modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2024

Gestalterische Aufwertung Fußgängerzone und Stadtgarten in Gevelsberg

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Preisgeld: 24.000 EUR

GM013 Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ZIEL
Die Entwicklung der Fußgängerzone und des Stadtgartens schafft zusammen mit dem Vendômer Platz ein urbanes Ensemble in einem lebendigen Stadtraum. Nachhaltigkeit und ökologische Vielfalt in einem urbanen Umfeld aber auch ein soziales Miteinander in einem Freiraum für alle stehen im Mittelpunkt. Im Stadtgarten entsteht ein Ort des Spiels, der Bewegung und der Kommunikation während sich die Fußgängerzone zu einem lebendigen, städtischen Mittelpunkt entwickelt und Gastronomie- und Einkaufsmöglichkeiten bietet. Die Gevelsberger Innenstadt erhält einen identitätsstiftenden Stadtmittelpunkt der Anziehungskraft über die Stadtgrenzen hinaus ausstrahlt.

FUßGÄNGERZONE
Die Mittelstraße wird als moderne und nachhaltige Fußgängerzone und ‚Blaue Ader‘ entwickelt. Ein Stadtparkett zieht sich als hochwertiger und robuster Belagsteppich über alle Bereiche. Eine offene, barrierefreie Rinne verknüpft die zwei Eingangsorte an der Mauer- und an der Wasserstraße. Ein (Trink-) Brunnen an der Mauerstraße bringt einen kleinen steten Wasserfluss in die Fußgängerzone und kühlt so den Stadtraum. Der gegebene Höhenunterschied zwischen den Eingangsorten von ca. 1,5 m dient als natürliches Rinnengefälle. Ein ebenerdiges Wasserspiel bildet einen lebendigen Auftakt an der Wasserstraße und speist zusätzlich die kühlende Rinne. Aufenthalts- und Ruhebereiche setzen sich als Intarsien vom Belagsteppich ab. Grüne Pflanzinseln entschleunigen, bilden Raum und nehmen bestehende und neue Bäume auf. Sitzbänke entlang der Inseln werden zum Treffpunkt und bieten Aufenthalt im lichten Schatten. Neben Erdgeschoßnutzungen der angrenzenden Geschäfte und Außengastronomie nehmen die Intarsien auch Spielpunkte und Tischgruppen ohne Konsumzwang auf. Eine begrünte Pergola übernimmt im Bereich von unterirdischen Bestandsleitungen die schattenspendende Funktion von Bäumen und bietet Aufenthalt nach dem Einkaufen. Fahrradbügel werden dezentral entlang der Fußgängerzone angeboten. Im Eingangsbereich Wasserstraße wird eine überdachte Fahrrad-Servicestation mit Lademöglichkeit vorgesehen. Alle Bereiche sind für Anlieferverkehr befahrbar und barrierefrei gestaltet.
Es entsteht ein moderner und attraktiver Fußgängerbereich der zum Verweilen in der Innenstadt einlädt.

