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Verhandlungsverfahren | 05/2011

Thüringer Zoopark Erfurt - Elefantenanlage

1. Preis
Dornbuschsavanne

1. Preis Dornbuschsavanne

Zuschlag

mkk. architekten Mikolajczyk Kessler Kirsten

Architektur

Erläuterungstext

Die „Dornensavanne“ mit dem neuen Elefantenhaus soll ein unverwechselbares und attraktives Element im Thüringer Zoopark Erfurt werden. Neben den Hauptakteuren, den Elefanten sollten deshalb auch die Großzügigkeit, Materialwahl und Formgebung der Anlage in ihrem Zusammenspiel einen nachhaltigen und angenehmen Eindruck bei den Besuchern hinterlassen. Langfristig muss sowohl eine artgerechte zukunftsfähige Haltung und Entwicklung der Herde möglich sein als auch die moralische Akzeptanz und das Interesse der Besucher an der Haltung und Präsentation der beliebten Großtiere gewährleistet werden.

Die Besucher kommen auf dem Hauptrundgang durch den Zoo primär vom oberen Plateau der Huftiere und der Gastronomie durch den lichten Wald auf einen allmählich am Hang hinab laufenden neuen Hauptweg zur Dornensteppe der Elefanten. Auf diesem Weg treffen sie bereits nach dem durchschreiten des symbolischen Tores oben auf die Warzenschweine, die ihr neues Gehege am Hang erhalten und den thematischen Übergang nach Afrika einleiten. Der Besucherweg läuft als Serpentine den Hang hinunter.
Ein erster Höhepunkt ist dann der Weitblick über die Elefantensteppe, der an der Ostseite des jetzigen Weidelandes am oberen Hangbereich als Aussichtsplattform inszeniert wird. Von dieser geräumigen Plattform schaut man auf das gut strukturierte Freigehege mit der Elefantenherde bis zum Elefantenhaus, das wie ein sandiger Hügel mit seinem Kiesdach am Westrand der Weide platziert ist und sich so trotz seiner Größe harmonisch in die Landschaft bettet.
Die Strukturierung der leicht hangigen Außengehegefläche erfolgt durch große Kalksteinblöcke und Stämme, die teilweise auch Pflanzinseln mit vorhandenen und neu zu pflanzenden Bäumen und Sträuchern umgrenzen. Die Besucher werden von dieser Aussichtsplattform über einen geschwungenen Weg entlang der Südkante des Geheges Richtung Elefantenhaus weitergeführt. Auf diesem Weg kommen sie aber zunächst am „Besucherfelsen“ vorüber. Während sie auf dem Weg dorthin die Elefanten auf gleicher Höhe betrachten konnten, gibt es nun die Möglichkeit, vom leicht erhöhten Felsen aus nochmals einen großzügigen Weitblick auf das gesamte Außengehege zu genießen. Der Felsen beherbergt gleichzeitig auch die Unterkunft der Zebramangusten und der Spornschildkröten. Die Zebramangusten können im separaten Außengehege als auch in ihrer warmen Unterkunft beobachtet werden und die Schildkröten haben einen Schutzraum im und am Felsen, von dem aus sie in das Elefantengehege laufen können. Im Felsen befindet sich außerdem die notwendige Wassertechnik für das geteilte Außen- Badebecken der Elefanten, das sich seitlich anschließt.
Dieses Becken bildet die Grenze zwischen Besucherweg und den beiden Außengehegen für Kühe und Bullen gleichermaßen. Dahinter verläuft die Trennungslinie zwischen Bullen und Kühen, die durch Felsgruppen und Seile mit elektrischer Sicherung gebildet wird.
Nun gelangen die Besucher entlang des einsehbaren Bullenaußengeheges zum Elefantenhaus, das sie durch einen großzügigen Eingang von Süden her betreten.
Es empfängt sie darin eine große gewölbte Halle mit zentral angeordnetem Badebecken, der Lauffläche der Elefanten und die linksseitig eingebauten Schaugehege für die Zwergmeerkatzen sowie die Terrarien für Zwergspitzmaus, Achatschnecke, Pillendreher, Nacktmull und Grabfrosch. Das Badebecken hat keine Unterwassereinsicht.
Die Halle ist innen begrünt und von oben großzügig mit Tageslicht versorgt. Das hölzerne Dach hat die Anmutung einer wabenartig gewachsenen Struktur, während die Wände aus farbig behandeltem Strukturbeton wie die Fassade den Raum in geschwungenen Formen begrenzen.
Die rautenförmige Tragstruktur des Holzdaches gibt die Flächen für Oberlichter und Deckenheizplatten vor, so dass diese wie Mosaikbausteine gestalterisch gut integriert werden können.
Auf der Terrarienseite werden leicht erhöhte Sitzstufen angeboten, von der aus die Besucher in Ruhe die Lauffläche und das Badebecken der Elefanten beobachten können. Informationen und Lernspiele im Besucherbereich und im großzügigen Windfang
runden das Besucherangebot im Elefantenhaus ab.
Nach dem Verlassen des Elefantenhauses können die Besucher nochmals die Zwergmeerkatzen in einer gut besonnten Voliere westlich neben dem Haus betrachten. Danach schwenkt der Besucherhauptweg wie bisher und im Masterplan vorgesehen zum darunterliegenden Hang mit dem Berberaffengehege ein.

