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beschränkt offener, anonymer, städtebaulich-freiraumplanerischer Ideenwettbewerb für 35 Teilnehmer | 12/2004

Städtebaulich-freiraumplanerischer Ideenwettbewerb "Wohnen an der Finkenau"

Ankauf

KUEHN MALVEZZI

Architektur

Mauro Hagel

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext



Wohnen an der Finkenau in Hamburg
Das Parkgelände der ehemaligen Frauenklinik mit seinem alten Baumbestand bildet den Ausgangspunkt des großzügigen Wohngebietes um einen neuen öffentlichen Stadtteilpark.
Als identitätsstiftende Mitte sowie als städtebauliche Verbindung von Hamburger Straße und Eilbek wirkt der längsgestreckte Park als Attraktor über das Gebiet hinaus. Mit seiner einprägsamen Form knüpft der Vorschlag an die Tradition des raumbildenden Städtebaus an und setzt auf das Potential der Form und die Kraft des öffentlichen Raumes.

Park an der Finkenau
Die bestehende markante Baumgruppe an der Oberaltenallee aus Blutbuche, Rosskastanie und Eiche bildet den Auftakt des neuen Parks an der Finkenau. Scharnierartig verschränkt sich hier der Freiraum des Parks mit den Gewerbehöfen entlang der Oberaltenallee.
Die bestehenden Bäume werden zu einer üppigen Pflanzung ergänzt, die als feste Struktur von den gekrümmten Straßenwänden gerahmt wird. Ein geschlängelter Fussweg verbindet die Oberaltenalle mit der neuen Uferterrasse im Süden und erschließt kleine Plätze mit Seerosenteich, Spiel und Sitzgelegenheiten. Die neue Kita wird als zusätzliches Element in das Parkkonzept intergriert und gestalterisch eingebunden. Die Parkfigur wird mit einer umlaufenden Baumreihe und einem steinernen Band deutlich gefasst. Es bildet zur Parkseite hin einen 50cm tiefen Absatz an den sich ein 4m breites Mulden-Rigolensystem zur Versickerung des Oberflächenwassers der Dach- und Straßenflächen anschließt. Durch das natürliche Gefälle von Nord nach Süd kann bei Starkregen das überschüssige Wasser in den Eilbekkanal geleitet werden. Im Bereich der beiden Erschließungsstraßen wird das Oberflächenwasser in straßenbegleitende Rasenmulden geleitet und dort versickert. Die unter den straßenbegleitenden Bäumen angeordneten Parkplätze erhalten einen Pflasterbelag mit Dränfuge.

Einbindung historischer Relikte
Der Entwurf bindet eine Vielzahl von Fundstücken und charakterprägenden Elementen in die Planung ein. Das Portal der ehemaligen Hochbahn-Brückenpfeiler wird ebenso in die Wegeführung integriert wie die prägenden Bäume als Akzente der Freiraumgestaltung. Das Haus 1 als Teil der Erstbebauung von 1853 wird als Wohnhaus des P&W-Pflegezentrums Teil der östlichen Bebauungszeile am Park. Der markante Schornstein der alten Klinik wird durch eine Bebauungslücke vom Park aus sichtbar.

Erschließung und Durchwegung
Die verschiedenen Baufelder der Teilfläche C (Gewerbezone) werden direkt von der Oberaltenallee über kurze öffentliche Stichwege erschlossen. Die Wohnbebauung der Teilfläche A um die zentrale Parkanlage erhält eine Zufahrt von Osten über die Richardstraße sowie von Westen über die Finkenau. Teilfläche B wird durch Verlängerung der Stichwege von Norden her erschlossen. Das gesamte Gebiet ist als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen.
Die Uferzone wird – mit Ausnahme der LKW-/Feuerwehrzufahrt für den Campus und die Zufahrt für die Hausboote – vom PKW-Verkehr freigehalten. Genauso wie entlang der U-Bahntrasse verläuft hier ein Fuß- und Radweg. Durch ein sekundäres Fußwegenetz zwischen den privaten Grundstücken werden öffentliche Nutzungen (Cafe im zukünftigen Pflegezentrum) eingebunden und vielfältige Durchwegungsmöglichkeiten geschaffen.

