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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2013

Wohngebiet Hainweg

ein 2. Preis

Preisgeld: 11.667 EUR

AS+P Albert Speer + Partner GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Das ausgeschriebene Programm wird so an die angrenzende Bestandsbebauung angeschmolzen, dass sich einerseits eine schlüssige und logische Arrondierung des Stadtgrundrisses ergibt, andererseits aber auch das Bild räumlich klar gegliederter Bebauungsmuster entsteht. Der räumlich-strukturelle Grundaufbau des Entwurfs ergibt sich nicht zuletzt auch durch die logische Aufnahme und Fortschreibung dominanter Straßenräume, Wegeverbindungen und Freiräume des bestehenden Gefüges von Nordenstadt. Einerseits wird damit der vorgefundene Duktus der orthogonalen Siedlungsbausteine aufgenommen und teilweise arrondiert. Andererseits definieren die gliedernden grünen Fugen ein neues quadratisches Großbaufeld, das mit einem maßstäblich dimensionierten Zentrum das Herzstück des neuen Wohnviertels bilden soll.

Insgesamt erfährt der Stadtraum des südwestlichen Nordenstadt eine grüne räumliche Gliederung, die hinsichtlich der Wahrnehmung und Orientierbarkeit unterstützend und in Bezug auf die allseitig angrenzenden Siedlungsbereiche als verbindendes Element bzw. Schnittstelle wirkt. Das neue Wohngebiet bietet auch den bestehenden Nachbarn Freiraumangebote und deren adäquate Erreichbarkeit.

Als verkehrliches Rückgrat des neuen Wohngebiets wirkt die südliche Verlängerung des Westrings und dessen Verknüpfung mit Borsig- und Konrad-Zuse-Straße. Hierbei wird das vorgefundene Motiv der Alleen aufgenommen, in das neue Quartier hineingeführt und im Bereich des neuen Quartierszentrums am Kreuzungspunkt mit der Eichelhäherstraße platzartig aufgeweitet. Gemeinsam mit der Konrad-Zuse-Straße ist damit die Haupterschließung des neuen Wohnquartiers gesichert und dessen neue Mitte definiert.

Eine hierarchisch gegliederte Gitterfigur gebildet aus linearen Freiräumen legt sich über das gesamte Wettbewerbsgebiet und vermittelt zwischen dem neuen Quartier und seinen städtischen und landschaftlichen Nachbarräumen. Insbesondere die tief in den bestehenden Stadtraum reichenden Räume, wie die Eichelhäherstraße und der Habichtsweg (beide über den Hessenring nach Osten verlängert) werden linear durch das neue Quartier geführt und unmittelbar mit dem westlich angrenzenden Landschaftsraum verbunden. Freiraumgelenke verbinden die grünen Korridore untereinander. Am Übergangsbereich von Siedlung zur offenen Landschaft weitet sich der Blick aus den topographisch geformten und baumbestandenen Grünzügen in den freien Raum.

Das neue Quartier soll zusätzlich mit einem kleinteiligen System aus grünen Begegnungsräumen ausgestattet sein, die - untereinander verbunden - die Kommunikation im Quartier unterstützen, aber auch die bestehenden Nachbarschaften an die neuen Strukturen anbinden sollen. Diese Nachbarschaftsgärten prägen durch eine differenzierte Gestaltung den Charakter des Wohnumfeldes. Damit eröffnet sich die Chance quartiersübergreifende Kommunikation und Identität zu erzeugen. Orientierung- und Differenzierung der Freiräume wird über eine abgestufte Baumstruktur erreicht. Großbäume definieren die Freiraumkorridore, kleinere die Nachbarschaftsgärten und Straßenzüge.

Eine weitere besondere Grünverbindung besteht in einer südlichen Verlängerung der Achse der Mecklenburger Straße, in der sich eine rhythmisch gegliederte Kette aus bestehenden und neuen Freiräumen sowie dem neuen Quartierszentrum entwickeln kann, die ihren Abschluss in der südlichen Gebäudeschiene entlang der Konrad-Zuse-Straße findet. In diesem Bereich wäre die höchste Einwohnerdichte zu erwarten und damit auch der adäquate Bedarf an Frei- und Bewegungsräumen gegeben.

