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Einstufiger, nicht offener Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Auswahlverfahren | 04/2024

Neubau Campusmensa in Rottenburg am Neckar

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

meck architekten gmbh

Architektur

silands | Gresz + Kaiser Landschaftsarchitekten PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Sailer Stepan Tragwerkteam München GmbH

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überrascht mit der Setzung eines für einen Mensabau eher untypischen länglichen, schmalen Baukörpers, der sich mit dem Kopf zur Jahnstraße setzt und eine einladende, lange Fassade in Richtung Kindergarten und Schulcampus ausformuliert. Durch die städtebauliche Setzung erhält ein Zwischenraum eine neue Aufgabe und Gestalt, der bisher von Böschungen und unspektakulären Übergangsflächen geprägt ist. Die Arbeit gestaltet diese Fuge neu, macht die Höhenabstufung zum Thema und setzt dort kleine Bewegungs- und Spielflächen. Überraschend gelingt es dabei auch den Kindergarten mehr in den Campus einzubinden und das Gebäude einladend zum Campus zu öffnen. Das eingeschossige Gebäude betritt man im Nordosten durch eine eher schmal gehaltene Eingangstüre und trifft dort ostseitig die eher öffentlich genutzte Raumeinheit mit Mehrzweckraum, Lounge und Büro an. Die Umkleiden sind über einen separaten Eingang erreichbar, was eine gute Trennung zwischen rein und unrein mit sich bringt, jedoch sind die Umkleiden und WC durch eine Treppe oder Aufzug nur im Untergeschoss erschlossen. Die Größe des Eingangs ohne Darstellung des Windfangs kann in der Länge des Baukörpers nicht vollumfänglich überzeugen. Die 400 Sitzplätze der Mensa organisieren die VerfasserInnen in 4 baugleichen Teilräumen und Nutzungseinheiten, die auf die gesamte Länge im Riegel zusammengeschaltet sind, aber auch abgetrennt hohe räumliche Qualitäten erwarten lassen. Jede Einheit ist auf kurzem Weg mit einer Ausgabetheke und einer Geschirrrückgabe ausgestattet. Auf Grund der Länge der Küche wird eine klare Strukturierung der einzeln notwendigen Küchenbereiche schwierig abbildbar. Die Ausgabepunkte als einzelne Segmente können in der Praxis für klaren Anstellbereichen sorge. Ggf. könnten diese jedoch auch zu Verwirrung bei den Schüler/ innen führen. Die Rückgabenischen sind sehr weit vom Spülbereich entfernt, was zu langen Wegen und einem erheblichen Personalaufwand führen wird. Die Unterteilung in kleine Einheiten lässt eine geordnete Essensausgabe erwarten. Für die Servicekräfte ist die Geschirrrückgabe allerdings nicht optimal organisiert, da diese dezentral an 4 Stellen mit weiten Wegen zur Spühlküche liegen. Es wird mit einem höherer Personalaufwand gerechnet. Die Küche ist gut organisiert und verfügt durch die lange Streckung über einen hohes Platzangebot, das für eine Küchenorganisation dennoch nicht von Vorteil ist. Es wird kritisch diskutiert, inwieweit durch die Lage der Küche wertvolle Außenraumbezüge nach Süden verbaut werden und auch die Blickbeziehungen in Richtung Festwiese und damit Grünraum sehr schmal gehalten werden. Die interessante Anhebung und Faltung des Dachs über den Aufenthaltsräumen lässt unverwechselbare Raumeindrücke und auch Tageslicht erwarten. Der lange Flur nach Westen erscheint aber zu schmal. Die Arbeit würde erst durch mehrere Eingänge entlang der Fassade mit dem überdachten und damit wettergeschützten schönen Vorbereich Ihre Kraft entwickeln und auf die gesamte Länge Innen- und Außenraumbezüge schaffen.

Die Anlieferung der Küche ist folgerichtig von der Schulstraße kommend in den Süden verlegt.

Der eingeschossige oberirdische Holzbaukörper ist als solcher auch in der Fassade ablesbar. Er ist dabei sehr wohltuend gegliedert und proportioniert. Fassadengestaltung weist eine hohe Qualität auf. Die durchgehende transparente Öffnung zum Schulcampus ist durch ein auskragendes Dach geschützt und mit einem textilen Sonnenschutz gerahmt, der dem Gebäude einen eigenen Charakter verleiht. Die breite Attika verbindet die Fassade mit dem mittig gesetzten Dachaufbau, in den die Sheddach-Konstruktion hineingesetzt wird, ohne nach außen visuell unruhig wirksam zu werden. Auch an den Stirnseiten und zum Verkehrsübungsplatz überzeugt sowohl die Kubatur als auch die Fassade mit ihrer Definition von geöffneten und geschlossenen Bereichen. Der Fensteranteil bleibt allerdings insgesamt gering. Die neue Lage das Ballspielfeldes im Süden muss durch topografische Veränderungen und zusätzlichen Stützmauern zum Verkehrsübungsplatz gestaltet werden. Im alltäglichen Gebrauch der Ganztagsbetreuung kann die räumliche Verbindung zur Festwiese und damit erweiterten Spiel- und Bewegungsfläche dennoch überzeugen. Der Arbeit gelingt es einen großen Teil des Baumbestands zu halten und das Gebäude durch wenig Veränderungen in der Topografie ruhig eizubinden. Die im Schnitt dargestellten Wand-, Decken und Dachaufbauten sind baukonstruktiv schlüssig und lassen einen qualitätsvollen Holzbau erwarten. Konstruktiv ist das Gebäude in drei Teile gegliedert. Die beiden äußeren Zonen werden in bewährter Weise in einer Flachdachkonstruktionen unter Verwendung von einfachen parallelgurtigen Brettschichtholzträgern umgesetzt. In der Sheddachstruktur in der Mittelzone dienen zweiachsial tragende Brettsperrholzelemente effizient als Flächentragwerk. Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen im mittleren Bereich, da durch die Gebäudelänge ein höherer Anteil an Verkehrsflächen notwendig wird und ein hohes Gebäudevolumen entsteht. Die Jury lobt die hohe gestalterische Qualität der Arbeit und den mutigen Ansatz die Mensa in einem klaren Raster entlang eines neu geschaffenen Freiraums länglich zu gestalten. Auch ist gut vorstellbar, dass insbesondere für die Grundschüler kindgerechte Maßstäbe und Räume zu schaffen. Im organisatorischen Ablauf für den Mensabetrieb kann die Arbeit bisher nicht überzeugen, auch wird kritisch diskutiert, ob es dem Baukörper gelingt von den visuell wertvollen umgebenden Freiräumen zu profitieren und in Dialog zu treten.