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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2005

Büro- und Gewerbepark Flughafen

Flughafen Essen-Mülheim

Flughafen Essen-Mülheim

2. Preis

Nattler Architekten

Architektur

Reinders Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

1. Städtebauliche Konzeption
Der vorgelegte Entwurf schafft zwei klar definierte Bereiche: Zum einen ein sanft geschwungenes Gewerbeband und zum anderen eine geradlinige Flughafenschiene mit Tower und Empfangsgebäude. Dazwischen führt aus der großzügigen Weite des Flugfeldes herkommend der offene Landschaftsraum, wird hier zwischen den beiden Stadtraumelementen komprimiert, um dann wieder, sich entspannend, ins „unendliche“ Grün des Flugplatzes überzugehen. Die u. a. aus Sicherheitsgründen geforderte strikte Trennung vom Flughafengelände ergibt sich aus der gewählten Figur wie selbstverständlich. Identitätsstiftend bleibt die charakteristische Luftschiffhalle als Symbol mit Signalwirkung zum übergeordneten Verkehrsnetz (A52/L442).
Das vorgeschlagene Gewerbeband bildet den neuen Siedlungsrand und integriert in seinem geschwungenen Verlauf die vorhandenen Hallen an der Lilienthalstraße. Ein robuster Städtebau in abschnittsweiser Realisierung nutzt vollständig die vorhandene Infrastruktur, die entsprechend dem Baufortschritt leicht ausgeweitet werden kann. Die bestehende Flugzeughalle im Baufeld E liegt eingebunden in der Flucht des geplanten Bandes. Die Entscheidung zur Verlegung und Erweiterung der Halle kann bis zum Schluss offengehalten werden. Das Konzept stellt somit eine sehr flexible Lösung dar, die mit der Anordnung einer adäquaten Ersatzhalle am westlichen Ende des Gewerbebandes die Sichtverbindung zum Flugfeld nicht blockiert.
Mit der geplanten, maximal fünf Geschosse umfassenden Bebauung, wird eine moderate Ausnutzung von 0,4 GRZ bzw. 1,5 GFZ erzielt.

2. Baulich-Räumliche Umsetzung
Der Organisation und Gliederung der Baumassen ist eine Bürostruktur zugrunde gelegt, mit integrierten, bis zu zwei Geschosse umfassenden Hallen alternativ offenen Höfen. Geradlinigkeit und Rhythmus sind ihre Identifikationsmerkmale (Adressenbildung). Als Band angelegt, ergeben sich frei einteilbare individuelle Grundstückszuschnitte. Das Rückgrat bildet eine längsorientierte Bebauung zur Flughafenallee (Brunshofstraße) mit U-förmiger Öffnung zum Flugfeld. Wie ausgreifende Finger schieben sich Flugzeugkörper assoziierende Röhren auf gespreizten Gestellen Richtung Startbahn. Sie sind Sinnbild eines zukunftsorientierten, aufstrebenden Hightech-Standortes. Der Blick geht über den Horizont hinaus in die Ferne.
Die Architektur gibt sich leicht und unbeschwert. Gläserne Fassaden weisen auf transparente Vorgänge im Inneren. Farbige Sonnenschutzelemente schieben sich im Wechsel vor die Fassaden. Die U-förmige Bebauung schafft gut belichtete und natürlich belüftete Büros mit Ausblick auf den Flughafen. Die Bauhöhen bleiben auch bei der vorgeschlagenen 5-Geschossigkeit unter 17,70 m bezogen auf die jeweils vorhandene Geländehöhe. Damit kann der Tower ohne eine kostenträchtige Erhöhung uneingeschränkt weiterbetrieben werden. Die Geschosshöhe ist in der Regel mit 3,20 m angesetzt. Im Zusammenspiel mit Hohlraumboden und Flachdecken ergibt das eine lichte Raumhöhe von 2,75 m. In den Höfen können geschossübergreifend größere Raumhöhen realisiert werden. Die Tiefgaragenbereiche unter den Gebäuden sind bis ca. 1,20 m aus der Geländeoberfläche herausgehoben. Vorteile dieses kostengünstigen Systems sind kurze Rampen, eine einfache Belichtung und Belüftung der Garagen sowie eine weitere Reduzierung der Flächenversiegelung. Die Büroetagen erhalten auf diese Weise einen Sockel, der das Gebäude insgesamt schwebend leicht erscheinen lässt.

