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Einladungswettbewerb | 04/2023

Neubau Mehrzweckgebäude Südspitze der Hafenwestseite in Neustadt in Holstein

Visualisierung

Visualisierung

4. Preis

KBNK Architekten GmbH

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Erläuterungstext

Städtebau und architektonischer Ausdruck
Der Leitgedanke des Entwurfs zielt darauf ab, den industriellen Charme der Hafenkante zu stärken, einen städtebaulich abschließenden Baukörper zu entwickeln und sich gleichzeitig in das rückseitig gelegene Wohnneubauquartier einzubinden.
Ein bunter Mix an Nutzungen hat bereits an der Hafenkante Einzug gehalten - Von Werkstätten, Gewerbe, Co-Workingflächen bis hin zu gastronomischen Angeboten. Mit dem Entwurf wird nun ein abschließender Baustein an der Südspitze entwickelt, der einen Ort mit hoher Anziehungs- und Strahlkraft für Besucher und für die Bewohner Neustadts darstellt.
Hierzu wird ein Baukörper formuliert, der in seiner Körnung sowohl den Maßstab der Hafenkante aufgreift, als auch mit dem Hochpunkt einen kräftigen Akzent als Abschluss setzt. Den Flaneuren von der nördlichen Hafenpromenade und einlaufenden Schiffe werden attraktive Sichtbeziehungen geboten.
Auf städtebaulicher Ebene kann sich der Entwurf so durch unterschiedliche Höhen und durch die rote Farbgebung in die Stadtsilhouette eingliedern.

Freiraum
Durch die Positionierung der neuen Hafenspitze und deren öffentlichen Nutzungsbausteine im Erd- bzw. Hafengeschoß werden attraktive Freiräume geschaffen. Sowohl der Beachclub und die Gastronomie in der „Hafenspitze“ auf Platzebene, als auch die Skybar mit Rundumblick als oberster Abschluss bieten ein Ganzjahresangebot mit hohem Erlebniswert. Das Kleinpflaster der gesamten Hafensüdseite (Rahmenplanung Elbberg) zieht sich bis zum Werftplatz. Geschwungene Sitzelemente bilden den Übergang zum etwas tiefer gelegten beachclub.
Über die bestehende Rampe an der Nordseite des Grundstücks wird die Zufahrt der TG-Rampe auf kurzem Wege erschlossen.
Der Werftplatz mit seinem Beachclub bleibt somit autofrei und kann nur temporär zur Anlieferung (Werft, Kiosk und Kanuten) befahren werden. Der Beachclub erhält einen zusätzlichen Ponton als „Sonneninsel“ – in Zwischenbereich kann ein Sprung ins Wasser im Sommer für Abkühlung sorgen.

Funktionszusammenhänge/ Nutzungsbausteine
Das formulierte Raum- und Nutzungsprogramm findet mit seinen vielschichtigen Ansprüchen und Verknüpfungen in der neuen Hafenspitze ein attraktives und vor allem ein flexibles Angebot. Durch die hybride Holzskelettbauweise lassen sich die zukünftigen, möglicherweise sich ändernde Ansprüche mühelos umsetzen.
Im „Hafengeschoss“ befinden sich die eher öffentlichen Angebote wie Gastronomie, Werft, Kanutenlager und eine kleine Gewerbeeinheit.
Ein Zugang zu dem inneren Treppenhaus (als „Doppelhelix“ ausgebildet- somit zwei baul. Rettungswege) vom Werftplatz bietet kurze Wege für alle Nutzer der oberen Geschosse. Eine weitere Erschließung mit kleinem „Eingangshof“ für die Wohnnutzungen erfolgt von Westen auf der Ebene „Erdgeschoss“. Im südlichen Bauteil werden über 6 Geschosse höchst attraktive 2-, 3- und 4 -Zimmer Wohnungen angeboten, welche alle über einen schmalen umlaufenden Balkon (putzen, konstruktiver Sonnenschutz) und Wind sowie Schall geschützte Loggien verfügen. In den nördlichen, niedrigeren Gebäudekubaturen werden 32 Kanutenstudios mit einem Seminarraum angeboten. Die zum Hafen orientierten Gewerbeflächen können vielfältig genutzt und aufgeteilt werden. Eine Dachterrasse auf dem 2. Obergeschoss und die Skybar bieten grandiose Blicke.

