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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2024

Erneuerung Sägmühlsteg in Ebermannstadt

Blick nach Süden

Blick nach Süden

3. Preis

Mayr | Ludescher | Partner Beratende Ingenieure

Tragwerksplanung

Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GbR

Landschaftsarchitektur

WILLNER VISUALISIERUNG

Visualisierung

Erläuterungstext

Freiraum- und städtebauliches Konzept

Die Wiesentaue und das Obere Scheunenviertel mit der nachfolgenden Berglandschaft sind die landschaftsbestimmenden Elemente, diese gilt es in Szene zu setzen und zukunftsfähige Perspektiven aufzuzeigen.
Der Sägmühlsteg ist quasi das „Tor zur Landschaft“ und umgekehrt die direkte Verbindung in die Altstadt. Er nimmt sich in der Gestaltung zurück und lässt damit die Silhouette des Scheunenviertels zur Geltung kommen. Im Geländer und den Widerlagern werden vorhandene Elemente wie Fachwerk und Natursteinmauern formal aufgenommen.
Die Gestaltung von Brückenplatz und Mühlstraße folgt dem „einfachen“ ländlichen Duktus des Scheunenviertels und stärkt so den Charakter des Ensembles: an der Flussseite werden unter dem Motto „Natur und Freizeit“ Nischenplätze mit Aufenthaltsqualität geschaffen, die je nach Saison mehr oder weniger intensiv touristisch genutzt werden können: Kanu- und Radstation, Markthallte (Direktvermarkter) und Biergarten bieten Potential.
Für den Brauereigasthof wird eine Neuordnung der Lagerflächen und Andienung unter Einbeziehung benachbarter Gebäude sowie ein „Salettl“ entlang der Bahn vorgeschlagen.
Das Ensemble an der Sägmühle soll als „Kreativwerkstatt“ mit Mühlencafé, Atelier- und Ausstellungsraum sowie Hotelpension einen starken Impuls für das Scheunenviertel setzen. Sommerakademie, Bildhauersymposion unter Einbeziehung der Freiflächen wären denkbar.
Für manche Gebäude wäre eine temporäre Wohnnutzung, z. B. als einfache Radlerherberge oder Ferienwohnung, vorstellbar, z. B. kombiniert mit einer Garagennutzung im EG. Für eine dauerhafte Wohnnutzung erscheinen nur wenige gut erreichbare und belichtete Gebäude geeignet. Von der zentralen Erschließungsgasse aus bieten sich reizvolle Durchblicke zur Wiesent, die mittels Treppen erlebbar gemacht werden und kurze Wege zur Mühlstraße eröffnen.
Der Bereich westlich der Wiesent soll durch eine Fachwasserzone bzw. „Flutmulde“ eine ökologische Aufwertung erfahren und mit Sitzstufen aus Natursteinblöcken mehr Aufenthaltsqualität.


Entwurfs- und Gestaltungsidee Sägmühlsteg

Als Verbindung zwischen der historischen Altstadt mit dem dicht bebauten Scheunenviertel und der Naturlandschaft der Wiesentauen soll der aufgrund der vorhandenen Schädigungen abgebrochene Sägmühlsteg durch ein neues Brückenbauwerk ersetzt werden.
Grundgedanke des Entwurfs ist es, ein attraktives Bauwerk respektvoll und sensibel in den hochwertigen Naturraum der Wiesent und seiner Ufer zu integrieren.
Aus Gründen der Nachhaltigkeit werden die vorhandenen, erhaltenswerten Unterbauten in das neue Bauwerk integriert.
Das neue Brückenbauwerk soll mit seiner minimalen und eleganten Silhouette über die massiven Bestandspfeiler schweben und zu einer materialsparenden, hoch wirtschaftlichen Lösung der Brückenquerung beitragen.
Die Gradiente wird hierzu im Vergleich zur alten Gradiente über den Pfeilern leicht angehoben. Die Lagerung der Brücke auf den Pfeilern und Widerlagern erfolgt über Stahllamellen, die nahezu gelenkig an die Unterbauten und den Überbau angeschlossen sind.
Die massiven Unterbauten ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich und lassen die filigrane Aufständerung optisch nahezu verschwinden, was einen eleganten Schwebeeffekt erzeugt. Dieser Eindruck von Leichtigkeit wird durch die filigrane Ausführung und die schwarze Farbgebung des Geländers noch verstärkt.
In Analogie zu den historischen Fachwerkhäusern in unmittelbarer Umgebung werden die Geländerpfosten mit wechselnden Neigungen ausgeführt, wodurch für den Betrachter ständig wechselnde, neue Sichteindrücke auf die Brücke entstehen.
Die Geländerfüllung erfolgt als Seilnetz, die Beleuchtung des Brückendecks wird über insektenfreundliche LED-Einbauleisten im Edelstahlhandlauf gewährleistet.