STADTGARTEN
Der neue Stadtgarten bildet einen Grünen Bogen zwischen Mittelstraße und Vendômer Platz und wird zum offenen Mittelpunkt der Innenstadt. Der Stadtgarten erhält durch eine offene Gestaltung mit einer Vielzahl an Nutzungsangeboten einen parkähnlichen Charakter. Ein ökologischer Rücken bildet einen Puffer entlang der Wasserstraße und nimmt extensive Retentionsbereiche auf. Es entsteht ein ökologisch wertvoller, pflegeextensiver Wildwiesensaum der Kühle für die angrenzende Innenstadt erzeugt. Zur Gartenmitte öffnet sich eine freie, multifunktionale Rasenfläche - ein weiter Bewegungs- und Spielraum der auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Sonnenliegen bieten Platz zum Ausruhen oder ein gutes Buch, während verschiedene naturnahe Spielangebote die Ränder aktivieren und Aktivität nah an der Fußgängerzone anbieten. Eine Parkpromenade verbindet als Bogen die Fußgängerzone mit der Ennepe und dem Vendômer Platz, lädt zum Schlendern ein und trennt den grünen Rücken von der offenen Mitte. Bänke mit Arm- und Rückenlehne bieten Ruheorte mit Blick über den Stadtgarten. In der Verbindung Vendômer Platz – Ennepe entsteht ein neuer Übergang über die Wasserstraße und eine kleine Eingangsterrasse zum Garten mit zwei flachen Sitzstufen zur offenen Mitte. Am nördlichen Anschlußbereich zum Rathaus- und Vendomer Platz wird ein großer generationenübergreifender Spiel- und Aktivitätsraum vorgesehen. Neben Kinderspiel wird Calisthenics, Tischtennis, Boule und Picknick angeboten. Ein Naturerfahrungspfad führt durch den Retentionsbereich und erschließt ein hier mögliches „10+1 Mahnmal“. Die vorhanden Kunstobjekte werden integriert. Im Westen erhält das Wohn- und Geschäftsgebäude einen grünen Vorbereich der durch die neue Vendômer Promenade vom Stadtgarten getrennt wird. Die Bestandsbäume werden berücksichtigt und durch neue klimaresiliente Arten ergänzt. Die Vendômer Eiche erhält durch ihre Freistellung wieder Bedeutung.
Der Stadtgarten wird grüner Erholungs- und Spielraum mit hohem Aufenthaltswert für alle Altersklassen und ergänzt den urbanen Geschäftsbereich der Fußgängerzone.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit öffnet den bislang zweigeteilten Stadtgarten zu einem großzügigen Grünraum. Die zentrale, große Rasenfläche wird gerahmt von bepflanzten Grüninseln, die den Verkehr wohltuend abschirmen, ohne dabei die Transparenz und soziale Kontrolle einzuschränken. Im Kontrast dazu steht die urbane Fußgängerzone, in der der Baumbestand geschickt zur Gestaltung zusammenhängender Aufenthaltsinseln genutzt wird. Die beiden kontrastierenden Bereiche sind stimmig in ein übergeordnetes Konzept zur Gesamtentwicklung der Innenstadt im Zusammenhang mit der zukünftig gestärkten Ennepe-Querung integriert.

Die genaue Nutzungsanalyse ist Basis für die gute Funktionalität des Entwurfes. Nicht nur die pragmatischen Belange von Wegebeziehungen, Kirmes, Gastronomie, Feuerwehr, u.a. sind berücksichtigt. Gerade durch attraktive Bereiche für Aufenthalt und Spiel entsteht abwechslungsreiche Nutzungsvielfalt für unterschiedliche Gruppen. Die Altersdifferenzierung der Spielangebote zwischen Norden und Süden des Stadtgartens wird begrüßt. Allerdings erscheint eine Verstärkung des Angebotes für jüngere Kinder an der attraktiven Schnittstelle zur Fußgängerzone notwendig. Eine funktionierende Zwischenlösung mit dem bestehenden Fußgängertunnel ist zu überprüfen. Insbesondere das in die Pflanzfläche integrierte Mahnmal 10+1 kann erst nach Entfall der Nutzung des Tunnels realisiert werden. Es erscheint zudem durch seine Einbindung in die Pflanzfläche schlecht wahrnehmbar.

Durch die großzügige Begrünung und die reduzierten befestigten Flächen sind Wirtschaftlichkeit und Klimaresilienz des Entwurfs gegeben. Die Jury hinterfragt den vorgeschlagenen Wasserlauf in seiner technischen Umsetzbarkeit und Notwendigkeit. Der konzeptionelle Ansatz, möglichst viel Regenwasser in der Fußgängerzone zu halten wird begrüßt. Angesichts der Nähe zur Ennepe und bereits bestehender Probleme stellt dies eine besondere Herausforderung dar. Die in Teilen vorgeschlagene Materialität der wassergebundenen Decke wird bezüglich Dauerhaftigkeit hinterfragt.

Insgesamt überzeugt die Arbeit konzeptionell und hinsichtlich ihrer Tiefe in der Durcharbeitung und der Auseinandersetzung mit dem Ort. Sie entspricht in hohem Maße den Anforderungen der Auslobung und erfüllt die Anforderungen der Stadtgesellschaft an einen zeitgemäßen und zukunftsfähigen Stadtraum.
Perspektive

Perspektive

Lageplan M200

Lageplan M200

Piktos

Piktos

Schnitte

Schnitte