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Award / Auszeichnung | 03/2024

BDA Regionalpreis Niederbayern Oberpfalz 2024

Staatliche Dombauhütte Passau

DE-94032 Passau, Residenzplatz

Auszeichnung | Kategorie: Niederbayern

Arc Architekten Partnerschaft mbB

Landschaftsarchitektur, Architektur

Staatliches Bauamt Passau

Bauherren, TGA-Fachplanung

IB Biebl

Tragwerksplanung

Nigl & Mader GmbH

TGA-Fachplanung

Hoock & Partner Sachverständige PartG mbB

Bauphysik

h2k planungsbüro GmbH

Brandschutzplanung

Johann Teml Bauplanung

Sonstige

Archäologie Dr. Maurer

sonstige Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    230m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 04/2020
    Fertigstellung: 06/2022

Projektbeschreibung

An historisch bedeutender Stelle in der Passauer Altstadt wurde die Werkstätte als zurückhaltender Bau am Residenzplatz neu errichtet. Die Neuinterpretation des Archetypus „Hütte“ als Manifestation des immateriellen Kulturerbe der UNESCO „Bauhüttenwesen“ als Satteldachhaus in Massivholzbauweise und hölzernem Kleid unterstreicht den dienenden Charakter der Dombauhütte und konkurriert nicht mit dem barocken Ensemble und der Kathedrale St. Stephan.

Das Volumen und die Proportionen sind entlang historischer Sichtbeziehungen und Gebäudeachsen generiert und ein fallender First und ein sich konisch verjüngender Grundriss reduzieren die sichtbare Giebelseite am Platz und geben Blicke und Ausblicke zum Dom frei. Die Funktionsplastik ist generiert über Blickachsen und Lichtraumprofile Innen und ist am Platz als skulpturale Form mit homogener einfacher Lärchenholzhülle so situiert, dass das barocke Ensemble mit weißen ausformulierten Putzfassaden nicht konterkariert wird.

Um die neue Dombauhütte samt Werkhof und Außenlager im Geländeverlauf zu integrieren, wird das erforderliche Raum- und Funktionsprogram auf zwei Ebenen umgesetzt und die Lagerflächen teilweise auch Innen schräg ausgebildet. Das Bauvolumen und die Höhenentwicklung werden aufgrund der Umgebungsanalyse geometrisch in Grundriss und Ansicht verjüngt und perspektivisch verzerrt. Die Gestaltung und Topographie des Residenzplatzes wurde belassen und wieder zum ursprünglichen Zustand angepasst.

Die gesamte Gebäudehülle ist als Spalierfassade geplant, um ein homogenes monolithisches Erscheinungsbild zu erzeugen. Alle Öffnungen und die Dachflächenfenster verbergen sich hinter dem hölzernen Kleid und treten tagsüber und auch abends nicht in Erscheinung. Durch die hölzerne Bekleidung wird zugleich der Charakter der „Bauhütte“ herausgestellt und die Gesamtgestalt als dienender temporärer Bau betont.

Es wurden heimische Bäume für die Holzmassivbauweise und die Holzbekleidungen verwendet und recyceltes Dämmmaterial verbaut. Der Bau kann einfach komplett rückgebaut und die CO2 neutralen Materialen wiederverwendet werden. Die moderne Steinmetz- und Restaurierungswerkstatt mit integrierter Krananlage, Drucklufterzeugung- und Staubabsauganlage wurde an die Nahwärmeversorgung der Diözese angeschlossen, eine Wärmerückgewinnung für Lüftung installiert und modernste Elektrotechnik verbaut.

Oberflächengeometrie und Gestaltung Innen wie Außen begünstigen die erhöhten Anforderungen an den Immissionsschutz der sensiblen Nachbarnutzungen und wirken auch im Platzraum merkbar beruhigend auf die unmittelbare Umgebung für Fußgänger und Fahrverkehr.
Besonderheit waren im erschwerten Bauablauf die komplexen und umfangreichen Spartenumlegungen unter dem Residenzplatz und die archäologischen Grabungen mit historischen überwiegend römischen Befunden aus dem 2. Jahrhundert.

Stellungnahme Bay. Landesamt für Denkmalpflege:
“Mit dem vorliegenden Entwurf wird auf die Tradition von Dombauhütten anschaulich Bezug genommen: Dimensionierung, Geschossigkeit und Gestaltung sind stark zurückgenommen, die vereinfachte Optik und die im städtischen Zusammenhang eher ungewöhnliche Oberflächenmaterialität in Holz verweisen deutlich auf den Charakter eines „Provisoriums“. Die reduzierte Anlage schafft dabei einen anregenden, aber taktvollen Kontrast zum Denkmalbestand der Umgebung. Um die Choransicht des Doms möglichst wenig abzudecken, ist der Hauptbaukörper im Grundriss trapezförmig angelegt und ein Firstverlauf analog zur Topographie des westlichen Residenzplatzes gewählt.“

Nominiert für den DAM-Preis 2023 vom Deutschen Architekturmuseum mit JUNG
Teilnehmer Architektouren der Bay. Architektenkammer 2022

Beurteilung durch das Preisgericht

Erbaut in Massivholzbauweise und vom Dach über die Wände komplett umhüllt von einer fein detaillierten Hülle aus vertikalen Holzlatten interpretiert der Neubau der Staatlichen Dombauhütte Passau den Archetypus „Hütte“ überzeugend. Er gibt modernen Arbeitsplätzen für sieben Steinmetze samt Kranbahn funktionalen und angenehmen Raum ebenso wie einer Restaurierungswerkstatt, Lagerflächen und einem Werkhof mit Außenlager. In die anspruchsvolle Nachbarschaft auf dem Residenzplatz, dem Dom St. Stephan und der Neuen Bischöflichen Residenz, fügt die Dombauhütte sich sensibel ein: Respektvoll verjüngt sich der Grundriss konisch, um die Giebelansicht vom Platz aus möglichst klein erscheinen zu lassen, ein Annex nimmt die Nebenräume auf, bescheiden steigt der First. Tore und Fenster sind im geschlossenen Zustand schlicht in die Fassade integriert. Die Jury überzeugte die handwerkliche Gestaltung und gestalterische Zurückhaltung des vorbildlichen Zweckbaus, der der barocken Fassadenkunst nicht nur den Vortritt lässt, sondern sie angemessen zeitgemäß weiterschreibt. Seit 2020 zählt das Bauhüttenwesen zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Dieser Bedeutung wird die Dombauhütte Passau gerecht.