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Award / Auszeichnung | 04/2024

Holzbaupreis 2024 – Bauen mit Holz in Schleswig-Holstein und Hamburg

Straßenansicht Hasenhöhe Ecke Strohredder

Straßenansicht Hasenhöhe Ecke Strohredder

Aufstockung und Sanierung Doppelwohnhaus Hasenhöhe in Hamburg

DE-22587 Hamburg, Hasenhöhe

Anerkennung | Kategorie: Bauen im Bestand

hmarchitekten

Architektur

Ingenieurbüro R. Stupperich + Partner

Tragwerksplanung

Ökologischer Holzbau Sellstedt

Bauunternehmen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    110m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 06/2019
    Fertigstellung: 06/2020

Projektbeschreibung

Aufstockung und Sanierung eines Doppelhauses in HH-Blankenese

Ein Doppelhaus mit zwei Vollgeschossen aus dem Jahr 1968 wird durch die Aufstockung eines Staffelschosses um ein Geschoss erhöht. Über eine neue, vorgehängte Ziegelfassade entsteht eine neue architektonische Gestalt und Wertigkeit. Sowohl durch die Aufstockung als auch die monolithische Sprache der Fassade wird der kubische Charakter des Baukörpers noch verstärkt. Über das Fassadenmaterial im Zusammenspiel mit Detailakzenten aus Cortenstahl erhält das Gebäude zusätzlich einen geerdeten Charakter – die Ecksituation des Grundstücks wird nachdrücklich betont.

Umbau statt Abriss, Aufstocken statt Neubauen, Holz statt Beton. Dies waren die Leitideen für das Projekt Doppelhaus Hasenhöhe, die zusammen mit der Bauherrenschaft entwickelt wurden. Ein in die Jahre gekommenes klassisches Zweifamilienhaus aus den späten 60er Jahren – stilisierte Kubatur, klare Lienen, gute Grundrisse – sollte über eine Aufstockung und Fassadensanierung revitalisiert werden.

Lage
Am westlichen Rand des Hamburger Stattteils Blankenese gelegen, zeichnet sich die Umgebung des Grundstücks vorwiegend durch alleinstehende Ein- und Zweifamilienhäuser aus. Bei dem Grundstück handelt es sich um ein Eckgrundstück, das westlich von der Hasenhöhe und nördlich von dem Strohredder begrenzt wird. Über die ansteigende Hasenhöhe und von Norden kommend, bildet das Eckgrundstück – am Ende der Anhöhe gelegen - den westlichen Quartiersbeginn Blankeneses. Als sekundären Quartierseingang kommt dem Eckgrundstück und folglich dem Haus also eine besondere Bedeutung zu. Die Aufgabe des Entwurfs war es, diese Sonderstellung zu unterstreichen bzw. herauszustellen und zu visualisieren. Entstanden ist eine klarer Baukörper - als Reminiszenz der Kubatur des Bestands -, der es schafft als quasimonolithischer Solitär die Ecke und den Quartierseingang zu stärken und zu betonen.

Kubatur
Basieren auf der klaren Formsprache des Bestands ist ein Baukörper entstanden, der sich straßenseitig als geschlossen System präsentiert. Ein solitärer Quader, der seine Geschlossenheit lediglich über einen Einschnitt an Hasenhöhe unterbricht. Gartenseitig zeigt sich ein anderes Bild. Der Baukörper staffelt sich ab, lockert sich auch, öffnet sich der introvertierten Gartensituation des Eckgrundstücks. Auf drei Ebenen mit jeweils unterschiedlichen Intimitäten wird ein Heraustreten in Richtung des Gartens ermöglicht.

Die Grundrisse der Bestandsgeschosse sind so rearangiert, dass im Erdgeschoss große, offene Räume entstehen. Das Wohnzimmer wird über einen Anbau verlängert und mittels neuen, seitlichen Fenstern gut belichtet. Durch Wanddurchbrüche erhält das Obergeschoss einen neuen, vergrößerten Hauptschlafraum und zwei weitere Zimmer. Die Aufstockung hat nördlich einen weiteren, großen Schlafraum mit angeschossenem Vollbad und südlich zwei weitere Schlaf- bzw. Wohnräume, die über insgesamt drei unabhängige Terrassen besondere Aufenthaltsqualität erhalten.

