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Award / Auszeichnung | 09/2014

Auszeichnung guter Bauten 2014 BDA Ostwestfalen-Lippe

Gemeinschafts-Wohn-Projekt „Pöstenhof“

DE-32657 Lemgo, Pöstenweg / Hinter den Pösten

Auszeichnung

Wohnbau Lemgo eG

Bauherren

KC Krause & Co Malerbetrieb GmbH

Bauunternehmen

habermann.decker.architekten

Architektur

Ingenieurbüro Schmitz

TGA-Fachplanung

F & S GmbH

TGA-Fachplanung

M. Oberhokamp, Ingenieurbüro für Bauwesen

Tragwerksplanung

Landschaftsarchitekten BDLA Peters + Winter

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    5.715m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2010
    Fertigstellung: 01/2012

Projektbeschreibung

Besonderheiten:
Der „Pöstenhof Lemgo“ besteht aus zwei sich gegenüberliegenden 3-geschossigen Riegeln mit Laubengangerschließung. Durch Vor- und Rücksprünge sowie die verschiedenen Breiten übereinanderliegender Wohnungen wird der Baukörper in seiner Länge aufgeteilt und orientiert sich an der kleingliedrigen Stadtstruktur der historisch gewachsenen Hansestadt Lemgo. Das übergeordnete Symbol dieses Wohngruppenprojektes ist das Geben und Nehmen, welches sich subtil in der Fassaden- und Baukörpergestalt wiederfindet. Wie Glieder einer Kette halten die Bewohner aneinander fest und zusammen.


Innovativer Ansatz:
Anders als bei anderen Wohngruppenprojekten hatte der Bauherr das Grundstück und das Ziel, ein Wohngruppenprojekt zu organisieren. Damit gibt es eine Reaktion mit Wohnverdichtung in den Städten der ländlichen Regionen. Es werden neue soziale Strukturen geschaffen. Die Entsiedelung der umliegenden Dörfer wandelt sich um in eine neue Form sozialer Netzwerke in der Stadt.

Lage:
Das Gebäude liegt in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt von Lemgo, das Zentrum ist fußläufig in 10 Minuten erreichbar. Das Wohnprojekt ist eingebettet in ein Wohnquartier der Wohnbau Lemgo eG mit unterschiedlichen Wohnungsgrößen sowie einem Familien – bzw. Nachbarschaftszentrum.

Außenraumgestaltung
Neben kleinen Vorzonen mit Terrassen und großzügigen Loggien im privaten Außenbereich gliedert sich der gemeinschaftliche Außenbereich in drei Teile: einem öffentlichen Stadtplatz, einer gemeinschaftlichen privaten Innenhoffläche und den Wohnungsvorzonen, den Lauben-gängen. Der öffentliche Platz wird genutzt für Veranstaltungen, Feste und Flohmärkte.

Wohnungstypen
Es gibt ausschließlich Mietwohnungen von unterschiedlicher Größe, von 1-Zimmer-Wohnungen bis zu 5-Zimmer-Wohnungen als Maisonette. Hierbei gibt es auch öffentlich geförderte Wohnungen. Insgesamt umfasst das Wohngruppenprojekt 33 Wohnungen, einschl. einer Gästewohnung.

Mieter – Eigentümerstruktur
Es gibt ausschließlich Mietwohnungen. Die Mieterstruktur ist durchmischt, sowohl in der Altersstruktur, von Kleinkindern bis zu Senioren, in der Gruppenstruktur, Familien, Pärchen, Singles, als auch in der sozialen Einkommensstruktur, vom Unternehmer über den Handwerker bis zum Rentner.

Kommunikationszonen
Kommunikationszonen mit Sitzflächen gibt es im Außenbereich in verschiedenen Zonen und im Laubengang, der als interner aber öffentlicher Bürgersteig verstanden wird. Durch die Vor- und Rücksprünge der Wohnungen entsteht ein Spiel zwischen Verengung und Ausweitung. Ein Gemeinschaftsraum am öffentlichen Platz ist nachbarschaftsfördernd und Schnittstelle zur Öffentlichkeit.

