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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Ersatzneubau der Schule am Webersberg in Homburg (Saar)

ein 1. Preis

Preisgeld: 62.250 EUR

OHO-Architekten BDA - Maximilian Otto I Ursula Hüfftlein-Otto I Sven Wilhelm

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die neue Schule am Webersberg wird als Ensemble aus vier Baukörpern in Verzahnung mit dem Grünraum konzipiert und fügt sich im Übergang zum oberem Wiesen- und unteren Campusgelände, die Topografie geschickt nutzend, mit einer angemessenen Höhenentwicklung der Volumina harmonisch in den Kontext ein.
Die baulichen Gliederungen durch Vor- und Rücksprünge gewähren Ein- und Ausblicke, nutzen den landschaftlichen Charakter des Ortes und zeigen gut proportionierte Innen- und Außenräume mit vielfältigen Nutzungs- und Aneignungs- sowie Gestaltungsmöglichkeiten.
Die Schule positioniert sich selbstbewusst zurücknehmend am Hang und erfüllt die Ansprüche als identitätsstiftender Ort, mit hohen räumlichen Qualitäten für den Schulalltag. Die architektonische Sprache vermittelt Klarheit und Angemessenheit, deren Ausformulierung lassen die Verfassenden in der gewählten Darstellungsart aber eher offen.

Die Erschließung erfolgt im nördlichsten Grundstückbereich über eine neue über den Kreisel führende kreuzungsfreie Zuwegung und gewährleistet die durchgängige Erreichbarkeit des zukünftigen, benachbarten Kinder- und Erwachsenenhospizes. Die gewählte Organisation der notwendigen Aufstell-/Warteflächen verspricht durch Haltebucht/Stellplätze für die Vielzahl an Kleinbussen die notwendige An-/Abfahrt, wobei eine genauere Erläuterung und Darstellung zur Überprüfung der geforderten Anzahl erforderlich ist. Ein Gebäuderücksprung definiert den Vorplatz mit einer linearen Überdachung im Ankunfts- und Abfahrtsbereich und adressiert die neue Schule in angemessener Weise. Das Ankommen für Schüler, Schülerinnen und Besuchende, mit Aufenthalts- und Wartebereich, wird im Inneren als langgestrecktes Foyer mit Lufträumen, dem sog. Marktplatz, fortgeführt. Die anschließende innere vertikale und horizontale Erschließung gewährleistet kurze Wege und erleichtert die Orientierung.
Der intendierte Dorfcharakter mit einprägsamen und individuellen Orten durch Plätze, Gassen, Wege ist nachvollziehbar und bietet gut belichtete Raumbildungen.

Der Topografie folgend, wird dem abfallenden Gelände entsprechend eine Split-Level Lösung vorgeschlagen, bei der sich die Cluster halbgeschossig nach oben und unten versetzt anordnen.
Diese spezifische Organisation mit dem in einer Reihe liegende Angebot von Aufzügen, Treppe und Rampen erleichtert die Überschaubarkeit, ermöglicht eine größtmögliche Selbstständigkeit auf dem Schulweg und wird mit Sichtbezügen in die Landschaft belichtet. Die Verkehrswege werden so konzipiert und dimensioniert, dass Begegnung gefördert wird und die Bewegung das schulische Leben qualitätvoll unterstützt.
Es wäre wünschenswert gewesen, die guten Belichtungssituationen, Sichtbezüge innerhalb der versetzten Ebenen und in die Außenbereiche, durch die Plangrafik unterstützend zu vermitteln.

Eine Abwägung zwischen kommunikativen, multifunktionalen (Stichwort: Pausenhalle), pädagogisch aktivierbaren Flächen und gleichsam um 26 % erhöhten Verkehrsflächen, wäre vorzunehmen.
Die Barrierefreiheit ist in allen Bereichen gegeben.