Konstruktion und Nutzungsmix
Unter der Prämisse einen robusten Stadtbaustein zu schaffen ist die neue Hafenspitze durch Erschließung, lichte Raumhöhe und Tragwerksstruktur so konzipiert, dass sie flexibel auf variierende Nutzungen reagieren kann.
Grundsätzlich bietet der Holzskelettbau aus Brettschichtholz mit Brespa-Spannbetondecken, einer Holzelementfassade und einer keramischen vorgehängten Keramikfassade eine wirtschaftliche Grundlage.
So werden der Nutzungsvielfalt keine Grenzen gesetzt und die nachhaltige Nutzung des Gebäudes gewährleistet.

Ökologie und Nachhaltigkeit
Dem Entwurf liegt die Idee des „urban mining“ und der Kreislaufwirtschaft zu Grunde. Kreislaufgerechtes Bauen bedeutet neben dem wiederverwenden von bereits einmal gebrauchtem Material auch die Konstruktion auf lösbare Verbindungen hin zu konzipieren, um einen qualitätsvollen Recyclingprozesses zu ermöglichen. Ein Beispiel hierzu sind eine vorgehängte Element-Fassade mit geschraubten, gesteckten oder geklemmten Verbindungen, Holz-Aluminium-Fenster bei denen nichts verklebt wird, im Innenbereich Ständerwände aus Holz oder Metall, schwimmend verlegtes Parkett oder Dielenboden auf Lagerhölzern. Diese Art der Fügung bietet zu dem im Sinne eines robusten Gebäudes den Vorteil Reparaturen und Modernisierungen leichter vornehmen zu können.
Die Dachflächen des Baukörpers sehen die Energiegewinnung über Photovoltaikpaneele vor.

Das Konzept sieht die Einsparung von grauer Energie vor: der Energiebedarf ist baulich so optimiert, dass die aktive Deckung mittels technischer Ausrüstung auf ein Minimum reduziert werden kann. Dabei müssen soziale, sowie wirtschaftliche Belange gleichermaßen Beachtung finden. Hierzu zählen auf der einen Seite die Tageslichtversorgung, die Raumluftqualität, der Schutz vor Außenlärm und die Raumakustik, auf der anderen stehen effizienter Betrieb, Wartungsarmut, einfache Reinigungsbedingungen und die Langlebigkeit aller baulichen und technischen Komponenten stehen im Fokus.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der städtebauliche Auftritt kann nicht überzeugen. Es entsteht eine große Baumasse, die nicht singulär ist. Die erwünschte Magnetwirkung wird in diesem Gebäudekomplex nicht gesehen. Im Inneren ergeben sich durch die drei zusammengefügten Baukörper schwierige Belichtungssituationen. Für das hohe Gebäude, das bauaufsichtlich als Hochhaus definiert wird, kann das Brandschutzkonzept mit nur einem Treppenhaus (auch bei Doppelhelix) nicht überzeugen. Auch die Rettungswege zu den Studiowohnungen werden kritisch gesehen, die sehr langen Flure versprechen keine Qualität. Insgesamt sind die verschiedenen Wohnungstypen jedoch gut strukturiert und bilden ein gutes Angebot ab. Die nach Süden orientierten Wohnungen liegen möglicherweise zukünftig in einem Lärmkonflikt mit dem angrenzenden Marineareal, was jedoch durch verglaste Loggien geheilt werden könnte. Die Außenanlagen am Ufer haben eine hohe Qualität und schließen die Promenade gut ab und werden sehr positiv bewertet. Ebenso wird die fußläufige Erschließung von der Werftstraße positiv gewürdigt. Die Tiefgarage funktioniert, die Lage der offenen Zufahrt direkt am öffentlichen Platz wird jedoch, trotz der Hinweise aus der 1. Stufe, kritisch diskutiert. Die durch die Verfassenden vorgeschlagene Arrondierung der südlichen Grundstücksgrenze kann zwar nachvollzogen werden, ihre Umsetzung wird jedoch als unrealistisch betrachtet. Die Arbeit hat gegenüber der 1. Stufe deutlich an Qualität gewonnen und erfüllt viele Anforderungen und kann dennoch in der Gesamtbetrachtung nicht für eine Realisierung empfohlen werden.
Hafenpromenade - Integration Neubau

Hafenpromenade - Integration Neubau

Lageplan

Lageplan

Grundriss Hafengeschoss

Grundriss Hafengeschoss

Pikto Nutzungen

Pikto Nutzungen

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. und 2. Obergeschoss

Grundriss 1. und 2. Obergeschoss

Grundriss 6. Obergeschoss

Grundriss 6. Obergeschoss

Visualisierung

Visualisierung

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Schnitt Hafenplatz

Schnitt Hafenplatz