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Einladungswettbewerb | 09/2013

Mannheimer Brezelstand

Layout

Layout

3. Preis

Preisgeld: 2.750 EUR

KFWM Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

DIE QUADRATUR DES KREISES

Der exponierten Lage auf der Breiten Straße („Kurpfalzachse“) und den neu gestalteten Planken ent- sprechend, wird der Brezelstand als zeitlos abstrakt und zurückhaltend angelegte, allseitig orientierte Skulptur interpretiert.
Durch die angestrebte gestalterische Reduktion und das einheitliche Design der Brezelstände wird ein Beitrag zur Nobilitierung der Fußgängerzone geleistet.
Der gewünschten Aufstellung an unterschiedlichen Standorten entspricht die signalhafte Wirkung und der hohe Wiedererkennungswert der von einer Litfaßsäule abgeleiteten Mikro-Architektur.
Das primärgeometrisch angelegte Volumen des Mannheimer Brezelstandes oszilliert zwischen kubisch und zylindrisch.
Die äußere Erscheinung der artifiziellen Box wird geprägt durch eine homogene Dach- und Fassaden- bekleidung aus glattem weiß lackierten Metall.


FUNKTION

Der Brezelstand lässt sich zu den Verkaufszeitenzeiten großzügig nach drei Seiten zum Flanier- und Verweil- bereich der Fußgängerzone hin öffnen. Außerhalb der Verkaufszeiten lässt sich die Box durch drei Klapp- bzw. Schwingelemente formschön und vandalensicher verschließen.
Der Verkaufsraum ist flächenmäßig optimiert und nach ergonomisch-funktionalen Gesichtspunkten möbliert.
Der Vorbereich des Brezelstands ist auf drei Seiten großzügig überdacht. Die künstliche Beleuchtung ist hier unterseitig flächenbündig in die Konstruktion der Überdachung eingelassen.
Das ams-Logo wird wie selbstverständlich in die Gestaltung des Brezelstands miteinbezogen: Das Logo ist flächenbündig in die Attika integriert. In den aus dem Stahlblech ausgelaserten Schriftzug werden hinter- leuchtete Buchstaben aus satiniertem Plexiglas in der Art von Intarsien flächenbündig eingelegt.
Zur Darstellung von Warenangebot und Preisen ist ein System zur unkompliziert austauschbaren Beschriftung flächenbündig in die beiden Eckpfeiler des Brezelstands integriert.
In den „Dachtrog“ lässt sich wahlweise unsichtbar eine PV-Kollektorenanlage zur Stromerzeugung oder ein intensiver Gründachaufbau als Beitrag zum Slogan „Mannheim blüht auf“ integrieren.


REALISIERUNG/ WIRTSCHAFTSLICHKEIT/ ENERGIE

Der Neubau des Brezelstands ist in thermisch getrennter feuerverzinkter Stahlkonstruktion vorgesehen.
Die entsprechend der Vorgaben hoch wärmegedämmte Außenhülle ist mit einer Bekleidung aus glattem und weiß lackierten Stahlblech versehen.
Durch die helle Farbgebung wird der sommerliche Wärmeeintrag klein gehalten. Zur Vermeidung der Überhitzung des Innenraumes im Sommer wird die durch den Backofen erzeugte Warmluft direkt über das Dach abgeführt. Im Winter dient der Backofen als zusätzliche Heizung. Durch die weit ausladenden Vordächer erfolgt eine großzügige Beschattung.
An strengen Wintertagen können die großen Öffnungen im oberen Bereich über den „Klappdächern“ mit einer senkrechten Schiebeverglasung – im unteren Verkaufsbereich mit eingehängten, horizontal verschiebbaren Glasscheiben verschlossen werden. Somit ist auf einfache Weise ein entsprechender Schutz geboten, ohne dabei den Einblick und Ausblick und den Verkauf zu beeinträchtigen.
Durch die robuste Bauweise genügt das Gebäude den Anforderungen an die Langlebigkeit/Nachhaltigkeit und an den Schutz vor Vandalismus.
Der einfache konstruktive Aufbau, die Möglichkeiten der Vorfabrizierung und die geringe Zahl der erforder- lichen Gewerke garantieren eine wirtschaftliche Realisierung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit wählt architektonisch, wie formal, die anspruchsvolle Herausforderung der „Quadratur des Kreises“ d.h. der volumetrischen Verschneidung von Zylinder und Kubus zu einer skulpturalen Kubatur. Dieser selten von Erfolg gekrönte Ansatz gelingt mit Bravour, zeigt dabei aber auch eine starke Nähe zu bekannten Vorbildern in der Tradition der architektonischen „follies“, also der kleiner architektonischer „Verrücktheiten“. Stadträumlich ist die Wirkung gut, insbesondere hat der kleine Bau keine Rückseite und durch die Rundungen eine „schlanke“ Wirkung, allerdings auch eine formal bedingte Übersteigerung der Höhenentwicklung. Die in der Erläuterung aufgezeigte Ableitung aus der Litfasssäule kann die Jury nur schwer nachvollziehen, bei einem derart anspruchsvollen und skulpturalen Baukörper. Die innere Organisation ist fast ausnahmslos überzeugend gelungen, ebenso wie Verkauf und Warenpräsentation.
Die skulpturale Geste wird jedoch auch unter kritischen Aspekten betrachtet, so scheint die Architektur für mitteleuropäisches Klima nur bedingt geeignet und unterhaltungsaufwändig (z.b. Wasserableitung und Verschmutzungen auf der Hülle). Es ist von einer eingeschränkten Wirtschaftlichkeit auszugehen, da die Hüllfläche sehr aufwändig zu detaillieren ist.
Letztendlich führt die große Geste zu einer kontroversen Diskussion, ob eine derart exaltierte Architektur dem Inhalt des Brezelverkaufens gerecht wird oder ob die Geste nicht zu laut und überzogen ist. Besonders kritisch wird eine Multiplikation einer solchen besonderen Architektur gesehen. Konsequenterweise müssten eigentlich für jeden Standort jeweils individualisierte Varianten entwickelt werden.
Ein städtebaulich wie architektonisch sehr interessanter Beitrag als Einzellösung, der die Frage aufwirft, wie viel Architektur ein Brezelstand werden kann? In der Serie erscheint diese Lösung sich aber eher selbst in Frage zu stellen, wenn sie nicht variiert werden könnte.
Dachaufsicht

Dachaufsicht

Grundriss obere Ebene

Grundriss obere Ebene

Grundriss untere Ebene

Grundriss untere Ebene

Schnitt

Schnitt

Ansicht von der Flanierzone

Ansicht von der Flanierzone

Seitenansicht von der Verweilzone

Seitenansicht von der Verweilzone

Ansicht von der Laufzone

Ansicht von der Laufzone

Seitenansicht von der Verweilzone

Seitenansicht von der Verweilzone

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt