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Einladungswettbewerb | 08/2008

Kompetenzzentrum Staßfurt

Blick über den See

Blick über den See

2. Preis

gernot schulz : architektur GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Leitgedanke: Kubisches Kristallsystem

Als Hort historischer Dokumente, städtebaulicher Impulsgeber und forschende Institution steht das neue Kompetenzzentrum im Fokus öffentlicher Wahrnehmung und öffentlichen Interesses. Dieses sollte sich in der Gestaltung des Gebäudes ablesen lassen.
Folgende Assoziationskette ist Leitgedanke unseres Entwurfs:
Staßfurt - Wiege des weltweiten Kalibergbaus
Kali – Salzmineralien – Steinsalz
Steinsalz (Halit) ist ein gesteinsbildendes Mineral und maßgeblich am Aufbau von Salz-Lagerstätten beteiligt. Eine der europäischen Hauptvorkommen liegt in Staßfurt.
Es kristallisiert in kubischen Kristallsystemen.

Transformation des Leitgedankens

Das bestehende besondere Konzept, die bauliche Historie und Zukunft im innerstädtischen Bergsenkungsgebiets Staßfurts sichtbar zu machen, soll auch für die Baumaßnahme des Kompetenzzentrums zur Anwendung kommen, um für das zukünftige Bebauungsbild rund um den neuen Stadtsee eine einheitliche Sprache zu finden.
Das ehemalige Katasteramt – späteres Schulgebäude – auf dem benachbarten Grundstück wird in seinen gesunden Bauteilen erhalten und behutsam die Gesamtkontur wieder hergestellt.
Die Kontur des historischen Rathauses wird über einen Sockel aus Cortenstahl nachgezeichnet und somit bewusst ein Dialog mit der Abbildung der untergegangenen Johanniskirche mit Ihrem schiefen Turm aufgenommen. Eine kubische kristalline Baustruktur schließt an das historische Gebäude an und wirkt als neuer stadträumlicher Impuls mit eindeutig auf den neuen Stadtsee ausgerichteter Hauptfront.
Die additive Form nimmt den Maßstab vorhandener Baukörper auf und verhindert auf diese Weise eine für den Ort fremde Großform. Trotzdem gelingt es, den offenen Baublock angemessen zu schließen und keine offenen Wunden zu hinterlassen. Die Schnittstelle zur Organisationseinheit 2 ermöglicht problemlos eine zeitversetzte Ausführung ohne dass Bauzwischenstände unfertig erscheinen.

Umgang mit dem Altbau

Der Altbau auf dem Grundstück Holzmarkt 7 wird in das neue Ensemble integriert und für Raumbereiche des Kompetenzbereichs 1 genutzt. Der Erhalt des Gebäudes ist für die stadträumliche Wirkung am Holzmarkt von besonderer identifikations- und atmosphärestiftender Bedeutung.
Die Fassaden und innenräumliche Ordnung des Gebäudes sollen erhalten bleiben und zur lesbaren Baugeschichte auch innerhalb des Kompetenzzentrums beitragen. Nicht oder nur unter großen wirtschaftlichem Aufwand zu erhaltene Bauteile werden in Abstimmung mit den Baubehörden erneuert (zum Beispiel das Dachgeschoß). Hierbei wird architektonisch eine Ablesbarkeit des Neuen ohne Zerstörung der historischen Atmosphäre des Altbaus angestrebt.

Fassade

Die Fassadengestaltung nimmt Bezug auf die Kristallinität der Baufigur. Gussglasschalen, welche mit Ihrer glatten Innenseite nach außen gerichtet als wetterschützende Vorsatzschale vor hoch wärmegedämmten weiss gestrichenen massiven Wänden verwendet werden, erzeugen ein an die durchscheinende milchige Struktur und Farbe von Salzkristallen erinnerndes Bild. Geschosshohe Fenster aus orangerotem Holz nehmen Bezug auf die orangerote Fluoreszenz des Steinsalzes. Eine Hierarchie von hochrechteckigen Fenstern für die Büros und großen querrechteckigen Öffnungen für die Sonderräume ordnen die Fassaden und machen die Nutzungen der Räume für den Betrachter ablesbar.


Aussenanlagen

Der Aussenraum trägt formal die Leitgedanken des Gebäudes weiter. Am Eingang verweist die Kontur des Gebäudesockels auf das ehemals hier verortete Rathaus. Das Bekleidungsmaterial des Sockels – Cortenstahl - nimmt Bezug auf die landschaftsarchitektonische Lösung am ehemaligen Standort der Johanniskirche vis-à-vis. Der Eingang ist tief in die Gebäudekubatur eingeschnitten, so dass eine großzügige Eingangssituation mit Blick auf die neu gestaltete Stadtmitte und die Möglichkeit der Bestuhlung für die Cafeteria besteht.
Die Freiflächen im Nordwesten und im Hof dienen dem ruhenden PKW-Verkehr. Hier werden die Stellflächen zu kleinen Gruppen zusammengefasst und versetzt gereiht, was nicht nur formal die kristalline Struktur des Gebäudes aufgreift, sondern funktional die Anordnung von Bäumen erlaubt, so dass eine parkähnliche optische Wirkung erreicht wird. Die befahrbaren Flächen erhalten Feinkies mit entsprechendem hoch versickerungsfähigem Unterbau, die Zwischenflächen sind Rasenflächen.
Die bestehende historische Mauer entlang des Brandhofes bleibt erhalten und bildet mit den Gebäudekuben der Organisationseinheit 2 einen malerischen grünen Hof.


Wirtschaftlichkeit

Der Entwurf nimmt im besonderen Maß Bezug auf wirtschaftliche Planungsparameter. Ein hoher Anteil von massiven Bauteilen und ein angemessener Anteil verglaster Flächen sichert einen wirtschaftlichen Bau und Betrieb des Gebäudes. Die Grundrisstypologie von 2- und 3-Bund minimiert den Verkehrsflächen und Außenfassadenanteil.
Einfache Materialien werden durch intelligente Detaillierung zu gehobener Wirkung gebracht.
Das Material Gussglas zum Beispiel ist im Vergleich zu anderen Materialien für Vorsatzschalen sehr günstig und kaum teurer als ein Wärmedämmverbundsystem. Eine saubere Detaillierung veredelt dieses Material und wird zum „Salz auf der Haut“ des neuen Kompetenzzentrums in Staßfurt.

Eingangsbereich

Eingangsbereich

Bei Nacht

Bei Nacht

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Ansichten und Schnitte

Ansichten und Schnitte