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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2024

Freiflächengestaltung Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig

Image Königswiese

Image Königswiese

Anerkennung

Preisgeld: 25.000 EUR

Lohaus · Carl · Köhlmos PartGmbB Landschaftsarchitekten · Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

Paul Trakies Illustrator

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Entwurfsverfasser zonieren mit ihrer tragenden räumlichen Idee den Gesamtraum prägnant durch einen gekonnten Wechsel von offenen und baumüberstandenen Räumen. Sie erzeugen ein klares Raumbild für den Platz mit einer für alle ablesbaren Raumkonfiguration.

Die Königswiese im Westen als Reminiszenz an die Historie mit offenem Blick zur Stadtbibliothek schafft einen offenen Möglichkeitsraum für vielfältige Nutzungen wie auch für Biodiversität, der im Westen von einer Allee flankiert wird unter Erhaltung des Baumbestandes, wobei die nicht unerhebliche Verkehrsbelastung in den Freiraum wirkt.

Die Baumhalle im Osten steht mit ihrem stadtklimawirksamen Grünvolumen mit ihrem relevanten Überschirmungsgrad der darunter liegenden befestigten Flächen für die vormalige den Königsplatz flankierende Bebauung und schlägt mit dem Vorschlag zur Integration des künftigen Freiheits- und Einheitsdenkmals einen bemerkenswerten Bogen zur vielfältigen Stadtgeschichte Leipzigs, der jedoch in seiner thematischen Überlagerung zu kontroversen inhaltlichen Diskussionen in der Jury provoziert. Die Vielzahl der Baumstandorte und die bewusste Fokussierung auf die Raseninseln stellt nach Einschätzung der Jury erhebliche Einschränkungen für das künftige Denkmal dar. Gleichzeitig besteht durch das unmittelbar benachbarte Forum Recht ein interessanter inhaltlicher Bezug zum künftigen Denkmal, was die Möglichkeit eröffnet, eine stimmige Geschichte zu erzählen. Es wird kritisch hinterfragt, ob die Baumhalle mit ihrer strukturell bedingten Kleinteiligkeit der überspannten Fläche dem zu erwartenden Nutzungsdruck standhält und die gewünschten Nutzungen im gewünschten Maß zulässt.

Die Fuge zwischen beiden ganz unterschiedlichen Raumcharakteren wird signifikant durch die Transformationsidee der Ellipsen als Intarsien wie Dschungelzone etc. gebildet, die neben Aktionsflächen für die Stadtgesellschaft auch im vegetativ gestuften Aufbau faunistisches Brut- und Nahrungshabitat sind. Die Maßstäblichkeit der Dschungelflächen wird einerseits kontrovers diskutiert und andererseits wird die ökologische Wirksamkeit als auch die Formensprache der Ellipsen kritisch hinterfragt.

Nördlich der Königswiese bildet das Skateangebot, welches mittels Hecken ggü. dem nördlichen Verkehrsraum wahrnehmbar abgeschirmt ist, einen Auftakt zum Wilhelm-Leuschner-Platz, ohne die Blickbeziehung zum stadtbildprägenden Bibliotheksbau zu beeinträchtigen, wobei der prominente Standort einerseits mutig bewertet als auch kritisch hinterfragt wird im vis á vis zur Stadtbibliothek. Im Gegensatz dazu verorten die Entwurfsverfasser den Spielbereich bewusst verkehrsabgewandt westlich des S-Bahn-Zugangs nahe der Stadtbibliothek, was von der Jury gewürdigt wird.

Die Integration der O-W-Radwegeverbindung erscheint selbstverständlich und gelungen. Demgegenüber wird die N-S-Radwegeverbindung unter dem aufgeasteten Baumsaal in einer markierten Breite von 3,5 m in der Jury kontrovers diskutiert hinsichtlich der Sicherheitsaspekte aller Nutzergruppen, wobei die nicht geradlinige Radwegeführung einen wohltuenden Beitrag zur Entschleunigung und zur Stärkung der Aufenthaltsqualität liefert. Die Jury empfiehlt die künftige Konzentration der Radwegeführung an den Platzrändern. Alle weiteren Aspekte der Erschließung, Funktionalität und nachhaltigen Mobilität wurden angemessen eingeordnet und entwurflich gelöst.

Die Entwurfsverfasser erzeugen durch den weitestgehenden Erhalt des Baumbestandes und eine Großgrünerhöhung an diesem Standort eine jahreszeitlich aspektreiche, sehr artenreiche als auch stadtklimaverträgliche Atmosphäre. Gleichzeitig bietet der Platz vielfältigste Nutzungs-, Aufenthalts- und Bewegungsangebote, die wohl proportioniert und angemessen positioniert wie auch ausformuliert wurden. Die barrierefreie Nutzung aller Flächen ist gewährleistet. Das Beleuchtungskonzept konzentriert sich gekonnt auf die Nutzungsflächen.

Der Entwurf reagiert mit einer Vielzahl von gut durchdachten wassersensiblen Maßnahmen auch in diesem Punkt angemessen auf die besonderen, teils unterbauten stadträumlichen Rahmenbedingungen, wobei die gewünschten Flächenvorgaben deutlich unterschritten wurden. Er schafft damit im Grundansatz gute Voraussetzungen für die Zukunftsfähigkeit der künftigen Stadtvegetation, wobei die technischen Herausforderungen auch im Kontext der künftigen Entwicklung und Unterhaltung nicht zu unterschätzen sind.

Der Gesamtentwurf besitzt mit einer überdurchschnittlich großen, zusammenhängenden Grünfläche eine Klarheit mit neuer Adressbildung und bindet wie selbstverständlich an umliegende Stadträume an. Er stellt einen identitätsstiftenden, verfolgenswerten, klimaresilienten als auch wirtschaftlich umsetzbaren Ansatz für diesen Stadtbaustein Leipzigs dar, der ein stabiles Gerüst für künftige Generationen mit vielfältigem Aufenthaltsangebot bietet.


Image Baumhalle

Image Baumhalle

Lageplan

Lageplan

Gestaltungsplan

Gestaltungsplan