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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2015

Ostflügel

Perspektive Lindenplatz

Perspektive Lindenplatz

2. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Soll die Identität der Offenburger Altstadt gestärkt werden, muss auch ihre Erscheinung und Lesbarkeit im Offenburger Stadtgrundriss stärker verdeutlicht werden. Hierzu bedarf es ein höheres Maß an stadträumlicher Klarheit, das zudem nicht an der aktuellen Wettbewerbsgrenze halt machen kann. Der vorliegende Wettbewerbsbeitrag wurde deshalb bewusst als Teil eines Ganzen bzw. als Teil der gesamten Offenburger Altstadt entwickelt. Ihm liegt eine Strategie zugrunde, die sich aus folgenden Maßnahmen zusammensetzt:

- Qualifizierung der Altstadtgrenze:
Der soweit noch vorhandene Grünring entlang der ehem. Stadtmauer ist kein Restraum. Er muss als eigene Gestalt mit besonderer Qualität gestalterisch definiert werden. Gleiches gilt für die Schnittstellen zwischen der Altstadt und den außerhalb der ehemaligen Stadtmauer liegenden Quartiere (siehe bspw. ehemalige Stadttore).

- Qualifizierung besonderer Orte in der Altstadt:
Die vorhandenen Plätze bilden besondere Akzente in der Altstadt-Struktur. Sie sollten unter zeitlosen Aspekten, wie Einfachheit und Klarheit, herausgearbeitet und als pointierte, charaktervolle Gestaltungsmaßnahmen verstanden werden.

- Vereinheitlichung des Oberflächenbelags
Der Oberflächenbelag in der Altstadt muss als Einheit verstanden und entsprechend ausgebildet werden. Er ist das schlichte, einfach gewebte "Tischtuch", auf dem die historischen Gebäude, "Geschirr und Tafelsilber", angemessen zur Geltung kommen können.

- Qualifizierung von Straßenräumen in der Altstadt
Die Eigenarten der Straßenräume in der Altstadt sollten jeweils herausgearbeitet werden. Dabei darf es jedoch nicht um eine bloße Konservierung oder Wiederherstellung historischer Zustände gehen. Die heutigen Kriterien einer lebenswerten Altstadt sollten in die Gestaltung einbezogen werden (siehe bspw. Begrünung der Lange Straße).

- Definition und Qualifizierung der Grenze zum neuen Quartier
Das geplante neue Quartier an der Gustav-Rée-Anlage zitiert archetypische mittelalterliche Stadtstrukturen, ohne selbst Teil der gewachsenen Offenburger Altstadt zu sein. (Es setzt die räumliche Charakteristik der Altstadt nördlich der ehemaligen Stadtmauer fort.) Aufgrund dieser Ambivalenz kommt der Grenze zwischen dem neuen Quartier und der Altstadt, dem Ost-West-Abschnitt der Gustav-Rée-Anlage, eine besondere Bedeutung zu: Sie soll trennen und öffnen zugleich. Ein grüner Boulevard soll diese Aufgabe übernehmen. Er stellt den hier ehemals verlaufenden Grünring in vereinfachter Form - als Allee - wieder her. Gleichzeitig bildet der grüne Boulevard einen repräsentativen, durchlässigen Rahmen für das neue Quartier und übernimmt so die Funktion eines Entrées in Nord-Süd-Richtung.

Die Lange Straße soll neben der Marktstraße als wichtige Nord-Süd-Verbindung stärker hervortreten und gleichzeitig die Aufgabe einer attraktiven und mikroklimatisch wertvollen Grünverbindung übernehmen. Sie wird entlang ihrer Westseite von einer durchgängigen Baumreihe aus kleinen Linden (Tilia cordata ´Rancho´) begleitet.

Die Lange Straße soll zum niveaugleich ausgebauten shared space werden. Die Oberflächen werden durchgehend einheitlich mit Natursteinpflaster in Reihe angelegt und durch offene Entwässerungsrinnen gegliedert. Als Fahrbahnmaterial wird Asphalt mit heller Splittabstreuung vorgeschlagen, um die Kosten im gewünschten Rahmen halten zu können.

