Hugo-Häring-Auszeichnung 2014 BDA Kreisgruppe Esslingen-Göppingen

Die alte Fabrikantenvilla der Familie Kauffmann hat als einziges Gebäude auf dem ehemaligen Fabrikareal den Abrissbirnen getrotzt und bleibt Zeitzeuge der Ebersbacher Geschichte. Aus diesem Grunde sollte dem Wohnhaus seine ursprünglich herrschaftliche und dominante Haltung nicht genommen werden.
Bei der Umnutzung zur Musikschule wurden die architektonischen Eingriffe so gewählt, dass das Neue dem Alten nicht seine Aussage und Kraft nimmt. Die Villa wird „herausgeputzt“. Durch den Einsatz von schmalen, vertikalen Fensterflügeln wird ihre Erscheinung gestreckt und ihre Eleganz gestärkt. Das Freilegen und Schlämmen des Außenmauerwerks zeigt Alter und massive Struktur des Mauerwerks und sein weißer Anstrich schüttelt den Staub des Fabrikareals von sich.
Der Neubau ordnet sich dem Altbau durch seine Eingeschossigkeit neutral unter. Er hat Respekt vor dem „Alten“ und lässt der Villa ihre solitäre Stellung. An seiner Stirnseite bietet der Erweiterungsbau auf einer Sockelfläche eine neue Eingangssituation an und dockt mit einem schmalen Seitenflur wie über eine „Gangway“ an das alte Haus an. Der Neubau übernimmt im Eingangsbereich die Parallelität zur Villa, knickt dann jedoch mit der Ausrichtung des Veranstaltungssaals zur Stadt hin ab, nimmt so städtebauliche Fluchten auf und gliedert sich ein. Trotz der reduzierten, gestalterischen Haltung des modernen Skelettbaus, schlägt das Stakkato seiner unregelmäßigen Stützenkonstruktion der neuen Musikschule einen eigenen Rhythmus vor.