modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 06/2012

Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung 2012 - Zukunft der Vergangenheit: Die Erneuerung von Gebäuden der Baujahre 1945 bis 1979

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Reemtsma Park Hamburg

DE-22605 Hamburg

Auszeichnung

Preisgeld: 6.500 EUR

Riemann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 03/2009

Projektbeschreibung

Architektur

1952-54 hatte Godber Nissen auf dem großbürgerlichen Anwesen v. Philipp Reemtsma die Verwaltung der Fa. Reemtsma errichtet. Um den großzügigen Charakter des 8 ha großen Parkgeländes nur wenig zu beeinträchtigen, und um dem Charakter der Umgebung mit ihren einzeln stehenden Wohnhäusern Rechnung zu tragen, war die Baumasse in drei Baukörper gegliedert worden, die mit gläsernen Verbindungsbauten gekoppelt wurden: Der zweigeschossige Eingangsbau (Haus A); der Vorstandsbau mit Staffelgeschoss (Haus B) und der Bürobau (Haus C). Nach einem Eigentümerwechsel 2003 begann die Neustrukturierung des Geländes: der Auftrag zum Umbau der Verwaltungsgebäude in Wohnhäuser ging aus dem 2004 gewonnenen Wettbewerb hervor. Die drei Gebäude, die Nissen trotz Verwendung derselben Materialien bereits subtil differenziert gestaltet hatte, sollten nun durch behutsame weitere Individualisierung zu Wohnhäusern umgebaut werden. Die sie verbindenden Treppenhäuser wurden nach gemeinsamer Überlegung mit den Landschaftsarchitekten und in Abstimmung mit der Denkmalpflege abgerissen, das gesamte Erschließungssystem zur Gewinnung kompakter, wenn auch zum Teil sehr großer Wohnungen verändert und bei deren Grundrissgestaltung alles unternommen, um die Länge der Häuser innen nicht mehr in Erscheinung treten zu lassen.

Haus A ist das einzige zweigeschossige Gebäude des Nissen-Komplexes; seine schmalen Köpfe sind mit loggiaartigen Fassaden aufgelöst. Hier wurden Maisonettes eingeplant, kleine 179m² - 212m² große „Reihenhäuser“ für Familien mit jeweils eigenem Eingang und direkt angeschlossenen Kellerräumen. Die Felsenbirnen auf der Nordseite vor den Eingängen markieren diese besondere Eingangssituation und die wiedergewonnene Durchlässigkeit zum westlichen Park. Wohnen und Essen im EG, Schlafen bzw. Arbeiten im OG. Die Kopfwohnungen nutzen die vorhandene „Loggiasituation“ mit individuellen Grundrissen.

Den langen Gebäudespiegel von Haus B charakterisiert zur Südseite eine gleichmäßig rhythmisierte Fassade mit großen Öffnungen und einem noblen „Staffel“-Geschoss, während die Nordseite nach zahlreichen Umbauten wenig attraktiv wirkte. Hier wurden drei neue Treppenhäuser als vorspringende und die Länge brechende Baukörper eingeschnitten. Nach außen zeigt sich dieser Eingriff nur bei genauerem Hinsehen, im Inneren sind die Treppen mit verschiedenen Farbgebungen des Stuccoputzes unterschieden.
Die Geschosswohnungen orientieren sich mit Wohnräumen und sogenannten „Family-Rooms“ (Essküchen nach amerikanischem Vorbild) nach Süden, Bäder und Schlafräume nach Norden. Auf der Südseite stehen großzügige Terrassen (EG), Balkone (1.OG) bzw. Loggien (2.OG) zur Verfügung. Die Originalfenster und -Türen aus Mahagoni wurden in allen Häusern soweit möglich erhalten und mit neuer Verglasung ertüchtigt. Auch die wertvollen Mahagoni-Innentüren wurden erhalten, alle Räume mit Parkett ausgestattet.

