Teppich“ stehende Stiftskirche stellt mit den Außenanlagen ebenfalls ein eigenstĂ€ndiges Element in der historischen Schichtung dar. Um BlickbezĂŒge und die optische PrĂ€senz auf dem Lindenplatz zu erhöhen, wird der neugestaltete Vorplatz mit einem ausgelichteten GrĂŒnkonzept geplant. Im Ideenteil ist eine Reduktion der GrĂŒnflĂ€chen zur SĂŒdseite mit dem gotischen Seitenschiff geplant, um rĂ€umlich gestalterisch auf den Gesamtplatz einzuleiten. Diese FlĂ€chen nehmen die geplanten römischen Gestaltungsmerkmale des Vorplatzes auf.

MITTELALTERLICHE MARKTFLÄCHE
Da nicht bekannt ist, wie und ob der historische Markt befestigt war, wird auf den zentralen MarktflĂ€chen westlich der hochwertigen PlatzflĂ€che eine schlichte und ungerichtete Gestaltung mit Splittbelag vorgeschlagen, die den nicht reprĂ€sentativen weltlichen funktionalen Charakter eines historischen Marktes vermittelt. Bewusst „ungeordnete“ Baumstellungen auf der PlatzflĂ€che können diese Assoziationen auf mögliche UrsprĂŒnge aus ungewissen Zeiten unterstĂŒtzen.

BAROCKE RAUMKANTEN UND STIFTSBAUTEN
Die nördliche Fassung des Lindenplatzes wird gebildet durch in leichter Bogenform angeordneten StiftsgebĂ€ude aus der Barockzeit und spĂ€teren ErgĂ€nzungen. Die rĂ€umliche Fassung des Platzes wird durch ein vorgelagertes Bord mit natursteingepflasterten Geh- und FahrflĂ€chen akzentuiert. Dies stellt eine weitere autonome, das Gestaltungskonzept ĂŒberlagernde, Schicht dar.
CORNELIASTRASSE
Die schnurgerade Corneliastraße geht ebenfalls auf römische Geometrien zurĂŒck. DIese wird gestalterisch auf der SĂŒdseide akzentuiert durch eine die GrĂŒnplanung auf dem Platz kontrastierende Baumreihe, womit ein weiteres "Schichtungselement" hinzugefĂŒgt wird.

GRÜNKONZEPTION
Die oben beschriebenen differenzierten Platzbereiche werden locker zusammengebunden durch eine ungerichtete Anordnung von Einzelbaumgruppen ĂŒber alle Bereiche hinweg, die als weiteres eigenstĂ€ndiges Element der Gestaltungskonzeption wirken.

AUSSTATTUNG
Alle Elemente zur Ausstattung wie Pergolen, Überdachungen, Sitzelemente und sonstiges Mobiliar des Platzes werden konzeptionell als Objekte auf die PlatzflĂ€che gestellt, weitgehend ohne Belagsgeometrien aufzunehmen. Auch dieses Prinzip soll das Konzept der autarken Schichtung unterstreichen.

MULTIFUNKTIONALE NUTZBARKEIT

Das lichte Baumdach schafft einen vielseitig nutzbaren Aufenthaltsort. Mobile StĂŒhle, SitzbĂ€nke sowie Spielmöglichkeiten fĂŒr alle
Nutzergruppen verleihen dem Platz seine neue Anziehungskraft. Der Lindenplatz bildet trotz unterschiedlicher "Zonen" einen Rahmen fĂŒr
die tĂ€gliche Nutzung aber auch fĂŒr Feste, Talmarkt oder Open-Air-Veranstaltungen. Die wassergebundene Decke im westlichen Bereich
des Platzes ermöglicht eine witterungsunabhĂ€ngige Nutzung. SitzbĂ€nke, mobile Bestuhlung und Angebote fĂŒr Aufenthalt und Spiel laden
zum Verweilen ein. Die FlÀche ist als offener Stadtraum konzipiert, der durch multifunktionale Nutzungen bespielbar bleibt und robust
genug ist fĂŒr temporĂ€re Veranstaltungen wie Kino, MĂ€rkte, Weinfeste etc.