3. Verkehrliche Erschließung und ruhender Verkehr
Während der erste Bauabschnitt zunächst als „kick off“ unter Beibehaltung der vorhandenen Straßensituation auskommt, sollte jedoch möglichst bald die verwirrende Einmündungssituation von Lilienthalstraße, Brunshofstraße sowie Flughafenzufahrt durch einen Kreisverkehr ersetzt werden. Größter Vorteil wäre eine gleichwertige Erschließung von Gewerbeband und Flughafengebäuden. Der Kreisverkehr zeigt sich dabei als übersichtliche, rückstaufreie Lösung mit einer guten Orientierung, die die Leichtigkeit des Verkehrsflusses unterstützt. Vom Kreisverkehr (über dem ein Flug-/Kunstobjekt schweben könnte) führt eine Erschließungsachse direkt auf das Flughafengebäude zu. Unterstützt wird sie von einem Leuchtband, das auf den Eingang des Empfangsgebäudes zielt. Die Brunshofstraße als weitere Achse bildet die interne Haupterschließung des Gewerbeparks mit direkten Zugängen zu den geplanten Gebäuden. Äußerst wirtschaftlich und sehr übersichtlich durch die komplette Integration der vorhandenen Erschließungsstruktur wird eine nahtlose Fortführung der Flughafenallee angestrebt. Dabei wird die Erweiterung erst dann erforderlich, sobald die vorangegangenen Baufelder belegt sind. Wo die direkten Zugänge von der Straße nicht möglich sind (z.B. an der Lilienthalstraße), erfolgt die innere Erschließung von der Parkplatzspange aus.
180 Stellplätze werden für die Flughafennutzung zur Verfügung gestellt. Der Vorfahrtmöglichkeit am Empfangsgebäude schließt sich zur einen Seite eine kurze Schleife zum Wenden und auf der anderen Seite eine Rundfahrt vorbei an allen Stellplätzen für den Parksuchverkehr an. Eine redundante Anbindung des Parkplatzes erfolgt über eine zusätzliche Erschließungsstraße, die in die Flughafenallee mündet. Individuelles Parken für Besucher und Kurzzeitparker wird in Parkbuchten an den öffentlichen Straßen zur Verfügung gestellt. Das Parken für Mitarbeiter und Besucher ist außerdem auf den einzelnen Grundstücken vor den Gebäuden an der Brunshofstraße, bzw. unter den in den Obergeschossen vorkragenden Gebäudeteilen sowie bei Bedarf auch auf einer abgesenkten Parkebene unter den Baukörpern vorgesehen. Die vorhandene KFZ-Verbindung zur Flughafensiedlung wird gekappt und auf eine Fuß- und Radwegeverbindung reduziert, da jeweils eine autarke Erschließung über die Windmühlenstraße für das Wohngebiet und über die Brunshofstraße für das Gewerbegebiet existiert. Schleichverkehr wird so vermieden.

4. Fuß- und Radwegenetz
Das Fuß- und Radwegenetz ist eingebunden in den großen Rundlauf um das gesamte Flughafenareal und hat somit Anschluss an die unmittelbare landschaftlich reizvolle Umgebung des Erholungsraumes Ruhrtal. Zusätzlich wird eine „kleine Platzrunde am Boden“ rund um das Gewerbegebiet neu geschaffen. Eine dem Fuß- und Radverkehr vorbehaltene Promenade entlang der Grenze zum Flughafengelände verknüpft die Aussichtspunkte miteinander. Vom momentan einzigen, östlich gelegenen Aussichtspunkt, der in seiner Gestaltung gestrafft und aufgewertet wird, spannt sich eine Verbindung nach Westen mit direkter Anbindung der Flughafensiedlung. Dazwischen liegen abwechslungsreiche Zonen mit hoher Aufenthaltsqualität. Aufgeständert im Regenwasserteich hält das neue Café wochentags ein Angebot für die Mitarbeiter der Firmen bereit. Am Wochenende wird der Flughafen für zahlreiche Besucher mit der neuen attraktiven Infrastruktur den gestiegenen Ansprüchen als Ausflugsziel gerecht. Die ÖPNV-Anbindung erfolgt durch die vorhandene Straßenbahnhaltestelle in der Zeppelinstraße sowie durch die Bushaltestelle an der Lilienthalstraße. Der Kreisverkehr verknüpft dabei sinnhaft die jeweiligen Netze der Städte Mülheim und Essen.

Beurteilung durch das Preisgericht

\"Der vorgelegte Entwurf fasst die geforderten Nutzflächen des Büro- und Gewerbeparks in einem ‘sanft geschwungenen
Gewerbeband’ zusammen, das zehn Baufelder nahezu quadratischen Zuschnitts wie Glieder einer Kette aneinandergereiht.
Die gewählte Blockstruktur - die im vorliegenden Entwurf geschickt durch verschiedene Bauhöhen und Baukörperausbildungen
den ‘Typus Baublock’ auflöst ohne dessen Grundform aufzugeben - lässt verschiedene Entwurfshandschriften zu, von
denen die hier dargestellte, eine Möglichkeit darstellt. Auch wenn die hier gezeigte Architektursprache etwas überinstrumentiert
wirkt, wird doch der Ansatz, durch eine signifikante technische Gestaltung zu einem ‘Image’ für den Interkommunalen
Büro- und Gewerbepark am Flughafen Essen/Mülheim zu gelangen, gewürdigt.
Das Flughafengebäude wird als eigenständiges Bauwerk belassen, wobei der Zugangsbereich leider nur sparsam ausformuliert
wird. Auch kann die von den Verfassern intendierte ‘Verdichtung des Grünraums’ zwischen Gewerbeband und Flughafengebäude
nur schwer nachvollzogen werden.
Die gewählte Baustruktur ermöglicht den Erhalt der vorhandenen Flughalle für einen langen Zeitraum, ohne dass diese eine
Vermarktung des größten Teils des Geländes behindert. Ebenso ist ein flexibles Wachstum in einzelnen Bauabschnitten
möglich. Gewürdigt wird zudem die klare Verkehrserschließung und das hohe Maß der baulichen Ausnutzung. Insgesamt liefert
die Arbeit einen praktikablen Lösungsvorschlag für die gestellte Aufgabe.\"
Flughafen Essen-Mülheim

Flughafen Essen-Mülheim