Für die Haltung der Elefanten unter „protectet contract“ ist durch die Aufgabenstellung ein sehr komplexes und eng vernetztes Raumgefüge mit vielen Umsperrmöglichkeiten und Verbindungen der Gehege untereinander vorgegeben worden.
Die abwechslungsreiche Selbstbeschäftigung der Elefanten und genügend Auswahl von Orten unterschiedlicher Charakteristik im Gelände, Vorgehege und Stall stehen im Mittelpunkt der Gehegegestaltung. Dazu wurden verschiedene Angebote erarbeitet und differenzierte Raumangebote und Kombinationsmöglichkeiten geschaffen. In allen Außengehegen sollen beispielsweise Steingruppen, Baumstämme liegend/stehend, Lehmsuhlen, Sandbetten, versteckte und erhöhte Futterstellen angeboten werden. Sonnige, schattige sowie feuchte oder trockene Gehegeflächen werden ebenso eingerichtet wie offene und etwas „versteckt“ liegende Bereiche, die ein Ausweichen der Tiere in Konfliktsituationen möglich machen.

Um das Ausweichen vor dominanten Tieren zu gewährleisten, soll auch das Außenwasserbecken der Kühe zwei Zugänge erhalten. Im Elefantenhaus sollen Scheuer-Halbstämme an den Wänden und versteckte/erhöhte Futterstellen die Elefanten zur Beschäftigung anregen.
Als zweiter wesentlicher Entwurfsansatz sind ausreichend viele und differenzierte, geschützte Kontaktstellen zwischen Pfleger und Elefanten sowie zwischen den einzelnen Boxen im Stall und zwischen Kuh- und Bullenbereichen geplant. Hier spielt auch der geforderte Zwangsstand eine zentrale Rolle. Wir haben für diesen Bereich auch eine Krananlage und eine Waage für Elefanten eingeplant. Wir schlagen für jede Box ein Kontaktgitter-/ Trainingsgitterbereich vor. Außerdem kann der Pfleger von der oberen Empore mit den Tieren Kontakt aufnehmen und gesonderte Futterrationen platzieren. Auch in den Außengehegen gibt es für die Pfleger geschützte Kontaktbereiche.

Wir schlagen neben dem Weg durch den Zwangsstand eine zweite Verbindung vom Laufstall innen zum Vorgehege der Kühe vor, um die Tiere flexibler managen zu können. Die Logik der Innenboxenzuordnung und die Verbindungswege der Elefanten sollte im nächsten Planungsschritt differenziert und mit Alternativvarianten diskutiert werden, die hier aufgrund der genauen Aufgabenstellung und zeitlichen Rahmenbedingungen noch nicht mit dargestellt werden konnten.

