modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Innovationsquartier zur Landesgartenschau 2027 in Wittenberge

Perspektive 1

Perspektive 1

Anerkennung

Preisgeld: 3.750 EUR

Landschaft planen + bauen Berlin

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Innovativer Wiesenpark am Külzberg
Promenieren, spielen, klettern, gärtnern, grillen, chillen und Äpfel stibitzen – all das ist zukünftig im Wiesenpark zwischen dem neuen Modellwohnblock und der temporären Blumenhalle möglich. Und wem das alles zuviel Aktion ist, der verweilt einfach auf den wegebegleitenden Bänken oder auf der Liegewiese unter den schattenspendenden Bäumen oder er nimmt einen Kaffee im „Cafe Elbstrom“.

Den Erdgeschossterrassen des Modellwohnblockes sind jeweils kleine, mit Sträuchern umpflanzte und somit geschützte Gärtchen zugeordnet. Diese bieten den älteren Bewohnern ein Stück Geborgenheit und individuellen Freiraum zum Anpflanzen von Kräutern und ihren Lieblingsblumen. Die Eingangsbereiche zum Gebäude sind mit Fahrradständern und ergänzend mit begrünten abschließbaren Fahrahrradboxen für E-Rollstühle bzw. E-Bikes ausgestattet. Der öffentliche, großzügige Wiesenpark schließt direkt an den Modellwohnblockbereich an. Er ist mit geschwungenen, barrierefreien Wegen erschlossen, parkartig gestaltet und mit zahlreichen Ruhebänken ausgestattet.

Zwei kompakte, rechteckige Aufenthaltsflächen, die sich exakt auf den ehemaligen Standorten der abgerissenen Wohnblöcke befinden, sind zentral wie Intarsien im neuen Wiesenpark eingebettet und laden Bewohner und Bürger zum Mitmachen ein. So z.B. zum Gärtnern und Grillen im Allmende Garten oder zum gemeinsamen Spiel und Sport auf dem Spielband. Die innere Erschließung und Zonierung dieser beiden Aufenthaltsflächen erinnern an die damaligen Wohnungsgrundrisse (der ehemalige Flur wird zur Wegmittelachse, die ehemaligen Zimmer bestimmen die Beetgröße, etc.).

Der Wiesenpark erhält im Norden eine identitätsstiftende Kulisse durch eine neu angepflanzte Streuobstwiese. Für diese Anpflanzungen können Patenschaften von Bürgern aus der Nachbarschaft übernommen werden. Die Grundstücksgrenze selbst ist mit Sträuchern im Wechsel mit recycelten und berankten Fassadenelementen und ausgedienten Wäschestangen sowie mit Benjeshecken und Steinhaufen aus Recyclingmaterial eingefriedet.

Erschließung
Der Wiesenpark wird entsprechend der Hauptgehlinien zielführend und barrierefrei durch geschwungene Wege durchzogen. Diese verbinden effizient die Straße der Einheit mit dem Modellblock und den zentral liegenden Aufenthaltsflächen. Ebenso werden über die ost-westverlaufende Obstbaumpromenade auch der Park am Schwanenteich sowie der Stadtpark erreicht.

Nachhaltigkeit Materialität
Der Belag der Wege soll, wenn möglich, mit den Ziegeln der rückgebauten Gebäude und bei Materialmangel ggf. auch im Wechsel mit den abgetragenen Betonplatten bzw. dem Verbundpflaster erfolgen. Die Tragschichten sollen mit Betonschotter, der in einer Recyclinganlage aufbereitet wird, hergestellt werden.

Die Zonierung der Aufenthaltsflächen orientiert sich an den ehemaligen Wohnungsgrundrissen. Diese werden mit recycelten Abbruchmaterialien aus den Wohnblöcken auf dem Boden nachgezeichnet. Eine Beschilderung aus upgecycelten Fassadenelementen dient zur Information über die Geschichte der rückgebauten Wohnblöcke sowie zur Information über die biodiverse und klimaresiliente Pflanzenauswahl.

Der existierende Spielturm wird wieder aufgearbeitet und im Spielband eingesetzt. Hier befindet sich auch eine Spielskulptur aus wiederaufbereiteten Holzbalken. Das Gewächshaus im Allmende Garten besteht aus recycelten Fenstern.

Vegetation - Ökologie - Klima
Der Wiesenpark wird seinem Namen gerecht, da er in den extensiv genutzten Bereichen mit einer zweischürigen Wiese bepflanzt ist. Nur im Bereich der intensiv genutzten Bereiche sollten auch zukünftig Rasenflächen der aktiven Nutzung gerecht werden. Insgesamt werden 33 Bäume neu gepflanzt. Dadurch wird die Verdunstungskühlleistung erhöht und das Mikroklima verbessert. 17 klimaresiliente mittel- und großkronige Bäume werden im Wiesenpark und als Lückenschluß entlang der Strasse der Einheit angepflanzt. Die Streuobstwiesenanpflanzung im Norden besteht aus 16 Gehölzen aus alten gebietstypischen Obstbaumsorten. Die hier angrenzende strukturreiche Grundstückseinfriedung (mit Benjeshecken, Steinhaufen, freiwachsender Wildhecke, berankten Fassadenmodulen etc.) dient nicht nur als ökologisches Refugium für seltene Pflanzen- und Tierarten, sondern fungiert auch als Sicht- und Lärmschutz gegenüber den angrenzenden Nutzungen.