Soziales Konzept
Die Mischung der Altersstrukturen und die Mischung unterschiedlicher Statuten, Eigenschaften und Fertigkeiten der einzelnen Bewohner stellt die besondere Form des Zusammen- und Miteinanderlebens dar. Es entsteht eine kleine Dorfgemeinschaft innerhalb einer gewachsenen und bestehenden Siedlungsstruktur.
Eine Tagespflegeeinrichtung im Gebäude ist Teil des sozialen Gefüges.

Emissionen, Immissionen
Auf Emissionsschutz hinsichtlich des nächtlichen Schalls, z.B. durch zuschlagende Autotüren auf den Stellplätzen, wurde seitens der Stadt besonderes Augenmerk gelegt und mit akustischen Bekleidungen und einer großflächigen Carportanlage reagiert. Bisher hat ein Bewohner ein Elektroauto und betankt dieses mit Strom innerhalb der Carportanlage. Auf Grund der unmittelbaren Nähe zur Innenstadt und der Anbindung an das Stadtbussystem schwindet der Bedarf an eigener Mobilität und lässt das Interesse an einem Carsharing-Modell steigen.

Konstruktionen – Baustoffe
Es handelt sich um einen Massivbau mit Stahlbetondecken und Mauerwerk aus Porotonziegelsteinen. Stahlstützen sind als tragende Konstruktionsteile eingesetzt.
Es wurden Kunststofffensterrahmenprofile verwendet.

Prozessqualität
Die prozesshafte Entwicklung dieses Projektes ist ein besonderes Merkmal.
Dazu gehört das Finden der Bewohner, das Zusammenwachsen und intensive Kennen-lernen vor dem Einzug. Eine weitere Entwicklungsstufe während der Planungsphase war das intensive Einbinden der Bewohner in den Planungsprozess. Die Mitgestaltung der Wohnungsgrundrisse und Mitbestimmung in der Auswahl der Böden und sanitären Objekte war Teil der wachsenden Identifikation.

Ruhender Verkehr
Es gibt eine Stellplatzanlage mit teilweise überdachten Stellplätzen aus Schall-emissionsgründen im rückwärtigen abgewandten Bereich der Wohnanlage.

Art der Beauftragung
Die Beauftragung erfolgte über Einzelausschreibungen mit dem Ziel die Bauaufgaben an ortansässige Handwerksbetriebe zu vergeben. Die Planung wurde direkt vergeben.

Beurteilung durch das Preisgericht

In einer sich zunehmend entsolidarisierenden Gesellschaft mit sich auflösenden familiären Strukturen wächst das Bedürfnis nach neuen Lebensformen, die Gemeinsamkeit und Individualität zugleich zulassen.
Nach dem Konzept des gestapelten, "kleinen Dorfes" wurden differenziert ausgebildete, öffentliche und private Räume entwickelt und moderne Wohnangebote für alle Altersklassen und Bewohner mit unterschiedlichen Interessen, Begabungen und Budgets entwickelt. So gelang es, einen attraktiven, baulichen Rahmen zu schaffen, der mit dem zusätzlichen Angebot einer Tagespflegeeinrichtung und den vermietbaren, zum öffentlichen Platz hin orientierten Gemeinschaftsräumen Strahlkraft in das umgebende, heterogen in Erscheinung tretende Wohngebiet entfaltet. Dadurch hat der Pöstenhof das Potenzial, sich zum Quartiersmittelpunkt in einer ansonsten auf sich selbst bezogenen Nachbarschaft zu entwickeln.
Das soziale Grundprinzip des Wohnprojektes, gegenseitiges Geben und Nehmen, Kommunikation und miteinander Zeit verbringen, wird durch das offene Erschließungssystem und das Spiel der versetzt zueinander angeordneten Freisitze gefördert. Geboten sind die Möglichkeiten der Kontaktnahme im halböffentlichen Raum als auch des individuellen Rückzugs.
Bautechnische Details wie beispielsweise die Ausbildung der mäandrierenden Fassade oder die des Laubengangs, der mit seinen schlanken, in rhythmisch wechselnden Abständen gesetzten Stützen je nach Standpunkt des Betrachters offen oder geschlossen in Erscheinung tritt, zeugen von der hohen, baulichen Qualität des Projektes.