Am vorhandenen Imbiss-Pavillon entsteht unter dem Blätterdach der Bestandsbäume ein kleiner Biergarten. Der Platz wird mit Kleinsteinpflaster ausgebildet und von einem Pflasterrahmen gefasst.
Der Baumbestand in der Steinstraße wird erhalten. Unter den Bäumen werden Doppelbänke (siehe Details) aufgestellt. Die Oberflächen werden durchgehend einheitlich mit Natursteinpflaster in Reihe angelegt und durch offene Entwässerungsrinnen gegliedert. Die Skulptur des "Riesen" mit dem „Stadtbach“ wird in den Belag integriert.

Der Ost-West-Abschnitt der Gustav-Rée-Anlage wird zum „Grünen Boulevard“ mit einer Kirsch-Allee. Auf dem Boden wird ein "Teppich" aus Pflaster in drei verschiedenen Formaten und Helligkeiten „ausgerollt“. Die Verknüpfung des Boulevards mit dem "Grünen Ring" im Norden an der Bahnlinie wird als Wegeplatz mit Skulptur im Baumhain ausgebildet. Die zwei Platanen werden integriert.
Die gesamte Gustav-Rée-Anlage sollte niveaugleich ausgebaut und als shared space angelegt werden. Die Oberflächenbeläge im Neuen Quartier sollten wie in der Altstadt durchgehend einheitlich mit Natursteinpflaster in Reihe angelegt werden.

Auf dem Klosterplatz wird ein Wasserspiel in der Achse zum Klostereingang aufgestellt. Durchgehender, einheitlicher Belag aus Natursteinpflaster in Reihe bildet die Platzoberfläche. Ein Pflasterrahmen faßt den Platz. Die Fahrspur wird durch Markierungsnägel entsprechend markiert.
Vor der Klosterschule entsteht ein öffentlicher Klostergarten mit Achsenkreuz und Brunnen oder Skulptur in seiner Mitte. Die Bestandsbäume werden in die Gestaltung integriert. An der Stirnseite des Klostergartens entsteht eine großzügige Treppenanlage mit Terrasse für Aufenthalt und Erschließung der Klosterschule. Die Zufahrt zu den Garagen wir weiterhin ermöglicht.

Auf der Westseite des Lindenplatzes wird als spannungsvolles Pendant zum bestehenden Linden-Karree eine Solitär-Linde gepflanzt. Unter den Bestandslinden werden schlichte Sitzpodeste, entlang der Platz-Längsseiten zwei sich gegenüberstehende Doppelbänke platziert (siehe Details).

Die zentrale Platzfläche wird in Kleinpflaster angelegt. Der bestehende Brunnen mit Skulptur bleibt in seiner Lage unverändert. Die Oberfläche der Platzränder werden durchgehend mit Natursteinpflaster in Reihe befestigt.

Der Anschluss Lange Straße - Gustav-Rée-Anlage soll als Wegeplatz in Kleinpflaster ausgestaltet werden. Entsprechend der besonderen Lage des Platzes in der Altstadt und der Stadtmauer sollte hier eine Infoskulptur o. ä. aufgestellt werden.

Am Anschluss Marktstraße - Gustav-Rée-Anlage sollte ein attraktives Band im Bodenbelag den ehemaligen Stadtmauerverlauf auf der Marktstraße markieren.

Verkehr, zusätzliche Informationen
Der "Erschließungskreis" Lange Straße - Klosterstraße - Glaserstraße sollte mit einem einheitlichen Belag ausgestattet werden, um die Unterscheidbarkeit zu den shared space Bereichen zu erhöhen und somit einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Die Fahrspuren sind in einer einheitlichen Breite von 4,75 m geplant. Einzige Ausnahme bildet der kurze Abschnitt Lange Straße mit Einrichtungsverkehr. Hier wird eine Fahrbahnbreite von 3,50 m vorgeschlagen.
Der zweispurige Radweg, aus der Gustav-Rée-Anlage im Norden kommend, mündet vor der Kurve zum Ost-West-Abschnitt der Gustav-Rée-Anlage in den shared space-Bereich.
An Stelle des Parkplatzes am Kloster wird ein einladender Klostergarten geplant. (siehe oben). Ladezonen und Kurzzeitparkplätze werden entlang der Straßen wie gefordert angeordnet.
Generell gilt für das gesamte Planungsgebiet: Wo notwendig, werden vereinzelt Poller ergänzt.

