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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Entwicklung Europaplatz in Königsbrunn

Blick auf den Europaplatz

Blick auf den Europaplatz

1. Preis / Realisierungsteil Europaplatz

Preisgeld: 9.000 EUR

NUWELA Büro für Städtebau und Landschaftsarchitektur

Stadtplanung / Städtebau

FAM Architekten - Hartinger Koch Tran-Huu Part mbB

Architektur

Erläuterungstext

Der Europaplatz als Knotenpunkt im Netzwerk öffentlicher Räume

Als Treffpunkte einer offenen und lebendigen Gesellschaft wird den öffentlichen Räumen ein kaum zu überschätzender Wert zuteil. Es sind die Orte, wo wir einander begegnen, uns verabreden, wo wir miteinander kommunizieren, diskutieren, uns austauschen und über die wir Städte, Dörfer, Quartiere und Nachbarschaften kennenlernen und erkunden. Umso wichtiger ist es, das zusammenhängende Netzwerk öffentlicher Räume qualitätsvoll, bewusst und präzise zu entwerfen, damit sie ihren Wert für die (Stadt-)Gesellschaft bestmöglich entfalten und repräsentieren.

Dabei kommt den Plätzen als Knotenpunkte eine besondere Bedeutung zu. Hier bündelt sich das öffentliche Leben und Treiben. Zeitgemäße Platze müssen „Vieleskönner“ sein. Die Gestaltung soll dabei ein robustes Rahmengerüst sein und einen vielfältig erleb-, nutz- und erinnerbaren Ort schaffen und sowohl sozialen, ökologischen als auch ökonomischen Ansprüchen genügen. Darüber hinaus müssen öffentliche Räume innerhalb des städtischen Gefüges Orientierung geben, verschiedenste Einrichtungen und Orte akzentuieren sowie erreichbare Adressen bilden. Ein lebendiger Platz nährt sich aus seiner näheren und weiteren Umgebung, den angrenzenden Erdgeschossen, naheliegenden Grün- und Freiräumen sowie den an ihn anschließenden Bewegungs- und Verbindungsräumen der Straßen, Gassen, Wege und Pfade. Im Gegenzug gibt der Platz seiner Umgebung einen zentralen Ort zurück, einen Ort zum Treffen, Versammeln, Diskutieren, Verweilen, Aneignen und Passieren. Eine gemeinsame Mitte.

Königsbrunn erhält eine solche neue Mitte. Der Europaplatz bildet, zusammen mit der Bürgermeister-Wohlfart-Straße, eine zentralen Freiraum. Die hohe bauliche Dichte in Kombination mit der Vielfalt an Nutzungen wie Wohnen, Kultur, Bildung, Einzelhandel und Arbeiten birgt das Potential, an dieser Stelle einen lebendigen urbanen Ort entstehen zu lassen. Das Zusammentreffen der räumlichen wie atmosphärischen Vielfalt verlangt nach einem klaren und ruhigen Entwurf des neuen Platzes. Die gegebene Belagsstruktur der Bürgermeister-Wohlfahrt Straße wird fortgeführt, die Einheit von Platz und Boulevard betont. Als neues Element wird aus dem Tableau der Platzfläche eine baumbestandene Intarsie ‚ausgeschnitten‘. Ein klimatisch angenehmer Ort unter dem Blätterdach entsteht, der zum Verweilen und konsumfreien Aufenthalt einlädt. Auf der robusten Kiesfläche wird spontane Begrünung nicht nur toleriert sondern ist im Konzept an weniger genutzten Stellen mitgedacht und erwünscht. Der vorhandene und beliebte Schülerbrunnen wird selbstverständlicher Bestandteil des Platzes. Die Intarsie wird im leichten Gefälle ausgebildet, wodurch sich überschüssiges Wasser in einer leicht tieferliegenden Staudenfläche sammeln kann und dort versickert bzw. den Bäumen zur Verfügung gestellt wird wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Gestaltung des von vielfältigen Nutzungen umgebenen Platzes, die Verfassenden nennen ihn „Alleskönnerplatz“, zeigt eine klare und ruhige Haltung, ohne wichtige Funktionen und Nutzungsmöglichkeiten wie Kinderspiel, Flächen für Gastronomie, aber auch Aufenthalt ohne Konsumzwang, Anlieferung, Regenwasserrückhaltung und Versickerung zu vernachlässigen.

Der Belag des neuen Europaplatzes führt den hochwertigen gebundenen Natursteinbelag des neuen Boulevards fort. Ob das die richtige Haltung ist, um dem neuen Europaplatz ein eigenständiges Gesicht zu geben wird allerdings kontrovers diskutiert. Die Belagsfläche rahmt mit ihm eine zentrale, baumüberstandene, teilversiegelte, leicht geneigte Fläche mit wassergebundener Decke, deren spontane Begrünung mit Wildkräutern an weniger genutzten Stellen nicht nur toleriert, sondern mitgedacht wird (Biodiversität). Am tiefsten Punkt des Platzes sammelt sich das Regenwasser in einem tieferliegenden Sickerbeet, über das es verzögert versickert werden kann und so dem nicht unterbauten Wurzelraum der Platzbäume zugeleitet wird. Damit wird die Wasserversorgung der Platzbäume auch in Trockenzeiten ermöglicht. Dieser Hain ermöglicht den Aufenthalt auf großen Teilen des Platzes auch an heißen Sommertagen, zudem integriert der Entwurf den Erhalt der vorhandenen Bestandbäume. Die selbstverständliche Einbindung des Brunnens in die Intarsie an seinem aktuellen Standort ist kostengünstig umsetzbar und gestalterisch gut gelöst. Wie eine mögliche Verschmutzung durch Bespielung des Brunnens auf der wassergebundenen Decke vermieden werden kann, wäre noch zu detaillieren.

Die Baumartenauswahl (jeweils nur ein Baum einer Art) bedarf einer kritischen Überprüfung: etwa die Hälfte der vorgeschlagenen Arten würden vermutlich an diesem sich stark aufheizenden und möglicherweise auch tausalzexponierten Standort nicht gut gedeihen. Um Ausfälle zu reduzieren, sollten einige Arten durch klimaangepasste Arten ersetzt werden.

Insgesamt stellt die Arbeit einen sehr gut durchdachten Beitrag zu Nutzung und Gestaltung des „Alleskönner-Europaplatzes“ in Königsbrunn dar.
Situation am Platz

Situation am Platz

Kontext neue Mitte

Kontext neue Mitte

Lageplan Platz

Lageplan Platz