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Award / Auszeichnung | 09/2023

Architekturpreis Südwestfalen 2023

Eingangsgebäude LWL - Freilichtmuseum Hagen

DE-58091 Hagen, Mäckinger Bach

Auszeichnung

SCHNOKLAKE BETZ DÖMER ARCHITEKTEN

Architektur

rmt Metall Technik GmbH

Sonstige

LWL-Bau und Liegenschaftsbetrieb

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kultur-, Veranstaltungsgebäude

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 04/2022

Projektbeschreibung

Konzept
Konzeptionell folgt das Gebäude den Leitgedanken der Inklusion und Nachhaltigkeit des LWL’s. Als längliches, eingeschossiges Gebäude wurde das Eingangsgebäude zwischen den Besucherparkplätzen und dem Mäckinger Bach platziert. Dort stellt es die Schnittstelle von der Außen- zur Innenwelt des Museums dar. Dieser Übergang wird definiert durch zwei artverwandte Baukörper, die durch eine leichte Verschränkung in einer kraftvollen Bezie- hung zueinander stehen. Sie bilden einen offenen, fließenden Raum als Entsprechung des funktionalen Inklusi- onsgedanken. Dieser nimmt die BesucherInnen auf und überführt sie in eine räumliche Bewegung durch das Gebäude.

Typologie und Raum
In der Grundrissfigur bilden beide Baukörper einen zusammenhängenden Transitraum. Gegliedert durch drei Funktionskerne und unterschiedlichen Fassadenschichten entsteht eine räumliche Sequenz aus fließend ineinan- der übergehenden Raumzonen. Aufgespannt zwischen einem Sockel- und einem Dachvolumen, werden diese Räume über die unterschiedlichen Schnittfiguren der beiden Baukörper ausdifferenziert.
Der nördliche Baukörper orientiert sich räumlich zum Besucherparkplatz. Er fungiert als Bahnsteig mit Service- kern (Infopoint, Wartebereich, Schließfachanlage, WC). Seine weite Dachauskragung schützt den Wartebereich und macht den Bahnsteig als solchen lesbar. Sie formuliert die Eintrittsgeste, die die BesucherInnen in das Mu- seum führt. Der südliche Baukörper orientiert sich entgegengesetzt in die Richtung des Baches. Er nimmt den Museumsshop, einen Kern aus dienenden Räumen (Büro, Sozialraum, Lager) sowie den zentralen Kassenschal- ter auf. Innen, entlang der transparenten Glasfassade, sowie außen, über einen in den Naturraum auskragenden Steg, erleben die BesucherInnen den Bachraum. Dieser wird gezielt in das Gebäude eingebunden, da er integra- ler Bestandteil des Museumskonzeptes ist. Er begleitet den Museumspfad, der nun bereits am Eingangsgebäude startet, talaufwärts bis in das Museum. Dort werden historische Werkstätten mit Wasserkraft betrieben.
Die tiefgreifende Einbindung in die Natur macht den Übergang der BesucherInnen in das Museum auch sinnlich erfahrbar. Mit Betreten des Stegs befindet man sich abrupt in der Natur. Geräusche, Gerüche, Licht und Tempe- ratur verändern sich unmittelbar und je nach Jahreszeit auf andere Art. Im Frühling erfährt man die Geräuschku- lisse der Sinnvögel besonders. Im Sommer ist ein starker Temperaturabfall durch die Verdunstungskälte des Bachen spürbar. Die Luftfeuchtigkeit ändert sich insbesondere im Herbst merklich. Alles begleitet von den unter- schiedlichen Gerüchen und Farben der Natur im Verlaufe der Jahreszeiten.

