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Konkurrierendes Gutachterverfahren | 07/2009

Tribünenüberdachung auf dem Ernst-Reuter-Sportfeld

3D-Visualisierung des Tribünendachentwurfs

3D-Visualisierung des Tribünendachentwurfs

Gewinner

Gruber + Popp Architekt:innen BDA

Architektur

Visualisierung: archvispro Daniel Krüger

Visualisierung

Erläuterungstext

Das Ernst-Reuter-Sportfeld ist Schauplatz der Trainings und Spiele des FC Hertha 03, der in seinem Zehlendorfer Umfeld für eine mittlerweile 106 Jahre währende, hervorragende Jugendarbeit steht. Neben seinen stetigen berufs- und freizeitorientierten Sportaktivitäten in allen Altersgruppen brachte der Fußballverein diverse Bundes- und Nationalspieler hervor, nicht zuletzt Pierre Littbarski und Christian Ziege. Dieses Jugendengagement und Erfolge der Nachwuchsspieler machen auch das Ernst-Reuter-Sportfeld zum Publikumsmagneten.

Räumlich liegt das Stadion im direkten Umfeld der Zehlendorf prägenden Grünanlagen und des architekturgeschichtlich bedeutsamen Ensembles Onkel Toms Hütte. Jene schlichte und zugleich reizvolle Modernität, welche die Architekten Bruno Taut, Hugo Häring und Otto Rudolf Salvisberg bereits 1926 in den Entwürfen der Waldsiedlung umgesetzt hatten, spiegelt sich auch im 1955 errichteten, denkmalrechtlich geschützten Kassenhäuschen des Stadions wieder. Seine bauliche Auflösung in das von einer filigranen Profilstahlkonstruktion getragene, gleichsam schwebende Dach transportiert ein bauliches Prinzip eleganter Sparsamkeit, das für den Neubau der Tribünenüberdachung aufgegriffen wird.

In seiner Form und Konstruktion spiegelt der Neubau das gestalterische Prinzip der „schwebenden Platte“ des Kassenhäuschens. Die elementare Form einer in Windrichtung schützend geneigten Scheibe als Überdachung ruht auf dem reduzierten Tragsystem von 8 Stütz- und Zug-Konstruktionen, die bis in den hinteren Bereich der oberen Tribüne bequeme Sicht auf das Geschehen gewähren. Als durchgehender Abschluss der oberen Sitzreihen dient die Bandenwerbung gleichermaßen als Windschutz und Lehne wie auch als pultförmig ausgeführte Brüstung für die stehenden Zuschauer. Die Ausdehnung der Dachscheibe nach hinten hin gewährt bequem Platz für bis zu drei Reihen stehender Zuschauer bei ausgebuchtem Stadion.

Durch Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs Holz gewinnt die Decke eine warme Haptik, die durch eingelassene Tageslicht-Leuchtstoffröhren ergänzt wird. Soliden Wetterschutz sichert eine Stehlfalzdeckung aus Titanzinkblech. Was aus Sicht der Besucher als bequeme Überdachung in einem Guss wahrgenommen wird, ist tatsächlich ein regelrechter Hochleistungsapparat: neben der bündig in die Deckenplatte eingefrästen Beleuchtung birgt das Dach auch sein eigenes Entwässerungssystem. Durch entsprechende Neigung wird das Regenwasser in den Rundstützen zu Rigolen abgeleitet.

Die effiziente Bündelung aller funktionalen Anforderungen in einem stringent konzipierten Baukörper verankert diesen Entwurf an seinem Schauplatz moderner Architektur und macht ihn zugleich durchlässig für die Wirkung der umgebenden Naturlandschaft. Durch den reduzierten Materialeinsatz und eine Transparenz schaffende Konstruktion wird zum einen jene bauliche Eleganz geschaffen, welche dieses Gebiet schon zu Entstehungszeiten geprägt hat, zum anderen wird so die Einhaltung des vorgegebenen Kostenrahmens sichergestellt. Indem das Neue den Bestand reflektiert, wertet es das Unverwechselbare des Ortes auf und schreibt dabei seine Nutzungsmöglichkeiten fort.
Tribünenansicht

Tribünenansicht

Schnitt

Schnitt

Denkmalgeschütztes Kassenhaus des Ernst-Reuter Stadions aus den 50er Jahren

Denkmalgeschütztes Kassenhaus des Ernst-Reuter Stadions aus den 50er Jahren