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Studienauftrag | 04/2013

Zeughausareal Uster

Gewinner

Morger Partner Architekten AG

Architektur

manoa Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Ende der dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts erstellten Zeughausbauten von Uster (1937) sind ein wichtiges Erbe militärischer Vorkriegsarchitektur. Die drei dreigeschossigen Hallenbauten sind in einer Betonkonstruktion mit einem Dachstuhl aus Holz ausgeführt und bilden durch ihrer Positionierung und Materialisierung ein Ensemble. Sie orientieren sich mir ihren grossen Toröffnungen nach innen und verschliessen sich nahezu komplett nach aussen.
Um die Identität der Gesamtanlage mit ihrer geschlossenen, homogenen und nüchternen Wirkung zum Stadtraum hin zu behalten, konzentrieren sich alle Ergänzungsbauten auf das Innere des Areals. Die verschiedenen Nutzungen werden in Einzelbauten angeordnet und ergeben in Form, Grösse und Ausdruck eigenständige Neubauten. Im Teil der Stadt Uster werden sechs und im Teil der Armasuisse vier ergänzende Gebäude so angeordnet, dass sie sich zu einer neuen kompositorischen Formation mit dem Bestand gruppieren. Auf dem Areal der Armasuisse sollen Wohnungen, Atelier und Gewerbenutzungen und eine Kindertagesstätte entstehen und auf dem Areal der Stadt ein Kulturbereich mit einem Kulturzentrum, einer Kleinkunstbühne, einem Tageszentrum, einem Hotel, einem Fitness- und Tanzzentrum und Ateliers, Büro und Praxen. Durch die Gruppierung bilden sich unterschiedliche Freiräume mit unterschiedlichen Nutzungsansprüchen. Ein städtischer Platz für das Kultur- und Tagungszentrum, ein gartenähnlicher Platz um die Wohn- und Atelierbauten und ein Verbindungsraum als wichtige Nahtstelle zu den angrenzenden Wohnquartieren. Die räumliche Vernetzung in den städtischen Kontext erfolgt über die Durchlässigkeit des Areals. Trotz der kontextuellen Verflechtung entsteht über die Art und Weise der Verdichtung ein eigenständiges Cluster im Stadtgewebe.
Im Norden des Areals und ausserhalb der eigentlichen Anlage besteht Raum für ein separates Wohnhaus, dass sich mit dem in Zukunft verdichtenden Wohnumfeld verbindet.
Durch die neue Mischnutzung auf dem Areal soll sicher gestellt werden, dass durch unterschiedliche Nutzergruppen der Ort in seinem Reichtum erschlossen wird und ein lebendiges Stadtquartier entsteht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt basiert auf der These, dass die Ende der dreissiger Jahre des 20. Jh. erstellten Zeughausbauten ein wichtiges Erbe militärischer Vorkriegsarchitektur sind, bei welcher das nüchterne Erscheinungsbild von einer Bauweise zeuge, welcher die Philosophie von funktional, konstruktiv und ökonomisch determinierten sowie seriell hergestellten Gebäuden zu Grunde liege. Die einheitliche Position in den Ecklagen des Grundstückes, die Materialisierung und die Orientierung nach innen würden dabei einen starken Ensemblecharakter erzeugen.
In der Absicht die Identität der Gesamtanlage mit ihrer geschlossenen, homogenen und nüchternen Haltung zum Stadtraum zu erhalten, koppeln die Projektverfasser alle in ihrer Volumetrie differenzierten und subtil positionierten Neubauten konsequent an die bestehenden Zeughäuser an und schaffen mit dieser introvertierten Setzung neue spannungsreiche Räume. Das gewählte Konzept ermöglicht es, das Areal gemäss den programmatischen Vorgaben überzeugend in je einen klar abgegrenzten Kultur- und Wohnbereich zu zonieren. Die städtebaulich prägenden Baumreihen entlang der umfassenden Strassen sollen durch Neupflanzungen zu einer kompakten U-Form ergänzt und damit eine, zumindest gegenüber dem Wohnquartier, fragliche einheitliche Erscheinung erreicht werden.
Die fussgängermässige Haupterschliessung des städtischen Areals führt mittig zwischen den sich gegenüberliegenden Kongress- und Hotelbauten auf den eher etwas beengten Kulturplatz, von welchem der Zugang zu den jeweiligen Gebäuden durch ein spannungsvolles Gassensystem in die Altbauten leitet. Grundsätzlich ebenfalls sehr überzeugend sind die zurückhaltenden Eingriffe in den Altbauten. Sie sollen sorgfältig auf die Primärstruktur zurückgebaut und jeweils eine der Nutzung der Neubauten angemessene dienende Funktion erhalten.
Die Erschliessung des armasuisse-Areals für Fussgänger erfolgt in Verlängerung gleichfalls über den Kulturplatz oder über die Südstrasse. Quer dazu wird eine zweite Verbindung von der Zürichstrasse, an welcher sich auch die Einfahrt in die Parkgarage befindet, in das dahinter liegende Wohnquartier angeboten, welche sowohl dem Kulturhof wie auch dem Wohnhof als Sekundärerschliessung dienen kann. Um den Wohnhof mit einer erhöhten zentralen Rasenfläche sind die neuen, bewusst leicht ungleich geformten Wohnbauten windmühlenartig positioniert.
Insgesamt überzeugt das Projekt mit einem bestechenden Konzept, welches einerseits geschickt eine stadträumlich überzeugende Position einnimmt und andererseits problemlos sowohl Etappierungen wie auch die Vergabe an unterschiedliche Architekten zulässt. Grundsätzlich funktioniert auch das vorgeschlagene Nutzungskonzept sehr gut, lediglich eine engere Verbindung von Hotel und Kongress wäre erwünscht.
Die Umsetzung der Projektidee in einen Gestaltungsplan erweist sich trotz oder gerade wegen der vorhandenen Qualitäten als nicht ganz einfach. Das hoch flexible Konzept lebt trotz aller Flexibilität von einer sehr präzisen Setzung und Staffelung der Baukörper. In der Ausführungsphase wären ausserdem den Anschlüssen von Alt- und Neubauten ganz besonderes Augenmerk zu schenken und im Vorbereich gegen die Berchtoldstrasse wäre zumindest die Parkierung zu hinterfragen.
© Morger + Dettli Architekten AG

© Morger + Dettli Architekten AG

© Morger + Dettli Architekten AG

© Morger + Dettli Architekten AG

© Morger + Dettli Architekten AG

© Morger + Dettli Architekten AG

Erdgeschoss, © Morger + Dettli Architekten AG

Erdgeschoss, © Morger + Dettli Architekten AG

Schnitt 1, © Morger + Dettli Architekten AG

Schnitt 1, © Morger + Dettli Architekten AG

Schnitt 2, © Morger + Dettli Architekten AG

Schnitt 2, © Morger + Dettli Architekten AG