Tragwerk und Konstruktion

Die Tragkonstruktion des neuen Sägmühlstegs in Ebermannstadt überspannt die Wiesent in Form einer dreifeldrigen Holz-Betonverbundbrücke als integrales System mit nahezu gleichen Stützweiten von 18,5m. Die bestehenden Unterbauten der ehemaligen Brücke werden nach Sanierung der Betonoberflächen in die neue Brückenkonstruktion integriert. Lediglich das Widerlager Ost, am Scheunenviertel muss aufgrund der vorhandenen Schädigungen abgebrochen und erneuert werden. Die Geometrie des 3,40 m breiten Überbaus besteht aus einem trapezförmigen Holz-Beton-Verbundquerschnitt mit konstanter Höhe von ca. 50 cm. Der blockverleimte Brettschichtholzträger kann über die gesamte Querschnittsbreite im Werk hergestellt werden. Die schubsteif im Verbund ausgeführte Betonplatte der Fahrbahn beteiligt sich am Lastabtrag und dient gleichzeitig als Witterungsschutz des Holzes, inkl. des seitlichen Überstandes im Gesimsbereich als Schlagregenschutz. Als Belag wird ein Dünnschichtbelag oder Asphaltbelag mit zweilagiger Dichtungsbahn vorgeschlagen.
Es entsteht ein sehr schlanker Überbauquerschnitt, der sowohl aus der Fußgängerperspektive auf der Brücke, als auch für den Betrachter von außen neben der Brücke wahrnehmbar und erlebbar ist.
Der Überbau ist mit den Pfeilern und Widerlagern als integrale Brücke über Stahllamellen aus hochfestem Stahl (S 690) monolithisch verbunden, den Festpunkt der Brücke bildet das Widerlager auf der Ostseite.
Der Träger ist im Mittelfeld für den Transport gestoßen. Die einzelnen Längen des im Bauzustand als Gerberträger ausgebildeten Überbaus sind abgestimmt auf die möglichen Herstell- und Transportlängen des Brettschichtholzquerschnittes.
Die einzelnen Teile werden über die Straße antransportiert und können mittels Autokran eingehoben werden. Dadurch wird ein wünschenswert hoher Vorfertigungsgrad im Werk mit effektivem Maschineneinsatz erzielt und die Montagezeiten mit entsprechenden Witterungseinflüssen qualitätssichernd verkürzt.
Der gesamte Brückenverlauf ist ohne Lager und Fugen konzipiert, wodurch geringe Herstell-, Wartungs- und Unterhaltskosten gewährleistet sind. Die Einsehbarkeit der Widerlager und der Überbauten ist von allen Seiten gegeben. Über dem Fluss ist der Zugang von der Unterseite über ein Besichtigungsgerät vom Brückendeck möglich.
Die durchgeführten dynamischen Untersuchungen zeigen, dass eventuell schwingungsdämpfende Maßnahmen erforderlich sind. Erforderlichenfalls kann ein Schwingungstilger über einen schubsteif angeschlossenen Stahlkasten problemlos von außen nicht sichtbar in den Querschnitt integriert werden.
Mit der Ausführung des Überbaus in Holz und der Unterbauten in Beton werden durchgängig Materialien gewählt, die robust, dauerhaft und vollständig recyclebar sind. In den im Überbau verbauten ca. 60 m³ Holz werden ca. die gleiche Menge an Tonnen Kohlendioxid gespeichert und der Umwelt entzogen, und zugleich durch den Einsatz von Holz andere emmisionsintensive Materialien substituiert.
Die Integration der bestehenden Pfeiler und des westlichen Widerlagers in die neue Brückenkonstruktion spart zudem graue Energie ein und trägt maßgeblich zur Nachhaltigkeit des neuen Bauwerks bei.