Die Gebäudetypologie folgt dem pädagogischen Konzept der Clusteranordnung nach Jahrgangsstufen mit je 3-6 Klassenräumen und Differenzierungsräumen, schafft für die Nutzer und Nutzerinnen überschaubare Gruppen mit gutbelichteten Räumen. Ein unmittelbarer Bezug nach Außen wäre, vergleichbar der 1. Jahrgangsstufe, von der Clustermitte aus wünschenswert. Die berufsorientierenden Fachräume und die Ganztagesbetreuung sind in halbgeschossig versetzter Nähe zu den Clustern angeordnet. Eine gute Positionierung der Schalträume bietet jedem Cluster die direkte Erweiterungsoption zur flexiblen Anpassung.
Die Zugänglichkeit von allen Clustern zum Freibereich wird differenziert nach Jahrgangsstufen angeboten und schafft Bewegungszonen, grüne Klassenzimmer und altersgerechte Aktivbereiche und Ruhezonen. Der direkte Zugang zum Außengelände ist im Jahrgang 8-11 nur eingeschränkt möglich.

Die Mensa, zuschaltbar zum Foyer, ebenso wie die Sporthalle orientieren sich zum Vorplatz. Die Erweiterbarkeit des Foyers zur Mensa, Sporthalle und Musikraum bieten zusätzliche Nutzungsqualitäten (Aulafunktion). Den Grundgedanken nicht konterkarierend erscheinen Alternativen zur gewählten Raumabtrennung (bewegliche Trennwände) jedoch notwendig.
Die gewählte Konzeption der offenen geschossübergreifenden Ebenen, der das Rückgrat bildenden Erschließungshalle, ist grundsätzlich aus Brandschutzgründen machbar, bedarf jedoch an einzelnen Stellen einer Modifikation: Brandschutztechnische Abschnitte erscheinen erforderlich, aber auch realisierbar.
Das Raumprogramm ist mit wenigen Abweichungen erfüllt. Funktionale Einschränkungen bestehen bei einzelnen Räumen und bedürfen einer Überprüfung. Eine Verlegung der Verwaltung aus dem Obergeschoss in die Zugangsebene wäre wünschenswert.
Nach Himmelrichtungen angedeutete differenzierte Fensterflächenanteile mit Lüftungsklappen und beweglichem Sonnenschutz, zusammen mit der gewählten Konstruktion und Materialität (teilweise Stahlbetonkonstruktion mit Bauteilaktivierung, Holzbauweise) vermitteln ein angemessenes, wenn auch schematisch dargestelltes Fassadenbild. Zusammen mit einer im Mittelfeld liegenden Kompaktheit lässt die Arbeit einen wirtschaftlichen Rahmen hinsichtlich Erstellung, Betrieb und Unterhalt erwarten.
Grundsätzlich berücksichtigt die Arbeit einige Aspekte des nachhaltigen Bauens. Durch den überdurchschnittlichen Gesamtfensterflächenanteil und die günstig proportionierten Lichthöfe ergeben sich günstige Tageslichtverhältnisse innerhalb des Gebäudes.

Der hohe Fensterflächenanteil kann sich negativ auf den sommerlichen Wärmeschutz auswirken. Die Nord-Süd-Orientierung, das vorgeschlagene Sonnenschutzkonzept in Kombination mit natürlicher Belüftung sollen dem entgegenwirken. Auch die raumluftzugewandte Speichermasse in den Klassenzimmern sorgt in Verbindung mit den öffenbaren Oberlichtlamellen und den wettergeschützten Öffnungsflügeln durch perforierte Blenden für eine effiziente Nachtluftkühlung. Durch die großzügigen Dachflächen für Photovoltaik in Kombination mit dem geringen Endenergiebedarf hat die Arbeit einen hohen potenziellen Eigendeckungsgrad und die Treibhausgasemissionen im Betrieb werden reduziert.
Jedoch bietet der überwiegend massive Stahlbetonbau mit Sichtmauerwerk wenig nachwachsende Rohstoffe und erhöht die Treibhausgasemissionen in der Herstellung.

Die Arbeit stellt einen wertvollen und stimmigen Beitrag dar, der, bezogen auf die Aufgabenstellung, spezifisch abgestimmte, qualitätvolle Angebote anbietet.