Ruhender Verkehr
Alle Stellplätze im Wohngebiet befinden sich auf eigenem Grund jeweils direkt im eigenen Haus in einer halbvertieften Parkgarage, die kopfseitig über eine kurze Rampe erschlossen wird. Der Zugang erfolgt über das eigenen Treppenhaus. Die Vorteile dieses dezentrales und bedarfsorientierten Parkkonzepts lassen sich durch entsprechende Regelungen mit den Bewohnern sicherstellen, wodurch die Arbeiten für Gründung und Keller kosteneffizient kollektiv geleistet werden können.
Die Parkplätze für Besucher befinden sich straßenbegleitend zwischen den Straßenbäumen. Die Gewerbehöfe des Baufelds C werden komplett unterkellert. Die Tiefgarage bietet Platz für 361 Fahrzeuge und ist in zwei Bauabschnitten realisierbar. Die Parkplätze das Besucherverkehrs befinden sich in den beiden Gewerbehöfen.

Gendertest
Die Zuordnung von Wohn- und Arbeitsraum bzw. Wohnraum und Küche der exemplarischen Haustypologien ermöglicht die komplexe Nutzung der Stadthäuser in der Kombination von Arbeit und Wohnen. Durch Zusammenlegen oder Teilen von Zimmern sind die Grundrisse an neue Bedürfnisse anpassbar. In einigen Typen können Etagen oder Teile davon den Wohnungen zugeschaltet werden, wodurch die Wohnung mit der Familie wachsen und schrumpfen kann. Im Wohngebiet werden zahlreiche nachbarschaftliche Begegnungsorte geschaffen. Markantes Beispiel ist die Kita als Herzstück des neuen Parks.

Stadthäuser am Park
Entsprechend der Forderung nach flexibler und kleinteiliger Parzellierung werden die Stadthäuser am Park mit individuellen Zugängen direkt von der öffentlichen Straße aus erschlossen. Bei einer einheitlichen Gebäudetiefe von 12.50m und eine Höhe von max. 4 Geschossen ist die Parzellenbreite je nach Größe und Bedarf der Baugruppe individuell gestaltbar. Versuchsweise wurden für eine kleinteilige Bauherrenschaft von Selbstnutzern unterschiedliche Parzellengrößen (Achsmaß 4.2m, 5.4 m, 6.3 m) eingesetzt. Die Grundrisstypen zeigen exemplarisch verschiedene Wohnformen: eine Großwohnung über vier Geschosse, ein geschachteltes Doppelhaus, behinderten- und altengerechte Etagenwohnungen als Varianten von strukturell gleichen Basistypen.

Stadtvillen im Grünen
In den Teilbereichen westlich und östlich des zentralen Parks sowie an allen Straßenecken werden viergeschossige Stadtvillen vorgeschlagen, die sowohl als Geschoss- als auch als gestapelte Maisonnette-Typen mit 8 - 12 WE realisiert werden können. Alle Wohnungen verfügen über einen direkten Zugang zum eigenen Garten oder zur eigenen Dachterrasse.

Geschäftshäuser an der Oberaltenallee
Teilbereich C nimmt eine Typologie von Gewerbehöfen auf, die sich zwischen Oberaltenallee im Norden und der Hochbahntrasse im Süden aufspannen. Auf diese Weise entstehen ruhige Blockinnenbereiche mit eigenem Charakter. Die durchgehende Gebäutiefe von 16m erlaubt unterschiedliche Nutzungen für Ladengeschäfte, Büros, Gewerbe, Hotel und Loftwohnungen. Die Blockfigur ist vielfältig bedarfsabhängig parzellierbar.

Gestaltung und Materialisierung
Dem Bedürfnis nach individueller Architektur einerseits und nach einem einheitlichen Erscheinungsbild des öffentlichen Raumes andererseits wird Rechnung getragen durch wenige, klare Bauregeln. Neben Bauflucht und allgemeiner Bauhöhe von min. 3 und max. 4 Etagen betrifft dies insbesondere die in Hamburg tradierten Fassadenmaterialien roter Backstein und weißer Putz, die hier verbindlich vorgeschrieben werden.