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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 05/2010

"Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle"

Perspektive Feld

Perspektive Feld

Teilnahme / 2. Phase

100Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Leeser Architecture

Architektur

Siegrun Appelt Künstlerin

Kunst

Erläuterungstext

Gebrochener Boden
Wir schlagen ein Mahnmal vor, welches sich auf die Substanz der historischen, authentischen Gebäude aus der Zeit des Massenmordes an den Juden zu Nutze stützt. Gleichzeitig unterstützen deutlich neue Gesten diese stillen Zeugen. Während der Deportationen bildete die Eisenbahnüberführung über die Gleise von der Markthalle eine Art Passage, ein Tor bevor die Menschen in Richtung der Konzentrationslager gebracht wurden. An diese Verschickung in den Tod soll zwischen Großmarkthalle und Eisenbahnüberführung ein Scherbenfeld erinnern. Eine Geste des Zerstörten.

Passage
Die ehemalige Eisenbahnüberführung in Verbindung mit dem Stellwerk als verbleibende historische Raumsituation wird mit einer Lichtinstallation inszeniert; durch die eindrückliche Raumsituation eines schluckenden Tores, die sich durch die schwere Brückenkonstruktion vermittelt. Der Innenraum des Stellwerks wird mit überhellen Lichtern ausgestattet. Licht strahlt aus den Fenstern und Türöffnungen, sich langsam aufbauend. Wenn es überstrahlt und quasi zuviel geworden ist, geht es ganz unvermittelt wieder aus. Das Licht dient einerseits, Stellwerk und Überführung als historischen Ort zu aktivieren, als Ort an dem wörtlich die Weichen in den Tod gestellt wurden. Das Licht wird auch inhaltlich und räumlich erfahrbar sein. Die extreme Lichtstärke, welche – bei direkter Betrachtung – über das Erträgliche hinaus geht ist emotionaler und körperlicher Teil des Erlebens an der Erinnerungsstätte. Das unvermittelte Ausgehen des Lichts steht auch für den Lebensbruch der vielen Menschen, die von den Nazis aus ihrem Alltag gerissen und systematisch umgebracht wurden.

Feld
Ein Feld auseinandergerissener großer, kantiger Blöcke scheint sich von der Südostecke der Großmarkthalle auf die Passage der Eisenbahnunterführung zu zu bewegen. Hier verdichten, drängen sich die Blöcke. Die aus schwarzem Beton geformten Bruchstücke sind vor allem eine Metapher des zerbrochenen Ganzen. Sie stehen für die immer unbegreiflich bleiben müssende Zahl der Morde als Ganzes, wie auch für die Individualität der Opfer im Einzelnen: Das Feld bedeckt die ehemalige Gleistrasse der Deportationen. Dieser Weg kann für alle Ewigkeit nicht mehr begangen werden. Als Feld hat die Erinnerungsstätte keine exakten Grenzen, es dünnt zu beiden Enden und zu den Seiten aus.

Wort (Information)
Atmosphärisch steht der Ort für sich. Nur wenige Sätze und Fragmente der Tatsachen sollen die Bedeutung der Erinnerungsstätte verankern und vermitteln. Das allgemeine Wissen um die Geschehnisse während der Herrschaft der Nationalsozialisten wird mit konkreten Informationen zum Ort ergänzt. Im Tunneldurchgang spricht eine Stimme fragmentarische Information zum Ort und zur Deportation der Frankfurter Juden. Die Stimme verdichtet den Durchgang zusätzlich zum Scherbenfeld und dem Strahlen des Stellwerkgebäudes als kontemplativer Ort der Erinnerung. Unterschiedliche Sprecher lesen die Sätze in zufälliger Reihenfolge und in unregelmäßigen Abständen. Die Fragmente der Information fügen sich somit jeweils immer wieder neu zusammen.
Tunnel mit Lichtinstallation

Tunnel mit Lichtinstallation

Tunnel mit Licht- und Toninstallation

Tunnel mit Licht- und Toninstallation

Lageplan M1:1000

Lageplan M1:1000

Einzelbereiche Feld.Licht.Wort

Einzelbereiche Feld.Licht.Wort