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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2024

Neubau Kindertagesstätte St. Ambrosius in Hergensweiler

Modell

Modell

4. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Beer Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner

Architektur

Uli Möhrle Landschaftsarchitekt bdla

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau, Identität und Adressbildung
Der Neubau der Kindertageseinrichtung St. Ambrosius entsteht im Zentrum von Hergensweiler.
Das Grundstück liegt im historischen Dorfkern umgeben von den öffentlichen Gebäuden sowie der dörflichen Wohnstruktur im Übergang zu den Wiesen und Feldern der weitläufigen landwirtschaftlichen Flächen. Die angrenzende Bebauung ist charakterisiert durch Satteldächer und verputzte oder mit Holz bekleidete Fassaden.
Der Entwurf greift die umliegenden Typologien auf, einfache Baukörper unter Satteldächern. Der 2-geschossige, schlanke und langgestreckte Baukörper fasst den Pausenhof im Süd-Westen und bildet durch den Giebel zur Dorfstraße hin eine neue Adresse.

Funktionalität
Der Hauptzugang erfolgt wie bestehend über den Schulhof von Nord-Osten, zusätzlich auch von Süd-Osten über die Dorfstraße kommend. Ein untergeordneter Zugang ist vom Parkplatz im Nord-Westen direkt in den Gartenbereich möglich. Der Hauptzugang liegt in der Achse zwischen Pausenhof und der bestehenden Blut-Buche und das offene Foyer lässt den freien Blick in den Garten zu.
Die dienenden Räume, gemeinsam genutzte Flächen und nur temporär genutzte Räume sind in einer schmalen Spange entlang des Pausenhofes gefasst. Ein sich immer wieder zur Spiel- und Aufenthaltsfläche aufweitender Mittelflur verbindet sie mit den Gruppenräumen, die allesamt zum Garten hin orientiert sind. An ihren Enden erhalten die Flure Schmutzschleusen und eigene Ausgänge in den Garten.
Das zentrale Foyer bietet Raum für Aktivitäten und verbindet die Geschoße durch ein großzügiges Treppenauge.
Um den Bewegungsräumen und dem Versammlungsraum deren Größe angemessene Raumhöhen zu geben, nutzt das Gebäude das zur Dorfstraße hin, abfallende Gelände. Der Versammlungsraum bekommt einen eigenen Eingangsbereich, der im Alltag als Spiel- und Kreativfläche von den Kindern genutzt werden kann und gleichzeitig eine eigenständige Nutzung erlaubt. Eine kleine Küche zur Bewirtung und der kurze Weg ins Untergeschoss zu den Sanitäranlagen der Versammlungsstätte sind direkt angegliedert.
Der Wechsel zwischen geschlossenen und transparenten Raumzonen rhythmisiert den Baukörper und lässt immer wieder Ein- und Durchblicke zu. Schlafräume und Nebenräume befinden sich in geschlossenen Raumzonen und bieten Rückzugsorte, Gruppenräume, Ateliers oder die Lernküche öffnen sich und laden zu Aktivität und Kommunikation ein.

Freianlagen
Die Situierung der Baukörper respektiert die großen Bestandsbäume, die so in keiner Weise beeinträchtigt werden.
Die Freiflächen der Krippe-U3 mit über 300 m² werden locker umfriedet mit diversen Elementen aus Holz wie Stelen, Holzstapel, Staketen, unterbrochen und akzentuiert durch Heckenpflanzen, Sträucher und Gräser. Ein Übergang zum großen Gartenbereich der KiTa-Ü3 ermöglicht auch dessen Nutzung. Der Freibereich der Kita umfaßt über 1.600 m² und teilt sich in zwei verschiedene Bereiche - den südwestlichen mit dem alten Baumbestand samt vorhandenen Spielelementen und -strukturen. Der östliche Bereich ist frei von Einbauten, Hier sollen Ballspiele und sonstige Aktivitäten ohne weitere Vorgabe möglich sein. Bestandsgehölze und Neupflanzungen aus Bäumen und Sträuchern strukturieren den Gartenbereich.
Obstbäume und Beerensträucher sollen die Kinder zusammen mit den Erzieher:innen selber pflanzen, um einen stärkeren Bezug dazu zu erhalten.
Die Materialität orientiert sich am Bestand mit Asphalt für die multifunktionale Nutzung des Schulhofes. Ein Pflasterband aus Pflasterplatten, vorzugsweise Granit, führt zum Haupteingang wie ein Teppichband, das sich als verkehrsberuhigendes Element über den Friedhofsweg legt. Die Terrasse beim Foyer ist als Holzdeck geplant, um den Standraum des Bestandsbaumes möglichst wenig zu beeinträchtigen. Die übrigen Terrassen sind mit Platten belegt.


Beurteilung durch das Preisgericht

Der städtebauliche Entwurf ist gekennzeichnet durch einen langgestreckten, schmalen Baukörper, der das Ensemble von Schule, Pfarrheim und Leiblachhalle begleitet. Eine leichte Drehung erzeugt Spannung, spielt das Backhäusle frei und verbessert den Abstand zum baumbestandenen Grünraum in Südwesten. Der circa mittige Rücksprung respektiert den Wurzelbereich des kräftigen Baumes.
Im Freiraum wird der Bereich zwischen Kitaeingang und Schulhof einfach und überzeugend mit Sitzelementen gegliedert.
Abstellmöglichkeiten für Kinderwagen und auch die Einhausung der Müllbehälter werden überraschenderweise unter dem Vordach der Leiblachhalle platziert.

