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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2024

Entwicklung Europaplatz in Königsbrunn

3. Preis / Realisierungsteil Europaplatz

Preisgeld: 3.000 EUR

Kronenbitter Landschaftsarchitekten

Stadtplanung / Städtebau

Schätzler Architekten GmbH

Architektur

VIZE architectural rendering

Visualisierung

Erläuterungstext


Europaplatz Freianlagen
Der Europaplatz zeigt sich Grün. Bestehendes (z.B. St. Johannesstraße und Brunnen) erhalten, Versiegelung auf ein notwendiges Minimum reduzieren, Verwendung durchlässiger Beläge (Feuerwehrflächen), Biodiversität fördern und das Mikroklima (Baumpflanzungen, Grünflächen) verbessern sind Aspekte die bei der Planung eine wichtige Rolle spielten.

Zentrum des Platzes ist der Schülerbrunnen, welcher am Standort verbleibt. Die Neugestaltung als ein in vier Schollen aufgebrochener urbaner Wald legt sich um den Brunnen und erlaubt Geh- und Sichtbeziehungen zwischen dem Boulevard auf der Bürgermeister-Wohlfahrt-Straße und dem neuen Europahaus.

Die Blöcke des Brunnens strecken sich in den Platz, schaffen eine Verbindung zum Boulevard und sind ein toller Treffpunkt unter den Bäumen. Lange Sitzbänder rahmen die Schollen seitenweise ein, bieten den Kund:innen des Einzelhandels und den Gästen der umgebenden Gastronomie einen Platz oder laden einfach zu einer Pause im Schatten ein. Die Bäume sind umgeben von standortgerechten Stauden- und Gräserpflanzungen. Eine Spielskulptur schlängelt sich durch die Bäume und lockt, zusammen mit dem Brunnen, auch die jüngste Generation auf den Platz. Die Schollen des Platzes sind so angelegt, dass anfallendes Niederschlagswasser der umliegenden Dächer und Verkehrsflächen oberflächennah eingeleitet werden kann und versickert.

An unterschiedlichen Stellen gibt es Parkmöglichkeiten für Fahrräder. In den Freianlagen ist Platz für insgesamt 56 Räder im Bereich vor dem Kino, neben der Tiefgaragenabfahrt, neben dem Eingang zu den Wohneinheiten sowie am Zugang zu den Büros und Praxen im rückwärtigen Bereich. Für die Anwohner finden sich noch 35 Plätze plus vier Plätze für Lastenräder im Fahrradraum des Gebäudes.

Rückwärtig zum Gebäude, mit Zufahrt über die Rathausstraße, finden Personen, die eine Praxis oder ein Büro im Europahaus aufsuchen möchten, oberirdische KFZ-Stellplätze. Die Zufahrt zur Tiefgarage für die Anwohner:innen erfolgt ebenfalls über die Rathausstraße. Im Bereich zwischen den Zufahrten des Gebäudes und der Bürgermeister-Wohlfahrt-Straße soll die Rathausstraße nur für Anlieferungen genutzt werden und ist ansonsten als Teil des Platzes anzusehen.

Die Anleiterflächen für die Feuerwehr befinden sich auf der Platzfläche sowie an der Ostseite des Gebäudes im Bereich der Parkplätze. Die Nordseite kann angeleitert werden. Die erforderlichen Mindestabstände sowie Flächen wurden überprüft.

Europahaus (engere Wahl)

Das Umfeld des neuen Europaplatzes wird im Westen durch die giebelständigen Gebäude und im Süden durch die viergeschossige Bebauung mit Kino, Hotel und Gastronomie begrenzt. Die neue Gebäudekonfiguration bildet mit der angrenzenden Gebäudezeile im Süden räumlich den neuen großzügigen Europlatz.

Der Entwurf sieht zwei miteinander verbundene Baukörper mit Flachdächern mit unterschiedlichen Höhen vor, die zu einer einheitlichen Form verschmelzen. Die leicht schräge Gebäudefigur formt den Europaplatz und öffnet sich zur Bürgermeister-Wohlfarth-Straße mit der neuen Außengestaltung. Durch die Differenzierung der Gebäudehöhen und -größen wird die Baumasse gegliedert.

An der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße werden die Büros bzw. Arztpraxen in vier Obergeschossen situiert. Die Arkaden am Boulevard werden durch die Auskragung des Neubaus in moderner Interpretation fortgeführt. Die Erdgeschossfassade nimmt die Flucht der Arkaden auf und wird schräg zurückversetzt. Durch diese schräg verlaufenden Erdgeschosszone erfährt der aufgehende Gebäudekörper eine skulpturale Wirkung. Die Büro- bzw. Gewerbeflächen im Erdgeschoss sind flexibel teilbar und können sowohl von der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße als auch von der Rückseite erschlossen werden.