Nachhaltigkeit
Anhand des Baches bekommen die MuseumsbesucherInnen den Klimawandel eindrücklich vor Augen geführt. Zunehmende Wetterextreme wie Dürren oder Starkregenereignisse manifestieren sich am Pegelstand des Ba- ches. Mal schwillt der Bach bis zum Steg an, mal trocknet er komplett aus. Die Dringlichkeit des Handelns wird offensichtlich. Insbesondere das Bauen muss sich in dieser Hinsicht nachhaltig ändern. Das Gebäude nimmt die- sen Anspruch in seiner Konzeption integral auf. Es wurde in Holztafelbauweise errichtet Bei der Konstruktion und Fügung wurde auf die Ermöglichung geschlossener Rohstoffkreisläufe geachtet. Bauteile von unterschiedlicher Lebensdauer (Tragwerk, Fassade, TGA, Innenausbau) sind einfach und sortenrein zu trennen. Die Dachfläche wurde gezielt auf die Nutzung von Photovoltaik ausgerichtet. Dachüberstände und Lichtfilternde Fassaden reagieren in ihrer Form auf den sommerlichen und winterlichen Sonnenstand. Durch die Punktgründung und den frei kragenden Steg wird der Eingriff in den Bauchraum minimalinvasiv gehalten. Regenwasser wird durch Versi- ckerung oder direkte Rückführung in den Bach im natürlichem Wasserkreislauf gehalten. Eine ausgeglichene Energiebilanz wird durch den Einsatz von Geothermie und Photovoltaik erreicht. Zur passiven Nachtauskühlung kann das Temperaturgefälles zwischen Bachraum und Parkplatzfläche genutzt werden.

Gestalt und Materialität
In seiner Gestalt wird das Gebäude vom Kontrast der Außenhaut zur innerer Raumwelt geprägt. Dafür wurden zwei Arten vorgehangener, hinterlüfteter Metallfassaden entwickelt, welche das Thema des Museums, die Metall- verarbeitung, aufgreifen. Die eine Fassade, aus schwarzen, matt glänzenden Aluminiumpaneelen, fasst die So- ckel- und Dachvolumen der beiden Baukörper zusammen. Die andere Fassade, aus feuerverzinkten Stahlplatten, bekleidet die Funktionskerne, auf denen das scheinbar schwebende Dachvolumen ruht. Durch die konsequente Fortführung der Materialität und Farbigkeit werden die verschiedenen Innen- und Außenräume zwischen Sockel und Dach homogen verbunden. Dieser Logik folgend ist die Glasfassade zwischen Innen uns Außenbereich ma- ximal transparent konstruiert. Eine Fassadenschicht aus Streckmetall fokussiert den Innenraum auf den Bach. Die Grenzen zwischen Innen und Außen sind fließend. Unterstützt wird dieser Raumeindruck durch das Lichtdesign, welches sich von innen nach außen fortsetzt.

Möbelausbau
In angenehmem Kontrast zu den metallischen Oberflächen stehen die warmen Materialien des Möbelausbaus. Einschnitte in die Funktionskerne (Kassenmöbel, Wandregal, Sitznische) sind mit europäischer Eiche verkleidet, die sanft und honigfarben gleichzeitig Lebendigkeit, Natürlichkeit und eine elegante Ruhe ausstrahlt. Für den Shop-Bereich wurde eigens ein modulares Möbelsystem aus geweißter Eiche entwickelt, das sich in das Gesamt- farbkonzept dezent einfügt. Verschiedene Module ermöglichen unterschiedlichste Shop-Konfigurationen, welche flexibel und ohne zusätzliches Werkzeug umgebaut werden können. Unterschiedliche Ein- und Aufsätze nehmen das breite Spektrum an Kleinwaren auf. Auch temporäre Vortragssituationen sind in Kombination mit der unsicht- bar in der Abhangdecke integrierten Medientechnik möglich. Somit bildet die ausgewogene Materialität des Gebäudes den statisch-dynamischen Hintergrund, vor dem sich von nun an der lebhafte Museumsbetrieb abspielen kann.
Durch die gleichberechtigte, deckungsgleiche Überlagerung von Form, Konstruktion, Funktion und Nachhaltigkeit trägt das Gebäude dazu bei, für die BesucherInnen schon beim Eintritt in das Museumsgelände die übergeordneten Themen des Museumskonzeptes, aber darüber hinaus auch den architektonischen Anspruch als Sinnbild für eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Baukultur erlebbar zu machen; Von der zugrunde liegenden räumlichen Konzeption bis in die Gestaltung der Inneneinrichtung.