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Einladungswettbewerb | 01/2024

Ersatzneubau Gemeindehaus der Immanuel-Nazareth-Kirche in München-Bogenhausen

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

Bathke Geisel Architekten

Architektur

fischer heumann landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Das neue Gemeindehaus der Immanuel-Nazareth-Kirche bringt die Menschen der Gemeinde unter einem großen Dach zusammen. Der im Süden an die Kirche angrenzende Neubau bildet den Rücken für einen Freiraum, der nördlich und südlich von einem begrünten Rand gefasst wird und sich zur Allensteiner Straße hin öffnet. Das Haus hat eine geringe Traufhöhe, das Obergeschoss liegt leicht zurückversetzt und mit Abstand zur Kirche. So nimmt sich das neue Haus zurück und gibt nun auch von Süden her kommend den Blick auf den imposanten hexagonalen Kirchenbau frei.
Über den Vorplatz gelangt man zu den Eingängen: der nördliche Eingang führt ins Foyer. Von dort aus gelangt man in den Saal, der direkt an den Kirchenbau grenzt und achsmittig auf den Sakralraum ausgerichtet ist. Die Kirchenerweiterung mit dem Saal gelingt hier besonders schlüssig, da so die Sichtverbindung zwischen Altar und allen Plätzen des Saals erreicht wird. Auch die punktsymmetrische Form des Hexagons kommt so noch stärker zur Geltung. Auf der Westseite des Saals liegt eine separate Verbindung zwischen Foyer und Kirchenraum. Gegenüber - ebenfalls vom Foyer aus zugänglich - liegt der Bürobereich. Das Pfarrbüro grenzt unmittelbar ans Foyer.

Der südliche Eingang dient als Verteiler der verschiedenen Bereiche. Von hier aus gelangt man auch zu den Wohnungen im Obergeschoss und zum Jugendbereich im Untergeschoss. Gemeindehaus und Büroräume sind ebenerdig und barrierefrei miteinander verbunden, sodass eine Vielzahl verschiedener Nutzungen und Veranstaltungen möglich sind. Zugleich sind aber auch einzelne Bereiche separat zugänglich und nutzbar.
Die Wohnungen sind über einen eigenen Eingang mit privater Treppe und Aufzug zu erreichen.
Die Wohnräume sind nach Westen ausgerichtet und so vom Kirchplatz aus kaum wahrzunehmen. Der Versatz gegenüber dem Erdgeschoss verhindert die direkte Einsicht – auch auf der Westseite.
Das neue Gemeindehaus wird in Holz-Hybridbauweise konstruiert. Das heißt, die Decken werden in Stahlbeton ausgeführt, die Wände als Holzkonstruktion. Die Decken dienen als Speichermasse und Puffer, die Wände werden in einer hoch gedämmten Ausführung errichtet. Zur Lastabtragung der Kirchenwände im Bereich des stützenfreien Saals wird die Geometrie des Hexgagons aufgenommen und die Wände im Bereich des Saals über Unterzüge abgefangen. Die Verlängerung der Träger bis zum Wandauflager des Saals ergibt eine konsequente Konstruktionsgeometrie, die über den gesamten Raum hinweg fortgeführt wird. Die Erdgeschossdecke im Bereich der Wohnungen ist an den Rändern als Überzug aufgekantet, um den Rücksprung in der Fassade auf die Wände darunter abzulasten. Die Fassade nimmt Bezug auf den starken Kontrast zwischen schwarzer Schindeldeckung und weißen Putz des Kirchenbaus. Eine fein differenzierte dunkle Hülle nimmt sich zurück und lenkt den Blick auf den hellen Kirchenbau.
So wird die Hülle mit einer sägerauen Holzschalung bekleidet, die eine anthrazitfarbene Vorvergrauung erhält. Die Fenster werden ebenfalls aus Holz gefertigt.
Das Haus wird über eine grundwassergespeiste Wärmepumpe beheizt. Die Fotovoltaik auf dem Wohnbereich liefert einen Teil der elektrischen Energie. Die Belüftung der Räume erfolgt natürlich: Klappen in der Fassade lassen eine Lüftung über Nacht zur Abkühlung zu, da die Schalung -hier perforiert – außen über die Öffnungen hinweg läuft. Die Verglasungen werden über effiziente Lamellenstoren verschattet.