Den dritten wichtigen Entwurfsansatz stellen die Beobachtungspunkte für die Elefantenpfleger innen und außen dar. Wenngleich für bestimmte Beobachtungsgründe und Sicherheitsaspekte die Kameraüberwachung von Boxen und Schiebern notwendig ist, so war es für uns wichtig, den Pflegern an markanten Punkten im Haus und am Außengehege eine gute Übersicht über die Tierbewegungen an Toren zu verschaffen. Dies ist in erster Linie im Haus der Pflegerraum am Laufstall, von dem man das Innenlaufgehege mit allen Kuhboxen und dem Wasserbecken sowie den Besucherbereich einsehen kann. Desweiteren wird auch der Übernachtungsbereich der Pfleger so gelegt, dass der Laufstall und alle Boxen einsehbar sind.
Der Zwangsstand und der Bullenbereich können ebenso von einer Stelle aus direkt gemanagt werden.
Für die Vorgehege und das Außengehege wird ein dazwischenliegender Pflegerbereich zur Beobachtung und Kontaktaufnahme vorgeschlagen.
Die Pflegergänge und –räume im Haus werden auf zwei Ebenen verteilt, wobei das Erdgeschoss den logistischen Hauptbereich mit ebenerdiger Anbindung an den großzügig dimensionierten Hof bildet. Das Haus ist im EG weitgehend mit Radladertechnik befahrbar (alle Elefantenflächen).
Im Hof werden genügend Abstellflächen und Lager für den Tagesbetrieb vorgehalten und kurze Wege für Futterversorgung und Mistentfernung vorgeschlagen.
Das Geländegefälle soll effektiv dafür ausgenutzt werden, die obere Ebene im Haus für zusätzliche Futtergaben in oberen Körben ohne technisch-manuellen Aufwand zu bestücken. So kann über eine kleine Rampe (Brücke) Heu und anderes Futter zu den Boxen zusätzlich von oben angefahren werden.
Der An- und Abtransport der Elefanten kann mit schwerer Technik über eine Zufahrt in das Außengehege/Vorgehege bis an die Zwangsbox erfolgen.
Die großen Schiebetore und Drehtüren im Elefantenbereich werden hängend eingebaut und vorzugsweise durch örtliche Elektromotoren angetrieben. Die Antriebe sollten durch mobile Fernbedienungsschalter bedient werden können. Einige Schieber könnten nur manuell zu betätigen sein, die seltener genutzt werden (z. B. zwischen den Einzelboxen). Aus Sicherheitsanforderungen halten wir es für unabdingbar, auch die Boxen stets mit 2 Schiebetoren auszustatten.
Die Dungentsorgung erfolgt entweder über Container im Hof am Elefantenhaus oder über die bestehende Containerstellung nahe dem Wirtschaftshof. Die Futtervorratsräume im Elefantenhaus sind nur für bis zu 3 Tagesrationen dimensioniert, da sich im nahegelegenen zentralen Wirtschaftshof des Zoos ausreichende Stroh-/Heulager befinden.

Die Begleittierarten werden im Erdgeschoss teilweise rückwärtig versorgt, teilweise werden die Terrarien aber auch von der Besucherseite aus bedient.

Das Elefantenhaus wird auf einer Flachgründung mit geringem Eingriff in den felsigen Untergrund geplant. Alle Wände, Decken und der äußere Dachkranz werden als robuste Stahlbetonkonstruktion konzipiert, wobei die Außenwände 3-schalig mit Kerndämmungen aufgebaut werden. Wand- und Deckenscheiben bilden das Tragwerk des Gebäudes.
Die Oberfläche der Betonfassade und der von Besuchern sichtbaren Innenwände soll eine linienartige Oberflächentextur und einen sandfarbigen Anstrich erhalten.
Das sich aussteifende Stahlbeton-Wand-Decken-System bildet für die gewölbte Holzdachkuppel in der Gebäudemitte als lastabtragender Ring das Widerlager. Die im Dachbereich entstehenden Horizontal- und Vertikallasten werden von diesem Ring in die Wandscheiben abgeleitet.
Das rautenförmig gegliederte Dachtragwerk über dem Laufstall, den Boxen und dem Besucherbereich erhält eine Trapezblechdachhaut mit obenliegender Dämmung, Die Betondachteile werden ebenso von oben gedämmt. Kunststoffabdichtung und Bekiesung komplettieren den Dachaufbau. Die Dachentwässerung erfolgt im Traufbereich ohne Dachüberstände und mit Zuführung des Regenwassers für die Wasserbecken der Elefantenanlage.

Deckenleuchten, Oberlichter und Deckenstrahlplatten werden in den Kassetten des Tragwerkes integriert, so dass keine „störenden“ Leitungsführungen den Gesamteindruck der Halle schmälern.
Fußböden werden vor allem mit Gussasphalt hergestellt. Der Wasserbeckenbereich und die Wassertechnik werden partiell abgesenkt und ebenfalls in Sichtbeton mit Natursteinergänzungen ausgeführt.
Die Meerkatzenvoliere wird als eine Stahl-Kunststoffnetz-Voliere konzipiert.
Wenige Räume erhalten zusätzliche Ausstattungen und Bekleidungen. Dies betrifft vor allem Sanitärräume (Fliesen) und den Übernachtungsbereich der Pfleger.
Sämtliche Tore, Gitter, Türen und Fenster werden in Stahlkonstruktionen vorgeschlagen. Die gut gedämmten dreischaligen Kunststoff-Dachoberlichter sollen als großflächige Segmente ausgebildet werden und im Sommer als große Abluftöffnungen fungieren.
Der Besucherbereich wird ebenso mit Pflanzen aufgewertet, wie die Empore über den Terrarien, in der Pflanznischen eingebaut sind. Im Besuchertrakt des Hauses werden Sitzflächen zum Verweilen, Lernspiele, Informationstafeln und Natursteinblöcke als Dekoration eingesetzt. Die Besucher betreten das Gebäude durch eine doppelte Automatiktür im Windfang aus Stahl/Glas (ähnlich Erfurter Löwenhaus).
Die Barriere zwischen Elefanten und Besuchern wird aus Stahlgeländern, Betonelementen und Naturstein kombiniert, wobei der Sicherheitsabstand von 4 m durch Absperrseile vor den Elefanten gewährleistet werden könnte.

