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Einladungswettbewerb | 06/2013

Neubau eines Multimedia-Ausstellungssaales mit Archivkeller

1. Rang

JF Architekten + Techniker

Architektur

Erläuterungstext

Architektur / Konstruktion / Material
Die Architektursprache des Gebäudes ist schlicht und zurückhaltend und ordnet sich dem Hauptbau optisch und von der Funktion deutlich unter. Eine introvertierte Wirkung ist gewünscht und wird durch stark geschlossene Fassaden betont. Das Spiel mit geschlossenen Wandscheiben, schroff und kantig, und geöffneten, transparenten Seiten, die zunächst etwas versteckt scheinen, spiegeln das Wesen der Friesen wieder. Auf den ersten Blick und geradezu sprichwörtlich werden die Friesen als verschlossene und heimatverbundene Menschen gesehen. Andererseits zeigt die Geschichte, dass die Friesen durchaus weltoffen sind und es sie in die Ferne getrieben hat (Auswanderung/Seefahrt). Diese kontrastreichen Seiten dieser Kultur gibt das Gebäude in einfacher Formensprache wider.
Das Gestaltungsprinzip wird in den Außenanlagen fortgeführt und fokussiert das vorhandene Denkmal, das das oben beschriebene Thema wieder aufnimmt (Auswanderung).
Die Konstruktion kann in einfacher Massivbauweise erfolgen. Ortsübliche Baumaterialien können zum Einsatz kommen. Die Fassade ist mit einer vorgehängten Konstruktion aus durchgefärbten Faserbetonlatten geplant. Die wechselnden Farbnuancen und die Lebendigkeit dieses Materials lassen die Wände dennoch als eine einheitliche Fläche erscheinen. Weitere Außenmaterialien sind nicht vorgesehen. Das Gebäude lebt von der Schlichtheit und der Reduktion.
Wand- und Deckenschlitze eröffnen selektierte Aus- und Einblicke sowie eine reduzierte, interessante Belichtung.

Funktionalität
Die Verbindung zum Bestand erfolgt über einen Empfangsraum, der sowohl Zugang zur Garderobe als zum Archiv ermöglicht. Der Multimediasaal erlaubt durch die Anordnung von mobilen Trennwänden (Schienensystem unter der Decke schafft flexible Teilungs- und Abtrennungsmöglichkeiten) oder einer Bestuhlung aufgrund seiner klaren Form vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Belichtung erfolgt durch Wand- und Deckenschlitze in reduzierter Form. Der Raum ist relativ leicht abzudunkeln.
Der Archivraum wird im Keller angeordnet. Ein Technikraum für die Klima- und Lüftungstechnik des Archivs und des Saales ist vorgesehen. Der Keller ist so weit vom Bestand entfernt, dass aufwändige Abfangungen während der Baumassnahme nicht zu erwarten sind.

Gebäudeökologie
Das Gebäude ist in seiner Ausformung als kompakt zu bezeichnen. Der direkte Anschluss an den Bestand reduziert die zu dämmenden Oberflächen zusätzlich.
Ortsübliche Materialien mit kurzen Lieferwegen bilden die Hauptkonstruktion.
Die Wärmeversorgung kann vom Hauptgebäude aus erfolgen.

Wirtschaftlichkeit
Das Gebäude kann konventionell und sehr wirtschaftlich in Kalksandstein und Stahlbeton hergestellt werden. Das Gebäude ist kompakt, der Keller so weit vom Bestand entfernt, dass Abfangungen reduziert werden können. Vorhandene Parkplatzflächen bleiben erhalten.

Beurteilung durch das Preisgericht

1) Baukörper
Die Erweiterung ist über einen zurückspringenden Eingang gegenüber dem weiterhin dominierenden Bestand wohltuend abgesetzt und schafft sowohl die erforderliche Distanz als auch eine großzügige Eingangssituation. Die Erweiterung nimmt sich mit dem nochmals niederen Eingangsbaukörper gegenüber dem Kulturdenkmal spürbar zurück.
Der Eingangsbereich ist ausreichend dimensioniert und ist unmittelbar an die mittlere Erschließung des Altbaus angebunden, diese führt sinnvoll in den Multimediasaal. Der Saalbereich ist über seine geschlossenen Wandscheiben introvertiert ausgebildet und erfährt seine indirekte Belichtung über Oberlichtbänder, die längs entlang der Außenwände angeordnet sind. Eine weitere Belichtung ergibt sich über die Westfassade, orientiert auf den eigenständig gestalteten Außenbereich, dieser ist über die fortgeführten Wandscheiben gegliedert und schafft eine prägnante neue Situation für das Auswanderer-Denkmal.

2) Funktion
Der Multimediasaal bietet auf Grund seiner Proportion und Dimension ausreichend variable Nutzungsmöglichkeiten, die eingeschobenen Zellen für Mobiliar sind sinnvoll, jedoch offensichtlich etwas unterdimensioniert.

3) Gestaltung
Die bewusst zurückhaltende Gestaltung der Erweiterung mit der flächig angeordneten, dunkel gehaltenen Außenwandbekleidung wird anerkannt, zu überdenken ist deren Materialwahl und leistenförmige Ausformung.

4) Wirtschaftlichkeit
Die Flächen wie auch das Raumvolumen liegen in angemessenem Rahmen, die weitgehend massive Konstruktion und Bauweise ohne große Glasanteile lässt eine wirtschaftliche Erstellung und einen entsprechenden Betrieb erwarten. Der gewählte Abstand der Unterkellerung erfordert keine Unterfangungs- oder Sicherungsmaßnahmen.
Wettbewerbsblatt

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