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Award / Auszeichnung | 01/2024

Architekturpreis Münster - Münsterland 2023

Altes Zollhaus Senden

DE-48308 Senden, Münsterstraße 12

Auszeichnung

Scholz Partner Architekten

Architektur

Mensen + Zora Architekten

Architektur

Gemeinde Senden

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kultur-, Veranstaltungsgebäude

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 12/2022

Projektbeschreibung

Altes Zollhaus Senden – Revitalisierung eines Baudenkmals

Geschichte
Das heute als „Altes Zollhaus“ von der Öffentlichkeit und vielen Vereinen genutzte Denkmal liegt an einem geschichtsträchtigen Ort, der mittelalterlichen „Borg Senden“, einem ehemaligen bischöflichen Lehen. In den Jahren 1587 und 1680 brannte der Ort jeweils fast vollständig ab und es wird vermutet, dass das heutige Haus in vielen Teilen auf dem anschließenden Wiederaufbau beruht. Von 1810 bis 1813 wurde hier in napoleonischer Zeit der Schlagbaum als Grenze zwischen Frankreich und dem Königreich Westphalen errichtet und das Haus als Zollhaus genutzt, was zur aktuellen Namensfindung „Altes Zollhaus“ führte. Gebaut als respektables 4-Ständer-Haus mit landwirtschaftlicher Nutzung und Gaststättenbetrieb wurde es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem stattlichen Bürgerhaus mit Gaststätte umgebaut. Dieser gravierende Eingriff mit 9 Fensterachsen führte zu einer vollständigen Erneuerung der Westfassade. Im 20. Jahrhundert wurde dann die großzügige innere Struktur durch die Verlagerung des Wohnbereiches auf die Südseite und viele kleinteilige Zwischenwände umgestaltet.

Baudenkmal
Der Erhalt und die Rettung eines der ältesten denkmalgeschützten Gebäude Sendens folgt dem Grundgedanken des Respekts vor dem Baudenkmal als Geschichtsspeicher und baukulturelles Gedächtnis. Der Grundgedanke der Revitalisierung setzt das Erkennen und Lesen lernen der Geschichte der Nutzungen und Veränderungen des Hauses voraus, um für die neue öffentliche Nutzung die geeigneten Räume und Maßstäbe zu finden. Die behutsamen Anpassungen an die Funktionen eines öffentlichen Gebäudes erfolgten in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege, auch durch Entfernung der geschichtsentstellenden Eingriffe und Substanzschädigungen der Umnutzungen des 20. Jahrhunderts.

Materialgerechtigkeit
Die Materialgerechtigkeit und die Klarheit in Konzept und Detail folgen der historischen Verpflichtung und sind auch ästhetisch nachhaltig und nicht modisch. So wurde z.B. die zuletzt verputzte und bauphysikalisch dichte Fassade nach der Reparatur des Fachwerks mit einer Muschelkalkschlämme belegt. Diese stellt eine nachgewiesene spätere Zeitschicht dar und macht die zuerst steinsichtige Ziegelfassade unter Beibehaltung der geschädigten Ziegel wieder frostsicher und gleicht die Reparaturen und Ergänzungen einander an.
Alle Reparaturen wurden in der vorgefundenen Materialität und in meisterhafter handwerklicher Verarbeitung (Deutscher Sanierungspreis Holz 2021 durch unsere Zimmerleute und Dachdecker) durchgeführt. Nachhaltige Baustoffe sind daher eine Selbstverständlichkeit wie Lehmputz für die Wände mit einer Wandheizung, nachwachsende Rohstoffe für die Ausbauten und die Dämmung sowie die Wiederverwendung der Ziegelsteine und Hölzer aus dem Bestand.

Soziale Bedeutung
Durch das Förderprogramm „soziale Integration in das Quartier“ des Bundes war es möglich, ein für die Geschichte Sendens bedeutendes Baudenkmal zu erhalten und öffentlich zu nutzen. Es steht nun allen Bürgern und Vereinen offen und wird tagtäglich sehr rege genutzt als inklusiv entwickeltes Gebäude für alle Menschen und ohne Barrieren.

Erwähnenswert ist auch die Bedeutung für das Verständnis zum Denkmalschutz. So wurden hier über 3500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit investiert und neben der Förderung der Gemeinschaft hat sich so die Einstellung vieler Mithelfenden zum Gebäude von der störenden Altlast zum Stolz der Gemeinde gewandelt. Ein Identitätstiftender Ort, der das dörfliche Zusammenleben und eine positive Einstellung zum Erhalt historischer Baukultur fördert.