Die gestalterische Grundidee für das Gebäude und die unmittelbar angrenzenden Vorgehege und den Kral ist es, einen ruhigen, abgerundeten Monolith zu schaffen, der Analogien zu den Dickhäutern assoziiert. Die große Form vollzieht einen hügelartigen Schwung und fügt sich durch seine abgerundete Fassung weich in die bewegte Hanglage. Die Gebäudehülle hat etwas Rauhes aber auch Faltiges, ähnlich der Elefantenhaut.
Beispiele für profilierte Sichtbetonfassaden

Die von uns angedachte sandfarbene Einfärbung fügt sich in die Farben der Dornbuschsavanne unauffällig ein. Die rauhe Betonfassade könnte zusammen mit den Natursteinblöcken mit den Jahren altern und von einer „natürlichen“ grünen Patina überzogen werden und von Kletterpflanzen teilweise bewachsen werden.
Auf aufwändige Dekoration oder Bekleidungen kann somit verzichtet werden.
Das neue Elefantenhaus unterstützt vielmehr mit seiner prägnanten Figur und Raumbildung das überregionale Alleinstellungsmerkmal der Elefantenhaltung im Thüringer Zoopark.

Die Gehegegliederungen und Abgrenzungen von Pflanzinseln erfolgt durch elektrisch gesicherte Felsblöcke und Seilzäune mit Elektrosicherung. Die Felsblockreihen im Gehege werden auch dazu eingesetzt, den Abtrag von Erdmassen am Hang durch die Elefanten einzuschränken.
Im Freigehege werden für die Beschäftigung der Elefanten Totholzstämme, Lehmsuhlen und Sandplätze und verschiedenste Futterstellen/-verstecke angelegt.
Die Besucherbarriere bildet ein 80 cm hoher Metallzaun. Dahinter wird der 4m breite Sicherheitsbereich unterschiedlich hoch bepflanzt. Die Pflanzenauswahl soll sich formal an Pflanzengesellschaften der afrikanischen Savanne orientieren. In den großen Pflanzinseln des Außengeheges der Kühe sollen bestehende Baumgruppen erhalten werden (Schattenspender) und zusätzlich vor allem Robinien nachgepflanzt werden, um die Wuchsform der „echten“ Akazien aufzunehmen. Der Zwischengehegebereich und der rückwärtige obere Nordrand des Geheges sollte mit dornentragenden Gehölzen bepflanzt werden.

Die Besucherhauptwege bleiben grundsätzlich erhalten, der untere, südlich laufende Weg wird jedoch mit einer geschwungenen Linienführung aufgewertet und um Verweilzonen erweitert. Der Belag als wassergebundene Decke ist auch zukünftig für den nahezu waagerechten Weg denkbar. Der neue Weg am Hang, der durch den bestehenden Wald vom oberen Plateau zur Dornbuschsavanne herunter führt, sollte aus Gefällegründen asphaltiert werden. Auch der Wirtschaftshof am Elefantenhaus soll aus praktischen Gründen (Futterzwischenlagerung/schwerer Fahrverkehr) asphaltiert werden. Dabei anfallendes Oberflächenwasser kann der geplanten Regenwasserversickerung des Zoos zugeführt werden. Am Wirtschaftshof wird rückseitig zur bestehenden Straße eine Stützwand nötig, um die optimale Zufahrt zum Elefantenhaus und zum Vorgehege/Außengehege zu realisieren.
Auch an den Einbau von Sonnensegeln als Schattenspender sollte bei weiteren Planungsschritten gedacht werden, solang der Baumbestand dafür noch nicht ausreicht. Es ist außerdem optional noch möglich, das Elefantenhausdach mit einem größeren Dachüberstand von ca. 5m über die Vorgehege der Kühe und der Bullen als Sonnen- und Regenschutz zu verlängern.
Der Besucherfelsen am Wasserbecken ist als besonderer Höhepunkt auf dem Besucherweg entworfen. Neben den Schleichkatzen kann man von dort einen großzügigen Gesamtumblick auf die Dornbuschsavanne genießen.
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Konzept + Lageplan

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Entwurfszeichnungen

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