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Award / Auszeichnung | 02/2023

Bayerischer Ingenieurpreis 2023

Fahrradspeicher Nürnberg

DE-90459 Nürnberg, Hinterm Bahnhof 15

3. Preis

Preisgeld: 2.000 EUR

raum.land architekten und stadtplaner

Architektur

ROBERT SEDLAK ARCHITEKTEN

Architektur

TRAGRAUM Ingenieure PartmbB

Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Verkehr

  • Projektgröße:

    770m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 12/2020

Projektbeschreibung

FAHRRADSPEICHER am Nelson-Mandela-Platz

"Zeigen Sie mir ein Problem dieser Welt und ich gebe Ihnen das Fahrrad als Teil der Lösung." (Mike Sinyard, 1950)

Die Aufgabe bestand darin, im Zuge der Umgestaltung des Nelson-Mandela-Platzes am Südausgang des Hauptbahnhofes ein erdgeschossiges Fahrradparkhaus zu errichten.
Das Gebäude ist ein wichtiger Impuls der Stadt Nürnberg zum Thema der "nachhaltigen Stadtentwicklung" und soll sich zukünftig als Aushängeschild einer "Fahrradgerechteren Stadt" präsentieren.

Städtebauliche Situation und Gebäudeorganisation
Das Baugrundstück grenzt unmittelbar an die Stützmauer und Böschung des Gleiskörpers zwischen dem vorhandenen West- und dem von der Bahn AG geplanten Osttunneldurchstich. Es bildet den nördlichen Abschluss des Nelson-Mandela-Platzes, welcher mit einem grünen Rasenparterre und einem gepflasterten Platzbereich neu organisiert wurde. Aufgrund der zu erwartenden Bewegungsströme ergeben sich deshalb 3 Hauptzugänge am neuen Fahrradparkhaus, einer im Osten, einer im Westen und einer mittig im Süden vom Platz. Das erdgeschossige Fahrrad-Parkhaus bietet etwa 348 Abstellplätze in einer Doppelstockanlage an. Zusätzlich werden weitere Plätze für Liegeräder, für E-Bikes und für Fahrräder mit Anhängern bereitgestellt. Insgesamt sind es 406 Abstellplätze. Desweiteren sind Flächen für Schließfächer, Service, Winterdienst und Technik vorgesehen. Konstruktive Einbauten sind einhüftig in der Nordachse des Gebäudes gebündelt. Technik, Putzraum und zusätzliche Lagerflächen sind in zwei Seecontainern untergebracht. Die Südseite wird von großen Einbauten freigehalten. Dadurch konnte die Fassade als frei gestaltbare Hülle entwickelt werden. Lichteintrag, Einsehbarkeit und Zugänglichkeit sind steuerbarer Bestandteil der Gestaltung. Das Gebäude kann sich zum Grünraum des Nelson-Mandela-Platzes hin öffnen. Die Entstehung von Angsträumen wird vermieden.

Fassadenkonzept
Die Außenfassade des neuen FAHRRADSPEICHERs prägt durch ihre Länge den südlichen Bereich des Nürnberger Hauptbahnhofes. Entscheidende Fragestellungen bei der Struktursuche waren der Umgang mit dieser langen Abwicklung, der Grad an Transparenz, der Lichteinfall am Tage und die Ausleuchtung in der Nacht, die Sicherheit der Nutzer und ihrer Räder bzw. die Gefahr vor Vandalismus. Aber auch die modulare Umsetzbarkeit, sowie weitere wirtschaftliche und bautechnische Aspekte spielten eine große Rolle. Aufgrund dieser Überlegungen wurde für die Konstruktion ein modularer Stahlbau entwickelt, der in Teilen bei Bedarf demontiert werden kann. Das Erscheinungsbild des neuen Baukörpers besitzt eine schlichte und klare Formensprache. Alle Bestandteile des Parkhauses sind in einem gedeckten Weiß-Ton gehalten. Die Hülle des FAHRRADSPEICHERS nähert sich dem Thema Fahrrad in einfacher und gleichzeitig feinsinnig-poetischer Weise. Dabei orientierten wir uns konstruktiv an der Ästhetik von einzelnen Fahrradbauteilen, setzten uns mit dem Thema Bewegung und sinnlicher Wahrnehmung beim Radfahren auseinander und versuchten, eine Art geschichteten leichten Schutzvorhang für das Bauwerk zu entwickeln. Durch die Überlagerung der verschiedenen, geneigten Grundelemente entsteht ein changierendes Muster (Moiré-Effekt, frz. moirer bedeutet marmorieren). Die Art und Stärke des Effektes hängt vom Standpunkt und der Bewegung des Betrachters ab. Für die Fassade konnte auf Standardprodukte aus dem Metallbau zurückgegriffen werden. Diese Standardprodukte wurden jedoch durch die Art ihrer Anwendung und Anordnung veredelt. Simple Einzelteile ergeben durch Schichtung, Überlagerung oder allein durch ihren Zuschnitt ein komplex anmutendes Ganzes.
Die filigrane Struktur trägt das Dach und ist dadurch auch statisch-funktionales Element. Die Dachflächen werden als begrüntes Flachdach ausgebildet. Die extensive Begrünung dient als Retentionsfläche und wertet die "Fünfte Ansicht" von oben auf.
Der generelle Zugang zur Parkierungsanlage erfolgt vollautomatisch über geeignete Drehtüren mit Fahrraddurchlass und Ticketgeber. Ein graphisches Leitsystem am Boden des FAHRRADSPEICHERs dient der Orientierung im Inneren und erleichtert die Benutzung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Am Nelson-Mandela-Platz südlich des Hauptbahnhofes ließ die Stadt Nürnberg als Teil eines modernen Mobilitätskonzeptes ein großformatiges, wetterfestes Fahrradparkhaus errichten.

Das Fahrradparkhaus mit seiner dezenten, weißen, filigranen Fassade aus Stahlrohrrundstützen bringt Funktionalität und Optik optimal in Einklang. Die Außenansicht wird durch eine spezielle optische Wirkung, den so genannten Moiré-Effekt, geprägt. Die transparente Außenhaut sorgt im Inneren für eine große Nutzerfreundlichkeit und ein hohes Sicherheitsgefühl.

Die verwendeten Baustoffe des Fahrradparkhauses sind vollständig recycelbar. Das begrünte Dach trägt außerdem zu einem guten Mikroklima im städtischen Raum bei.

Das Team von Tragraum Ingenieure hat dieses Fahrradparkhaus besonders nachhaltig und innovativ geplant und belegt damit den dritten Platz des Bayerischen Ingenieurpreises 2023.