BEURTEILUNG DURCH DAS PREISGERICHT
Die Entwurfsidee aus der römischen Historie des Ortes zu entwickeln, ĂŒberrascht im ersten Moment. Den Verfassern gelingt es aber, daraus ein stimmiges und attraktives Gesamtkonzept fĂŒr den Lindenplatz zu entwickeln. ZunĂ€chst wird die PlatzflĂ€che in zwei Bereiche geteilt. Der sogenannte Marktplatz schafft mit Pflaster im römischen Verband, strenger Geometrie und zentral platziertem Stiftsbrunnen einen reprĂ€sentativen Vorbereich zur Ritterstiftskirche. Der Platz mit seiner lockeren Baumbepflanzung und wenigen Möblierungselementen, GebĂ€udebestand und Klosteranlage verbinden sich zu einem rĂ€umlichen Ensemble.
Der westliche Platzbereich, der sogenannte Lindenmarkt, ist durch eine einfache OberflĂ€chengestaltung und frei angeordneten BĂ€umen charakterisiert. Wassergebundene Decke, farbige AsphaltflĂ€chen und gepflasterte Bereiche sind funktionsbezogen an den RĂ€ndern angeordnet. Hier liegen verschattete Aufenthaltsbereiche und die geforderten ParkplĂ€tze. Die beiden TeilflĂ€chen werden ĂŒber die frei gruppierten BĂ€ume rĂ€umlich verbunden. Dabei werden die erhaltenswerten BĂ€ume integriert.
Die nördliche Raumkante des Platzes wird durch den Abstand der BĂ€ume als Gesamtbild deutlich erleb-bar. Ein Netz von runden HĂ€ngeleuchten ist als weiteres verbindendes Element ĂŒber den gesamten Platz gespannt. Deren Konstruktion mit Abspannungen an Pylonen wird mit Blick auf die Talmarktnutzung kritisch beurteilt. Die baulichen Einrichtungen wie Bushaltestelle und Servicepunkt sind an den richtigen Stellen im Osten und Westen angeordnet.
Die rĂ€umliche Inszenierung des Raumes wird im Ideenteil sehr angemessen weitergefĂŒhrt. Die bestehende Mauer vor dem SĂŒdportal der Kirche wird zurĂŒckgesetzt. Die SĂŒdfassade der Kirche wird durch gezielt und zurĂŒckhaltend gesetzte Gehölzgruppen im Verbund mit dem neuen breiten Zugang sehr schön in Szene gesetzt. Vorgelagert erweitert der nun großzĂŒgige Gehbereich den zentralen Platz. Die Modifikation der bestehenden Mauer sollte unter Aspekten des Denkmalschutzes erfolgen.
Die Cornelia-Straße wird in das Gestaltungskonzept einbezogen. Die eingefĂ€rbten BelagsflĂ€chen werden ĂŒber den gesamten Bereich gelegt. Wie schon auf der SĂŒdseite, werden nun auch auf der Nordseite Senk-recht-ParkplĂ€tze angeordnet. Damit kann die Verkehrsbelastung des Platzes erheblich reduziert werden. Gleichermaßen wird die Cornelia-Straße beruhigt. Eine Umsetzung als Tempo-30-Zone ist hierbei anzustreben. Mit Blick auf die zukĂŒnftige Verkehrsplanung ist dieses Konzept sehr zu begrĂŒĂŸen.
Der Gesamtentwurf kann aber auch mit der bestehenden Situation realisiert werden.
Der Vorschlag mit dem Schriftband als Trennungslinie zwischen den beiden Platzbereichen erscheint nicht passend. Der Entwurf ĂŒberzeugt aber mit seiner Gliederung in GrĂŒnraum und Platzraum in Kombination mit den verbindenden Baufeldern. Im Vergleich zu anderen Arbeiten bietet dieses Konzept den grĂ¶ĂŸten Anteil an FreiflĂ€chen. Der Vorschlag fĂŒr den neuen Lindenplatz hat einen hohen Gebrauchswert, schafft ein rĂ€umlich spannendes Ensemble und bietet die Möglichkeit, den Talmarkt an diesem Ort neu und attraktiv weiter zu entwickeln.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsidee aus der römischen Historie des Ortes zu entwickeln, ĂŒberrascht im ersten Moment. Den Verfassern gelingt es aber, daraus ein stimmiges und attraktives Gesamtkonzept fĂŒr den Lindenplatz zu entwickeln. ZunĂ€chst wird die PlatzflĂ€che in zwei Bereiche geteilt. Der sogenannte Marktplatz schafft mit Pflaster im römischen Verband, strenger Geometrie und zentral platziertem Stiftsbrunnen einen reprĂ€sentativen Vorbereich zur Ritterstiftskirche. Der Platz mit seiner lockeren Baumbepflanzung und wenigen Möblierungselementen, GebĂ€udebestand und Klosteranlage verbinden sich zu einem rĂ€umlichen Ensemble.