Im östlichen viergeschossigen Baukörper werden ab dem 1. Obergeschoss konzentriert die Wohnungen angeordnet. Die Erdgeschossebene wird an der Ostseite des ebenfalls leicht schräg zulaufend ausgebildet. Die Wohnungen werden durch ein Atrium mit einer innenliegenden Treppe und einem umlaufenden Flur erschlossen. Ein Oberlicht steigert die Aufenthaltsqualität der Erschließungszone.
Die überwiegende Anzahl der Wohnungen besteht aus Zweizimmerwohnungen, an den Gebäudeecken werden Dreizimmerwohnungen gebildet. Alle Wohnungen sind barrierefrei konzipiert und erhalten eine vorgelagerte Loggia als Pufferzone zwischen dem Platz und den Schlafräumen.

Das Europahaus erhält in den Abmessungen des Gebäudes eine eingeschossige Tiefgarage mit 42 Stellplätzen für die Mieter des Hauses. Die Tiefgaragenrampe wird an der Südostseite des Gebäudes angeordnet.

Die Dachflächen werden als Biodiversitätsdächer mit Photovoltaik, bzw. Retentionsdächer ausgebildet.

Die Fassade besteht aus einer vorbehandelten, farbig lasierten Holzfassade mit regelmäßig angeordneten, bodentiefen Fenstern mit leicht schrägen Fensterlaibungen.
Die Holzfensterelemente erhalten eine Dreifachverglasung nach aktueller EnEV. Jedes Fenster ist öffenbar und erhält einen außenliegenden Sonnenschutz mit einem Stoffscreen. Die Erdgeschossfassade ist als P/R Konstruktion mit großzügigen einladenden Glasflächen geplant.

Die hybride Konstruktion besteht aus dem massiven Untergeschoss und Stahlbetonstützen. Die Decken sind als Brettsperrholzdecken mit Aufbeton vorgesehen. Die Fassade besteht aus vorgefertigten Holztafelelementen mit bereits montierten Fensterelementen. Trennwände sind als Trockenbau mit Gipsfaserplatten vorgesehen.

Mitarbeiter*innen Schätzler Architekten GmbH:
Dipl.- Ing. Architektin Marie Standl
Dipl.- Ing. Architektin Tanja Scharf
M.Eng. Arch Magdalena Wiktorska
B.A. Jacob Neff

Mitarbeiter*innen Kronenbitter Landschaftsarchitekten:
Anne-Christin Hößle

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Europaplatz bekommt mit vorliegendem Wettbewerbsbeitrag großflächig Raum. Durch die als „vier Schollen“ gestalteten Pflanzbereiche mit Sitzmöglichkeit werden umfangreiche Grünflächen geschaffen, in welchen laut der Entwurfsverfasser die Versickerung von Niederschlagswasser der Verkehrs- und Dachflächen erfolgen kann. Ebenfalls gliedern die Grüninseln den Platzbereich des Europaplatzes welcher nach Westen hin durch den vorhandenen „Schülerbrunnen“ als städtebauliches Gelenk an den Straßenraum der neu gestalteten Bürgermeister-Wohlfarth-Str. angebunden wird. Die geplanten „Schollen“ sind sehr großflächig ausgeformt, was sich sicherlich positiv auf die mikroklimatische Situation auswirkt, jedoch andererseits durch die Bepflanzung mit Gräsern und Stauden als tatsächlich nutzbarer Stadtraum für die Bevölkerung entfällt. Hier gilt es sicherlich, noch ein etwas ausgewogeneres Verhältnis von Pflanzfläche zu nutzbarem Stadtraum zu prüfen. Diesbezüglich sollte auch die Möglichkeit der Ausweitung von Außenbewirtungsflächen des Europahauses berücksichtigt werden.

Positiv fällt auf, dass die seitens der Entwurfsverfasser genannte Versickerungsleistung in den Grünflächen mit einer sehr reduzierten Ausführung der Tiefgarage und durch den Einsatz versickerungsfähiger Beläge ernst genommen wird.

Ebenfalls positiv bewertet wird das Angebot von Fahrradstellplätze direkt auf dem Europaplatz . Durch die großzügigen Sitzflächen um die Pflanzinseln, den Spielbereich und den bestehenden Brunnen bietet sich den Bürgern der Stadt ein vielfältiges Angebot der Beschäftigung und Begegnung auf diesem urbanen und zugleich klimagerechten Platz. Insgesamt überzeugt die Arbeit durch ihren konsequenten städtebaulich-stadtklimatischen Entwurfsansatz.
Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Ansicht Ost