Materialität
Das Bauvorhaben ist auch der Versuch ökologische und ökonomische Aspekte in den Einklang zu bringen. Der Bestand wird um ein Staffelgeschoss im Holzrahmenbau aufgestockt und thermisch ertüchtigt. Die Fassade des gesamten Hauses erhält einer vorgehängte Ziegelfassade auf einer Holzunterkonstruktion, in der auch Stahlelemente der Fassade montiert sind. Es werden Holz-Aluminiumfenster verbaut. Frei nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip ist ein Haus entstanden, dass in großen Teilen zurückgebaut und in seinen Bestandteilen wiederverwendet werden kann. Durch die Aufstockung als Holzrahmenbau und der vorgehängten Fassade ist zudem der Faktor Zeit (kurze Aufstellung- und Montagezeiten) in ökonomische Hinsicht gewinnbringend umgesetzt worden.

Die Innenräume zeigen sich klar und hell. Weiß verputze Wände mit warmen Eichenholzböden passend zu dem Holz der Fenster. Die Bestandstreppe wurde erhalten und um eine Holztreppe in das Staffelgeschoss verlängert.

Fassade
Die Fassade im Einzelnen ist eine vorgehängte Ziegelfassade (Petersen Tegl -Cover). Mit der Farbe der Ziegel wird sich dem nachbarschaftlichen Ziegeltonus angenähert. Durch die vorgehängte Fassade wird ein quasi monolithischer, geerdeter Charakter erzeugt, der in der Lage ist die Ecke und den Quartierseingang herauszustellen. Die Betonung der Gebäudeecken mit Cortenstahl unterstreicht die Erdung des Gebäudes und vermag es durch weitere Akzentuierungen aus Cortenstahl zudem die Fassaden lebendig zu machen. Die architektonische, kubische Gestalt des Bestands wird revitalisiert und in einer neuen Wertigkeit interpretiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die energetische Sanierung eines zweigeschossigen Bestandsgebäudes aus den späten 1960er Jahren geht mit einer Wertsteigerung aufgrund der Vergrößerung der beiden Nutzungseinheiten und der gleichzeitig städtebaulichen Aufwertung des Quartiers und der Architektur an sich. Besonders zu loben ist der Umstand, dass die graue Energie des Bestandes erhalten und ihm ein weiterer Lebenszyklus gegeben wurde. So wurde der entsprechende Bedarf nicht – wie immer noch üblich – durch Abriss und BGF-Verdichtung gesteigert.

Für die Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen wurde umfassend auf Lösungen in Holztafelbauweise zurückgegriffen, die sich für derartige Bauaufgaben bewährt haben. Mit der Materialität und Farbigkeit der Fassadenbekleidung aus Ziegelschindeln lehnt sich das Objekt im Sinne eines Zugeständnisses an das nachbarschaftliche Umfeld an, behauptet sich jedoch formal als eigenständig und zeitgemäß.

Nicht erkennbar war, in wie weit die alte Flachdachkonstruktion ertüchtigt wurde. Die innenliegende Entwässerung stellt offensichtlich einen den Voraussetzungen im Bestand geschuldeten Kompromiss dar.
Altbestand

Altbestand

Straßenansicht Hasenhöhe

Straßenansicht Hasenhöhe

Straßenansicht Strohredder

Straßenansicht Strohredder

Nachbaransicht Hasenhöhe

Nachbaransicht Hasenhöhe

Nachbaransicht Hasenhöhe

Nachbaransicht Hasenhöhe

Zimmer Obergeschoss

Zimmer Obergeschoss

Zimmer Staffelgeschoss

Zimmer Staffelgeschoss

Treppe Obergeschoss

Treppe Obergeschoss