Der Kirchplatz spannt sich zwischen dem dichten Baumbestand im Norden und den mit Grün umfassten Stellplätzen südseitig. Zwei Bestandsbäume in der Mitte werden mit einer Grüninsel und Sitzbank gefasst. Die Platzfläche wird mit oberseitig geschliffenem Natursteinpflaster barrierefrei belegt. Die anderen Bereiche um das Haus werden als „grüne Spange“ mit Wiese, Schotterrasen und Rasenpflaster ausgeführt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Für das Gemeindehaus wird ein flacher, langgezogener Baukörper vorgeschlagen, wodurch die Kirche in den Mittelpunkt des Betrachters gestellt wird. Die Kirche bleibt der Maßstab und wird in ihrer Prägnanz gesteigert. Die Materialität der vorgeschlagenen Fassade des neuen Gebäudes verstärkt das Erscheinungsbild des sakralen Bauwerkes. Erfreulich ist die klare Formensprache mit einer linearen, einheitlichen Fassadengliederung. Der zweigeschossige Baukörper mit dem zurückgesetzten Obergeschoss passt sich sehr gut in die umliegende Bebauung ein.

Dem Entwurfsteam gelingt es überzeugend den neuen Gemeindesaal zur Kirche gerichtet zu zentrieren. Trotz Überhöhung des Saales mit Oberlichtern ist die reine lichte Raumhöhe mit 3,3 m knapp bemessen. Durch die Fortführung der Konstruktionsachsen der Kirche im Saal wird ein Bezug zum Innenraum der Kirche hergestellt und neu interpretiert. Positiv wird die weitere Unterteilung des Gemeindesaales sowie des Plenumsraumes gewertet, ebenso wie ihr Bezug zum öffentlichen Raum. Das Gemeindeleben öffnet sich zur Umgebung. Die Anbindung der Nebenräume ist funktional und nachvollziehbar. Die Situierung und Funktionalität der Küche – die Lage und Öffnungen zu Saal, Foyer und Außenbereich – ist gelungen. Auch die Anlieferung von Lebensmitteln ist leicht möglich.

Innerhalb des Baukörpers ist ein gleichbleibendes Höhenniveau ausgebildet. Im Außenbereich erfolgt die Angleichung barrierefrei. Das Pfarrbüro ist zentral über das Foyer erreichbar und trotzdem ruhig gelegen. Wünschenswert ist eine Auflockerung des langen Flures.
Die Wohnungen mit Ost-West-Ausrichtung im Obergeschoss haben eine hohe Wohnqualität und kurze Erschließungswege. Im Untergeschoss werden die vielen Lagerräume positiv gewertet. Dem Gesellschaftsraum der Jugend im Untergeschoss fehlt natürliche Belichtung und Belüftung.

Die Abtrennung der Pkw-Stellplätze ist für die Multifunktionalität der Fläche nicht hilfreich. Sie werden jeweils über den Gehweg erschlossen, die Genehmigungsfähigkeit wird hinterfragt. Ein direkter Zugang zum Jugendbereich im Untergeschoss ist vorhanden.
Wünschenswert wäre jedoch die Erschaffung eines Außenbereiches für die Jugend. Eine intensivere Gestaltung der Außenanlagen wäre generell erforderlich. Die Veränderung der Mauern am Zugang zur Kirche und der Entfall eines Großbaums wird kritisch gesehen.
Die Hauptzugänge sind richtig platziert und erschlossen – eine klare äußere Erschließung. Die Zugänge in die einzelnen
Nutzungsbereiche sind übersichtlich angeordnet und ermöglichen eine gute Orientierung.

Die kompakte Bauweise verspricht eine hohe Wirtschaftlichkeit in Bau und Unterhalt. Es wird ein Holz-Hybridbau mit Stahlbetondecken und Wänden in Holzständerbauweise vorgeschlagen. Durch die verwendeten Baumaterialien, ist ein guter Schallschutz zu erwarten. Die natürliche Belüftung ist mit Ausnahme des Gesellschaftsraums der Jugend gewährleistet.
Ansicht Ost

Ansicht Ost

Grundrisse

Grundrisse

Detail

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