modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Entwicklung Europaplatz in Königsbrunn

Visualisierung Europaplatz

Visualisierung Europaplatz

2. Preis / Realisierungsteil Europaplatz

Preisgeld: 5.000 EUR

kübertlandschaftsarchitektur

Stadtplanung / Städtebau

wörner traxler richter

Architektur

Erläuterungstext

wörner traxler richter | Architektur
Verfasser: Ralf Löw
Mitarbeitende: Ruonan Wang, Salma Sadek, Salma Median, Mahyar Abdollahi Zad

kübertlandschaftsarchitektur | Landschaftsarchitektur
Verfasser: Horst Kübert
Mitarbeitende: Jochen Eckert, Sin Yee Ho

Freiraumkonzept
Zonierung
Das neue Stadtzentrum von Königsbrunn, der Europaplatz, dockt als großzügiger und vielfältig nutzbarer Freiraum an die Boulevard-Achse Bürgermeister-Wohlfarth-Straße an. Der westliche Bereich integriert den vorhandenen Schülerbrunnen in einer frei bespielbaren Belagsfläche, die im Süden von der bestehenden gebauten Platzkante mit Kino, Restaurant Gordion und Hotel gefasst wird und die ehemalige Straßenachse der Rathausstraße mit der Platzfläche verschmilzt.
Das neue Gebäude entwickelt sich mit seiner Rasterstruktur in die Platzfläche hinein und wird durch ein Pergolen-System sowie einer zweiten Ebene mit dem Platz verzahnt. Diese Struktur dient der Gliederung maßstabs- und nutzergerechte Teilbereiche: Verschiedene Aufenthaltsbereiche mit Sitzgelegenheiten und informellen Spielmöglichkeiten werden als ein Mosaik unterschiedlicher Ebenen, Beläge und Pflanzungen angeboten – mit Sonne und Schatten durch Bäume, Kletterpflanzen und Sonnensegel.
Nicht unterbaute Bereiche sind neben den Pflasterflächen als begehbare, mit Stauden, Gräsern und Kleinsträuchern bestandene Kiesflächen gestaltet, die teilweise zu Retentions- und Versickerungsmulden modelliert werden. Mit dem Europaplatz darf eine neue Urbanität entstehen, die im Unterschied zum herkömmlichen Ideal der „Steinernen Stadt“ vielfältige Vegetations- und andere Schwammstadt-Strukturen als wesentliche Bestandteile zukunftsfähigen Städtebaus in das Stadtzentrum „hereinholt“.
Im Ideenteil ist der östliche Teil als naturnaher kleiner Park gestaltet, der durchgehend eine am Leitbild „Königsbrunner Heide“ orientierte naturnahe Stauden-Gräser-Kleinsträucher-Fläche mit Aufenthaltsnischen umfasst. Im Nordosten befindet sich eine große Retentions-/Versickerungsmulde mit üppiger wechselfeuchter Bepflanzung.

Nachhaltigkeit und Klimaanpassung
Schwammstadt-Konzept


Die Bodenversiegelung wird auf das für die Freiflächen notwendige Maß reduziert. Alle Dachflächen und befestigten Flächen oberhalb der TG werden mit einer Schicht von Retentionsboxen versehen, die das Niederschlagswasser speichern, wobei überschüssiges Wasser von den Retentions-Dächern kaskadenförmig über die TG und anschließend in den Wasserspeicher und Rigolensysteme zur Versickerung abgeleitet wird. Retentions- und Versickerungsmulden für das auf dem Platz anfallende Niederschlagswasser sind dort integriert. Diese bieten Rückhaltevolumen für überschüssiges Oberflächenwasser, das dann zeitverzögert über die Mulden in das Grundwasser versickert.
Alle Wasserrückhaltemaßnahmen fördern gleichzeitig mit der Bepflanzung die Verdunstung und sorgen so für Abkühlung an heißen Sommertagen. Der bestehende Schülerbrunnen soll nach Möglichkeit in das Platzentwässerungssystem mit einbezogen werden, als informelles Kinderspiel dienen sowie mit einem Trinkbrunnen und sommerlichem Frischwasser-Sprühnebel ergänzt werden.

Vegetationsstrukturen
Die standortgerechten, stadtklimafesten und klimawandelresilienten Perlschnur-Bäume (Styphnolobium japonicum) bieten freundlichen, lichten Schatten und zusammen mit den Kletterpflanzen der Pergolen eine dreidimensionale Grünstruktur mit jahreszeitlicher Dynamik. Pflanzflächen werden als pflegereduzierte Stauden-Gräser-Mischpflanzungen mit Kies-Decke vorgesehen, die sich am Leitbild der Königsbrunner Heide orientieren. Die Lech-Heiden werden somit als „Pocket-Landscape“ in die Stadt hereingeholt.
Alle Dächer, die nicht als betretbare Freiflächen konzipiert sind, werden extensiv begrünt. Zusammen mit den intensiv begrünten privaten und gemeinschaftlichen Dachterrassen entstehen somit Gärten auf allen Ebenen. Die ganzjährig attraktive Bepflanzung – Bäume, Stauden und Dachbegrünung - ist klimawandelresilient, robust und langlebig. Sämtliche Pflanzungen fördern die Biodiversität in der Stadt, sind insektenfreundlich und gleichzeitig für die Menschen ein ästhetisches Erlebnis.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit formuliert eine sehr eigenständige Haltung zur Gestaltung des Europaplatzes, die provoziert und kontroverse Diskussion hervorruft. Die eng mit dem Entwurf des neuen Europahauses verknüpfte Gestaltung überstellt weite Teile des Platzes mit einer zweigeschossigen, als urbanes Element verstandenen Pergola, die vom erhaltenen Schülerbrunnen über einzelnen Baumpflanzungen und ausgeprägte Öko-Infrastruktur z.B. zur Versickerung bis hin zu Aufenthaltsflächen alles in ihr Raster räumlich einbindet. Verschattungselemente, Luftbefeuchter und Beleuchtung ergänzen mit technischer Ausstattung. Die zusätzliche, großflächig eingehängte Zwischendecken-Struktur überzeugt dabei nicht und wird als potentielle Verdunkelungszone abgelehnt.

Die Anlage einer lockeren Baumreihe mit Überstellung der Freischankflächen vor der südlichen Bestandsbebauung wird positiv gewürdigt.

Die Arbeit kann insgesamt vielerlei Zweifel an der Ausformung der Pergola, insbesondere auch in Detail und Materialität, nicht ausräumen, wird aber als mutiger, sehr eigenständiger Beitrag im Teilnehmerfeld gewürdigt.
Visualisierung Europaplatz

Visualisierung Europaplatz