Der westliche Platzbereich, der sogenannte Lindenmarkt, ist durch eine einfache OberflĂ€chengestaltung und frei angeordneten BĂ€umen charakterisiert. Wassergebundene Decke, farbige AsphaltflĂ€chen und gepflasterte Bereiche sind funktionsbezogen an den RĂ€ndern angeordnet. Hier liegen verschattete Aufenthaltsbereiche und die geforderten ParkplĂ€tze. Die beiden TeilflĂ€chen werden ĂŒber die frei gruppierten BĂ€ume rĂ€umlich verbunden. Dabei werden die erhaltenswerten BĂ€ume integriert. Die nördliche Raumkante des Platzes wird durch den Abstand der BĂ€ume als Gesamtbild deutlich erlebbar. Ein Netz von runden HĂ€ngeleuchten ist als weiteres verbindendes Element ĂŒber den gesamten Platz gespannt. Deren Konstruktion mit Abspannungen an Pylonen wird mit Blick auf die Talmarktnutzung kritisch beurteilt. Die baulichen Einrichtungen wie Bushaltestelle und Servicepunkt sind an den richtigen Stellen im Osten und Westen angeordnet.

Die rĂ€umliche Inszenierung des Raumes wird im Ideenteil sehr angemessen weitergefĂŒhrt. Die bestehende Mauer vor dem SĂŒdportal der Kirche wird zurĂŒckgesetzt. Die SĂŒdfassade der Kirche wird durch gezielt und zurĂŒckhaltend gesetzte Gehölzgruppen im Verbund mit dem neuen breiten Zugang sehr schön in Szene gesetzt. Vorgelagert erweitert der nun großzĂŒgige Gehbereich den zentralen Platz. Die Modifikation der bestehenden Mauer sollte unter Aspekten des Denkmalschutzes erfolgen. Die Cornelia-Straße wird in das Gestaltungskonzept einbezogen. Die eingefĂ€rbten BelagsflĂ€chen werden ĂŒber den gesamten Bereich gelegt. Wie schon auf der SĂŒdseite, werden nun auch auf der Nordseite Senkrecht-ParkplĂ€tze angeordnet. Damit kann die Verkehrsbelastung des Platzes erheblich reduziert werden. Gleichermaßen wird die Cornelia-Straße beruhigt. Eine Umsetzung als Tempo-30-Zone ist hierbei anzustreben. Mit Blick auf die zukĂŒnftige Verkehrsplanung ist dieses Konzept sehr zu begrĂŒĂŸen. Der Gesamtentwurf kann aber auch mit der bestehenden Situation realisiert werden.

Der Vorschlag mit dem Schriftband als Trennungslinie zwischen den beiden Platzbereichen erscheint nicht passend. Der Entwurf ĂŒberzeugt aber mit seiner Gliederung in GrĂŒnraum und Platzraum in Kombination mit den verbindenden Baufeldern. Im Vergleich zu anderen Arbeiten bietet dieses Konzept den grĂ¶ĂŸten Anteil an FreiflĂ€chen. Der Vorschlag fĂŒr den neuen Lindenplatz hat einen hohen Gebrauchswert, schafft ein rĂ€umlich spannendes Ensemble und bietet die Möglichkeit, den Talmarkt an diesem Ort neu und attraktiv weiter zu entwickeln.

Perspektive Platzkonzeption

Perspektive Platzkonzeption

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Lageplan 1:200

Lageplan 1:200

Piktogramm Schichtung

Piktogramm Schichtung

Piktogramm Nutzbarkeit

Piktogramm Nutzbarkeit