Entlang der Haupterschließungsstraßen sollen robustere Wohnform, wie Mehrfamilienhäuser und Townhouses, straßenbegleitend angeordnet werden. Offenere Wohnformen orientieren sich zu den ruhigeren Binnenräumen, die schlaufenartig erschlossen werden, so dass möglichst wenige bestehende Wohnadressen von zusätzlichem Verkehr belastet werden. Generell ist aber dennoch eine homogene Durchmischung und Verteilung unterschiedlichster Wohntypen innerhalb einzelner Quartiersbausteine dargestellt. Damit wäre die Grundlage für eine ausgeglichene, auf vielfältige Nachbarschaftskontakte ausgerichtete Stimmung des neuen Wohngebiets geschaffen.

Kompakte Baukörper, günstige Ausrichtungen, sinnvolle Nutzungsverteilung und großzügige Abstände erleichtern die Minimierung von Energieverlusten und die Maximierung von passiven solaren Gewinnen. Die gewählte Anordnung der Baukörper unterschiedlicher Typen ermöglicht eine optimale, kosten- und verlustreduzierte Verteilung der regenerativ gewonnenen Wärme.

Ein Großteil aller Dachflächen ist für eine Photovoltaiknutzung geeignet, da sie nicht oder nur geringfügig durch Bebauung oder Bepflanzung verschattet werden. Dabei müssen die Elemente regenerativer Stromproduktion nicht zwangsläufig zum Nutzungskonflikt mit Gründächern und Dachterrassen führen sondern können sinnvoll angeordnet einen zusätzlichen Mehrwert erzielen.

Dachflächen und Außenräume können größtenteils begrünt werden und somit den Regenwasserhaushalt sowie das Mikroklima günstig beeinflussen. Dies geschieht nicht auf Kosten, sondern einhergehend mit abwechslungsreichen städtischen Räumen hoher Nutz- und Aufenthaltsqualität. Ein wichtiger Gesichtspunkt der nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung sind Retentionsmulden in den Grünkorridoren die Niederschläge aus den angrenzenden Belags- und Dachflächen aufnehmen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Einbindung wird in Bezug auf die Maßstäblichkeit und der Aufnahme der vorhandenen städtebaulichen Struktur positiv bewertet.
Die im Entwurf enthaltenen Grünflächen entsprechen den Vorgaben des Landschaftsplanes. Die drei Ost-West-Grünzüge werden positiv bewertet, weil sie Verbindungen aus dem bestehenden Wohngebiet aufgreifen und bis zum neuen Siedlungsrand/Feld Westseite führen. Ihre Dimensionierung verspricht hohe Aufenthaltsqualität und ist ökologisch sinnvoll. Jedoch ist der westliche Ortsrand als öffentlicher Grünzug noch nicht ausgeprägt. Die kleinen dezentralen öffentlichen Grünbereiche werden begrüßt. Die Positionierung und Ausgestaltung der kleinen Ortsmitten wird in der Jury heftig diskutiert. Der südliche Grünzug parallel zur Konrad-Zuse-Straße bietet die Möglichkeit für aktive Lärmschutzmaßnahmen bei gleichzeitigen Aufenthaltsmöglichkeiten. Die Größe und Qualität der Quartiersmitte wird für ausreichend erachtet. Die Lage im nördlichen Teil des Quartiers wird begrüßt. Die Größe der KiTa ist noch zu gering bemessen.
Die Durchbindung der Eichelhäherstraße ist nicht zu akzeptieren. Durch einen Verzicht dieser Straße nördlich des Quartierszentrums ist eine Integration der Quartiersmitte mit dem Grünzug denkbar und sinnvoll.
Die Ausgestaltung der einzelnen Quartiere sollte noch stärker differenziert werden. Durch geringfügige Änderungen kann das Verhältnis Einfamilienhäuser / Geschosswohnungsbau verbessert werden.
Das Entwässerungskonzept ist äußerst gelungen.
Die verkehrliche Erschließung mit der Verschwenkung der Haupterschließungsstraße erscheint funktionell. Eine möglicherweise gewünschte Verkehrsberuhigung (Durchgangsverkehr) kann nachgebessert werden. Jedoch erscheint die Erschließung der einzelnen Quartiere hoch überdimensioniert.