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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023

Verwaltungsneubau Kreuzboden in Liestal (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 50.000 CHF

Duplex Architekten

Architektur

Haag Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Makiol Wiederkehr AG

Tragwerksplanung

Raumanzug GmbH

TGA-Fachplanung

BLM Haustechnik AG

TGA-Fachplanung

R+B Engineering AG

TGA-Fachplanung

Lemon Consult AG

Nachhaltigkeitskonzept

Coneco AG

Projektsteuerung

Erläuterungstext

Nachhaltigkeit dank Nutzungsflexibilität Ein nachhaltiges Gebäude ist ein Gebäude mit einer möglichst langen Lebensdauer. Das Schlüsselelement dafür ist eine flexible Gebäudestruktur, die über die reine Nutzungstypologie des Bürogebäudes hinausgeht, und eine Offenheit im System bietet, die auf neue Bedürfnisse der Verwaltung reagieren kann. Gleichzeitig soll die Struktur aber auch radikalere Umwandlungen, wie zum Beispiel in ein Wohngebäude, von Anfang an antizipieren.

Frei bespielbarer Hauptbau Für den Verwaltungsneubau schlagen wir einen rechteckigen Baukörper mit zwei angehängten Volumen vor. Jeder dieser Gebäudeteile hat eine eigene räumliche Grund­disposition, die eine programmatische Vielfalt ermöglicht. Das 14-geschossige Haupt­gebäude zeichnet sich durch einen durchgehenden Raum mit freiem Grundriss aus, der maximale Flexibilität bietet. Im Hauptgebäude sind die Büros der Verwaltung untergebracht. Sein moderates Stützenraster von 4,80 mal 6,40 Metern und ein Ausbauraster von 1,60 Metern sind so gewählt, dass sowohl effiziente Gruppenbüros als auch eine Umwandlung in Räume mit einer lichten Breite von drei Metern möglich sind.

Durch die Auslagerung der dienenden festen Räume in den seitlichen Kernbau und den dreigeschossigen Flügelbau kann die gesamte Fläche des Hauptbaukörpers komplett leergeräumt und frei bespielbar bleiben. Diese typologische Anordnung erleichtert die spätere Umnutzung des Gebäudes, da der offene Hauptbau ohne einschränkenden Kern flexibel unterteilt werden kann. Durch die Anordnung der Deckenelemente können Schächte für eine zusätzliche Infrastruktur leicht nachgerüstet werden. Auch am seitlichen Kernbau kann weiter gebaut und an neue Anforderungen angepasst werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag sieht drei zusammenhängende Volumina vor. Der hohe Hauptbaukörper, bestehend aus 14 Geschossen, wird mit einem seitlichen Kernbau ergänzt. Zudem ist dem Hauptbau ein dreigeschossiger Flügelbau angegliedert. Die Setzung überzeugt im Fussabdruck, denn sie respektiert das Ensemble der Villa Scholer durch Einhaltung des gebührenden Abstands. Gleichzeitig entsteht auf der Südseite eine interessante Platz- bzw. Hofsituation. Es wird ein guter Bezug zum Entwicklungsgebiet auf dem Areal des ehemaligen Martin Birmann Spitals und zur Finanzverwaltung geschaffen. Die klare Adressbildung und die gute Durchwegung unterstreichen die Qualitäten der städtebaulichen Setzung.

Die Architektur ist geprägt durch eine gut strukturierte Raster- bzw. Skelettbauweise. Umlaufende Balkone dienen zusammen mit grosszügigen Stoffstoren der Verschattung der grossflächigen, strukturellen Verglasung. Die Holzbauweise ist in einer unaufdringlichen Art gut sicht- und erlebbar. Die PV-Elemente in der Fassade sind teilweise verschattet. Der Hauptbau dominiert die Erscheinung. Vor dem Hintergrund, dass der Beitrag rund ein Drittel zu viel Fläche vorsieht, wünschte man sich eine Reduktion des Volumens und eine ausgewogenere Verteilung der Flächen auf den Haupt- und auf den Flügelbau.

Das Projekt erfüllt grundsätzlich die Vorgaben des Raumprogramms. Die signifikante Überschreitung der Flächenvorgabe um 30 % weist jedoch auf eine ineffiziente Grundrissgestaltung hin, wie sie zeitgemässe Arbeitswelten nicht vorweisen sollten. Die Idee, Besprechungsräume in gesonderten Baukörpern anzuordnen, widerspricht einer effizienten Büroorganisation, da für Mitarbeitende dadurch lange Wege entstehen. Die Flächen für den Gastronomiebetrieb sind eingehalten, allerdings sind die zugehörigen Flächen für Anlieferung, Reinigung sowie für die Mitarbeiterinfrastruktur nicht vorhanden.