Entwässerung

Die Fahrbahnplatte der Brücke erhält ein Quergefälle von 2 %. Das Regenwasser wird über Ablaufkästen hinter den Widerlagern abgeführt und versickert oder in die Wiesent eingeleitet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit präsentiert sich in seiner städtebaulichen Aussage durch einen ebenso zurückhaltenden Ansatz, wie er auch bei den Freianlagen und dem Steg zum Ausdruck kommt. Während bei Letzteren diese Haltung durchaus gewürdigt wird, wird auf städtebaulicher Ebene eine überzeugende Vision vermisst. Die vorgeschlagenen Wohnnutzungen werden nicht weiter differenziert und ihre Positionierung im räumlichen Gefüge überzeugen nicht. Vor allem am Brückenplatz wird die Sinnfälligkeit der Wohnnutzung hinsichtlich der Belebung des öffentlichen Freiraumes kritisch gesehen. Die Nutzungen in der Sägmühle hingegen sind denkbar.

Die Freianlagen wie auch der Steg fügen sich wie selbstverständlich in die Landschaft und den historischen Kontext des Mühlenviertels ein und versprühen eine angenehme Gelassenheit. Diese gestalterische Zurückhaltung, die auch in der vorgeschlagenen Materialität ihren Ausdruck findet, scheint dem Ort angemessen. Jedoch ist es fraglich, inwieweit die Eingriffe in die FFH- und Überschwemmungsgebiete im Westen und Norden umsetzbar sind.

Die äußerst zurückhaltende Holz-Beton-Verbund-Brücke möchte ganz bewusst im Hintergrund bleiben und führt in einer nahezu geraden Linie über die Wiesent. Durch die optimale Ausnutzung der beiden Baustoffe Holz auf unterseitigen Zugseite und Beton auf der oberseitigen Druckzone kann ein sehr schlanker Überbau realisiert werden. Im Stützbereich kehren sich die statischen Verhältnisse allerdings um, was prinzipiell eine gerissene Betonplatte bedingt. Die Betonplatte ist aber gleichzeitig Witterungsschutz der Konstruktion, zwar geschützt durch eine abdichtende und rutschhemmende Kunststoff-Oberflächenbeschichtung, die aber dauerhaft überwacht werden muss und auf Dauer unansehnlich wirken kann.

Die relative freie Entwässerung nur über Querneigung über Tropfnasen in den Randfertigteilen wird kritisch gesehen. Die Brücke ist durch ihre einfache klare Konstruktion, Nutzung der vorhandenen Auflager, den Verzicht auf einen eigentlichen Fahrbahnbelag, durch ihren konstanten Querschnitt und durch das selbstverständliche Montage- und Baukonzept relativ wirtschaftlich im Bau und kann es auch im Unterhalt sein. Durch die etwas höhere träge Masse des Betons wird die Schwingungsanfälligkeit als gering gewertet.

Die integrale Ausbildung der Brückenenden mit den Widerlagern, wird als dauerhaft robust, aber noch nicht konstruktiv gelöst bewertet.

Die Geländergestaltung ist im Vergleich zur eigentlichen Brücke relativ unruhig.
Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:100

Lageplan M 1:100

Mühlenstraße

Mühlenstraße

Schnitte

Schnitte