Der Spielbereich der Krippe ist unmittelbar den Gruppenräumen zugeordnet, bleibt in seiner Darstellung und Abgrenzung allerdings noch sehr schematisch. Das Nebengebäude für Außenspielgeräte rückt unglücklich nahe an das Backhäusle.

Der wertgebende Baumbestand auf Flurstück 24 wird erhalten, die übrigen Bäume leicht reduziert. Der Erhalt der zentralen Buche im Gebäudeeinschnitt scheint mit entsprechenden Schutz- und Pflegemaßnahmen im Wurzel- und Kronenbereich möglich.

Der Baukörper nimmt die Typologie der einfachen Satteldächer des Ortes auf, an der Dorfstraße tritt er giebelständig zwischen Pfarrhaus und Heimatmuseum zurück und reiht sich in den dörflichen Charakter wohltuend ein.

Die Eingänge liegen dem Pausenhof zugewandt, der Eingang zur Kita führt in das Foyer und lässt den Blick zum Baum und Spielbereich frei. Ein zweiter Eingang erschließt den Saalbereich unabhängig von außen.

Durch die geschickte Verlagerung von Nebenräumen in das UG sind auch die WC-Anlagen diesem Bereich zugeordnet. Der leicht abgesenkte Veranstaltungsbereich bewirkt die Ausbildung einer größeren Raumhöhe, die auch konstruktiv erforderlich wird. Die innere Organisation der Kita-Bereiche ist geprägt durch eine Abfolge von kleinen und großen Aufenthaltsräumen zur Südwest-Seite orientiert und einer schmalen Raumspange zur Nord-Ost- Seite. Begrüßt wird die breite Belichtungsseite der Gruppenräume an der Fassade und das Angebot an vorgelagerten Terrassen und Loggien, die eine wertvolle Außenraum-Erweiterung darstellen. Die angedeutete Gliederung der Flure sollte beidseitig verstärkt und räumlich wirksamer ausgebildet werden, die Flurbreite von 1,60 m ist insbesondere vor den Garderoben zu schmal.

Durch die geschickte Verlagerung von Nebenräumen in das UG sind auch die WC-Anlagen diesem Bereich zugeordnet.

Der leicht abgesenkte Veranstaltungsbereich bewirkt die Ausbildung einer größeren Raumhöhe, die auch konstruktiv erforderlich wird.
Die innere Organisation der Kita-Bereiche ist geprägt durch eine Abfolge von kleinen und großen Aufenthaltsräumen zur Südwest-Seite orientiert und einer schmalen Raumspange zur Nord-Ost- Seite.

Begrüßt wird die breite Belichtungsseite der Gruppenräume an der Fassade und das Angebot an vorgelagerten Terrassen und Loggien, die eine wertvolle Außenraum-Erweiterung darstellen.

Die angedeutete Gliederung der Flure sollte beidseitig verstärkt und räumlich wirksamer ausgebildet werden, die Flurbreite von 1,60 m ist insbesondere vor den Garderoben zu schmal.

Mit den beiden Außentreppen an den Giebelseiten wird der Zugang zum Garten auf kurzem Weg hergestellt und die Anforderungen des Brandschutzes für die Gruppenbereiche grundsätzlich erfüllt. Der mittlere Gebäudeteil mit der Treppe und dem Luftraum müsste allerdings beidseitig abgetrennt werden, was insbesondere im Flügel mit dem Veranstaltungsbereich berücksichtigt werden sollte.
Die Gebäudestruktur besteht grundsätzlich aus sich wiederholenden Elementen, die dem Baukörper strukturieren und rhythmisieren. Leider trägt eine Überlagerung von einer Schicht aus Holzlamellen eher zu einer Verunklärung bei.

Die wirtschaftlichen Kenndaten weisen im Vergleich aller Arbeiten durchschnittliche oder leicht darunter liegende Werte auf. Die knapp ausgebildeten Verkehrsflächen schlagen sich nicht in den Verhältniszahlen nieder.

Die vorgeschlagene Holzkonstruktion wird nicht näher erläutert und ist aus den Grundrissen nicht nachvollziehbar, nicht übereinanderliegende Fassaden führen zu konstruktiven Aufwendungen. Die wenigen Hinweise zum Holzbau in den Erläuterungen sind nicht überzeugend. Gleichwohl hält die Jury bei den gezeigten Grundrissen die Entwicklung eines holzbaugerechten Rasters als Grundlage für eine wirtschaftliche Umsetzung für möglich.

Der im Schnitt erkennbare Konstruktionsvorschlag unter Verwendung einer Massivholzdecke in Kombination mit leistungsfähigen Tragsystemen für die Primärkonstruktion kann hier zielführend sein.

Der Fußbodenaufbau im Bereich der rückspringenden Loggien ist schall- und wärmetechnisch zu überprüfen. Generell scheint insbesondere im südlichen Gebäudeteil der Lastabtrag aus den Obergeschossen hier noch nicht gelöst. Dies trifft auch auf die weitgespannte Decke im Bereich des Versammlungsraums zu.

Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine städtebaulich sensible Einfügung in den dörflichen Kontext. Die gelungene Grundkonzeption hat ein hohes Maß an Flexibilität und das Potential, den pädagogischen Anforderungen gerecht zu werden.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Innenraum

Innenraum