Das Gebäudetechnikkonzept basiert auf Geothermie und ist unabhängig von der Fernwärme- versorgung. Der Entwicklung des Energiesystems wird hohe Beachtung geschenkt. Es ist eine Hochtemperatur Wärmepumpe und eine Niedertemperatur Wärmepumpe vorgesehen, was den Wirkungsgrad erhöht.

Die Anbindung des Kernbaus an den Hauptbau ist konstruktiv und brandschutztechnisch sehr anspruchsvoll. Es werden auf den Geschossen im Bereich des Übergangs vom Kernbau zum Hauptbau Schleusen ausgebildet werden müssen. Das Raumverteilkonzept scheint nicht fertig entwickelt und ist unzureichend erläutert. Es besteht das Risiko, dass dieses aufgrund von Einschränkungen durch die Penetration der Tragwerksstruktur zu überarbeiten ist. Für die dezentralen Lüftungsgeräte werden die Fortluftauslässe in der Fassade vorgesehen. Dies widerspricht der SIA und wäre bei der Behörde speziell bewilligen zu lassen. Falls dies nicht gelingt, wäre die Fortluft in einem vertikalen Schacht zu führen, was die Raumausnutzung reduzieren würde.

Es wird aufgezeigt, dass das Bürokonzept in drei Varianten realisierbar ist. Somit besteht Spielraum, jedoch unter hohem Flächenverbrauch und ineffizienter Nutzung der Flächen. Zudem hat die Arbeit eine vergleichsweise hohe Fassadenabwicklung und ein ungünstiges Verhältnis von Hauptnutzfläche zu Geschossfläche. Im Grundsatz eine ökologische Skelettbauweise mit Holzkastendecken und hinterlüfteter Fassade. Die Fassadenkonstruktion mit vorfabrizierten Betonbalkonen ist jedoch ressourcenintensiv. Auf eine gute Rückbaubarkeit und Systemtrennung wird geachtet.

Das Hochhaus weisst ein ideales Stützenraster für den Holzbau auf. Mit dem gewählten Deckensystem und der konsequenten Systemtrennung ergeben sich jedoch sehr dicke Geschossdecken. Die Kombination aus Aussteifung mittels Stahlbetonkern und Holzfachwerk in der Fassade wird hinsichtlich Steifigkeit kritisch hinterfragt. Durch die Zweiteilung der beiden Gebäudeteile ergeben sich aus der Erschliessung der Haustechnik einige Herausforderungen. Bezüglich des Brandschutzes braucht es neben einem Sprinklerkonzept ein objektspezifisches Konzept, das aufzeigt, dass die vorgeschlagene Hohlkastenkonstruktion gleichwertig zu einer RF2- Decke ist.

Der gewählte Ansatz mit zwei Gebäudeteilen über eine Höhe von fast 56 Meter ergibt eine vergleichsweise hohe Fassadenabwicklung, welche in Kombination mit hohem Glasanteil die grauen Emissionen eher hochhält. Je nach Grundrissgestaltung entstehen zudem beträchtliche Flächen mit eher schlechter Tageslichtversorgung. Die Flexibilität ist im Grundsatz gegeben, wird aber durch lange Erschliessungswege für die Haustechnik und die Fachwerk-Konstruktion an der Fassade erschwert. Die Balkonschicht bietet neben Aufenthalt im Freien auch einen guten konstruktiven sommerlichen Wärmeschutz. Die aussenliegenden Stoffmarkisen sind jedoch nicht allwettertauglich. Ob eine SNBS Platin-Zertifizierung erreicht werden kann, bleibt fraglich.

Eine Abfolge von Plätzen und grünen Vorzonen soll das Bild des Campus an der Rheinstrasse prägen. Zwischen Bahndamm und Verwaltungsgebäude, entlang des bewaldeten Hangs, wird die «rückwertige» Erschliessung gestärkt und als parallele Achse zur Rheinstrasse für den Langsamverkehr etabliert.

Der kompakte Neubau lässt einen grosszügigen durchgrünten Freiraum zu. Zur Rheinstrasse wird die bestehende und sehr prägende Baumsubstanz erhalten. Auf der Westseite des Hochhauses wird ein grosszügiger Park in die bestehenden Grünflächen integriert. Gezielt werden Elemente aus der Parkanlage «Villa Scholer» aufgegriffen, ergänzt und mit dem neuen Parkteil zusammengeführt. Das Freiraumkonzept überzeugt durch schlüssige Wegbeziehungen, eine klare Auslegeordnung und Interpretation unterschiedlicher Freiraumtypologien sowie in vielen Teilen sorgfältig ausgearbeiteten Detail-Ausformulierungen.