Wie auch bei den anderen Häusern wurden bei Haus C umfangreiche Maßnahmen für den Schall- und Wärmeschutz umgesetzt. Die vorhandenen Verbundestriche wurden gegen schwimmenden Estrich ersetzt, Innendämmung aus Kalziumsilikatplatten tragen den Anforderungen an die denkmalgeschützte Fassade Rechnung. Alle Gebäude waren als Skelettbauten konzipiert: sämtliche neuen Wände sind – bis auf Treppenhaus-/Aufzugswände – im Trockenbau ausgeführt. Die besonders großzügigen Wohnungen im Haus C können mit benachbarten Appartements gekoppelt werden um Betreuung für Kinder (au-pair) oder ältere Menschen (Pflegekraft) zu ermöglichen oder auch als Mehrgenerationen-Wohnung zu dienen.

Bei allen Häusern wurde versucht, ein Höchstmaß an Substanz und der ihr eigenen architektonischen Aussage, auch die in fünfzig Jahren angesetzte Patina zu erhalten und behutsam im Sinne der Ursprungsidee Nissens weiterzuentwickeln: in diesem Sinne wurden die Schwingflügel- Fenster erhalten, die Fenstergewände aus Naturstein, die Dachüberstände mit ihren grünen Kupferblenden, sodass es einen genauen, oft zweiten Blick braucht, um die Veränderungen überhaupt wahrzunehmen.


Projektbeschreibung:

Aussenanlagen

Der Reemtsma-Park erhält durch genau dieses Gleichgewicht, das durch die sorgfältige Abwägung zwischen Freiraum und Gebäuden, dem behutsamen Umgang mit Gebäude- und Pflanzenbestand und der engen Zusammenarbeit zwischen Architekten und Landschaftsarchitekten entstanden ist, seine besondere und einzigartige Atmosphäre. Die maßvolle Balance zwischen Park und Architektur ist der besonderen Haltung des Bauherren zu verdanken.

Alte Bäume, Licht und Schatten, Weite und Großzügigkeit, ergänzt durch einen vorsichtigen künstleri-schen Umgang in einer zeitgemäßen Haltung, lassen eine absolut eigenständige und unverwechselbare Identität entstehen.

Den vorhandenen Qualitäten und Elementen Rechnung tragend, blieben die Ergänzungen der Landschaftsarchitekten WES & Partner im Bereich des Parks zurückhaltend aber gezielt und unverwechselbar.

Durch die konsequente Umsetzung des Park-Gedankens, der Bäume auf der grünen Wiese bzw. auf dem grünen Rasen, wird die entstandene Ruhe und Großzügigkeit des Reemtsma-Parks in einer verän-derten Qualität wahrnehmbar.

Einige Bäume und Sträucher wurden durch gezielte Schnittmaßnahmen in objekthafte Gebilde transfor-miert. So entstand ein erster Ansatz grüner Kunstformen. Weitere künstlerische Ansätze wurden behut-sam aber gezielt in den Park integriert. So wurde ein Teilbereich des Parks im Süden zu einer topografi-schen Skulptur, im Osten spiegelt ein runder „Wasser-Spiegel“ den Himmel, im Nordwesten entstand der „magische Baumkreis“ und die von einem Wasserfilm überzogene Steinbank, die in Teilen bemoost, den kontemplativen Ort unterstützt.

Wichtiges Thema ist auch das Licht, das sowohl als zurückhaltende funktionale Beleuchtung notwendig ist, als auch die oben beschriebenen objekthaften und künstlerischen Elemente des Parks in Szene setzt. Ein zeitgemäßer Traum.

Das sah auch die Jury des BDA Hamburg Architektur Preis 2010 „Zukunft im Bestand“ so und vergab für den Umbau der Reemtsma Verwaltungsbauten, die denkmalgerechte Sanierung der Reemtsma Villa sowie die südlichen und nördlichen Neubauten den 2. Preisrang, neben drei 1. Preisrängen und vier weiteren 2. Preisrängen.
Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm