modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 09/2014

Bayerischer Denkmalpflegepreis 2014

Steildachstadel in der Schlossökonomie Gern

DE-84307 Eggenfelden, Hofmark 35

Bronze - Kategorie Private Bauwerke

Preisgeld: 2.000 EUR

Arc Architekten Partnerschaft mbB

Architektur

COPLAN AG

Bauherren, Tragwerksplanung

ALS Ingenieure GmbH & Co. KG

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten, Gewerbe-, Industriebauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 07/2010
    Fertigstellung: 12/2011

Projektbeschreibung

Text von arc:
Aufgabenstellung
Die Coplan AG, ein Ingenieurbüro mit über 100 Mitarbeitern erwarb den denkmalgeschützten ehem. Bullenstall in der historischen Hofmark Gern, um die neue Hauptniederlassung hier unterzubringen. Ein neues Bürokonzept und die wachsende Belegschaft führten zu einem Raumprogramm, das zwei Drittel über die im ehemaligen Bullenstall darstellbaren Flächen hinaus ging. Aufgabe war, die große zusammenhängende Bürofläche in verträglicher Weise im historischen Ensemble unterzubringen.

Lösung
Ein zweigeschossiger Anbau unter Traufhöhe des historischen Gebäudes schließt den Hofraum und öffnet sich zur Landschaft nach Süden. Die ehemaligen Toröffnungen im Stadel werden für die Belichtung des Altbaus genutzt.
Spaliere vor den Öffnungen und den Glasfassaden des Neubaus schaffen einen verträglichen Maßstab und eine in der Hofmark vertraute Materialität trotz der funktionalen Anforderungen einer modernen Bürofassade.
Die Spaliere sorgen als Filterschicht trotz der Lage direkt an der öffentlichen Verkehrs- und Platzfläche für eine geschütze Atmosphäre in den Büroräumen.


Text von COPLAN:
Beschreibung
Der historische Steinstadel befindet sich im Areal der Schlossökonomie Gern, das von der Stadt Eggenfelden zum Kulturzentrum entwickelt wird. Ein Wening-Stich von 1723, zeigt die bauliche Situation in der Barockzeit, mit Wasserschloss, Kirche, den Stallungen und Remisen, sowie einen Barockgarten. Die Hofmark selbst geht aber bis in das späte Mittelalter zurück.

Wo nach 1830 der jetzige Steinstadel entstand, sind auf dem Stich noch untergeordnete Gebäude dargestellt .
1967/68 wurde die Bausubstanz durch den Einbau eines Jungviehstalls stark verändert. Dann stand das Gebäude lange leer.

2008 erwarb das Ingenieurbüro COPLAN AG das Objekt und errichtete dort, im Zusammenhang mit einem Erweiterungsbau seinen Firmensitz. Mit der Sanierung des akut einsturzgefährdeten Stallgebäudes durch die COPLAN AG findet ein erstes privates Unternehmen seinen Platz im Ensemble der Schlossökonomie Gern.

Neben den städtebaulichen und denkmalpflegerischen Aspekten wurden hohe Funktionsziele realisiert: das Gebäude bietet heute hochwertige Arbeitsplätze für 130 Architekten, Ingenieure und Planer, Konferenz- und Besprechungsräume, eine Kantine und ein Kopier- und Druckzentrum.

Im Sinne einer nachhaltigen Unternehmenskultur erfüllt das Projekt ökologische, ökonomische und soziokulturelle Ansprüche: Es wurden nur ökologisch wertvolle Baustoffe eingesetzt und in der historischen Bausubstanz wurde der Energieeffizienzstandard eines Neubaus erzielt. Bei der Auswahl der Bauteile und aller technischen Komponenten wurde auf eine langfristige Optimierung der Betriebskosten geachtet. Das Gebäude bietet einen hohen thermischen und akustischen Komfort und ist barrierefrei erschlossen. Die deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen verlieh dem Projekt 2013 das Silberzertifikat nach Neubaustandard!

Städtebauliches Konzept
Das historische Gebäude wurde durch einen Neubauteil ergänzt, der den Innenhof des Ensembles räumlich abschließt. Er entsteht eine Gasse zwischen dem Neubau und dem historischen „Gotischen Kasten“. Der Neubau orientiert sich in den Dimensionen und den Materialien am Bestand.

Denkmalpflegerisches Konzept
Das ehemalige Stadelgebäude sollte seinen Charakter behalten. Deshalb wurden die Einbauten der 60er Jahre entfernt. Für die neuen Fenster wurden die ursprünglichen Toröffnungen wieder freigelegt.
An den bestehenden Außenwänden wurde ein einfacher Wärmedämmputz angebracht, der den handwerklichen Charakter erhält und eine lebendige, denkmalgerechte Oberfläche erzeugt.
Der als Einzeldenkmal eingetragene steile Walmdachstuhl wurde freigelegt und erhielt unter Bewahrung der historischen Anschlussausbildung eine außenliegende Dämmebene. Um eine ruhige Dachfläche zu behalten, wurden die Dachfenster bündig in der Ebene der Dachdeckung eingebracht, der Sonnenschutz nach innen verlegt.

Planerische und bauliche Maßnahmen
Um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, wurden von den Ingenieuren modernste Planungsmethoden eingesetzt: Ökobilanzierung, Simulationen für thermische und akustische Qualität, sowie eine Tageslichtsimulation. Um eine langfristige Wirtschaftlichkeit zu erhalten wurde eine Lebenszykluskostenanalyse erstellt. Zur energetischen Effizienz tragen eine Biomasseheizung (Pelletsanlage), Betonkernaktivierte Geschossdecken und eine Kompressionskältemaschine bei. Auf die Stadel- Außenwände wurde eine Flächenheizung aufgebracht, die das Mauerwerk zusätzlich trocknet.

Alle Planungsschritte erfolgten nach den Regeln eines von der DQS zertifizierten QM- Systems.

Besondere Anforderungen stellte der historische Dachstuhl an die Tragwerksplanung: bevor die Einbauten des 20. Jahrhunderts ausgebaut werden konnten, musste das komplette Dachtragwerk instandgesetzt werden.
Die bei einem Kehlbalkendach notwendigen geschlossenen Gespärredreiecke waren nicht vorhanden, der marode Dachstuhl drückte auf die Außenwände. Es mussten daher zuerst die Wechsel verstärkt und die Stichbalken zugfest angeschlossen werden. Für den Dachgeschossausbau wurden weitere Deckenebenen eingezogen, die neuen Balken wurden an die historischen Querschnitte angepasst.

Anschließend wurden tragende Elemente der Dachkonstruktion, die im Lauf der Zeit entfernt worden waren, nach historischem Vorbild wieder ergänzt. Die durch Fäulnis zerstörten Hölzer wurden freigeschnitten und querschnittsgleich mit biegesteifen Blattstößen verbunden.

Danach konnte man die Stalleinbauten zurückbauen und die neuen Deckenkonstruktionen erstellen. Die Zerrbalkenlage wurde an provisorische Sprengwerke im Dachgeschoss gehängt, die Dachkonstruktion spannte dann frei über die gesamte Gebäudebreite. Da ein tragfähiger Baugrund erst in 4,00 Metern Tiefe angetroffen wurde, wurde eine Tiefgründung vorgenommen.

Die neue OG- Decke musste die Schall- und Brandschutzanforderungen erfüllen, eine Spannweite von 7,00 Metern abdecken und ein geringes Eigengewicht im Verhältnis zur Tragfähigkeit aufweisen. Da die Lasten einer Stahlbetondecke von den Fundamenten und dem Baugrund nicht aufgenommen werden konnten, wurde eine Ziegeleinhängedecke eingebaut.