Nistkästen werden in den Bäumen und Fledermausquartiere am Modellblock bzw. an den parkzugewandten Brandwänden angebracht. Die sparsame Wegebeleuchtung erfolgt mit insektenschonenden Leuchtmitteln.

Regenwassermanagement
Das anfallende Niederschlagswasser verbleibt komplett im Wiesenpark.
Das auf dem Dach des Modellblocks anfallende Niederschlagswasser wird der Zisterne im Allmende Garten zugeführt. Hier kann es als Gartenwasser direkt verwendet werden. Bei Starkregenereignissen erfolgt der Überlauf in die angrenzende Füllkörperrigole. Alles weiter anfallende Niederschlagswasser versickert über die angrenzenden Vegetationsflächen.

Resumée
Der innovative Wiesenpark am Külzberg lädt Anwohner und Besucher zum Mitmachen ein (Allmende Garten, Obstbaumpatenschaften). Er ist ein Beispiel für bedürfnisgerechte, kreative Nutzungszonierung (Gärtnern, Spiel, Sport, Ruhe) und trägt durch den identitätsstiftenden, innovativen Umgang mit dem Rückbau zur Imageverbesserung bei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die intensive Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur macht den Innovationscharakter der Arbeit aus. Die „footprints“ der ehemaligen Gebäudeblöcke bestimmen die zentralen Aufenthaltsbereiche im Quartier.

Im Freiraum werden fast ausschließlich Materialien verbaut, die aus den beiden abzubrechenden Blöcken gewonnen werden sollen. Regenwasser aus Dächern und Flächenbefestigungen wird konsequent zur Wiedernutzbarmachung zurückgehalten bzw. versickert.

Die klare Gliederung des Wiesenparks in eine private, eine halböffentliche und eine öffentliche Zone ist eine Stärke dieser Arbeit.

Dem Modellwohnblock im Westen wird ein privat nutzbarer Bereich vorgelagert, wo Mietergärten für die Erdgeschosswohnungen angeordnet werden können. Hier entsteht auch eine zentrale Platzfläche für ein Café. Die Fläche des westlichen Abbruchblockes liegt in der halböffentlichen Zone und wird zum Allmende-Garten mit gemeinschaftlich genutzten Gewächshaus und Grillplatz gestaltet. Östlich davon schließt sich der öffentliche Teil des Wiesenparks an, wo innerhalb der Flächen des östlichen Abbruchblockes mehrere Spielgeräte angeordnet werden. Die zentralen Aufenthaltsflächen werden wie Intarsien in den Park eingebettet.

Im Norden wird eine breite Promenade (Obstbaumpromenade) entlang einer Streuobstwiese angelegt, von der zwei geschwungene Wege durch den Wiesenpark die beiden Aktionsbereiche erschließen und bis zur Straße der Einheit führen. Die Erschließung des Parks mit Anbindung an die Umgebung erscheint stimmig. Die Wegeführungen mit der Anbindung der Blumenhalle und die Verbindung zum Friedhof bzw. dem Park am Schwanenteich ist gelungen. Die Streuobstwiese als Puffer zwischen Wiesenpark und Friedhof schafft einen guten räumlichen Abschluss nach Norden. Dennoch wirkt das Erschließungskonzept nicht ausgereift: Es mangelt an einer klaren Zuordnung der Wegestruktur, da die öffentliche Durchwegung in Ost West Richtung gleichwertig wie die Erschließung der Bewohner erscheint und insgesamt eine zu starke Trampelpfadwirkung zu erwarten ist.

Der vorhandene Baumbestand bleibt erhalten, wobei im Allmende Garten sowie im Spielareal deutlich mehr Verschattung durch zusätzliches Großgrün wünschenswert gewesen wäre. Auch ist zu hinterfragen, ob eine Rasenfläche um das Spielareal für Ballspiele und ähnliches und der Wiesenpark um den Allmende Garten entsprechend der Nutzung passender gewesen wäre.

Der Umgang mit der Erinnerungskultur wird insgesamt positiv gesehen und zeigt vielfältige Potentiale auf, was im Sinne der Kreislaufwirtschaft machbar ist. Inwieweit die vorhandenen Materialien aber im (halb-)öffentlichen Raum tatsächlich wiederverwertet werden können, wird innerhalb der Jury kontrovers diskutiert und bleibt unklar. Die Arbeit stellt einen wertvollen Beitrag für das Innovationsquartier dar, insbesondere in Hinblick auf die Wiederverwendung von Abbruchmaterial aus Gebäuden und Ausstattungsgegenständen, auch wenn ihr eine überzeugende gestalterische Geste fehlt.

Das Erschließungskonzept wirkt nicht ausgereift, lässt zu starke Trampelpfadwirkung erwarten.
Perspektive2

Perspektive2

Präsentationsplan

Präsentationsplan

Lageplan

Lageplan