Beleuchtung
Die bestehenden Selux Alpha Leuchten werden ausgebaut, aufgearbeitet und an neuen Standorten mit effizienten LED Modulen mit 45W ausgestattet weiterverwendet.
Die Stadtmauer, das Kloster und sonstige attraktive historische Fassaden werden mittels kleiner Zusatzstrahler angestrahlt, die an die Masten montiert werden.
Die Steinstraße und die Zunftgasse werden mit Seilpendelleuchten ausgestattet. Diese Gestaltung sollte sich auch in den anderen engeren Gassen fortsetzen. Falls die Ausstattung mit den Pendelleuchten nicht vorstellbar ist, können alternativ in der Steinstraße auch die Mastleuchten eingesetzt werden. Die vier Linden auf dem Lindenplatz werden durch uplights inszeniert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Gestaltungsvorschläge der Verfasser beweisen eine gründliche und qualitätsvolle Auseinandersetzung mit dem Stadtraum des Ostflügels von Offenburg.

Beginnend an der Zauberflötebrücke wird der Lindenplatz visuell zum Auftakt in die Altstadt gewendet. Vorhandene Elemente werden in den neuen langgestreckten Platz sinnvoll integriert. Die Nahtstelle Lange Straße wird durch eine Linde räumlich richtig betont.

Die Lange Straße selbst wird durch eine Baumreihe – es sollten hier nur sehr schmalkronige Bäume zum Einsatz kommen – und durch Aufwertung seitlicher Platzbereiche zum tragenden Verbindungselement in Richtung des neuen Einkaufsquartiers an der Gustav-Rée-Anlage.

Hervorzuheben ist die Gestaltung des neuen Klostergartens, der auch für den Schulzugang eine wunderbare freundliche Atmosphäre herstellt. Allerdings sind die Zufahrten nicht ausreichend berücksichtigt. Die Anordnung eines neuen Brunnes vor der Kirche ist nicht zwingend.

Die gewählte Materialität des Bodenbelags erzeugt ein weitgehend homogenes, ruhiges Bild und ermöglicht die bruchlose Anknüpfung an die Seitenstraßen, allerdings mit Einschränkungen hinsichtlich der Komfortabilität für die Fußgänger und mit Fragen im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit in der Umsetzung.

Die Ausstattung ist angenehm zurückhaltend und nicht überinstrumentalisiert. Die Beleuchtung bezieht sich auf bestehendes Repertoire. Dieser äußerst pragmatische Ansatz wird als Konzeptgedanke erkannt, jedoch unter gestalterischer und lichttechnischer Sicht eher kritisch gesehen. Die Differenzierung von Seitengassen durch andere Beleuchtungssysteme wird positiv gewürdigt. Jedoch scheinen die Mittel für die Raumproportionen ungeeignet.

Das vorgeschlagene Verkehrskonzept ist stimmig und berücksichtigt die funktionalen Anforderungen weitgehend. Ausnahme ist die Waren-Zufahrt / Ausfahrt zum Einkaufsquartier, die nicht abgebildet ist. Insbesondere in den Übergangsbereichen wird die Belastbarkeit des Belages für Schwerlastverkehr hinterfragt.

Der Vorschlag eines durchgängigen Bewegungsraums von den Wallanlagen bis zur Hauptstraße wird als Bereicherung angesehen. Die Belagskodierung möchte hier allerdings eher als Chiffre für einen überwiegend den langsameren Verkehrsteilnehmern gewidmeten Raum gelesen werden.
Auch die vorgeschlagene Baumart für den Boulevard Gustav-Rée-Anlage wird im Hinblick auf das Lichtraumprofil, Eignung und Boulevardqualität sowie der visuellen Anknüpfung an das Einkaufsquartier vom Preisgericht hinterfragt.
Insgesamt zeichnet sich der Entwurf durch sein durchgängig gutes Gesamtkonzept, das auch in den Detaillösungen sehr gute und an die besonderen räumlichen Bedingungen ausgerichtete Vorschläge bietet.
Perspektive Klosterplatz

Perspektive Klosterplatz

Perspektive Steinstraße

Perspektive Steinstraße

Perspektive Gustav-Re¦üe-Anlage

Perspektive Gustav-Re¦üe-Anlage

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:200

Lageplan M 1:200

Piktogramme

Piktogramme

Schnitt-Isometrien M 1:200

Schnitt-Isometrien M 1:200

Schnitt-Isometrien LICHT M 1:200

Schnitt-Isometrien LICHT M 1:200

Details M 1:50

Details M 1:50

Mobiliar

Mobiliar