modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Mehrfachbeauftragung | 06/2014

Arealentwicklung «Papieri»

Teilnahme

Güller Güller architecture urbanism

Architektur

Westpol Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Metron AG

Bauingenieurwesen

Franck Boutté Consultants

TGA-Fachplanung

Fahrländer Partner Raumentwicklung

Projektsteuerung

Erläuterungstext

Der Entwurf schlägt eine kompakte und dichte Bebauung an der Lorze vor, welche den Grossteil der künftigen Nutzflächen aufnimmt. Sie nutzt die Chance am Wasser zu wohnen und zu arbeiten maximal aus. Die horizontal und vertikal gestaffelten Volumen garantieren eine offene Aussicht und natürliche Belichtung. Die Neubauten werden mit dem Bestand verflochten.

Durch die Konzentration der gebauten Volumen öffnet sich gleichzeitig eine grosse Freifläche auf dem oberen Teil des Areals, dem Plateau. Der dort realisierte, mehrheitlich private Park wird zum zweiten Standortfaktor des Areals. Das Plateau wird durch punktuelle Bestandesbauten bespielt und bleibt sonst frei von Neubauten. Der grosszügige Papieri-Park bietet die Möglichkeiten zur Aneignung des Raums durch die Nutzenden.

Das Projekt sieht eine grosse Anzahl an unterschiedlichen Wohnqualitäten über das ganze Areal verteilt vor und ermöglicht einen grossen Anteil an Wohnungen im Topsegment. Öffentliche Nutzungen sind in erster Linie im Kesselhaus sowie vereinzelt in der dichten Bebauung an der Lorze und weiteren erhaltenen Bauten auf dem Plateau angesiedelt.

Der Papieri-Park verbindet den Lorzenpark mit Cham über einen öffentlichen Weg, der das Areal von Norden nach Süden entlang dem Pavatex-Areal und den östlichen Bahngleisen durchläuft. Drei Ost-West-Verbindungen öffnen die dichte Bebauung an der Lorze zum Park und zum Fluss hin. Bei der Lorzenquerung in der Mitte des Areals wird ein neuer öffentlicher Platz über beide Uferseiten erstellt. Beim Kesselhaus verbindet eine neue Fuss- und Veloverbindung das Plateau direkt mit der Bebauung auf der Höhe der Sinserstrasse.

Die Erschliessung des Areals erfolgt in Etappen über eine sehr grosszügig ausgestaltete Ringstrasse mit drei Anschlüssen an die Knonauerstrasse (bei Vollausbau).

Das Energiekonzept zeigt ansatzweise Lösungen für das Areal, welche sich jedoch auf einem sehr allgemeinen und unverbindlichen Niveau bewegen. Die Zielsetzungen der 2000-Watt-Gesellschaft werden im Sinne einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie sehr pauschal und ohne quantitative Nachweise behandelt.

Die Entwicklung des Areals erfolgt in fünf Etappen, wobei bis zur fünften Etappe keine bauliche Massnahme gegenüber der Pavatex getroffen wird. Als erste Etappe wird der südliche Teil bis und mit dem Kesselhaus sowie den westlichen Ufern der Lorze entwickelt. Danach entwickelt sich das Areal schrittweise von Süden nach Norden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der städtebauliche Ansatz des Projekts „Papieri – Lorze2“ unterscheidet zwischen urbanen und landschaftlichen Strukturen. Während entlang der Lorze eine hohe bauliche Dichte angestrebt wird, soll auf dem Plateau ein offener Park mit öffentlichen Bauten entstehen. Diese Zweiteilung, die vorerst überzeugend war, wurde jedoch im Laufe des Arbeitsprozesses kompromittiert, insofern zusätzliche Volumen im östlichen Bereich des Areals eingeführt wurden. Leider ist es den Verfassern nicht gelungen, eine angemessene architektonische Haltung gegenüber der historischen Bausubstanz zu entwickeln. Insbesondere in den frühen Arbeitsphasen schien das Projekt einer übertriebenen formalen Überschwänglichkeit zu verfallen, welche an diesem Ort befremdend wirkte. Nichtsdestotrotz leistete der Entwurf einen wertvollen Beitrag, der vom Beurteilungsgremium geschätzt wurde.

Die Aufteilung des Areals in die drei Bereiche Lorze, Lorzenhof und Lorzenpark ist nachvollziehbar und im Ansatz stimmig. Der Lorzenraum wird allerdings landschaftsarchitektonisch kaum bearbeitet und wirkt durch die vor- und angelagerte Bebauung vom Rest des Areals sehr isoliert. Der einzig erlebbare Freiraum entlang der Lorze ist ein kleiner Platz neben der Brücke, der aber gestalterisch nicht überzeugen kann. Ähnlich steht es um den Lorzenhof. Die langen, gassenartigen Räume werden nur über die Bauten geprägt und weisen keinerlei Aufenthaltsqualität auf. Der Lorzenpark überzeugt in erster Linie durch seine Ausdehnung und die gute Anbindung an die übergeordneten Langsamverkehrsachsen. Er wird teilweise als privater Raum für die Bewohner des neuen Quartiers verstanden. Dafür scheint er aber deutlich überdimensioniert und zu unstrukturiert. Den Verfassern ist es nicht gelungen, ein klares und starkes Freiraumkonzept zu entwickeln. Inhaltlich wie auch in der Darstellung bleibt das Konzept sehr schematisch und wenig spezifisch.

Die Konzentration der Bauten entlang der Lorze und die kompromisslose Nutzung der historischen Bausubstanz erlauben eine relativ kosteneffiziente Erstellung und ergeben einen überdurchschnittlichen Anteil hochwertiger Premium-Wohnungen. Die Gebäudeschicht entlang des östlichen Rands des Lorzenparks schafft keinen Bezug zu den Baufeldern im Westen des Areals, wodurch Standortvorteile ungenutzt bleiben und keine Gesamtidentität für diese Arealentwicklung erschaffen werden kann. Die grossen Baukörper erzwingen grosse Etappierungsschritte, was eine Reaktion auf wechselnde Wirtschaftslagen erschwert.